Das Internet ist eine praktische Sache, wenn man auf der Suche nach Informationen ist.
Blöderweise ist so eine Suche ad libitum immer damit verbunden unfassbare Mengen von Sekundär-Informationen aufzunehmen, so daß es mindestens die zehnfache Zeit dauert rumzugoogeln, statt mal eben eine Auskunft mit einem Telephonanruf einzuholen.
Einen Ausweg mögen NEWSLETTER weisen:
Hat man einmal eine wirklich gute Info-Quelle entdeckt, abonniert man einfach zukünftige news, ohne sich selbst immer wieder in den Webdschungel – die große Zeitklaumaschine – zu begeben. So kann man gleich zweifach Zeitsparen, denn man sucht nicht nur nicht selbst, sondern die per mail eintrudelnden Newsletter sind üblicherweise so öde, daß man sie ohnehin gleich wegklickt, wenn sie eintreffen.
Es gibt aber eine Ausnahme – und zwar die Anschreiben und Erklärungen der Jungs vom Übel und Gefährlich – jenem Bunkerveranstaltungsclub auf dem Hamburger Heiligengeistfeld.
Ich empfehle dringend für den „Rundbrief“ zu subscriben; es ist immer weine Freude das zu lesen. Und nebenbei bemerkt haben die auch nette Veranstaltungen; Mittwoch geht es zu Coco Rosie.
Anbei ein paar Beispiele:
Tachchen.
Ja ja, die Sonne scheint, die Säfte blubbern, eine Amsel kracht aufs Dach. Trotzdem sollten Sie sich mal überlegen, wie Sie sterben möchten. Wenn Sie die Wahl hätten. Senden Sie uns Ihre Wunschtodesart per Mail. Wir sehen dann, was sich machen lässt. Bis es soweit ist, nehmen Sie bitte folgende Veranstaltungsinformationen zur Kenntnis und versuchen Sie, Ihr Restleben so angenehm wie möglich zu gestalten.
Heute, Freitag / 24:00 / 5,- SPONTANPARTY
Tilman Tausendfreund, akaak, Flor Hasenberg & Bergeé Es war so: Es war nichts los. Ein freier Freitag. Das gibt’s doch nicht. Man hat ja eine Verantwortung. Wir wollen nicht Schuld sein, wenn sich unglückliche Menschen in die Elbe stürzen. Stürzen Sie lieber hier rein........
Hust, hust, hallo, hust.
Kaum ist die Sonne weg, bemächtigen sich heuschreckenartige Bakterienstämme des vom Klima frühzeitig gewandelten Menschenkörpers, und man hat eine Erkältung. Man konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wie das ist, eine Erkältung zu haben. Jetzt weiß man’s wieder. So ist das also. Aha. Was soll man machen? Man legt sich hin. Man bleibt liegen. Man kann nicht lesen, sieht fern. Das ist schlimm. Fernsehen, zumal tagsüber, ist nur unter Zuhilfenahme großer Mengen beruhigender Drogen möglich, auch das hatte man ganz vergessen. Man stopft sich mit Vitaminen voll, bis der Vitamin C-Schock einen weißen Belag auf die Zunge zaubert. Musikhören geht auch nicht, tut weh im Kopf. Man dämmert so dahin. Da kann man endlich mal guten Gewissens liegen bleiben – und will nicht. Weil es eine Ödnis ist. Während man so dahin deliriert, kommt der Zorn, die Rachsucht. Wer war das? Wessen Bakterien, welcher Händedruck, wessen Nieser, welcher Mitmensch hat mich infiziert mit dieser fiesen Partikelarmee, die nun ziellos durch den schwachen Körper marodiert? Alle anstecken! Rausgehen, unsichtbare Bakterienatompilze in die Gegend niesen und alle anstecken, es wird dann schon den Richtigen treffen. Aber rausgehen geht nicht. Man muss liegen. Und weiß gar nicht mehr, wie das ist, nicht erkältet zu sein. Plötzlich, im Fieberwahn, eine Erleuchtung! Was machen die klugen Naturvölker, wenn sie erkältet sind? Sie trinken scharfen Schnaps und knabbern Chilischoten. Weil das die Bakterien tötet. Töten, töten, töten – das ist gut. Her mit dem Schnaps! Wo gibt’s den Schnaps? Den gibt’s bei uns, an der Bar. Währenddessen geht auf der Bühne folgendes ab......
Yo, was?
Es ist Wind + STOP + Kann nicht gehen + STOP + Hut weg + STOP + Bäume,
Pfeiler, Windräder fallen + STOP + Chaos, Klimakrieg + STOP + Angst, Wetterangst, Tod droht + STOP + Kippe anzünden unmöglich, Luftbewegung knochenhart + STOP + Straßenstaub und Smog stopfen Poren dicht, Sturmdreck + STOP + Blind jetzt + STOP + Panik, Herumirren + STOP + Hilfe, bitte, SOS + STOP + Hört hier jemand? + STOP + Es ist derart windig + STOP + dass man noch nicht mal telefonieren kann, geschweige denn eine E-Mail schreiben oder so. Die Kontaktaufnahme + STOP + scheint nur über althergebrachte Telegramme möglich, was stilistisch gut zur Windpanik passt, das Gefühl des Gehetztseins verstärkt und überhaupt mal eine willkommene Abwechslung ist, allerdings den Nachteil hat, das längere Sätze nicht möglich sind, denn Telegramme sind immer kurz und Maschinengewehrmäßig, das geht immer alles nur in Satzfetzen, was schade ist, dann lange Sätze können sehr unterhaltsam sein, wenn man auf ihnen reitet wie auf einer Welle und reitet und reitet, nur um dann irgendwann festzustellen, dass einen die Welle nirgendwo hinträgt, das man sozusagen einem Satzwitz aufgesessen ist, was eine mieser Trick ist, klar, da kann man schon mal sauer werden. Wie immer gut geschützt, ulkig ummantelt von hunderttausend Tonnen Stahlbeton, sind die Besucher des Uebel & Gefährlich froh, sich in Sicherheit zu befinden und in bester Gesellschaft noch dazu. Umso mehr, da sich auf der Bühne des kleinen Bunkerclübchens unterhaltsame Dinge tun, die vorher stets mittels Rundbriefe angekündigt werden, so dass hinter niemand sagen: Wie? Was? Wusst’ ich nicht
Mi.7.3./21:00 Junior Boys & I Am Bones. Es wurde uns nahe gelegt, die Musik der hier spielenden Künstler doch bitte etwas weniger kryptisch zu umschreiben, damit man sich auch was drunter vorstellen kann. Ok. Stellen Sie sich mal bitte vor, Sie stehen auf einer Wiese. Die Sonne scheint. Die Drossel piept. Plötzlich kommen zwei drei Meter große neongelbe Frösche angetanzt und hauen Ihnen so lange die Patschefüße ins Fresschen, bis Ihnen ganz warm wird ums Herz.
Di.20.3./21:00 Thomas Belhom & James Merle Thomas
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