Das Westerwellesche Zäpfchen Niebel bemüht sich stets noch mehr Unsinn als sein Chef zu reden – wenn es auch kaum noch möglich ist Guuido and Rückgratlosigkeit, Idiolatrie, Infamie und Anmaßung zu übertreffen.
Gerade scheint es, als habe er mal wieder besonders krude pekziert. In seinem Blog vom 2. August schlägt er vor die afghanische Schlafmohnernte aufzukaufen.
Aber haltstopmomentmaleben – nur weil ein phronemophobischer Apparatschik wie Dirk N. etwas ausspricht, muß es noch nicht grundsätzlich falsch sein.
Gelogen ist natürlich, daß er sich den Plan ausgedacht hätte, aber gut ist die Idee doch.
Also mal ganz von vorne:
Afghanistan wurde 2004 von einer Anti-Mohn-Kampagne überrollt. Ein Bericht der Vereinten Nationen vom November 2003 warnte, dass der afghanische Mohnanbau im Jahr 2004 auf Rekordhöhe geschnellt war. Mit einem geschätzten Wert von 2,4 Milliarden Dollar macht der Mohnhandel 60 Prozent der Wirtschaft des Landes aus und versorgt die Welt mit 87 Prozent des insgesamt verbrauchten Opiums. Auf den UN-Bericht reagierte Präsident Hamid Karsai mit einen nationalen »Dschihad gegen die Drogen«, und die internationale Gemeinschaft erhöhte ihr Antidrogenbudget auf fast eine Milliarde Dollar.
2/3 der Landbevölkerung Afghanistans hängen direkt von der Mohnernte ab und nachdem man sie schon nicht gerade durch das militärische Rambo-Vorgehen der Amis wirklich begeistern konnte, wurde im Januar 2004 wurde eine afghanische Einheit für Drogenbekämpfung ins Leben gerufen; im Jahr 2004 beschlagnahmte sie 80 Tonnen Opiate sowie 30 Tonnen Vorläuferchemikalien und zerstörte 70 Drogenlabore. Nachdem das ganze Land also schon in Trümmern lag, wurde nun auch noch begonnen der ärmsten Bevölkerung systematisch die Lebensgrundlage zu entziehen. Einem Bericht der UN-Behörde für Drogen und Verbrechen (UNODC) vom März 2005 zufolge sank der Anbau in den meisten Mohnanbaugebieten des Landes merklich. Wohl aus Angst vor den regierungsamtlichen Erntevernichtungen reduzierten viele Bauern zunächst den Anbau. Nun frage ich mich was wohl die deutschen Bauern sagen würden, wenn islamisches Militär hier patrouillierte, die Kohlrabi-Ernte mit Flammenwerfern abfackeln würde und dann verlangte man solle es dafür noch schätzen. Das Schlagwort „Kampf um die Herzen“ will ich gar nicht erst aussprechen. Dörfer, die traditionellerweise Opium anbauen, sind ebenso abhängig von der Pflanze wie die Süchtigen, die sich Heroin spritzen. Die Einzigartigkeit des Mohns – keine andere Pflanze wächst so leicht und bringt so viel Geld – führt dazu, dass ganze Dörfer sich um ihn herum organisieren. Die westlichen Truppen versprachen zwar Kompensationen, aber die sind ob der chaotischen Lage nie eingetroffen. Wie lange wartet da wohl ein hindukuschlerischer Bauer OHNE Existenzgrundlage ab, nur weil GW Bush nun mal den Opiumanbau nicht mag?
Nun schreiben wir also das Jahr 2007, die afghanische Mohnernte hat einen absoluten Rekordwert erreicht und versorgt angeblich bis zu 95 % der weltweiten Nachfrage. Viele Hilfsorganisationen vor Ort sehen natürlich die Zusammenhänge weniger ideologisch, als die Fanatiker im Weißen Haus oder bei der NATO. Die Europäer und auch die Deutschen sind dabei übrigens NICHT hilfreich. Merkel hat sich ja ohnehin bei dem Thema abgemeldet und widerspricht GWB sowieso nicht. Nun breitet sich der Terror immer mehr aus und die Taliban feiern ihr Comeback – mit freundlicher Unterstützung der debilen Strategie von EU und USA; so befindet der thinktank Senlis Council:
Nicht wir gewinnen den Kampf um die Köpfe und Herzen des afghanischen Volkes, sondern die Taliban. Tatsächlich haben die von der internationalen Gemeinschaft angewandten Methoden zur Bekämpfung der Aufstandsbewegung und die Vernichtung der Mohnernten den Aufständischen sogar geholfen, an Macht zu gewinnen. Statt des versprochenen Wiederaufbaus hat die internationale Gemeinschaft bisher eine Politik der Zerstörung verfolgt. Die aggressive, von den USA angeführte Anti-Drogen-Strategie der Erntevernichtung hat es nicht geschafft, die Unterstützung der Afghanen zu gewinnen, denn sie hat eine Kettenreaktion von Armut und Gewalt ausgelöst, durch die die armen Bauern, deren einzige Existenzgrundlage vernichtet wurde, nun ihre Familien nicht mehr ernähren können. Man zieht Menschen nicht auf seine Seite, indem man sie bombardiert, sondern indem man ihnen hilft. Die Taliban haben das Versagen der internationalen Gemeinschaft für eine extrem effektive antiwestliche Propaganda genutzt, die in den Augen der Öffentlichkeit deutliche Zweifel an den Gründen sät, mit denen die internationale Gemeinschaft ihre Präsenz in Afghanistan rechtfertigt.
Daher schlagen auch Raymond Kendall (ehemaliger Generalsekretär von Interpol) und Norine MacDonald (Vorsitzende und Gründerin des Senlis Council, einer Denkfabrik, die sich mit Sicherheits- und Entwicklungsfragen beschäftigt.) vor, in Afghanistan wissenschaftliche Pilotprojekte zur Untersuchung eines Lizenzsystems für den Opiumanbau durchzuführen. Dieses würde eine Kernkomponente für den wirtschaftlichen Wiederaufbauprozess darstellen. Ein System, in welchem der Mohn zur Herstellung von Schmerzmitteln wie Morphium und Kodein in Lizenz angebaut würde, würde es den Bauern ermöglichen, ihrer traditionellen Erwerbsbeschäftigung und Lebensweise nachzugehen und – was noch wichtiger ist – ihre Familien zu ernähren. Es herrscht weltweit ein Mangel an Morphium und Kodein, insbesondere in den unterentwickelten Ländern, in denen diese lebenswichtigen Medikamente häufig knapp oder gar nicht erhältlich sind.
GUTER PLAN – nur leider ist die amerikanische Regierung bekanntlich beratungsresistent und andere Regierungschefposten, die mal in dieser Richtung agieren könnten, sind leider wie der deutsche Kanzlersessel außenpolitisch faktisch vakant.
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