TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Donnerstag, 15. Oktober 2009

Bischöfliche Sicht.

Wenn die lästige Realität dabei stört, die eigenen Pfründe zu erhalten, gehen Kirchenfürsten massiv gegen die Wahrheit vor.

Letzte Woche gab es in der ARD einen informativen Bericht über den südafrikanischen Bischof Kevin Dowling, der sich tatsächlich bewundernswert für AIDS-Kranke engagiert.

Das halbstündige Video aus der Reihe „Gott und die Welt“ ist hier zu sehen:
Zwischen Rom und Kondom

Der katholische Oberhirte kann dies mit Hilfe einiger Ordensschwestern so intensiv tun, weil er ungehorsam ist und sich diametral der afrikanischen Bischofssynode und vor allem dem Papst entgegen stellt.
Der Pontifex Maximus und nahezu alle Kardinäle vertreten beim Thema AIDS eine Strategie, die auf einer gigantischen Lüge beruht:
Im Kampf gegen Aids in Afrika helfe es nicht, Kondome zu verteilen, das richte sogar Schaden an.
Der Papst nimmt billigend in Kauf, daß Millionen Kinder und Erwachsene elendig durch den HI-Virus sterben, anstatt sich für das Leben und die Gesundheit der Menschen einzusetzen

Ratzinger ist ein Apologet des Todes; oder wie es der NDR formuliert:
Der Vatikan lehnt Kondome seit der Enzyklika "Humanae vitae" (1968) lehramtlich ab, weil sie ein künstliches Mittel zur Empfängnisverhütung sind. Damit ist deren Gebrauch aber auch tabu als Schutz vor einer Aidsinfektion.
Der Bischof von Rom lügt - zum Schaden der Menschen.


Das Deutsche Episkopat fürchtet um seine Kirchensteuergelder - 19 Milliarden waren es im 2008.
Insbesondere zittern sie nach dem erstinstanzlichen Erfolg des Kirchenrechtlers Hartmut Zapp wider des Automatismus zwischen einem schlichten weltlichen Verwaltungsakt - nämlich dem Nichtbezahlen des „Mitgliedsbeitrages“ - und der höchsten kirchlichen Strafe - nämlich dem Bann, der Exkommunikation gibt.
Nach wie vor gibt es auch unter den Kirchenmitglieder ein gehöriges Maß des Unwissens was eigentlich von den Kirchensteuern bezahlt wird und was nicht.

Carsten Frerk nennt auf hpd eine Studie, die fatale Unkenntnis der Zahler belegt:

In einer nationalen Umfrage sind vor wenigen Jahren Kirchenmitglieder gefragt worden, ob sie aus der Kirche austreten würden, wenn die Kirchen nur wenig oder fast gar nichts aus der Kirchensteuer für soziale Ausgaben verwenden würde – was ja der Realität entspricht. Knapp die Hälfte aller Befragten sagten dazu, dass sie dann aus der Kirche austreten würden. Und je jünger die Befragten, desto größer ist dann der Anteil derjenigen, die aus der Kirche austreten würden. Wenn sie es denn wissen würden

Tatsächlich sind es 4 Prozent der Kirchensteuer, die in die Finanzierung von sozialen Dienstleistungen fließen.
Um zu verhindern, daß womöglich massenhaft Kirchenmitgliedsbeitragbezahler austreten, dürfen sie also niemals die Wahrheit erfahren.
Hier tut sich einer meiner absoluten Lieblingsbischöfe, der Pädophilie-Förderer Gerhard Ludwig Müller hervor, indem er dreist das Blaue vom Himmel herunter lügt, wie Frerk eindrucksvoll zeigt.


Überhaupt der Mammon.
Als die Börsen zusammen brachen und Billionenwerte pulverisiert wurden, waren die moralischen Zeigefinger der Kleriker hoch erhoben.
Sie schalten die Manager ob ihrer Unmoral und forderten sie auf der Gier zu entsagen.
Die Bördenzocker frönten dem „Götzendienst“.
Spon rekapituliert:

Nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers vor einem Jahr bezeichnete der Erzbischof von York, John Sentamu, die Banker wenig subtil als "Bankräuber". Der Markt scheine "nach den Regeln von Alice im Wunderland" zu funktionieren, schimpfte der Würdenträger. Auch der Rest der Gesellschaft hatte in seinen Augen schwere Schuld auf sich geladen. "Wir sind alle in den Tempel des Geldes gegangen", sagte der empörte Bischof und zitierte einen Bibelspruch: "Die Liebe zum Geld ist die Wurzel alles Bösen." Vor zwei Wochen wiederholte sein Kollege Rowan Williams, der Erzbischof von Canterbury, die Kritik der Kirche am Finanzunwesen. Er warf den Bankern vor, keine Lehren aus der Krise gezogen zu haben. "Es fehlt, was ich als Christ Reue nennen würde", sagte er der BBC. Erneut kritisierte er den "Götzendienst" gegenüber dem Geld.

Episkopat um Episkopat entdeckte seine fiskal-ökonomische Kompetenz und forderte strengere Regeln und effektivere Finanzaufsicht ein. Forderungen, die zwar von anderer Stelle (bsp Helmut Schmidt) schon seit Dekaden erhoben werden, denen sich die Kirchenspitzen als letzte anschlossen, nachdem das globale Geldkind in den Mariannengraben-Brunnen gefallen war.

Dafür sind es jetzt ebenfalls Bischöfe, die als erstes von den strengeren Finanzmarktregeln abrücken.
Nachdem sie nämlich gemerkt haben, daß sie ihre eigenen Milliardenvermögen nicht mehr asozial in Hedgefonds in der Welt umher schieben können, um zu ihrem eigenen finanziellen Wohl Arbeitnehmer auszupressen.

19,5 Milliarden Pfund ( ~ 32 Milliarden US-Dollar) nennen die Britischen Bischöfe ihr Eigen.
Daß sie mit diesem Geldbatzen nach den derzeit in Brüssel diskutierten Hedgefonds-Regeln womöglich nicht mehr ganz so locker zocken könnten, gefällt ihnen gar nicht.

Die Kirchenoberen handeln nach ihrem alten Wahlspruch „was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern!“ und erklären:
"Um unsere Profite zu maximieren, brauchen wir die Freiheit, die besten Investmentmanager und Fonds auszusuchen."
Kein Grund sich zu wundern, stellt SPON süffisant fest - wenn es um ihre eigenen Profite geht, kennt die Kirche, die anderen predigt „eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in den Himmel kommt“, keinerlei Moral:

Für Kirchenkenner kommt das Renditedenken der Bischöfe nicht wirklich überraschend - denn in Geldfragen legen die Kleriker seit Jahrtausenden eine Doppelmoral an den Tag. Die breitere Öffentlichkeit dürfte sich über die flammende Verteidigung der Hedgefonds dennoch wundern. Denn damit stellt sich die Anglikanische Kirche an die Seite der mächtigen Finanzlobbyisten, die sie sonst so gern verteufelt.

Nichts Neues also an der Kirchenfront.
Wasser predigen, Wein saufen und dabei lügen, daß sich die Balken biegen.

Im morgen erscheinenden STERN tituliert Prof Hans Küng das Ratzinger-Pontifikat nicht gerade positiv:
"Die gegenwärtige Politik des Vatikans wird ein Fiasko. Der Versuch, die Kirche wieder zurück ins Mittelalter zu zwingen, leert sie. Man kann die alte Zeit nicht zurückholen!"

Na, ich weiß ja nicht Herr Küng - bei aller Liebe:
Der RKK gehören immer noch 1,2 Milliarden Menschen an.
In Deutschland sind es noch 25 Millionen, die als brave Schafe Mitgliedsbeiträge zahlen und sogar 82 Millionen, die sich eine Regierung wählen, die mit einer weiteren zweistelligen Milliardensumme den Klerikern das Leben in Saus und Braus finanziert.

Ein Aufstand gegen diese haarsträubenden und verfassungsrechtlich nicht haltbaren Zustände (Kirche und Staat sind getrennt!) ist nicht in Sicht.

9 Kommentare:

Oberclown hat gesagt…

Herr Küng irrt auch in anderer Hinsicht. Im Mittelalter gab es ein religiös begründetes Zinsverbot, das auch von der römisch katholischen Kirche durchgesetzt wurde. Dahin wollen die garantiert nicht zurück.

Anonym hat gesagt…

Der katholischen Kirche geht es wie den Volksparteien - machtgeile Ewiggestrige an der Spitze, die sich jeglicher Realität verweigern und den Kurs der gesamten Organisation auf jahrzehnte negativ beeinflussen.

Und DUMMERWEISE gibt es immer noch genug "Stammgläubige", die diesem Unsinn tapfer auf den Leim kriechen.

Der Nordstern.

jakebaby hat gesagt…

"Der katholischen Kirche geht es wie den Volksparteien - machtgeile Ewiggestrige an der Spitze, die sich jeglicher Realität verweigern und den Kurs der gesamten Organisation auf jahrzehnte negativ beeinflussen."

Aus Deren Sicht muss man Das gerade im Sinn verkehren und solange keine andere Realitaet mitbuhlt, werden sie weiterhin ihre Eigene aufrecht erhalten.

Die machtgeilen Ewiggestrigheutigen sehen ihren Kurs auch ganz sicherlich nicht Negativ solange er fuer Sie funktioniert.

Und es sieht wirklich nicht danach aus, als wuerde sich in naher Zukunft irgendetwas daran aendern.

Realismus kann ganz schoen pessimistisch sein.

Gruss
Jake

QuakediQuak hat gesagt…

@ Der Nordtern
Ewiggestrig unterschreibe ich dir sofort, aber machtgeil?

Tut mir leid, wenn ich die deutschen 'Spitzenpolitiker' durchgehe finde ich keine fünf auf die -nach meiner
Auslegung des Wortes- dieses Wort zutrifft. Bei Merkel hatte ich das Gefühl, dass sie den Wahlkampf eher als eine Art Buchstabierwettbewerb genommen hat--Hauptsache gewonnen und dann mal sehen. Machtgeil kann in meinen Augen nur sein, wer die Macht will um etwas damit zu tun (und sei es nur sinnlos andere seine Macht spüren zu lassen). Schröder war machtgeil (ich finde übrigens ein gewisses Maß an Machtgeilheit bei Politikern durchaus wünschenswert), Koch ist es noch, Seehofer vielleicht, bei zu Guttenberg weiss ich noch nicht- bis jetzt scheint er mir aber eher mediengeil zu sein. Leute wie Jung, Glos haben die ausser "dümmlich" überhaupt Eigenschaften? Wenn ja, dann können sie sie gut verbergen...
Ich zähle die Sekunden, bis ich für diesen Kommentar auf die Mütze kriege.

Gruss

QuakediQuak

Tammo Oxhoft hat gesagt…

QuakediQuak

@Oberclown - gutes Argument mit dem Zinsverbot. Aber für sie selbst haben stets andere Regeln gegolten - wie hätten die Kirchen denn sonst ihre Milliardenvermögen zusammen raffen können?

In Islamischen Ländern haben die Kleriker diesbezüglich übrigens weniger Spielraum.
Vor exakt einem Jahr schreibt deswegen die WELT:
„Islamische Welt stolz auf krisenfeste Banken. Die islamischen Länder fühlen sich durch die Finanzkrise gestärkt: Ihre Banken seien nicht so stark gebeutelt wie Finanzinstitute der westlichen Länder. Tatsächlich unterscheidet sich das islamische Finanzwesen vom Kapitalismus durch ein Zinsverbot. Bei Muslimen gelten Zinsen als Geld ohne Leistung – und damit als Wucher”

http://www.welt.de/wirtschaft/article2586393/Islamische-Welt-stolz-auf-krisenfeste-Banken.html

@Nordstern - als Sozi kann ich es natürlich nicht so ganz unterschreiben, daß in den Volksparteien bloß machtgeile Ewiggestrige hocken.
Da sollte man schon bedenken, daß 99,9 % der Parteimitglieder nicht bezahlt werden und wenn sie denn engagiert sind, dies rein ehrenamtlich tun. Macht erlangt man dadurch nun wirklich nicht.

Aber wenn ich Dich richtig verstehe, meinst Du wohl eher die Parteispitzen.

@ Jake - das kann man natürlich kaum von der Hand weisen, was Du schreibst.
Es kommt aber schon sehr darauf an in welcher Organisation man sich befindet. Als katholischer Bischof ist es topp - ich sehe da kaum Erosionen in ihre praktischen Macht. Man sehe sich nur mal an, wie devot buckelnd TV-Moderatorinnen „Eure Exzellenz“ oder „Eminenz“ hauchen, wen nsie einen von diesen Kleidchenträgern in ihrer Sendung haben.

Für CDU und FDP funktioniert es doch auch wunderprima - 70% der Deutschen wünschen sich diese neue Regierung und zumindest Guido und Angie sitzen so bombenfest im Sattel, daß sie noch lange nicht auf ihre Titel und Privilegien verzichten müssen.
Bei den Sozen ist das schon ganz anders - deren Basis ist chronisch unzufrieden, hinterfragt andauernd was, nickt unbequemerweise nicht alles ab, was von oben vorgegeben wird und so rollen die Vorsitzendenköpfe immer recht schnell.

@ QuakediQuak

OK, hier kriegst Du was auf die Mütze:
Natürlich ist Merkel machtgeil. Was Du ihr als „Buchstabierwettbewerbmethode“ ankreidest, ist in Wahrheit ja eine besonders perfide Form der Machtgeilheit. Sie ordnet nämlich alles und jeden dem einen Interesse unter, selbst an der Macht zu bleiben.
Sie hat keinerlei Prinzipien und leckt stets die Ärsche, die ihre eigene Position am besten festigen. Da kann sie mal die kalte Reformerin von Leipzig sein, oder mal das Gegenteil, die die SPD links überholt und gegen Rente mit 67 und für Alg-I-Verlängerung eintritt.
Sie würde genauso gut auch Bremen an Dubai verkaufen, oder die Hessen fluten lassen, wenn es ihr hülfe.

Schröder war in dem Sinne eben NICHT machtgeil - er wußte ganz genau, daß er sein Amt verliert, oder zumindest extrem aufs Spiel setzt, als er mit der Agenda 2010 kam und insbesondere mit seiner einsamen Neuwahlentscheidung für 2005 hat er bewiesen, daß eben NICHT seine eigene Macht für ihn das Wichtigste war - sonst hätte er locker noch bis 2006 regieren können.

LG
Tammox

QuakediQuak hat gesagt…

@ Tammox

Vielleicht drücke ich mich falsch aus, vielleicht reden wir einfach nur an einander vorbei.

Für mich zumindest bedeutet Machtgeilheit ein ins Extreme gesteigertes Glücksgefühl, das mit dem Erwerb von Macht einhegeht, und das daraus resultierenden Bedürfnis danach (stell dir mal vor, du würdest nach einer Wahl zum Klassensprecher einen Orgasmus haben-- und das dann gesteigert in Richtung Bundestagswahl).

Wenn man diese Sichtweise akzeptiert (wie gesagt wenn!) sollte man sich zunächst grundsätzlich etwas über Glück klarmachen:

Michael Schmidt-Salomon(, dessen Urteil auch bei dir hoch im Kurs zu stehen scheint,) stellt fest, dass "Glück notwendigerweise mit der Erweiterung und Steigerung unserer Existenz verbunden ist" und zitiert in diesem Zusammenhang Alexander Lowen:"Glück ist das Bewusstsein das Wachsens."


Nun wird sich ein Bewusstsein des Wachsens bei Schröder angesichts verlorener Landtagswahlen am laufenden Band wohl kaum eingestellthaben und Schmidt-Salomon beantwortet die Frage: "Was machen wir [Menschen]in jenen Momenten, in denensich uns einfach keine Wachstumsmöglichkeiten mehr eschließen[...]?" mit
"Nun, in solchen Fällen neigen wir dazu, uns auf ein niedrigeres Erlebnisniveau zurückzukatapultieren, um uns so die Gelegenheit zu verschaffen, von dort aus noch einmal lustvoll wachsen zu können [...]."

Ich möchte hier mich sicherlich nicht in das Innenleben unseres Ex-Kanzlers hineinpsychologisieren (das könnte ich auch gar nicht), aber vor dem Hintergrund dieser Aussagen scheint mir Schröders Verhalten auch für einen Machtgeilen verständlich. Was die Agenda 2010 betrifft, so kann ich nur sagen, dass es für mich kein Widerspruch ist, wenn Schröder machtgeil, intelligent und verantwortungsbewusst war(/ist?).

Bei Merkel hingegen scheint jedes Bedürfnis nach Wachstum mit dem entsprechenden Wahlsieg verschwunden zu sein; vielmehr haben ja viele Seiten an ihr kritisiert, dass sie (zumindest innenpolitisch) kaum nach ihrem Einzug ins Kanzleramt in eine Art Lethargie gefallen ist, vor der letzten Wahl war in vielen Kommentaren zu lesen, dass viele der großen Ziele der großen Koalition gar nicht oder nur halbherzig abgearbeitet wurden (hier ein nicht besonders intelligentes Beisipiel:
http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio43306.html, und das hier ist auch nicht viel besser :
http://www.tagesschau.de/wahl/bilanzen/bilanzkoalition100.html) insofern gebe ich gerne zu, dass mein Bild vom Buchstabierwettberb schlecht gewählt war, eine echte Machtgeilheit kann ich bei Merkel aber trotzdem nicht erkennen.

Gruss

QuakediQuak

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Lieber QuakediQuak

Also so sehr haben wir gar nicht an einander vorbei geredet.
Ich hatte durchaus schon verstanden, wie Du zu deiner Einschätzung gekommen bist.
Du hattest sicher das Bild des polarisierenden „Machers“ Schröder vor Augen, von dem es ja die berühmte Geschichte gibt, daß er als junger Bundestagsabgeordneter an den Gittern des Kanzleramts rüttelte und brüllte „Ich will hier rein!“

Dagegen ist Merkel phänotypisch betrachtet das diametrale Gegenteil. Die schlich sich stets nach oben und hat ihre Widersacher still und leise im Hinterzimmer erledigt.
Sie kämpft nie mit offenem Visier und versteht es sehr gut den Eindruck zu erwecken, daß sie ungeheuer harmlos ist.

Ich habe Dich also gewissermaßen Extra falsch verstanden, um einen anderen Akzent zu setzen.

Ich halte Merkels Leisetreterei aber nur für einen perfiden Trick. In Wirklichkeit will sie noch dringender an die Fresströge als Schröder.
Und sie ist in Wahrheit auch viel gefährlicher als es scheint. Natürlich versucht sie unter allen Umständen niemals anzuecken und nicht aufzufallen - aber quasi unter Ausschluß der Öffentlichkeit schlägt sie doch einige richtig giftige Pflöcke ein, wie jetzt die Verlängerung der Atomkraft. Nicht zu vergessen aber auch ihre Bush-Unterstützung und es ist schließlich auf Merkel zurück zu führen, daß Deutschland vollkommen verblödet ist - SIE hat von 1998 bis 2005 den Widerstand gegen jede Verbesserung aus dem Hause Bulmahn organisiert und ab 2005 dann bei der Föderalismusreform endgültig festgezurrt, daß die Länder sich jedem Fortschritt entziehen können.
Nein, die Merkel tut uns gar nicht gut und es ist auch nicht egal, wer regiert. Daß sie regiert liegt aber daran, daß ihr Machtwille sagenhaft ausgeprägt ist - denk‘ nur mal daran, wen sie innerhalb der CDU alles gemeuchelt hat.
Sie ist schon sehr geil darauf der Boss zu sein - sie zeigt es nur nicht.


LG

Tammox

QuakediQuak hat gesagt…

Lieber Tammox

Klar kenne ich genannte Schröder-Anekdote und klar kann man sie beim Schreinben eines Kommentares wie dem meinen nicht aus dem Kopf verdrängen.
Der Hauptgrund für meine Aussage 'Schröder ist machtgeil' ist aber ein anderer:

Sein Werdegang
Hauptschulabschluss->
Realschulabschluss->
Abitur(auf dem zweiten Bildungsweg also aus eigenem Antrieb)->Staatsexamina->
Bundestagsabgeordneter->
Oppositionsführer im Niedersachsen->
MP->Bundeskanzler

scheint in seiner 'straight forward'-Historie so einmalig zu meiner Definition (von der du leider nicht geschrieben hast ob du sie überhaupt als sinnvoll akzeptieren kannst; gut möglich also, dass mein gedanklicher Fehler viel grundlegenderer Art ist) von Machtgeilheit und dem, was ich über Glück im Allgemeinen gelernt habe, zu passen. Bei Merkel hingegen, für die , wie du selbst schreibst, die 'Hintertürchenmethode' das Mittel der Wahl scheint, kapituliert die Definition hingegen, sie ist vielleicht einfach zu eindimensional.

Ich möchte in diesem Kommentar noch kurz mein Befremden über den Satz
Nein, die Merkel tut uns gar nicht gut und es ist auch nicht egal, wer regiert.
zum Ausdruck bringen. Mache ich in meinen Kommentaren einen dermaßen ungebildeten Eindruck, dass du es für nötig hältst mir das kleine Einmaleins beizubringen?

Gruss

QuakediQuak

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Lieber QuakediQuak,

zunächst einmal: Der Satz

Nein, die Merkel tut uns gar nicht gut und es ist auch nicht egal, wer regiert.

War natürlich keineswegs auf Dich gemünzt, sondern drückte nur meinen allgemeinen Zorn aus, weil ja offensichtlich einer Mehrheit der Deutschen denkt, daß Merkel und Guttenberg „so nett“ wären und daß man sie doch ruhig mal machen lassen solle.

Deinen Ausdruck „'straight forward'-Historie” finde ich für Schröder eigentlich besser als generell “Machtgeilheit”.
Machtgeilheit ist für mich dann doch zu sehr mit Vorankommen um jeden Preis konnotiert.
Ich bin ein großer Bewunderer von Schröders Werdegang; die Abfolge, die Du skizzierst ist ja durchaus beeindruckend - insbesondere, wenn man hinzurechnet, daß er aus seinem Elternhaus keinerlei Förderung bei seiner schulischen und akademischen Laufbahn erwarten konnte. Das zeigt auch der Gegensatz zu seinen Geschwistern, die so gar nichts aus sich gemacht haben.

A posteriori aus der Kanzlerperspektive sieht aber sein Werdegang sehr viel gerader aus, als er war. Da gab es auch so einige Umwege und dies spricht auch gegen Machtgeilheit im Sinne von „Vorankommen um jeden Preis“: Schröder war nie anpassungsfähig und arschkriecherisch. Im Gegenteil; er hat sich erheblich mit seiner eigenen Partei gestritten und dabei herbe Niederlagen eingesteckt, wie zum Beispiel beim Kampf um den Parteivorsitz
(Urwahl von 1993). In seiner Juso-Zeit war seine Aufmüpfigkeit geradezu legendär. Schröder ist sehr sehr komplex und hat ein breit gefächertes Wissen; seine Fähigkeit zuzuhören und stets neue Erkenntnisse heraus zu saugen, wurden zurecht überall geschätzt. Er hat viel Zeit mit Themen „vergeudet“, die ihm für die eigene (politische) Karriere so gar nichts nützten.
Ich meine dabei insbesondere seine intensiven Freundschaften in der Kunst- und Philosophieszene.
Daher habe ich auch den Schlingensief-Post geschrieben,
http://tammox.blogspot.com/2009/09/der-herumhupfer.html
um klar zu machen, daß das bei Merkel ganz anders ist - sie ist völlig eindimensional und NUR an ihrer macht interessiert.

Politische Machtgeilheit würde ich weniger komplexen Personen wie Brandt, Helmut Schmidt, Strauss (?), oder eben Schröder unterstellen. Das sind alles Leute, die in sehr viele Richtungen Begabungen haben und keine davon vernachlässigen.
Machtgeilheit sehe ich eher bei Typen wie Kohl, Westerwelle oder Merkel, denen niemand Kompetenz in irgendeinem kulturellem Thema oder überhaupt irgendwas außer politischen Ränken zusprechen würde.
In Wahrheit sind sie viel mehr straight forward, weil sie sich selbst nicht ablenken, indem sie sich für die Oper, Malerei oder Bildhauer interessieren.

Das ist jetzt aber keine „Machtgeilheits-Theorie“, sondern nur eine subjektive Beobachtung von ein paar Leuten.

Ich fürchte, daß ich Deine Frage immer noch nicht beantwortet habe, aber ich habe mir da kein abschließendes Urteil gebildet.
Komplizierend kommt hinzu, daß man persönliche Macht vermutlich einfacher auf anderen Wegen erreicht, indem man in Wirtschaft oder als Pop-Figur (Sänger, Schauspieler, etc) aufsteigt.
Mit Sicherheit verdient man dort auch generell sehr viel mehr als in der Politik.
Kein Dax-Vorstand würde für so ein Almosen, wie dem Bundeskanzlergehalt auch nur einen Schritt tun!
Dieter Bohlen bekommt pro DSDS-Sendung 1,1 Millionen Gage von RTL las ich gerade. Dafür muß Merkel fast vier Jahre Kanzlerin sein und so sehr ich sie kritisiere - aber dafür arbeitet sie erheblich härter als Bohlen auf dem Jury-Sitz von DSDS!

Beste Grüße

Tammox