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Samstag, 10. Mai 2008

Papst erklärt

Dieses Jahr feiert man in Rom den 40. Geburtstag der berühmten Päpstlichen Enzyklika „Humanae Vitae“, die dem damaligen Pontifex den Beinamen „Pillen-Paule“ einbrachte.
Mit der Erfindung „der Pille“ stellte sich der katholischen Kirche eine ganz neue Frage – eine neue Justierung der restriktiven Sexualmoral schien unausweichlich. Das ebenso berühmte 2. Vatikanische Konzil, einberufen vom großen Johannes XXIII. lieferte die Grundlage. Eine päpstliche Kommission, die aus Spezialisten der Bereiche Medizin, Biologie, Soziologie, Psychologie und Theologie bestand, legte am 26. Juni 1966 ihren mit 64 gegen 4 verabschiedeten Abschlussbericht dem Papst vor.
Sie empfahlen die Pille oder andere Mittel zur Empfängnisregelung.

Vernunft und Christentum
stehen aber bekanntlich insbesondere im Vatikan in einem antagonistischen Verhältnis zueinander, so wischte denn auch Papst Paul VI die Ergebnisse der Kommission vom Tisch und machte sich stattdessen das Votum der extremen Minderheit zu eigen – maßgeblich formuliert von einem gewissen Bischof Karol Wojtyła, der später noch eine nicht unwichtige Rolle in Rom spielen sollte.
Mit der Pillenenzyklika, die jede Form der Verhütung verwarf, verscherzte es sich die katholische Kirche mit der großen Mehrheit der Öffentlichkeit – zu zweckfrei, zu absurd erschienen die Regelungen über Sex – verfasst von per se sexlosen alten Männern, die nun insbesondere jungen Frauen vorschrieben, wie sie ihr Intimleben zu gestalten hatten.
Wie sieht der Vatikan des Jahres 2008 diese unsinnige Enzyklika?
Dazu äußerste sich just der Ratzinger-Josef in Rom wie folgt:
"Wenn die Ausübung der Sexualität sich in eine Droge verwandelt, die den Partner den eigenen Sehnsüchten und Interessen unterwirft, ohne die Zeiten der geliebten Person zu respektieren, dann geht es nicht mehr nur darum, das wahre Verständnis von Liebe zu verteidigen, sondern zuallererst die Würde der Person überhaupt", erklärte Benedikt. Gläubige könnten es nicht zulassen, dass die Vorherrschaft der Technologie den Wert der Liebe und die Heiligkeit des Lebens zerstört, fügte er hinzu. "Sich falsche Vorstellungen über die Liebe zu machen oder sich Illusionen hinzugeben, was die ursprüngliche Verantwortung angeht, die wahrzunehmen man aufgerufen ist, wenn man seine Sexualität ausübt, gereicht einer Gesellschaft nicht zu Ehre, die für sich die Prinzipien von Freiheit und Demokratie in Anspruch nimmt."

Bennis Ausführungen habe ich nun mehrfach gelesen und ich gestehe, daß ich sie immer noch nicht verstanden habe – hier wird offenbar, daß mit dem Papst ein Blinder von der Farbe spricht.
Ich verstehe nur: „Humanae Vitae“ ist gut, SexSUCHT ist schlecht und grundsätzlich ist das mit der ehelichen Kopulation eine fürchterlich ernste Sache, die man verantwortungsbewußt und ohne Technik durchführen sollte.
Die Rolle der Technologie ist mir allerdings etwas unklar – mein der Heilige Vater moderne Hochleistungsdildos? Oder Viagra?
Die pontifikalen maximalen Analysen zum 40. Jahrestag der HV in der Päpstlichen Lateran-Universität erscheinen mir äußerst rätselerregend.
Höchste Zeit sich mal den vierzig Jahre alten Originaltext vorzunehmen!

An wen richten dich diese Vorschriften eigentlich?
Das erfährt der geneigte Leser gleich zu Anfang:

ENZYKLIKA PAPST PAULS VI.
ÜBER DIE RECHTE ORDNUNG
DER WEITERGABE MENSCHLICHEN LEBENS
AN DIE EHRWÜRDIGEN BRÜDER
DIE PATRIARCHEN,
DIE ERZBISCHÖFE, BISCHÖFE
UND DIE ÜBRIGEN ORTSORDINARIEN,
DIE MIT DEM APOSTOLISCHEN STUHL
IN FRIEDEN UND GEMEINSCHAFT LEBEN,
AN DEN KLERUS
UND DIE CHRISTGLÄUBIGEN
DES GANZEN KATHOLISCHEN ERDKREISES
SOWIE AN ALLE MENSCHEN GUTEN WILLENS



Tja, bis zur letzten Zeile habe ich aufgeatmet – betrifft mich alles nicht – aber was soll das mit dem „GUTEN WILLENS“?
Ist ja ein bißchen vage..und schließt das nicht die darüber genannten Adressaten aus?
Angesichts des irischen Maximalproblems der Überbevölkerung, die täglich hunderte Tier- und Pflanzenarten aussterben läßt und angesichts einer AIDS-Katastrophe, der vor allem in Afrika Millionen Menschen erliegen, kann man ja wohl kaum von GUTEM WILLEN sprechen, wenn man kategorisch Kondome verbietet.
Geht ja gut los – schon die erste riesengroße Paradoxie im Anschreiben, bevor die eigentlichen Regeln beginnen.
Das gibt deutliche Abzüge in der B-Note Herr Papst.
Kommen wir zum eigentlichen Text – es beginnt gleich mit einem Brüller:
1. Die überaus ernste Aufgabe, menschliches Leben weiterzugeben, durch die die Gatten freie und bewusste Mitarbeiter des Schöpfergottes sind, erfüllt sie immer mit grosser Freude; doch ist die Freude vielfach mit nicht geringen Schwierigkeiten und Bedrängnissen verbunden.
Ja, doch auch die enthaltsamsten Zölibaten haben es schon vernommen, daß Sex Spaß macht – oder wie es hier heißt: „Da kommt Freude auch!“
Anders als kürzlich Erzbischof Marx feststellte, ist als der liebe Gott nicht nur dabei, wenn gepoppt wird – nein Papst Paul stellt fest, daß Gott hier arbeitet und die Gatten mitarbeiten.
Hilfskräfte gewissermaßen, Gottes Azubis.
Es verblüfft mich, daß der liebe Gott, der nun doch schon nach christlicher Lehre an die Zehntausend Jahre unablässig am schöpfen ist, mit „nicht geringen Schwierigkeiten und Bedrängnissen“ beschäftigt ist.
Orgasmusschwierigkeiten nach so viel Übung?
Das läßt nicht gerade auf besonders großes Talent schließen.
Ob das in den nächsten paar Tausend Jahren noch mal besser wird?
Und spricht Benedikt daher von der Rolle der Technologie in diesem Zusammenhang?
Woran dachte er? Penispumpen vielleicht?
In Punkt 2 kommt der Papst zu den „neuen Problemstellungen“ (pfft – Probleme mit den Stellungen? Ach, das war wohl doch nicht gemeint, sondern: )
Wir erleben auch einen gewissen Wandel in der Auffassung von der Persönlichkeit der Frau und ihrer Aufgabe in der menschlichen Gesellschaft.
Ja so ein Mist aber auch – da hat er Recht - das Weib soll doch in der Gemeinde schweigen und sich still unterordnen - das hatte doch schon der gute alte Jesus erkannt und nun das!
Was für ein Glück, daß dem 1978 verstorbenen Papst erspart blieb zu erleben, daß sich nur ein Jahr später eine gewisse Margaret Hilda Thatcher so gar nicht mehr mit ihrer angestammten Rolle in der Gesellschaft abfand – und nun auch noch Angie Merkel.
Ein Elend….
In Punkt 4 hält Paul erst einmal fest, daß diese sittlichen Probleme nur von dem katholischen Klerus zu regeln sind – natürlich: Denn zweifellos hat ..Christus , als er dem Petrus und den übrigen Aposteln an seiner göttlichen Gewalt Anteil gab und sie aussandte, alle Völker zu lehren, was er uns geboten hat, sie zu zuverlässigen Wächtern und Auslegern des ganzen Sittengesetzes bestellt….. dessen treue Befolgung ist ja allen Menschen zum ewigen Heil notwendig.
Also nicht daß hier irgendjemand auf die schändliche Idee käme die Sitten ganz allein bestimmen zu wollen – das macht der Papst und damit basta!
Er ist das Gesetz und bestimmt ab Punkt 8 die Modalitäten:
„Weit davon entfernt, das blosse Produkt des Zufalls oder Ergebnis des blinden Ablaufs von Naturkräften zu sein, ist die Ehe in Wirklichkeit vom Schöpfergott in weiser Voraussicht so eingerichtet, dass sie in den Menschen seinen Liebesplan verwirklicht. Darum streben Mann und Frau durch ihre gegenseitige Hingabe, die ihnen in der Ehe eigen und ausschliesslich ist, nach jener personalen Gemeinschaft, in der sie sich gegenseitig vollenden, um mit Gott zusammenzuwirken bei der Weckung und Erziehung neuen menschlichen Lebens“
Also nicht, daß hier irgendjemand auf die Idee käme aus freien Stücken zu heiraten oder gar OHNE Ehe irgendwelche Liebe zu empfinden – weit gefehlt – wir sind alle nur Puzzlesteine in Gottes „Liebesplan“.
Ist man soweit im Plan vorgedrungen, kann man Pauls Punkt 9 entsprechend auch nicht mehr aussteigen:
Die Liebe der Gatten ist zudem treu und ausschliesslich bis zum Ende des Lebens; so wie sie Braut und Bräutigam an jenem Tag verstanden, da sie sich frei und klar bewusst durch das gegenseitige eheliche Jawort aneinander gebunden haben.
Also KEINE Scheidungen Herr Öttinger, Herr Wulff, etc „Diese Verknüpfung darf der Mensch nicht eigenmächtig auflösen!“ (Punkt 12) und Kinder machen ist Pflicht!
«Ehe und eheliche Liebe sind ihrem Wesen nach auf die Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft ausgerichtet.“
Daß ein 78-Jähriger wie Helmut Kohl erneut heiraten will, oder daß ein 74-Jähriger wie Roman Herzog noch einmal geheiratet hat (Alexandra Freifrau von Berlichingen) geht schon mal gar nicht!
Diese sittenlosen Strolche müßten sofort exkommuniziert werden.
Möglicherweise fallen diese älteren Herren aber auch unter den bizarren Punkt 11 – nachdem zwar «jeder eheliche Akt von sich aus auf die Erzeugung menschlichen Lebens hingeordnet bleiben muss“, aber es manchmal nicht so recht damit klappen will.
Aber wie immer, wenn man etwas nicht ganz versteht, liegt das eben an Gottes großer Weisheit:
„Gott hat ja die natürlichen Gesetze und Zeiten der Fruchtbarkeit in seiner Weisheit so gefügt, dass diese schon von selbst Abstände in der Aufeinanderfolge der Geburten schaffen.“
Na dann Herr Kohl – ab geht’s – Wunder geschehen… Für die Menschen, die eher das umgekehrte Problem haben, wird es im Punkt 14 konkret – Abtreibungen gehen natürlich gar nicht und erst recht nicht hat die Frau dazu irgendwas zu sagen:
„Der direkte Abbruch einer begonnenen Zeugung, vor allem die direkte Abtreibung - auch wenn zu Heilzwecken vorgenommen -, sind kein rechtmässiger Weg, die Zahl der Kinder zu beschränken, und daher absolut zu verwerfen.“
Aber jedwede Verhütung ist genauso verboten:
Ebenso ist jede Handlung verwerflich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel.
Das ist eindeutig – keine Kondome, keine Pille und kein gar nichts.
GAR NICHTS ist erlaubt – so hält der Papst noch mal ausdrücklich fest, daß auch ein Ehepaar, daß schon ein Dutzend Kinder gezeugt hat, unter keinen Umständen einen coitus interruptus veranstalten darf:
„Völlig irrig ist deshalb die Meinung, ein absichtlich unfruchtbar gemachter und damit in sich unsittlicher ehelicher Akt könne durch die fruchtbaren ehelichen Akte des gesamtehelichen Lebens seine Rechtfertigung erhalten."
Wenn man irgendwann keine Kinder mehr bleiben will, bleibt einem aber wenigstens noch die Möglichkeit der Enthaltsamkeit – gewissermaßen darf man dem lieben Gott die Assistenz verweigern – immerhin; ist das nicht liberal?
(Punkt 21) „Ganz sicher ist diese geistige Herrschaft über den Naturtrieb ohne Askese nicht möglich. Nur so vermag man die dem ehelichen Leben eigentümlichen Ausdrucksformen der Liebe in Einklang zu bringen mit der rechten Ordnung. Das gilt besonders für jene Zeiten, in denen man Enthaltsamkeit üben muss. Solche Selbstzucht, Ausdruck ehelicher Keuschheit, braucht keineswegs der Gattenliebe zu schaden; sie erfüllt sie vielmehr mit einem höheren Sinn für Menschlichkeit.“
Nun ja, daß mit der Keuschheit und Selbstzucht ist wohl außerhalb der ehe irgendwie etwas missverständlich – oder hat da jemand am Anfang nicht mitbekommen, daß Sex außerhalb der Ehe ohnehin nicht geht?
Selbstzucht dient ja der Gattenliebe – aber wem dient sie wohl, wenn man Single ist. Einige Tausend amerikanische katholische Priester haben das wohl auch nicht recht kapiert – als sie nämlich wie die wilden Würste begannen ihre Messdiener zu bespringen.
Dabei wendet sich doch der Pontifex auch ausdrücklich an sie:
28. Liebe Priester, liebe Söhne! Durch euren heiligen Beruf seid ihr Berater und geistliche Führer der einzelnen Menschen wie der Familien.

Da muß wohl der ein oder andere noch mal nachlesen….

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