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Montag, 19. Mai 2008

Auf Teufel komm raus.

Nach katholischer Auffassung sind Menschen schlecht.
Voller Sünde und müssen daher Gutes tun, um in den Himmel zu kommen.
Es liegt also gewissermaßen an dem eigenen Fleiß, ob man später mal mit den anderen guten Christen flügelbewachsenerweise auf einer Wolke rumsitzen wird.
Das wird allerdings kein Vergnügungsspiel für Sozialphobiker, denn die derzeitig lebenden 6,6 Milliarden Menschen sind nur etwa 6 Prozent der rund 110 Milliarden jemals geborenen modernen Menschen; über 100 Milliarden sind bereits in der Vergangenheit einschließlich der Steinzeit gestorben.
Wer jetzt schon meint, daß es schlimmer als in einer Sardinenbüchse werden könnte, dem sei zur Abschreckung die Lektüre des SPIEGEL von heute zu empfehlen.
In der Rubrik Ausland/Global Village erfährt man über die päpstliche Sternwarte in Castel Gandolfo Bahnbrechendes. Schluß mit „die Erde ist eine Scheibe“ und/oder die Sonne kreist um die Erde. Pater José Gabriel Funes, Chefastronom des Vatikans, hat nun jedoch in einem Interview klargestellt: Der Glaube an Außerirdische steht in keinem Widerspruch zum Glauben an Gott.
In einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit der Vatikan-Zeitung "Osservatore romano" erklärte der Spezialist für Kinematik und Scheibenuniversen, daß auch Menschen anderer Planeten der Schöpfung Gottes, der Erbsünde und Erlösung unterlägen.
Der schöpferischen Freiheit Gottes seien keine Grenzen gesetzt.
Logisch.
Über Gott gibt es ja nichts und so ist Jesus eben auch für alle Außerirdischen zuständig.
Puh, das macht dann bei ca 100 Milliarden Galaxien mit je 100 Milliarden Sternen, die jeweils alle von diversen Planeten umkreist werden können also noch mal 100.000.000.000 Galaxien mal 100.000.000.000 Sterne mal 100.000.000.000 je gelebte Menschen schon 1.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000 = 1 X 10 hoch 33 = 1 eine Quintilliarde Leute!
Donnerschlach!
Man könnte auch sagen 1000 Quintillionen, oder eine Million Quadrilliarden, oder eine Milliarde Quadrillionen oder 1000 Milliarden Trilliarden.
Da wollen wir mal nicht so pingelig sein, wenn der gute Lattenhansel es in den letzten 2000 Jahren zeitlich nicht geschafft hat, mal wieder vorbei zu kommen.
Kein Wunder, daß der liebe Gott da wirklich verdammt viel zu tun hat.
Das artet ja ernsthaft in Arbeit aus – sogar für den Allmächtigen!
Und dann noch der "Leibhaftige", der ewig dazwischen funkt!
Wer Sünde tut, der ist vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre. {Johannes.8,44}
Ich finde, daß man daher wirklich mal ein Auge zudrücken muß, wenn der ein oder andere von den geschöpften Typen vom Satan abgegriffen wird und vom rechten Weg abfällt – ist ja schlimmer als einen Sack Flöhe zu hüten.
„Der große Drache, die uralte Schlange, die Widerwirker und Satan heißt“ (Offenbarung 12,7 EU) oder der „Fürst des Vollmachtsgebiets der Luft“ (Epheser 2,2 EU) kann sich da schon ab und an mal ein Schäfchen greifen, das vom rechten Weg abgekommen ist und in diesen Fällen hat man wenigstens noch Hoffnung auf das Bistum Paderborn.
Wie soeben bestätigt wurde, führt man dort immer noch Exorzismus durch.
Das Erzbistum habe eingeräumt, einen bayerischen Exorzisten offiziell mit einer Teufelsaustreibung beauftragt zu haben.
Oliver Das Gupta berichtet in der SZ von drei Fällen in den letzten acht Jahren.
Laut Bistumssprecher Engel (hehe – nein kein Witz – der heißt wirklich so!!!) handelte es sich um "seelisch höchst notleidende Menschen".
Pastoralpsychologen und Psychiater konnten zwar keine Störung feststellen, waren aber bei diesen drei Durchgedrehten „mit unserem Latein am Ende", es käme nur noch eine solche "Liturgie zur Befreiung" in Frage.
Zwei von den drei Debilen wurden geheilt, einer ist verschollen.

Und wieder zwei Plätze mehr besetzt im Himmel.

Nachtrag: Die SZ hat meine Überschrift "gestohlen" und titelte gestern mit "Auf Teufel komm raus".
Exorziert wird offenbar auch in Deutschland wie die wilde Wurst - fast täglich schreibt das Abendblatt.

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