TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Freitag, 24. April 2009

Geht es noch?

Hat man mich heute Nacht in ein Paralleluniversum gebeamt?
Da mußte ich mir noch einmal gründlich die Augen reiben, als ich heute durch die Zeitungen guckte.

Titelzeile auf der SZ:
„Opel-Mitarbeiter stemmen sich gegen FIAT“

Abendblatt-Schlagzeile:
„Betriebsrat entsetzt: FIAT greift nach Opel“

FAZ:
"Rüsselsheim Opelaner skeptisch wegen Fiat!"

Frankfurter Rundschau:
Fiat-Einstieg: Opelaner gehen auf die Barrikaden!
Mit massivem Widerstand wollen die Arbeitnehmervertreter von Opel einen mehrheitlichen Einstieg des Fiat-Konzerns verhindern. "Wir werden mit europaweiten Protesten reagieren", sagt Klaus Franz, Chef des Europäischen Arbeitnehmerforums, der Frankfurter Rundschau.


Da haben die 28.000 Opel-Arbeiter wohl irgendwas noch nicht verstanden!

Eure Firma ist (allein) nicht lebensfähig.

Die Patente sind sonstwohin verpfändet - nichts Genaues weiß man nicht mehr.

Die Konzernmutter ist total pleite.

Es gibt in der weltweiten Autoindustrie gigantische Überkapazitäten - 90 Millionen Autos könnten gebaut werden, eine realistische Absatzzahl ist irgendwo unter 50 Millionen im Jahr.

Das Image der Opel-Modelle ist eine Katastrophe.

Keiner der anderen deutschen Autobauer denkt auch nur im Traum daran sich die Firma mit dem Trutsch-Image ans Bein zu binden.

Das Unternehmen, das seit Generationen amerikanisch ist (Opel gehört seit 1929 General Motors), baut international so mangelhaft konkurrenzfähige Autos, daß man gar nicht erst versucht sie weltweit zu verkaufen.
Der Absatzmarkt ist und bleibt auf Europa beschränkt.
(Glücklicherweise! Denn gerade heute ist es mal wieder soweit, daß 266.000 Astra und Zafira zurück gerufen werden, da sie leider vorzeitig verrostet sind.)

Wenn nicht gerade Superwahljahr wäre und sich Politiker aller Parteien mit dem Versprechen von Wohltaten nach dem sozialistischen Gießkannenprinzip überbieten würden, hätte man längst zugegeben, daß es zu teuer und viel zu ungerecht ist, die 28.000 Opelaner mit rund € 200.000 pro Arbeitsplatz zu subventionieren - das ist nämlich die Größenordnung der Finanzlücke, die schon jetzt besteht.

Ein staatliche Opelstützung ist eine Totgeburt auf Kosten der Arbeitsplätze bei den anderen Autobauern. Eine extrem teure Totgeburt, die wir bei den in den nächsten Monaten erwarteten zusätzlichen 1,5 Millionen Arbeitslosen bitter bereuen würden.

Wider Erwarten zeigt sich nun tatsächlich ein anderer europäischer Auto-Konzern an Opel interessiert.

Einer, der immerhin den Trend zu kleinen, sparsamen Autos begriffen hat - von dem FIAT’schen Flotten-CO2-Verbrauch können deutsche Hersteller nur träumen.
Ein Hersteller, der im Gegensatz zu den Behäbigen von Rüsselsheim mit dem Gehäkelte-Klorolle-Image, weltweit verkauft und überall für peppiges Design und innovative Ideen anerkannt ist.

Der Opel-Betriebsrat meint nun aber, daß es an der Zeit wäre erst einmal auf das allerhöchste Ross zu klettern.
Offenbar wähnen sich Klaus Franz und Co als höchst begehrte Braut, die in der Position wäre Forderungen zu stellen und wählerisch zu sein!
Alle irre, außer ich.
Vollkommen realitätsnegierend machen IG Metall und Belegschaftsvertretern offensiv Front gegen eine Übernahme durch Fiat.
Da muß ich - soweit ist es schon gekommen - tatsächlich einem CDU-Mann Recht geben. Der Wirtschaftspolitiker Michael Fuchs sagte der «Financial Times Deutschland»:
«Herr Franz sollte dankbar sein und auf Knien über die Alpen rutschen.»

Die Opelaner sollten zumindest daran denken, daß sie gerade ihre Sympathien verspielen - denn für den Fall, daß ein FIAT-Engagement an dem massiven Widerstand der Belegschaft scheiterte, dürfte es schwierig sein am Ende doch zu Herrn Steinbrück zu kriechen und die Hand aufzuhalten.

4 Kommentare:

Silberling hat gesagt…

Typisch großdeutsches Gekotze halt. Spagettifresser sind in Deutschland eh nichts wert, außer das Eis vielleicht. Man will einfach nicht wahrhaben, das Opel kein deutsches Unternehmen mehr ist.
Und die deutsche Lügenpresse hilft natürlich fleissig mit.
Tammox, sehr erfrischend deine Einschaätzung der Lage.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Vielen Dank Silberling.

In der Tat - diese Überheblichkeit macht mich einfach wütend. Wie sie sich jetzt alle darüber mokieren, daß FIAT so klein wäre und auch so wenig Geld hätte und dann noch nur diese kleinen Autos baut!

Wenn das die entscheidenden Kriterien WÄREN, müßte Opel ja jetzt bombig dastehen - denn der bisherige Besitzer GM war schließlich über Dekaden die größte und reichste Firma der Welt, die Kapital wie heu hatte und ganz große Autos baute.

Aber offensichtlich hat das allein Opel ja nicht so viel genützt - q.e.d.

LG

Tammox

warlord'snightmare hat gesagt…

Hi Tammox,

stimmt, besser ist es nach diesem Strohhalm zu greifen. Wobei man auch wieder einige Nachteile aufwerfen kann:

1. Fiat war in der Vergangenheit schon öfter wegen Finanzschwierigkeiten in den Schlagzeilen.
2. Auch die Marke Fiat erzeugt Rostlauben (wie mehr oder weniger die anderen Hersteller auch).
3. Zusammenschluss meist nicht gut, weil dann noch mehr Chaos und Misswirtschaft.

Ich denke mal, der Punkt 3 wird der Hauptgrund für den Betriebsrat sein, sich quer zu stellen.

Die Lage ist schwierig, weil die Dummen nicht einsehen, dass man die Ursachen bekämpfen muss, und nicht die Auswirkungen.

Ursachen sind jene, dass schlechte Manager mit viel zu hohen Gehältern und "Zulagen" angestellt werden. Es wird nicht die Qualität und die Menge produziert, welche vom Kunden nachgefragt wird.
Gehaltsschere gehört dringend verkleinert.
Ein Betrieb muss vorausschauend planen und nicht von egoistisch-politisch-denkenden "Managern" runtergefahren werden. Haben die überhaupt kein Verantwortungsbewusstsein?

Außerdem, schließen sich die Betriebe auch deshalb zusammen, um Monopolstellungen zu bekommen und um die Einkaufspreise drücken zu können. Dadurch presst man wieder andere Unternehmungen (Zulieferer) an die Wand.

Jene Leute, welche die Abwrackprämie beschlossen haben und weitere geniale Einfälle haben (Geld für "Nichtsteuererklärung") solle man nicht unbedingt vorne belassen...

Schöne Grüße aus Österreich
WN

PS: Bei uns machen die Politiker alle düstere Gesichter, wegen der Wirtschaftskrise - es wird wahre Anteilnahme mit jenen vorgezeigt, welche die Suppe auslöffeln müssen. Dadurch fühle ich mich besser.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Hallo WN!!

“Es wird nicht die Qualität und die Menge produziert, welche vom Kunden nachgefragt wird.“

Genau das haben die mit zweistelligen Millionensummen bezahlten Manager der Opel-Mutter GM wie im Lehrbuch vorgeführt: Daß die Ressource Erdöl endlich ist und daß man nicht einfach weiter immer größere und mehr Benzin verbrauchende Klimadrecksschleudern bauen kann, ist ja nun keine so neue Erkenntnis - die Grünen sitzen mittlerweile seit 25 Jahren in den Parlamenten.
GM (und Opel) haben da total verschlafen - während die technisch innovativen Hybridautos mit der geringsten Pannenanfälligkeit inzwischen längst in Asien gebaut werden.
Aber auch Turin ist einen deutlichen Schritt weiter als GM - deswegen guckt ja auch Chrysler begehrlich auf die Italiener, die zukünftig über das Chrysler-Verkaufsnetz ihre Kleinwagen auf den amerikanischen Markt bringen werden - solche Autos haben die nämlich nicht.
Und das mit den Rostlauben - nun ja, da mag man streiten. Ich hatte in meinem Leben schon drei FIATs (jetzt nicht mehr) und war mit allen voll und ganz zufrieden. Einen, den Fiat-Uno Sondermodell „Hobby“, fuhr ich 11 Jahre. Das gute Teil stand immer draußen und wurde maximal einmal im Jahr durch eine Waschanlage gefahren - mehr Pflege bekam er nicht mir - ich weiß bis heute nicht, wie man den Ölstand kontrolliert.
Dennoch hatte der nicht einmal eine Panne und ist stets ohne Beanstandungen durch den TÜV gekommen.
Als ich ihn schließlich verkaufen wollte, war ich total verblüfft, als man mir glaubhaft erklärte der Wert sei nur noch ein Euro!
Was ist das eigentlich für ein krankes Wertesystem in Deutschland, in dem ein tadellos funktionierender Kleinwagen mit immerhin 70 PS und einem Benzinverbrauch von unter 5 l buchstäblich wertlos ist, weil er nun mal alt und dazu noch ein verhasster FIAT ist? Na klar war da ein bißchen Moos auf den Dachgepäckträgern und es gab auch weder elektrische Fensterheber noch CD-Player - aber wie verfettet und anspruchsvoll sind wir eigentlich in Deutschland, wenn es dafür überhaupt keine Nachfrage gibt?

Und nun im Abwrackwahn werfen sie einem für so ein Auto 2500 Euro hinterher - nur damit man eine wesentlich umweltschädlichere Karre aus Korea kauft?
Na, sooo schlecht scheint es den Menschen doch noch nicht zu gehen.



LG

Tammox