Sonntag, 19. April 2009
Umfragen, Drogen und Gesetze.
Es empfiehlt sich bei öffentlichen politischen Diskussionen seine Argumente stets mit Studien und/oder Umfrage-Ergebnissen zu belegen.
Tut man das nicht, wird man gar nicht erst ernst genommen.
Der Tod eines Diskutanten - entlarvt als Wolkenkuckucksheimbewohner, der nicht weiß wie die Wirklichkeit aussieht.
Wer glaubt einem noch so intelligenten Politiker noch seine Theorien über die Hartz-Gesetzgebung, wenn er sich damit blamiert hat, daß er nicht weiß was der Liter Milch kostet?
Stützt man sich aber ausführlich auf konkrete Umfragedaten, ist es auch wieder nicht recht - denn wer traut schon Umfragen?
Womöglich auch noch den nicht selbst Gefälschten?
Kann man nicht alles und das jeweilige Gegenteil mit Umfragen belegen?
Eine klassische NoWin-Situation.
Wahlforscher, die sich in jüngster Zeit immer gröber blamieren, weil die Wähler einfach zu unzuverlässig geworden sind, versuchen sich damit zu helfen, indem sie abfragen, welche Partei das letzte mal gewählt wurde.
Aus den Abweichungen zum tatsächlichen Ergebnis kann man a posteriori Rückschlüsse über die Ehrlichkeit der Angaben der einzelnen Parteianhänger gewinnen.
Mit großen Ausschlägen kommt aber auch so eine Datengewichtung nicht zurecht - kein Institut hat vorhergesagt, daß die Bayern die CSU am 28.09.2008 auf 43% abstürzen lassen könnten.
Noch kurz vorher meldete Forsa 50% für die CSU (17.9.), Emnid lag am 23.09 bei 49%.
Allensbach, das Leib- und Magen-Institut der CDU amüsiert mich immer ganz besonders mit ihren drolligen Promilleangaben!
Als ob Voraussagen auf die Zehntelkommastelle des Prozents möglich wären!
Spaß macht es natürlich trotzdem die (angeblichen) Meinungen der Menschen schön geordnet in Zahlenreihen schwarz auf weiß anzusehen.
Man stößt dabei oft auf Zusammenhänge, die zwar womöglich gar keine sind - aber doch so schön offensichtlich aussehen, daß es einfach so sein muss.
Beispiel:
Es ist nicht leicht genaue Zahlen über das Ausmaß des Drogenkonsums zu finden. Wie auch?
Wenn die Befragten noch nicht mal ehrlich sagen, was sie (legal) gewählt haben - wie will man erwarten, daß sie detailliert über ihre illegalen Aktivitäten Auskunft geben?
Wie soll das erst bei Jugendlichen sein, die auch dem normalen Wege - repräsentative Umfragen funktionieren über das Telefon-Festnetz - gar nicht mehr zu erreichen sind?
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die sicher eine seriöse Organisation ist, macht dennoch solche Studien - zuletzt erschien:
Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2008.
Dr. Lawicki von der Bundeswehr fast zusammen:
Erfreulicherweise zeigen die Sonderauswertungen der BZgA von 2007, der aktuelle Epidemiologische Suchtsurvey und die ESPAD-Studie von 2007, dass die Lebenszeitprävalenz und die 12-Monatsprävalenzraten im Vergleich zu den Zahlen von 2003 in allen Altersgruppen (zum Teil stark) rückläufig sind. Lediglich bei den regelmäßigen Cannabiskonsumierenden ist die Tendenz gleichbleibend. Rund zwei Millionen vor allem junger Menschen konsumieren in Deutschland regelmäßig Cannabis, etwa 600.000 von ihnen weisen einen missbräuchlichen oder abhängigen Konsum auf. Auch europaweit steigt die Zahl der Jugendlichen und jungen Heranwachsenden, die Cannabis gelegentlich oder häufiger konsumieren.
?? Wieso etwas einfach ausdrücken, wenn es auch kompliziert geht?
Toll, die Kiffer werden weniger und „AUCH“ überall sonst in Europa werden es immer mehr.
Eine einigermaßen vernünftige Einschätzung dürfte wohl sein, daß rund ein Drittel der Deutschen irgendwann mal einen Cannabis probiert haben.
Ich bezeichne unsere Gesetzeslage mal als „mittelstreng“ - Cannabiskonsum ist verboten - aber kleine Eigenbedarfsmengen werden toleriert.
Das passt immerhin zu Zahlen der WHO, die die SZ veröffentlichte:
In den USA haben 42 Prozent der Bevölkerung schon einmal Cannabisprodukte konsumiert. In den Niederlanden, wo die Droge in Coffee Shops verkauft wird, haben nur 20 Prozent der Bevölkerung diese Erfahrung gemacht, berichtete die Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2008.
So viel also zu dem immer häufigeren Geschrei nach „härteren Gesetzen“.
Tut man das nicht, wird man gar nicht erst ernst genommen.
Der Tod eines Diskutanten - entlarvt als Wolkenkuckucksheimbewohner, der nicht weiß wie die Wirklichkeit aussieht.
Wer glaubt einem noch so intelligenten Politiker noch seine Theorien über die Hartz-Gesetzgebung, wenn er sich damit blamiert hat, daß er nicht weiß was der Liter Milch kostet?
Stützt man sich aber ausführlich auf konkrete Umfragedaten, ist es auch wieder nicht recht - denn wer traut schon Umfragen?
Womöglich auch noch den nicht selbst Gefälschten?
Kann man nicht alles und das jeweilige Gegenteil mit Umfragen belegen?
Eine klassische NoWin-Situation.
Wahlforscher, die sich in jüngster Zeit immer gröber blamieren, weil die Wähler einfach zu unzuverlässig geworden sind, versuchen sich damit zu helfen, indem sie abfragen, welche Partei das letzte mal gewählt wurde.
Aus den Abweichungen zum tatsächlichen Ergebnis kann man a posteriori Rückschlüsse über die Ehrlichkeit der Angaben der einzelnen Parteianhänger gewinnen.
Mit großen Ausschlägen kommt aber auch so eine Datengewichtung nicht zurecht - kein Institut hat vorhergesagt, daß die Bayern die CSU am 28.09.2008 auf 43% abstürzen lassen könnten.
Noch kurz vorher meldete Forsa 50% für die CSU (17.9.), Emnid lag am 23.09 bei 49%.
Allensbach, das Leib- und Magen-Institut der CDU amüsiert mich immer ganz besonders mit ihren drolligen Promilleangaben!
Als ob Voraussagen auf die Zehntelkommastelle des Prozents möglich wären!
Spaß macht es natürlich trotzdem die (angeblichen) Meinungen der Menschen schön geordnet in Zahlenreihen schwarz auf weiß anzusehen.
Man stößt dabei oft auf Zusammenhänge, die zwar womöglich gar keine sind - aber doch so schön offensichtlich aussehen, daß es einfach so sein muss.
Beispiel:
Es ist nicht leicht genaue Zahlen über das Ausmaß des Drogenkonsums zu finden. Wie auch?
Wenn die Befragten noch nicht mal ehrlich sagen, was sie (legal) gewählt haben - wie will man erwarten, daß sie detailliert über ihre illegalen Aktivitäten Auskunft geben?
Wie soll das erst bei Jugendlichen sein, die auch dem normalen Wege - repräsentative Umfragen funktionieren über das Telefon-Festnetz - gar nicht mehr zu erreichen sind?
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die sicher eine seriöse Organisation ist, macht dennoch solche Studien - zuletzt erschien:
Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2008.
Dr. Lawicki von der Bundeswehr fast zusammen:
Erfreulicherweise zeigen die Sonderauswertungen der BZgA von 2007, der aktuelle Epidemiologische Suchtsurvey und die ESPAD-Studie von 2007, dass die Lebenszeitprävalenz und die 12-Monatsprävalenzraten im Vergleich zu den Zahlen von 2003 in allen Altersgruppen (zum Teil stark) rückläufig sind. Lediglich bei den regelmäßigen Cannabiskonsumierenden ist die Tendenz gleichbleibend. Rund zwei Millionen vor allem junger Menschen konsumieren in Deutschland regelmäßig Cannabis, etwa 600.000 von ihnen weisen einen missbräuchlichen oder abhängigen Konsum auf. Auch europaweit steigt die Zahl der Jugendlichen und jungen Heranwachsenden, die Cannabis gelegentlich oder häufiger konsumieren.
?? Wieso etwas einfach ausdrücken, wenn es auch kompliziert geht?
Toll, die Kiffer werden weniger und „AUCH“ überall sonst in Europa werden es immer mehr.
Eine einigermaßen vernünftige Einschätzung dürfte wohl sein, daß rund ein Drittel der Deutschen irgendwann mal einen Cannabis probiert haben.
Ich bezeichne unsere Gesetzeslage mal als „mittelstreng“ - Cannabiskonsum ist verboten - aber kleine Eigenbedarfsmengen werden toleriert.
Das passt immerhin zu Zahlen der WHO, die die SZ veröffentlichte:
In den USA haben 42 Prozent der Bevölkerung schon einmal Cannabisprodukte konsumiert. In den Niederlanden, wo die Droge in Coffee Shops verkauft wird, haben nur 20 Prozent der Bevölkerung diese Erfahrung gemacht, berichtete die Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2008.
So viel also zu dem immer häufigeren Geschrei nach „härteren Gesetzen“.
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6 Kommentare:
Ola!
Mit den Umfragen zum Drogenkonsum ist das so eine Sache. Ich erinnere immer gern, an die berühmten Flußwasseranalysen, die regelmäßig erheblich mehr Kokainkonsum nachweisen, als es die amtlichen Zahlen wahrhaben wollen.
Glücklicherweise machen sich die Parteien immer weniger Mühe, ihre Leckt-mich-am-Arsch-Haltung in der Drogenpolitik zu kaschieren. So findet sich im SPD-Wahlprogramm zur Bundestagswahl kein Wort über Hanf und Co.
Wen wundert da, dass unser Bundesdrogensabinchen denkt, Deutschland wäre Vorreiter einer modernen Präventionspolitik.
Mit hanfigen Grüßen
Steffen
Hallo Steffen!
Die Bätzig’sche ist zwar zufrieden, aber das stützt sich eben auf die - wackeligen - Zahlen der Drogenaffinitätsstudie der BZgA.
Die aktuellen Zahlen ermöglichen auch eine Auswertung der durch den Aktionsplan Drogen und Sucht und den Drogen- und Suchtrat im Jahr 2006 gesteckten drogenpolitischen Ziele: "Die Zahlen zeigen," so Bätzing, "dass wir unsere Ziele beim Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsum im Wesentlichen erreicht haben. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt die Hände in den Schoß legen können. Die bisherige Präventionsarbeit muss fortgesetzt werden und sie muss um Präventionsmaßnahmen ergänzt werden, die sich stärker auf Gruppen konzentrieren, die riskante Konsummuster aufweisen."
http://www.bmg.bund.de/cln_153/nn_1191726/sid_D4EF4652F11C986C0D6B203DE2AD3BE8/nsc_true/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/Drogenbeauftragte/2008/PM-14-11-08.html?__nnn=trueIm SPD-Regierungsprogramm gibt es schon einen Satz zu Drogen:
„Bekämpfung von Rauschgiftkriminalität. Wir verfolgen einen dreiteiligen Ansatz gegen
Rauschgiftkriminalität: Präventiv gegenüber den möglichen Konsumentinnen und
Konsumenten - repressiv gegenüber den Anbietern - therapeutisch gegenüber den
Abhängigen.”Immerhin auf Seite 42 - beim Thema “Sicherheit”.
http://www.frankwaltersteinmeier.de/_media/pdf/Entwurf_Regierungsprogramm.pdfNicht gerade konkret - aber wozu auch? Wahl - und Regierungsprogramme sind nur was für Funktionäre und wenige Journalisten.
99,9 % der Deutschen lesen das nicht und wissen auch nicht was drin steht.
Besonders müht sich gerade Herr Pofalla, daß ja nichts Konkretes in das CDU-Programm gerät, das irgendeine klare Aussage hätte. Womöglich liest das dann doch noch jemand und meckert.
LG
T
"Erfreulicherweise zeigen die Sonderauswertungen der BZgA von 2007, der aktuelle Epidemiologische Suchtsurvey und die ESPAD-Studie von 2007, dass die Lebenszeitprävalenz und die 12-Monatsprävalenzraten im Vergleich zu den Zahlen von 2003 in allen Altersgruppen (zum Teil stark) rückläufig sind."
Das versteht schon mal sowieso kein Mensch.
Und der Rest ist ein wirklich leidiges Thema.
Das ueble Cannabis.
Diese, fast inquisitatorische Verteufelung ging irgendwann nach dem 2ten WK los und daran hat sich bis heute nichts geaendert.
Der boespflanzlichglobale Vorlauefer des heutig internationalen Terrorismus.
Da interessiert kein Preisdumping durch die westmaechtlich geschuetzt verteidigt globale Ueberopiumproduktionsverteilung durch Afghanistan.
Dass jedes dritte Kind in Deutschland schon vor der Einschulung vom Hirndoktor bedient wird. Wobei in Amerika dieses 'bewusste Gaafern' auch,und schon laenger total In ist.
Die dutzend millionenfache physisch und psychische Verrotung durch Crank/Meths alleine in US.
Der noch uebler legalisierte Missbrauch von schweren Downers/Painkillers in amerikanischen Haushalten.
.....alles im allzu beliebten Mix mit Alkohol. ......
Uninteressant! Cannabis It Is.
Zumindest solange es an westlichdemokratischer Kontrolle und Gewinnbeteiligung mangelt.
.....usw.
Hi Jake!
Tja, ich hatte allerdings auch den Eindruck, daß der Herr Dr. Lawicki schon ordentlich einen durchgezogen hatte, als er den Text geschrieben hatte.
Meiner Meinung nach ist die Verteufelung von Cannabis darin begründet, daß damit das schlechte Gewissen bezüglich des Alkohols überkompensiert wird. Jeder weiß, daß Alkohol gefährlicher ist und was die Millionen Alkoholiker in Deutschland für Schäden auf allen Gebieten anrichten.
Aber die Winzer-, Spirituosen und Brauer-Lobby ist eben viel zu mächtig, als daß ein Politiker die ankacken könnte.
Dagegen ist es natürlich easy auf das Hanf einzudreschen.
LG
T
"Aber die Winzer-, Spirituosen und Brauer-Lobby ist eben viel zu mächtig, als daß ein Politiker die ankacken könnte."
Das ist ja genau einer der Punkte der hypkratisierten Verteufelung, die ich mit "Zumindest solange es an westlichdemokratischer Kontrolle und Gewinnbeteiligung mangelt." anspreche.
Ich weis jetzt nichtmal, wie es momentan mit dem Nano-Gramm-Ficken in Deutschland zur Stunde aussieht, aber vielleicht verliert ja inzwischen Heute jemand den Fuehrerschein und seine Privatsphaere, weil er nach dem Leber-Lab vor 2 Wochen besoffen war.
"JEDER weiß, daß Alkohol gefährlicher ist und was die Millionen Alkoholiker in Deutschland für Schäden auf allen Gebieten anrichten."
Auch wenn ich 'JEDER', nicht nur diesbezueglich, grosszuegiger Weise als Mehrheit der deutschen Meinung interpretiere, heist das wahrlich nicht, dass daraus auch nur irgenwelche positive, logisch, vernuenftige Konsequenzen entstehen.
.....usw.?
Zu dieser Art submissiv/deutscher Tragik moechte ich dir einen Artikel empfehlen : http://tammox.blogspot.com/2009/04/ubermacht.html
Da stellt der Autor eine lieblich-naive Frage: "Wie kommt es eigentlich, daß sich gegen diese himmelsschreiende Ungerechtigkeit so gut wie kein Widerstand regt?"
Hmmmmmh!
Also eigentlich gilt hierzulande inzwischen die 5-Promillegrenze - außer am ist CSU-Generalsekretär - dann kann man jemanden im Vollsuff totfahren und wird anschließend von Stoiber zum Verkehrs - und Wirtschaftssuperminister ernannt.
Besagter Otto Wiesheu genießt derzeit seine Millionenpfründe als Bahn-Vorstand.
Aber das mit dem Leute totfahren ist bekanntlich bei allen Politikern höchstens eine minderschwere Panne - siehe Althaus - das stört eigentlich den politischen Betrieb kaum bis gar nicht.
Interessanter wäre die Frage nach den Politkonsequenzen, wenn Althaus und/oder Wiesheu Kiffer wären.
Im Übrigen dürfen hier ja Jugendliche schon ab 16 Bier und Wein saufen bis sie umfallen - das läuft ja in Amerika bekanntlich erst fünf Jahre später legalisiert. Dafür dürfen die 16-Jährigen drüben Autofahren und hier erst ab 18.
Naja, solange nicht 16-Jährige fahren und saufen UND wählen - am besten alles gleichzeitig - aber Hauptsache ohne Joint, oder wie war das?
LGT
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