TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Samstag, 18. April 2009

Eine Karriere

Alessandro Farnese, geboren am 29. Februar 1468 in Canino stammte aus dem italienischen Hochadel und konnte sich auf ein Leben auf der Sonnenseite freuen.
Von Tatendrang erfüllt, wollte der junge Alessandro allerdings sehr viel mehr erreichen und dazu boten sich die Familienbeziehungen an. Zunächst einmal vertickte er seine 15-Jährige Schwester Giulia („Guilia Bella“) an den bekannten Sexopathen Roderic Llançol i de Borja, der praktischerweise neben seiner Sex- und Sado-Obsession noch Zeit für ein kleines Nebenamt hatte - er war Papst Alexander VI.
Der Borja-Wüstling poppte nicht nur alles, das nicht bei Drei auf dem Baum war, vergewaltigte dabei unter anderem auch seine eigenen Töchter und Söhne, nein, er hielt sich Abmachungen, da er ein begnadetere Machtpolitiker war.

So kam es, daß der junge Alex mit gerade mal 19 Jahren Kardinal wurde - Schwager Borja hatte es geregelt.
Den Römern waren die Hintergründe durchaus bekannt, da Papst Alexander VI zu dem Zeitpunkt ganz öffentlich mit der schönen Guilia turtelte und so nannten sie den jungen Farnese „Kardinal Unterrock“.
Guilia, „die Hure Christi“ gebar unterdessen dem Pontifex Maximus mehrere Kinder.

So billig kam man in Zukunft nicht mehr weg - Nachfolgerpapst Leo X, Giovanni de Medici, der im Hauptberuf Bankier war, ernannte Kardinäle nur noch gegen Bares und verlangte für den roten Hut zwischen 10.000 und 30.000 Golddukaten.
Wer wollte es ihm verdenken - hatte er doch zu seinem Bruder, Herzog Guiliano gesagt „nun, da Gott uns das Papsttum geschenkt hat, lasst es uns genießen!“.

Auch der fesche „Kardinal Unterrock“ genoss seine Zeit, bekam mindestens drei Söhne und eine Tochter.
Finanziell drohten ihm allerdings mehrfach Engpässe, weswegen er zunächst seine Mutter und dann auch noch seine Nichte vergiftete, um allein über das Farnese-Familienvermögen verfügen zu können.
Übung macht den Meister und umso leichter fiel es der potenten Eminenz auch seinen Schwiegersohn Bosius Sforza zu vergiften - diesmal allerdings nicht aus Geldnot, sondern lediglich, um selbst seine Tochter Costanza zu beschlafen.
Außerhalb seiner Familie poppte Farnese ebenfalls recht fleißig - so zeugte er unter anderem Pier Luigi Herzog von Parma und Piacenza, welches sein Lieblingssohn werden sollte.
Dieser war dermaßen pervers, nekrophil und erotoman, daß ihn seine eigenen Hausangestellten eines Tages angewidert umbrachten. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Das Herzogtum schanzte Kardinal Unterrock daraufhin seinem Enkel Ottavio zu.
1534 ist es endlich soweit, Klemens VII stirbt und nachdem Alessandro Farnese zwei konkurrierende Kardinäle vergiften lassen hatte, wird er selbst Papst.
Er nennt sich Paul III.
Da sage noch mal einer der Heilige Geist habe keinen (schwarzen) Humor.
Der neue Pontifex Maximus sorgt zunächst einmal dafür, daß die Pfründe in der Familie bleiben, indem er die beiden 14- und 17-Jährigen Söhne seiner Tochter - Alexander Farnese und Gouido Ascanius - zu Kardinälen macht.

Paul III war es übrigens, der Heinrich VIII exkommunizierte und so die Entstehung der Anglikanischen Kirche verursachte.

Man muß die Vatikan-PR der Renaissance dafür bewundern, daß im Allgemeinen eher der englische König als Wüstling bekannt ist, obwohl dieser verglichen mit dem Papst wie Mutter Teresa wirkt.

Weswegen ich heute über Paul III schreibe?

Er gründete 1542 die Inquisition, war also der Erfinder von Ratzingers letztem Job.

Gegen Ketzerei und Unmoral wollte Paul III unbedingt strikt vorgehen und schickte seine dabei gerne auch seine eigenen Bastarde buchstäblich an die Front:

Sein Sohn, Pier Luigi Herzog von Parma und Piacenza, sowie sein Enkel Kardinal Farnese wüteten dermaßen unter den Protestanten, daß Zeitgenossen berichteten, sie hätten „so viel Blut vergossen, daß ihre Horden darin schwimmen könnten“.

Die Inquisition forderte ca. eine Million Tote, nach anderen Schätzungen sogar bis zu 10 Millionen, sowie unzählige Gefolterte, Misshandelte und Terrorisierte (Der Spiegel, 1.6.1998).

Kein Wunder, bei dem geistigen Vater, bei dem Heiligen Vater.

Heilige Väter haben den Schlüssel zum Himmel heißt es - sie dürfen sich sicher im Paradies wiederfinden.

Keine Kommentare: