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Dienstag, 21. April 2009

Übermacht!

Konfessionslose haben inzwischen Katholen und Protestanten überflügelt und bilden - religiös betrachtet - den größten Block in Deutschland - so heterogen dieser Block auch sein mag.
Und sie werden immer mehr.

Die NICHT einer christlichen oder anderen Glaubensgemeinschaft Zugehörigen - um einmal das problematisch definierte Wort „Atheist“ zu vermeiden - zeigen dabei in der Regel einen höchst unterentwickelten missionarischen Eifer.
Das liegt in der Natur der Sache - Konfessionslose sind a priori toleranter, diffamieren nicht - schon gar nicht in einer so perfiden und gemeingefährlichen Weise wie es beispielsweise ein Bischof Mixa tut.
Der Nicht- oder Nicht-mehr-Christ ist stärker der individuellen Freiheit zugeneigt und reagiert kritischer auf ein aufoktroyiertes Regelwerk.
Er mag sich im Allgemeinen weniger als Kirchenmitglieder mit einem schizophrenen Status Quo abfinden. Von den 24 Millionen deutschen Katholiken dürfte nur ein marginaler Teil mit der päpstlichen Kondom-Linie übereinstimmen.
Kein (katholischer) Mensch akzeptiert heute noch, daß ein Arzt oder eine Lehrerin gefeuert werden muß, wenn sie sich scheiden läßt und dennoch unterstützen diese 24 Millionen Menschen eine Organisation, die genau das propagiert - und zwar mit Milliarden Euro jedes Jahr.
Diesen Zustand der fortgesetzten Schizophrenie kann ein Kirchenmitglied offensichtlich besser aushalten, als ein freiheitlicher Konfessionsloser.

Die Entscheidung nicht Mitglied einer christlichen Kirche zu sein ist dabei keine zu vernachlässigende Petitesse, sondern ein hohes grundgesetzlich garantiertes Gut:

Artikel 4 (1)
Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die
Freiheit des religiösen
und weltanschaulichen
Bekenntnisses sind unverletzlich.


In der bundesrepublikanischen Praxis findet diese relative Mehrheit der Atheisten allerdings so gut wie keine Entsprechung; in allen gesellschaftlich relevanten Cliquen - Rundfunkräte, öffentliche Verwaltungen, Ethikkommissionen - sitzen wie selbstverständlich die Kirchenvertreter und kein Atheist.

Um irgendein Beispiel heraus zu picken, gucke ich mal in den Rundfunkrat meiner Stadt, den des NDR:

Dort sitzen Claus Everdiking, Erzbistum Hamburg, Sara-Ruth Schumann, Jüdische Gemeinde in Hamburg, Annegrethe Stoltenberg, Diakonisches Werk Hamburg, Eckhard Gorka, Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Cornelia Bührle, Erzbischöfliches Amt Schwerin, Alfons Neumann, Caritas Mecklenburg e.V. und Hans-Peter Strenge, Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche.

An der Staatsspitze gibt es überhaupt NUR Christen:
Bundespräsident Köhler, Bundestagspräsident Lammert, Bundesratspräsident Peter Müller, Bundesverfassungsgerichtspräsident Hans-Jürgen Papier, Kanzlerin Merkel und Vizekanzler Steinmeier - alles Kirchenmitglieder.

Atheisten werden nicht repräsentiert.

Trotz ihrer relativen Bevölkerungsmehrheit haben sie keinen einzigen Feiertag.


Wie kommt es eigentlich, daß sich gegen diese himmelsschreiende Ungerechtigkeit so gut wie kein Widerstand regt?

Dazu berichtete das NDR-Magazin ZAPP in der letzten Woche Erhellendes.
Die vierte Gewalt ist ebenfalls in christlicher Hand.
Religiöse Journalisten sind in der kommentierenden Zunft erheblich überrepräsentiert, wie eine Studie der Uni Münster feststellte:
Karl Gabriel, Professor für Theologie (Uni Münster): „Es ist schon etwas, dass man sich berufen fühlt, in der Öffentlichkeit etwas Wichtiges zu sagen, was man auch irgendwie unterlassen kann.“ Wer glaubt, so die Studie, scheint insgesamt sendungsbewusster zu sein. Mit dieser Eigenschaft landen viele im Journalismus.
Matthias Drobinski, „Süddeutsche Zeitung“: „Tatsächlich glaube ich, dass ein christlicher Hintergrund, ein sehr christliches Leben, eine christliche Ausprägung ein bisschen dazu verleitet, so’n Pathos sich anzueignen, so dieses etwas missionarische – ich möchte etwas vermitteln.“


So kommt es dann, daß all die Nasen, die uns aus relevantesten ZDF-Sendungen politisch begleiten auch als christliche Aktivisten agieren.

Bettina Schausten, Innenpolitik-Chefin, ZDF: „Der Journalist soll ja öfter mal entscheiden, über gut und böse. Und da hilft ein gutes Wertegerüst, das nicht nur aus dem Bauch entscheiden zu müssen, sondern da eine gewisse Linie zu haben, die mein Glaube mitbringt.“ Peter Frey, Hauptstadtstudio-Leiter, ZDF: „Vielleicht ist die Annäherung an bestimmte Themen und auch an bestimmte Menschen, wie man auf Menschen zugeht. Das kann man ja nicht raus lassen.“ Nicht nur studierte Theologen, wie der Journalist Peter Hahne – vermitteln gern ihre Sonntagsgedanken.

Elmar Theveßen, Stellvertretender Chefredakteur ZDF, der uns spätestens seit 9/11 als Terrorismus-Experte ein wohlvertrautes Gesicht ist, verkündet daneben als knüppelharter Katholik:
„Gottlose Gesellschaften sind fruchtbarer Boden für politischen und religiösen Extremismus, die Diktatur des Relativismus ist sein Dünger!“

Da ist der nette Herr Theveßen, der treuherzig verkündet, beruflich müsse er „religionsblind“ sein schon ganz auf der Linie Mixa und Ratzinger.

So sehr sollte man sich als Konfessionsloser als nicht wundern, daß quasi kein namhafter Journalist den entsetzlichen Lügen eines Mixa entgegen tritt.

Und was beschwert sich eigentlich der hessische Ministerpräsident über das angeblich linkslastige ZDF?
Was denn noch, Herr Koch?

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