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Samstag, 7. März 2009

Strippen ziehen.

Koch, Merkel und Stoiber sind zwar reichlich blass was ihre Regierungsbilanzen angeht, aber in den Disziplinen Mauscheln, meckern und mobben sind sie allesamt ganz groß.
Insbesondere Stoiber zieht noch leidenschaftlich die Strippen, wenn er dabei seinen Rachegelüsten frönen kann.
So mobbte er im Alleingang nach der letzten CSU-Wahlschlappe seine Nachfolger Huber und Beckstein weg - Partei und Land sind ihm dabei ebenso egal, wie sein Renommee.

Auf der Abschussliste des Charaktermieslings steht noch jemand ganz oben: Nikolaus Brender!
War es doch nach seiner Lesart die alleinige Schuld des ZDF-Chefredakteurs, daß der stammelnde Ede 2002 die Wahl gegen Gerd Schröder verlor.
Markus Söder gab schon damals die Parole aus: Nikolaus Brender gehöre „abgesägt“.
Jetzt hat auch die Bundeskanzlerin ihre Dauem gesenkt und will den Unbequemen abschießen.
Brender gilt als maximal-Ärgernis der Union, weil er sich politischer Einflussnahme entzieht, parteipolitisch ungebunden ist und sich kritisch sowohl gegenüber der SPD als auch der CDU gibt. Legendär seine Attacke auf Bundeskanzler Schröder in der Berliner Runde 2005.

Traditionell wird das ZDF aber als CDU-Haussender betrachtet.

Nachdem der CDU-freundliche Intendant Schächter durchgeboxt wurde, erwartete man in Unionskreisen dementsprechend Hofberichterstattung.
Doch Brender verbog sich nicht.
Zeit ein Exempel zu statuieren; schließlich ist ja sonst politisch eigentlich kaum etwas los (oder war da irgendwas?), um das sich Ministerpräsidenten oder Kanzlerin kümmern könnten - da läßt sich trefflich das Fernsehfeld bestellen - wer weiß wie lange im 14-Köpfigen ZDF-Verwaltungsrat die CDU-Mehrheit noch so satt sein wird.

Eigentlich sollten laut Satzung die Mehrheit (8 von 14) der Mitglieder nicht zu den Parteipolitikern gehören: Sie „dürfen weder in einer Regierung noch in einer gesetzgebenden Körperschaft eingebunden sein.“.
Aber wer kümmert sich schon um Regeln, wenn es gilt seine Interessen durchzusetzen! Tatsächlich „staatsfern“, also nicht erkennbar parteipolitisch eingebunden sind nur zwei von 14 Mitgliedern: Der Verleger Dieter Beuermann und Prof. Gerd Zimmermann, Rektor der Bauhaus-Universität Weimar.
Mitglieder sind dort aber gleich sieben Unions-U-Boote:
Roland Koch, Peter Müller, Dr. Edmund Stoiber, Bernd Neumann, Landrat a.D. Hans-Henning Becker-Birck, Staatssekretär a.D. Willi Hausmann, Präsidentin des bayerischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberlandesgerichts München a.D. , Hildegund Holzheid.

Koch schoss als erster scharf und attackierte Brender direkt und - wie bei Koch üblich - unter strikter Vermeidung der Wahrheit.
ZAPP:
Ausführlich begründet er, warum er den ZDF-Chefredakteur loswerden will. Koch behauptet, dass einige ZDF-Sendungen zahlreiche Zuschauer verloren hätten. Die Quote – für einige Politiker plötzlich der Maßstab für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sie werden jetzt mit fadenscheinigen Argumenten versuchen, seine fachliche Qualifikation anzugreifen.

Die Quote also - eine Argumentation, die er mit falschen Zahlen untermauert.

Kochs Einmischung in Fragen der personellen Struktur in den Abteilungen und Redaktionen des ZDF ist unzulässig. Dem Verwaltungsrat obliegt es, die wirtschaftliche Tätigkeit der Anstalt und die Geschäftsführung des Intendanten zu kontrollieren; Einmischungen in Personalfragen führten in der Vergangenheit in den meisten Fällen zu Konflikten mit der Intendanz.

Michael Jürgs, freier Journalist:
„Der Angriff gegen Brender ist eine unglaubliche Sauerei und das ist eigentlich die Pflicht eines jeden anständigen Journalisten – egal, wo er steht. Rechts, links, Mitte, oben, unten – dagegen Stellung zu beziehen.“

Stellung bezogen tatsächlich in bisher noch nicht dagewesener Form sämtliche ZDF-Größen, die demonstrativ Brender mit einem Brief unterstützen; darin heißt es: „wir unterstützen Sie in Ihrem Entschluss, Nikolaus Brender als ZDF-Chefredakteur für eine weitere Amtszeit zu verlängern. Der Widerstand im ZDF-Verwaltungsrat gegen Ihre Entscheidung zeugt von einer gefährlichen Einmischung der politischen Parteien in die Souveränität unseres Hauses.“ Unterschrieben haben:
Dr. Peter Frey, Leiter Hauptstadtstudio Dr. Eckhart Gaddum, Hauptredaktionsleiter Neue Medien Ekkehardt Gahntz, Hauptredaktionsleiter Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik Dieter Gruschwitz, Hauptredaktionsleiter Sport Maybrit Illner, Moderatorin Dr. Claus Kleber, Erster Moderator heute journal Prof. Guido Knopp, Redaktionsleiter Zeitgeschichte Theo Koll, Hauptredaktionsleiter Außenpolitik Dr. Norbert Lehmann, Redaktionsleiter ZDF-Reporter Dr. Claus Richter, Redaktionsleiter Frontal 21 Ulf Röller, Redaktionsleiter Morgenmagazin Bettina Schausten, Hauptredaktionsleiterin Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik Marietta Slomka, Moderatorin heute journal Elmar Theveßen, Hauptredaktionsleiter Aktuelles

Und Koch droht auch ihnen:

„Ich glaube, keiner der Beteiligten hat sich durch diesen Brief einen Gefallen getan.“


Immer diese Aufmüpfigkeit der CDU-Untergebenen beim TV!

Einst hat man umständlich das Privatfernsehen eingeführt, um devote CDU-Zäpfchen in die Politredaktionen zu holen.
Michael Jürgs beschreibt:
Und es hat ja auch ne Zeit gegeben, wo das private Fernsehen, dargestellt durch diesen Menschen, wie immer der hieß, mit den langen Ohren, Mertes glaub ich - also Kohl-Interviews machte, die hätte man genauso gut auf der Homepage der CDU senden können.“
Gesendet wurde aber bei Sat.1. der vielversprechende Titel: „Zur Sache Kanzler“ Sendungsausschnitt „Moderator: Fühlen Sie sich physisch und gesundheitlich in Form?“ Sendungsausschnitt: „ Moderator: Herr Bundeskanzler, Sie stehen kurz vor Ihrem alljährlichen Fastenurlaub - wie sind Sie persönlich in Form und wie viel Pfund sollen runter? - Vielen Dank, Herr Bundeskanzler und gute Erholung.“

Blöd nur, daß Kohls Gönner Kirch jetzt pleite ist und die Privaten gar nicht mehr über Politik berichten.
Also erinnert sich die CDU wieder an „ihr“ ZDF.
Wenn Koch und Co sich durchsetzen, sind wir wieder ein Stück weiter in der Verblödung des Volkes voran geschritten.

Marcel Reich-Ranicki sagte einmal: „Fernsehen macht Dumme dümmer und Kluge klüger“.

Das ist sicher wahr - sofern es noch Auswahl gibt. Geht es nach der CDU haben „die Klugen“ bald keine Chance mehr.
244 Minuten glotzt der Durchschnitts-Michel täglich.
Über den Klugheitszuwachs dabei kann man nur rätseln angesichts unseres TV-Programms.
Irgendwie lustig, daß wir wieder mal alle Vorurteile und Klischees über Bord werfen müssen, wenn wir über den Atlantik blicken.
Im Land der vermeidlich seichten Unterhaltung, der USA, hat sich das TV längst in die intellektuellen Sphären begeben und es gibt reihenweise richtig gut gemachtes Fernsehen, das seinem Zuseher auch Intelligenz abfordert.
Ein Intelligenz, die dem dumpfen Teutonen-Michel schon abgesendet wurde, so dass er komplexe Produktionen wie „Die Sopranos“ offenbar ohnehin nicht mehr versteht.
Amerikaner gucken noch mehr fern, aber sie gucken besser fern, wie unter anderem Andrian Kreye beschreibt:
Statt das Publikum als Ganzes zu betrachten, wie zu Zeiten des Antennenfernsehens, oder als eine Ansammlung von Nischenzielgruppen, wie im Kabel, hat das US-Fernsehen Inseln geschaffen, auf denen sich gerade gebildete Menschen finden können. Intelligente Unterhaltung Da gibt es Fernsehserien wie "Sopranos", die auf höchstem Niveau dem Kino den Rang ablaufen. Meinungsstarke Nachrichtensender bieten eine politische Heimat. Selbst die großen terrestrischen Sender haben sich auf intelligente Unterhaltung wie "24" verlegt. Dazu kommt der "Obama-Effekt", der die Bürger vor den Bildschirm holt. In Deutschland hat sich dagegen selbst das öffentlich-rechtliche Fernsehen trotz seines Bildungsauftrags vom Bildungsbürgertum verabschiedet. Die großen kollektiven Fernsehereignisse sind Teenagern und ihren sozialdarwinistischen Talentshows wie DSDS oder Senioren und ihren altmodischen Revueshows wie "Wetten...dass ?" vorbehalten. Einzig der Sport kann die Fernsehnation noch einen.

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