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Sonntag, 22. März 2009

Niedergang der Werte.

Einst gab es in Deutschland eine liberale Partei, die mit Vordenkern wie Karl-Hermann Flach und Vorbildern wie Hildegard Hamm-Brücher beeindruckte.
Sie regte zu grundsätzlichen Diskursen an, beflügelte die Humanistische Union und bewirkte tatsächliche Liberalisierungen.

Diese Partei gibt es nicht mehr.

Stattdessen existiert nur ein grotesk entstellter Homunculus, dessen Werte-, Wahrheits- und Prinzipien-freie Führungsfigur seit Einführung des „Registers“ in dem rechten Yellow-Press-Blatt „BUNTE“ ununterbrochen jede Woche gelistet wird.

Ein passender Vorsitzender für eine komplett gescheiterte Partei:
Er versucht noch nicht einmal mehr den Anschein zu erwecken Rudimente politischer Substanz zu haben, sondern beschränkt sich ausschließlich darauf auf Partys, Empfängen, Festen, Events, Bällen, Sportshows, BigBrother-Sendungen und Premieren aufgetakelt wie ein Pfau sinnfrei umher zu stolzieren.

Das Fußvolk dieser ehemals ernst zu nehmenden Partei ergeht sich in Opportunismus und Realitätsnegierung.

So kämpft die FDP in Berlin Seite an Seite mit den korrupten Mannen der CDU für die Einführung von Zwangsreligionsunterricht, wider die Wahlfreiheit und gegen gemeinsame demokratische Standards für alle Schüler.

Der ehemalige Regierende Bürgermeister Momper führt dazu aus:

Das gemeinsame Fach Ethik will allen Schülern eine gemeinsame Grundbildung zu Fragen der Ethik, zu Religionen und Weltanschauungen und zu Fragen der Lebensgestaltung ermöglichen. Vielfalt, Dialog und Gemeinsamkeit können als positive Werte im Unterricht lebendig vermittelt und erfahren werden. Über den gemeinsamen Ethikunterricht hinaus können alle Schüler – so wie es in Berlin schon immer war – zusätzlich an einem freiwilligen Religions- oder Weltanschauungsunterricht teilnehmen. Das Volksbegehren Pro Reli will den gemeinsamen Ethikunterricht abschaffen. Pro Reli will die jetzt vorhandene Wahlfreiheit, neben Ethik den Religionsunterricht wählen zu können, beenden. Den Jugendlichen würden damit die gemeinsamen Werteerfahrungen genommen. Das Fach Ethik ermöglicht es Schülern, miteinander zu reden – und nicht nur übereinander, wie das beim Wahlzwang zwischen Ethik und Religion der Fall wäre. Wenn Schüler christlicher, muslimischer, jüdischer oder anderer religiöser oder weltanschaulicher Herkunft lernen, im Gespräch über unterschiedliche Lebensauffassungen einander zuzuhören, wird damit auch ein wichtiger Beitrag gegen die Ausbreitung von Parallelgesellschaften in Berlin geleistet. Das Fach Ethik fördert Gemeinsamkeiten in der Orientierung an Grundwerten und Menschenrechten. Für ein friedliches und befriedigendes Zusammenleben ist es erforderlich, die gemeinsame Anerkennung von Grundwerten zu entwickeln, wie sie im Grundgesetz festgeschrieben sind. Es geht im Ethikunterricht besonders um Werte, die für alle gelten. Dazu gehören Freiheit, Gleichberechtigung, Demokratie und Solidarität.


Daß eine Partei, die einst von Menschen wie Hirsch und Baum vertreten wurde, sich nun gegen diese ethischen Standards wendet und stattdessen christliche Moral predigt, ist an sich schon ein Symptom des totalen Verfalls der Westerweller.

Die Partei, die einst mutig für die Entkoppelung von Staat und Kirche eintrat (wie es übrigens auch eine nicht gänzlich zu vernachlässigende Schrift in Deutschland vorsieht - das GG nämlich), macht sich nun für noch massivere Eingriffe der Kirche in Staatsangelegenheiten stark, obwohl Deutschland ohnehin mit seinem System der „hinkenden Trennung von Staat und Kirchen“ gemeinsam mit Österreich inzwischen das Schlusslicht in Europa bildet.

Die Perfidie ist damit noch nicht an ihrem Gipfelpunkt angekommen.

Um ihre ganze geistige Verkommenheit zu demonstrieren, nennen die Verfechter der Zwangschristianisierung und der Abschaffung der „Ethik“-Lehrinhalte den Abstimmungstag:

Tag der Freiheit!
 
Ein Slogan, der schon so manchem diente, der nicht im eigentlichen Sinne als Freiheitskämpfer auffiel: Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht; so lautet auch der Titel des Nazi-Propagandafilms, den Leni Riefenstahl über den siebten Reichsparteitag der NSDAP („Parteitag der Freiheit“), der vom 10. bis zum 16. September 1935 auf der Nürnberger Zeppelinwiese stattfand, drehte.

Jaja, man soll vorsichtig mit NS-Vergleichen sein, ich weiß. Aber es ist die Initiative „Pro-Reli“, die diesen Spruch wählte.

Überhaupt, die Nazis - sie sind für das ein oder andere Kirchenoberhaupt nicht besonders problematisch:

Der spätere Papst Pius XII unterließ es als Kardinalstaatssekretär, gegen die Nürnberger Rassegesetze von 1935 zu protestieren, er wandte sich nicht gegen das Reichspogrom von 1938 und den Überfall des faschistischen Italien auf Äthiopien 1935/36.
Als Papst kritisierte er nicht die Invasion Italiens in Albanien an Karfreitag 1939.
Und, was ihm die Polen schwer übel genommen haben:
Er prangerte nicht den verbrecherischen Angriff von Hitlers Wehrmacht auf Polen an, den Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Hitler war für ihn im Vergleich zu Stalin das kleinere Übel.
Seinen Kampf gegen den Kommunismus führte Pacelli auch nach 1945 fort. Da hat er Katholiken mit kommunistischem Parteibuch weltweit exkommuniziert.
Aber vorher hat er es unterlassen, die formalen Katholiken in der NS-Führung - Hitler, Himmler, Goebbels und andere - zu exkommunizieren
(Küng)

Die Naziführer wurden mit vatikanischer Hilfe nach 1945 vor der Justiz in Sicherheit gebracht.

Als Eichmann von israelischen Agenten in Südamerika aufgespürt wurde, protestierte der argentinische Kardinal und Leiter der Katholischen Aktion, Antonio Caggiano:

"Es ist unsere Christenpflicht, ihm zu verzeihen, was er getan hat."

6 Millionen Menschen umbringen ist also aus katholischer Sicht nicht nur theoretisch verzeihbar, sondern es ist sogar ChristenPFLICHT so eine Petitesse zu verzeihen.

2009 holt Ratzinger einen Nazifreund, Antisemiten und Holocaustleugner - Bischof Williamson - zurück in seine Arme. In die Arme der Kirche.

Während nach christlichen Wertmaßstäben also kleine Sünder wie Hitler, Eichmann und Himmler nicht exkommuniziert werden, man ihnen verzeihen soll, geht das Christentum des 21. Jahrhunderts durchaus streng vor, wenn jemand richtig böse sündigt - also nicht nur Kriminal-Petitessen, wie Hitler, Eichmann und Himmler vorzuweisen hat.

Geschehen im Jahr 2009 in Rio.

Ein NEUNJÄHRIGES Mädchen wurde von ihrem Stiefvater brutal vergewaltigt und in Folge dessen auch schwanger. Eine Schwangerschaft, die ganz abgesehen von moralischen und kriminellen Aspekten sehr wahrscheinlich das Leben des nur 36 Kilo schweren Mädchen gekostet hätte - der liebe Gott sorgte nämlich dafür, daß es Zwillinge geworden wären.

Glücklicherweise konnte dem NEUN JAHRE alten Mädchen das grausame Schicksal erspart werden, indem die Schwangerschaft abgebrochen wurde.

Die christliche Kirche reagierte klar und zackig - indem sie exkommunizierte:

Trotz der Natur des Falls müsse die Kirche an ihrer Ablehnung der Abtreibungen festhalten, sagte Erzbischof Jose Cardoso Sobrinho in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview mit dem TV-Sender Globo. Als Folge dessen war die Mutter der Neunjährigen und das Ärzteteam exkommuniziert worden.

Praktizierte christliche Moral, wie sie offenbar Westerwelle als vorbildlich für Berliner Schüler vorschwebt.

Unfehlbar ist das Kirchenoberhaupt, der noch letzte Woche erklärte Kondome FÖRDERTEN die Ausbreitung von AIDS.

Praktizierte Todesgefahr sage ich zu Westerwelles Werten - ist doch die reine Lehre der katholischen Kirche lebensgefährlich ist für die Menschen, erst recht in einem Kontinent, in dem südlich der Sahara 22 Millionen HIV-Infizierte leben.

Eichmann verzeihen, die Mutter einer Neunjährigen verdammen, die ihr Kind zu schützen versucht und vor Milliardenpublikum die Ausbreitung von Aids zu propagieren - dazu gehört schon ein „besonderer“ Glaube.

Für den Literaturnobelpreisträger Bertrand Russell war der viel zitierte unerschütterliche Glaube kein Wert an sich, sondern eher eine intellektuelle Lähmungserscheinung und Gott eine Vorstellung aus "alten orientalischen Gewaltherrschaften", somit: "freier Menschen unwürdig".

Einzig die Angst hielt er für die Grundlage der Religion, "Angst vor dem Geheimnisvollen, Angst vor Niederlagen, Angst vor dem Tod. Angst aber ist die Mutter der Grausamkeit".

Recht hat er, der Russell.

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