Mittwoch, 11. März 2009
Amerikanische Verhältnisse?
Lange dachte man, daß die Amoklauferei eine US-amerikanische Spezialität sei. Im Lande der Waffennarren ist das Potential einfach größer.
Langsam lernen wir - ganz so waffenlos sind wir in Deutschland auch nicht und können echt mithalten.
Nur Stunden nach den 11 Toten von Alabama, heute also in Winnenden 16 Tote.
(26. April 02, Erfurt: 16 Tote)
Schön ist das nicht.
Interessant finde ich die Reaktionen auf der konservativen Seite:
Angela Merkel, die gerade in der Kritik der christlichen Fundi-Basis ihrer Partei steht, nutzte die Gelegenheit an ihr Betroffenheitsstatement anzufügen, daß sie nun für die Opfer BETE.
Unsere fromme Kanzlerin.
Gewohnt sinnfrei die Anmerkungen der Familienministerin:
Sie wies darauf hin, dass solche Taten häufig von sozial isolierten Jugendlichen begangen würden - und nahm indirekt Erziehungsberechtigte und Aufsichtspersonen in die Pflicht: Diejenigen, die Waffen besäßen, müssten dafür sorgen, dass "Nichtberechtigte keinen Zugang dazu" bekämen, forderte die Ministerin.
Na Donnerschlach - welch Erkenntnis - es handelt sich dabei also um „sozial isolierte Jugendliche“?
Wer hätte das gedacht?!
Es ist also kein ganz normales SOZIALVERHALTEN in die Schule zu gehen und dort um sich zu schießen?
Danke sehr Frau von der Leyen, daß Sie das aufklären.
Ein toller Tipp ist natürlich auch, daß „Nichtberechtigte“ nicht an die Waffen kommen sollten!
Welch Idee!
Und ich hatte bisher angenommen, daß man Kindern, sozial Gestörten und Verhaltensauffälligen aller Art extra geladene Waffen in die Hand drücken sollte!
War es etwa nicht so wirklich füchisch schlau von dem Vater des heutigen Amokläufers, seinem irren Sohn die Beretta zugänglich zu machen?
Jörg K., der Vater des Amokläufers, besitzt als Mitglied eines Schützenvereins laut Polizei legal 15 Schusswaffen. Nachbarn beschreiben ihn als "typischen Patriarchen". Die Tatwaffe seines Sohnes, eine großkalibrige Pistole der Marke Beretta, stammte demnach aus seinem Elternhaus.
Die anderen Politikerstatements sind durch die Bank weg hilflos und nichtssagend.
Ausnahmsweise will ich das auch gar nicht kritisieren - was könnte man schon sagen?
Passende Worte gibt es da ohnehin nicht.
Der Pilgerstrom an den Ort des geschehen hat eingesetzt, Öttinger kam gar per Heli eingeflogen und lungerte an der Schule rum.
Es ist die Gelegenheit Aktion zu zeigen und dem Publikum darzustellen, daß man „betroffen“ ist, nicht indolent und achselzuckend zu Tagesordnung übergeht.
Kümmern ist das Motto in Wahlkampfzeiten.
Da wird allerlei vorgeschlagen, das Schlagzeilen bringt und ganz sicher wieder in Vergessenheit gerät.
Einer, der sonst Mr. Knallhart schlechthin ist, hält sich allerdings auffällig bedeckt:
Unser aller Innenminister Schäuble, der sonst geradezu davon besessen ist abzuhören, videozuüberwachen, Email-Trojaner zu schicken und auch sonst jedes Grundrecht zu beschneiden, weiß gerade also keine sicherheitspolitische Forderung, die alles toppen würde?
Das mag daran liegen, daß Schäuble nicht gerne an seine Aktion vom September 2007 erinnert wird, als sein Ministerium damit vorpreschte das nach Erfurt von Rot/Grün verschärfte Waffenrecht zu lockern.
Daß man erst mit 21 Jahren an Waffen kommen darf, war dem CDU-Innenminister zu streng.
Künftig sollten schon 18-Jährige Zugang zu Waffen bekommen.
Ein durchaus bemerkenswerter Vorgang - geht es hier doch um die Inkarnation des Hardliners unter allen Politikern, der im krassen Widerspruch zu seiner sonstigen Linie auf einmal ganz liberal wird - und das ausgerechnet beim Waffenrecht.
Schäuble geriet in unruhiges Fahrwasser und redete sich mit einer anstehenden EU-Richtlinie heraus.
Eine Lüge - denn das EU-Recht läßt den Staaten freie Hand solange sie das Mindestalter von 18 Jahren nicht noch UNTERschreiten.
Im Punkt „Parlament dreist anzulügen“, ist der Innenminister allerdings Gewohnheitstäter - wir erinnern uns an die legendäre geldkofferlüge, die er vom Rednerpult aus auf direkte Nachfragen von Christian Ströbele losließ.
Woher nun also dieser Drang der schwärzesten Unionsmänner bei der Verfügbarkeit von Waffen alle Augen zuzudrücken?
Nun, da ist die Waffenlobby, die zwar nicht so lange Arme wie ihr großer Bruder NRA hat, aber dennoch offenbar mühelos bis ins Bundesinnenministerium langen kann.
Nur blöd, daß es eine große Koalition gibt, so daß Schäuble letztendlich gezwungen wurde den Plan wieder vom Tisch zu nehmen.
Jürgen Kohlheim, Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes, ist enttäuscht. "Wir halten es für grundsätzlich sinnvoll, wenn die Verschärfungen, die nach Erfurt erfolgt sind, wieder rückgängig gemacht werden", sagt er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Auch beim "Forum Waffenrecht", einer Interessensvereinigung für Waffenbesitz, wird die Volte aus dem Schäuble-Ministerium bedauert. Die Anhebung der Altersgrenze auf 21 Jahre sei nie besonders sinnvoll gewesen, sagt deren Sprecher Joachim Streitberger.
Zum Anderen kommt Wolfgang Schäuble aus Baden Württemberg - der Heimat von Waffenproduzenten wie Heckler und Koch.
A propos - was sagt denn eigentlich unser oberster Heckler und Koch-Propagandist Volker Kauder, im Nebenberuf CDU-Fraktionsvorsitzender, zu dem heutigen Amoklauf?
Statt "eilig über die Verschärfung der Waffengesetze" zu diskutieren, muss erstmal geklärt werden, was passiert ist und wie der Amokschütze an die Waffen kommen konnte", sagte der CDU-Politiker.
Honi soit qui mal y pense .....
Langsam lernen wir - ganz so waffenlos sind wir in Deutschland auch nicht und können echt mithalten.
Nur Stunden nach den 11 Toten von Alabama, heute also in Winnenden 16 Tote.
(26. April 02, Erfurt: 16 Tote)
Schön ist das nicht.
Interessant finde ich die Reaktionen auf der konservativen Seite:
Angela Merkel, die gerade in der Kritik der christlichen Fundi-Basis ihrer Partei steht, nutzte die Gelegenheit an ihr Betroffenheitsstatement anzufügen, daß sie nun für die Opfer BETE.
Unsere fromme Kanzlerin.
Gewohnt sinnfrei die Anmerkungen der Familienministerin:
Sie wies darauf hin, dass solche Taten häufig von sozial isolierten Jugendlichen begangen würden - und nahm indirekt Erziehungsberechtigte und Aufsichtspersonen in die Pflicht: Diejenigen, die Waffen besäßen, müssten dafür sorgen, dass "Nichtberechtigte keinen Zugang dazu" bekämen, forderte die Ministerin.
Na Donnerschlach - welch Erkenntnis - es handelt sich dabei also um „sozial isolierte Jugendliche“?
Wer hätte das gedacht?!
Es ist also kein ganz normales SOZIALVERHALTEN in die Schule zu gehen und dort um sich zu schießen?
Danke sehr Frau von der Leyen, daß Sie das aufklären.
Ein toller Tipp ist natürlich auch, daß „Nichtberechtigte“ nicht an die Waffen kommen sollten!
Welch Idee!
Und ich hatte bisher angenommen, daß man Kindern, sozial Gestörten und Verhaltensauffälligen aller Art extra geladene Waffen in die Hand drücken sollte!
War es etwa nicht so wirklich füchisch schlau von dem Vater des heutigen Amokläufers, seinem irren Sohn die Beretta zugänglich zu machen?
Jörg K., der Vater des Amokläufers, besitzt als Mitglied eines Schützenvereins laut Polizei legal 15 Schusswaffen. Nachbarn beschreiben ihn als "typischen Patriarchen". Die Tatwaffe seines Sohnes, eine großkalibrige Pistole der Marke Beretta, stammte demnach aus seinem Elternhaus.
Die anderen Politikerstatements sind durch die Bank weg hilflos und nichtssagend.
Ausnahmsweise will ich das auch gar nicht kritisieren - was könnte man schon sagen?
Passende Worte gibt es da ohnehin nicht.
Der Pilgerstrom an den Ort des geschehen hat eingesetzt, Öttinger kam gar per Heli eingeflogen und lungerte an der Schule rum.
Es ist die Gelegenheit Aktion zu zeigen und dem Publikum darzustellen, daß man „betroffen“ ist, nicht indolent und achselzuckend zu Tagesordnung übergeht.
Kümmern ist das Motto in Wahlkampfzeiten.
Da wird allerlei vorgeschlagen, das Schlagzeilen bringt und ganz sicher wieder in Vergessenheit gerät.
Einer, der sonst Mr. Knallhart schlechthin ist, hält sich allerdings auffällig bedeckt:
Unser aller Innenminister Schäuble, der sonst geradezu davon besessen ist abzuhören, videozuüberwachen, Email-Trojaner zu schicken und auch sonst jedes Grundrecht zu beschneiden, weiß gerade also keine sicherheitspolitische Forderung, die alles toppen würde?
Das mag daran liegen, daß Schäuble nicht gerne an seine Aktion vom September 2007 erinnert wird, als sein Ministerium damit vorpreschte das nach Erfurt von Rot/Grün verschärfte Waffenrecht zu lockern.
Daß man erst mit 21 Jahren an Waffen kommen darf, war dem CDU-Innenminister zu streng.
Künftig sollten schon 18-Jährige Zugang zu Waffen bekommen.
Ein durchaus bemerkenswerter Vorgang - geht es hier doch um die Inkarnation des Hardliners unter allen Politikern, der im krassen Widerspruch zu seiner sonstigen Linie auf einmal ganz liberal wird - und das ausgerechnet beim Waffenrecht.
Schäuble geriet in unruhiges Fahrwasser und redete sich mit einer anstehenden EU-Richtlinie heraus.
Eine Lüge - denn das EU-Recht läßt den Staaten freie Hand solange sie das Mindestalter von 18 Jahren nicht noch UNTERschreiten.
Im Punkt „Parlament dreist anzulügen“, ist der Innenminister allerdings Gewohnheitstäter - wir erinnern uns an die legendäre geldkofferlüge, die er vom Rednerpult aus auf direkte Nachfragen von Christian Ströbele losließ.
Woher nun also dieser Drang der schwärzesten Unionsmänner bei der Verfügbarkeit von Waffen alle Augen zuzudrücken?
Nun, da ist die Waffenlobby, die zwar nicht so lange Arme wie ihr großer Bruder NRA hat, aber dennoch offenbar mühelos bis ins Bundesinnenministerium langen kann.
Nur blöd, daß es eine große Koalition gibt, so daß Schäuble letztendlich gezwungen wurde den Plan wieder vom Tisch zu nehmen.
Jürgen Kohlheim, Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes, ist enttäuscht. "Wir halten es für grundsätzlich sinnvoll, wenn die Verschärfungen, die nach Erfurt erfolgt sind, wieder rückgängig gemacht werden", sagt er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Auch beim "Forum Waffenrecht", einer Interessensvereinigung für Waffenbesitz, wird die Volte aus dem Schäuble-Ministerium bedauert. Die Anhebung der Altersgrenze auf 21 Jahre sei nie besonders sinnvoll gewesen, sagt deren Sprecher Joachim Streitberger.
Zum Anderen kommt Wolfgang Schäuble aus Baden Württemberg - der Heimat von Waffenproduzenten wie Heckler und Koch.
A propos - was sagt denn eigentlich unser oberster Heckler und Koch-Propagandist Volker Kauder, im Nebenberuf CDU-Fraktionsvorsitzender, zu dem heutigen Amoklauf?
Statt "eilig über die Verschärfung der Waffengesetze" zu diskutieren, muss erstmal geklärt werden, was passiert ist und wie der Amokschütze an die Waffen kommen konnte", sagte der CDU-Politiker.
Honi soit qui mal y pense .....
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6 Kommentare:
Die gleichen Politiker, die kein Problem damit haben, andere Länder mit Waffengewalt zu überfallen, die Folter und die Abschaffung der Grundrechte gerade legalisieren und jede andere Meinung als ihre eigene kriminalisieren wollen, die systematisch an der Jugend sparen und dafür Verbrecher mit Geld bewerfen, die diesen Staat zerstören und kommenden Generationen das Wasser abgraben, genau dieselben Damen und Herren heucheln nun Betroffenheit?
Der Nordstern.
"«Also, wer niemals einen Fehler macht, der ist ein glücklicher Mensch.»"
http://www.netzeitung.de/deutschland/729913.html
"was könnte man schon sagen?"
Bei was 'man' sagen sollte, schliesse ich mich dem Nordstern an. ... +++
Gruss
J.
Auf einer ganz anderen Note: Bayerische Verhältnisse!
http://www.jungewelt.de/2009/03-12/017.php
Tammox, da würde mich mal Deine Meinung interessieren! ;)
Der Nordstern.
Hallo Nordstern und Jake!
Das Thema „Waffen“ hat natürlich ungeheuer viele Aspekte - da kann ich eine Menge Postings draus machen.
Unter der christlichen CDU-Regierung sind die deutschen Waffenexporte vor allem enorm angestiegen - kein Krisengebiet ohne deutsche Tötungshilfen.
Da brauchen die Hersteller natürlich eine gute Lobbyarbeit.
Allerdings ist das meistens gut verschleiert, da es für Politiker nicht unbedingt gut ankommt als Waffen-Propagandist da zustehen.
Die Waffenbrüder Siegfried und Volker Kauder sind da insofern eine Ausnahme.
Heckler und Koch befindet sich ja auch im Wahlkreis eines Kauders.
Vielen Dank für den Artikel aus der Netzzeitung!!!
Den kannte ich nicht und es wundert mich doch, daß da so klar zitiert wird, was ich natürlich DACHTE:
Uns wird immer vorgeworfen, dass wir im Innenministerium Geheimdiplomatie betreiben würden, aber nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit können wir in einer Gesellschaft, in der der Umgang mit der Waffe tabuisiert ist, ohne Vorurteile über die Waffengesetzgebung sprechen», sagte Streitberger.
Und Schäuble hatte eben ein offenes Ohr.
Naja, daß der Typ wirklich das ALLERLETZTE ist, habe ich schon immer gesagt und bin damit ja beileibe nicht der einzige.
Es wird interessant sein in den nächsten Tagen zu sehen, ob in der Post-Winnenden-Diskussion erwähnt wird auf wen die Waffenlobby Einfluß nimmt, oder ob man das mal wieder dezent übersieht.
Was den Artikel in der JUNGEN WELT betrifft; so wundere ich mich wieso Herrmann das JETZT auffällt.
Die Hirne der bayerischen Politiker sind eben nicht die Schnellsten.
Über die entsprechende Studie hatte ICH schon vor Monaten auf diesem Blog berichtet und angemerkt, daß die Bayern da wirklich nicht gut weg kommen:
http://tammox.blogspot.com/2008/11/vorurteilsrochade.html
Nordstern, Du hattest das auch kommentiert.
Die Schlußfolgerung war damals dieselbe wie jetzt:
Sparen bei der Jugend, der Bildung, den Lehrerstellen, etc und dafür das Geld den am lautesten schreienden Lobbyisten in die großen Ärsche schieben, ist keine gute Politik.
Ich habe mich ja sogar schon daran versucht mal KONSTRUKTIV zu sein und aufzuschreiben, wie man es besser machen sollte:
http://tammox.blogspot.com/2008/08/rudimentrkonzept-zur-rettung.html
Nur hört Frau Merkel - VERBLÜFFENDERWEISE - nicht auf mich.
http://tammox.blogspot.com/2008/10/geistige-ausdorrung-vollendet.html
Beste Grüße
Tammox
Aber der Popo hat bei dir reingeschaut.
"Benedikt räumte ein, «dass aufmerksames Verfolgen der im Internet zugänglichen Nachrichten es ermöglicht hätte, rechtzeitig von dem Problem Kenntnis zu erhalten». Der Heilige Stuhl müsse auf -Tammox- in Zukunft aufmerksamer achten, fügte er hinzu."
http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1296418.html
Na siehste!
Ach Jake - irgendwie läuft doch alles schief...
;-(
Ratzi sollte doch nun gerade nicht auf mich hören.
Ich bin ja durchaus damit einverstanden, daß er den Katholizismus zu Grunde richtet.
Und zwar besser heute als morgen.
Weniger begeistert bin ich aber davon, wenn Merkel und Co die Zukunft Deutschlands verspielen.
Da wollte ich ja eigentlich noch eine zeitlang leben....
LG
T
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