Donnerstag, 7. Oktober 2010
Das Prophezeien ist auch keine Kunst mehr.
Ist es nicht verwunderlich wie viele scharlatanische Wahrsager Geld mit der Doofheit der Menschen verdienen?
Das gilt für die hochbezahlten Denker der Amerikanischen Thinktanks, die so brillant vorher gesagt hatten, daß nur ein Jahr nach Beginn des Irak-Krieges dankbare Bürger in Bagdad begännen Straßen und Brücken nach George W. Bush zu benennen?
Daß die Beseitigung des Saddam-Regimes mit maximal 40.000 Mann zu erreichen sei, daß der Krieg unterm Strich nichts kosten würde, da die sprudelnden Öl-Einnahmen anschließend die Ausgaben kompensierten. Etc pp.
Was bei der US-Regierung funktioniert, klappt beim „kleinen Mann“ schon längst.
Heutzutage muß man dafür nicht erst auf Jahrmärkte gehen, sondern kann 0190er-Nummern anrufen.
Dabei ist Wahrsagen doch so leicht!
Politik ist so sagenhaft vorhersagbar.
Zum Beispiel Reinhard Stuth.
Auch so ein CDU-Mann mit einsilbigen Nachnamen, der Dank der Grünen im August zum neuen Hamburger Kultursenator ernannt wurde.
Am 23.08. 2010 schrieb ich:
Erst vor einem Jahr wurde Reinhard Stuth als Staatsrat der Kulturbehörde von Ole von Beust gefeuert.
Totale Unfähigkeit des CDU-Juristen hatte dazu geführt, daß sich die Mitarbeiter der Behörde unisono weigerten mit dem Dilettant weiter zu arbeiten.
Seine extrem rüden Umgangsformen machten den CDU-Choleriker innerhalb von 12 Monaten zum bestgehassten Mann der Kulturszene.
Eben jener Stuth wird nun sogar Chef der Kulturbehörde.
Ob ausgerechnet Stuth der richtige Mann ist, die atmosphärischen Störungen zu beheben und für einen Neuanfang im Umgang mit der Kulturszene zu sorgen, ist allerdings fraglich. Spricht man in diesen Tagen Hamburger Kulturschaffende an, wollen sie mit ihren Meinungsäußerungen partout nicht zitiert werden.
(Matthias Gretzschel 23.08.10)
Der begeisterte Fan des Senders BIBEL-TV hatte bereits in vielen Positionen seine Unfähigkeit bewiesen.
Ein Treppenwitz, daß er unter anderem als Aufsichtsrat der Elbphilharmonie Hamburg Bau GmbH & Co. KG für das größte finanzielle Desaster der Hamburger Kulturpolitik verantwortlich zeichnete.
Nun ist der Kulturschreck seit sechs Wochen Senator und seine erste Zwischenbilanz ist genau so, wie es zu erwarten war: Miserabel!
Die Kulturschaffenden sind entsetzt, Hamburg ist international blamiert.
Die Hamburger MoPo nennt ihn „Senator Peinlich“
Kaum im Amt - Ruf schon ruiniert. Die Kulturszene steht Kopf, Land unter in der Behörde - aber Reinhard Stuth (CDU) macht jetzt erst mal Urlaub.
[…]
Ende August kam Stuth ins Amt. Normale Arbeitnehmer wissen: Wer einen neuen Job antritt, hat drei bis sechs Monate Urlaubsperre. Nicht so Senator Stuth: Fünf Wochen nach Amtsantritt genehmigte er sich seinen ersten Urlaub, ist diese Woche verreist.
Koalitionspolitikern treibt das die Zornesröte ins Gesicht: "Er macht eine extrem schlechte Figur und fährt dann einfach weg", heißt es im Rathaus. Denn die Debatte um Etatkürzungen läuft völlig aus dem Ruder.
(Mathis Neuburger 06.10.10)
Der schwarzgrüne Senator setzt immerhin insofern Maßstäbe, daß er derartig schlecht ist, daß er nach so kurzer Zeit sogar schon in der überregionalen Presse zum Thema wurde.
Die Bayerische SZ („Der Hamburger Kultursenator Reinhard Stuth hat in vier Wochen mehr zerstört als all seine Vorgänger zusammen“) widmete ihm diese Woche ebenfalls einen langen Artikel.
Mittlerweile muss der CDU-Jurist mit Fachgebiet europäische Politik - der vor einem Jahr noch als Staatsrat der Kulturbehörde seines Amtes enthoben wurde, weil weder seine Senatorin Karin von Welck noch die Mitarbeiter der Behörde weiter mit ihm arbeiten wollten - sich täglich Zeugnisse seiner Ahnungslosigkeit ausstellen lassen. Seine Sparstrategie, wenige große Institute mit riesigen Kürzungen in den Ruin zu treiben, um alle anderen zu schonen, leuchtet nicht einmal denen ein, die davon profitieren.
[…] In beiden Fällen - beim Altonaer Museum wie beim Schauspielhaus - hat sich der neue Senator vor seinen Entscheidungen schlichtweg nicht deren Folgen informiert. Nun geht er tapfer auf Mitarbeiterversammlungen jener Institute, die den größten Schaden nehmen, um sich dort mit erstauntem Ausdruck im Gesicht von wütenden Mitarbeitern aufklären zu lassen, was seine Politik konkret bedeutet. Dass er das größte deutsche Sprechtheater dazu zwingt, entweder das erfolgreiche Kinder- und Jugendtheater abzuwickeln, oder nur noch zwei Inszenierungen pro Saison im Großen Haus zu zeigen, das habe er nicht gewusst und nicht gewollt, erklärt er den Theaterleuten. Und die Katastrophe, die er mit seinem Schließbefehl gegen das Altonaer Museum in der Hamburger Museumsstiftung anrichtet, hat ihm auch keiner erklärt.
(Till Brigleb 05.10.10)
Man staunt und staunt jeden Tag wie dummdreist der vollkommen fachfremde Senator durch seine Behörde stolpert.
Bildung und Kultur sind dem auf CDU-Parteiticket durch verschiedene Behörden gerutschten Faulpelz völlig fremd.
Was soll er sich auch mit den Theatern abärgern, wenn er noch nie selbst eine Theatervorstellung besucht hat?
Die klassischen Gebiete der städtischen Kulturpolitik - Museen, Theater, Bibliotheken - kennt er nicht und will er auch mangels Interesse nicht kennenlernen.
Daß jemand sich freiwillig mit kulturellen Dingen beschäftigt und womöglich sogar schon Kinder lesen, ist „Senator peinlich“ nicht bekannt.
Und die 1,5 Millionen Mittel-Kürzungen, die Stuth den Öffentlichen Bücherhallen aufgebürdet hat, beschädigen vor allem die Chancen der Kinder und Jugendlichen, den Unterschied von Book zu Facebook zu verstehen.
'Das kann ich nicht und das werde ich auch nicht umsetzen!', sagt die kampferprobte Direktorin der Bücherhallen Hella Schwemer-Martienßen zu dem Beschluss. Sichtlich angefressen ist sie zudem von der offiziellen Begründung für diesen Axthieb. Die Bücherhallen könnten dank der Kürzung endlich auf die durch E-Books 'geänderten Lesegewohnheiten' reagieren, hat Stuth in die Senatsdrucksache schreiben lassen. Dass die Hamburger zu den innovativsten Volksbibliotheken in ganz Deutschland gehören und Schwemer-Martienßen zudem in den letzten Jahren die Produktivität um 35 Prozent gesteigert hat, während sie 30 Prozent des Personals abbaute, kann ein Kultursenator ja nicht wissen, der erst vier Wochen im Amt ist.
(Till Brigleb 05.10.10)
Nun ist man von den Hamburger CDU-Senatoren gewöhnt, daß sie gewohnheitsmäßige Lügner sind, von der Staatsanwaltschaft gejagt werden, oder wegen vollkommener Ahnungslosigkeit Milliarden verschleudern.
Da passt auch ein Stuth ins Bild.
Immerhin hat sich überhaupt jemand gefunden, der den Job macht.
Lange Zeit nach Ole von Beusts Amtsantritt 2001 gab es gar keinen Kultursenator, weil sich niemand in der CDU fand.
Nach einigen Monaten nahm Bürgermeister von Beust die Sache selbst in die Hand und verkündete einen großen Namen - Nike Wagner aus dem berühmten Wagner-Clan sollte den Job übernehmen.
Beust, ebenfalls vollkommen fremd in der Materie, rief allerdings aus Versehen Nikes Cousine an und verhandelte mit der falschen Person.
Anschließend ventilierte der dilettierende Bürgermeister öffentlich jede Menge drittklassiger Namen.
Personen, die aber allesamt entsetzt absagten. Wer wollte auch mit der Proletentruppe aus CDU und Schill zusammen auf einer Senatsbank sitzen?
Seriöse Kulturschaffende, deren Namen mit dem Amt in Verbindung gebracht werden, dementieren entsetzt jedes Interesse, als wären sie verdächtig, auf St. Pauli Stammgast im Swinger-Club zu sein. So wehrte sich auch die Autorin Ulla Hahn flugs gegen den Kandidaten-Verdacht: "Aus der Luft gegriffener Blödsinn." Auch Wilhelm Hornbostel, Direktor des örtlichen Museums für Kunst und Gewerbe, zeigte sich peinlich berührt: "Unsinn." Begonnen hatten die Kalamitäten mit der Kultur durch ungezügelte Geschwätzigkeit des künftigen Bürgermeisters.
[…] Nike Wagner sagte am selben Morgen, an dem ihr Name die Hamburger Titelseiten schmückte, per Telefon ab, und dem verdutzten Beust fiel "die Kaffeetasse aus der Hand". Seitdem trägt er schwer an einer lästigen Vakanz und unschönem Image-Schaden: Der Bürgermeister in spe als politischer Tollpatsch.
[…] So schwirren immer skurrilere Namen durch die Gazetten. Leser der Lokalzeitungen wünschen sich etwa den Alt-Rocker Udo Lindenberg oder Schock-Regisseur Christoph Schlingensief im Senatoren-Sessel. Auch eine Disco-Transe namens Olivia Jones reklamiert spaßeshalber den Posten schon für sich ("Freibier und Kartoffelsalat"). Jürgen Flimm, ehemaliger Intendant des Hamburger Thalia Theaters, kann darüber gar nicht lachen: "Die traditionsreiche Position wird auf dem Markt verhökert." Sie sei "auf das Niveau von Partygeschwätz heruntergekommen". Nicht ohne Ole von Beusts tätige Mithilfe. So klingelte er etwa bei der zwar standesgemäßen, aber fachfremden PR-Lady Alexandra Freifrau von Rehlingen an.
[…] Bei so wenig Entgegenkommen schritt Beust zum Äußersten und nahm eine weitere Baronin, eine gewisse Freifrau von Ruffin, in die Zange. Bei flach gehaltenem Anforderungsprofil spricht sogar etwas für die Gattin eines Landadligen aus dem Schleswig-Holsteinischen: Sie ist nicht nur in der Agrikultur zu Hause, sie kann sogar Stall- von Bühnenluft unterscheiden. Denn viele Jahre lang belieferte sie die Hitparaden mit Perlen der Kleinkunst wie "Theo, wir fahr'n nach Lodz". Ihr unvergessener Künstlername: Vicky Leandros. "In der Tat hat es ein Gespräch zu dem Thema gegeben", bestätigt die "Freiherr von Ruffin'sche Verwaltung" Kontakte ins Hamburger Rathaus, es sei allerdings "Vertraulichkeit" vereinbart worden.
(Spiegel 29.10.2001)
Am Ende half Beusts PR-Agentur „BILD“ ganz direkt aus und schob die Redakteurin Dana Horáková rüber auf die Senatsbank.
Sie erarbeite sich binnen kurzer Zeit den Namen „Horrorkova“ und wurde bei nächster Gelegenheit ausgetauscht.
Die Hamburger Stadt-CDU und Kultur sind ungefähr so kompatibel, wie Sarah Palin und Albert Einstein.
Aber wozu Fachkompetenz und menschlicher Anstand, wenn man einen grünen K.O.alitionspartner hat, der ohnehin jede Personalie achselzuckend abnickt?
Da kann auch ein Kultursenator Stuth noch gemütlich neue Tiefpunkte markieren.
Stuth, der laut Aussagen der Hamburger Intendanten noch nie im Staatstheater war - außer bei der Musical-Sommerbespielung mit 'Porgy & Bess' - weckt aber nicht nur bei Hamburgs Bürgertum den Zorn, der sich in einer Flut von Solidaritäts-Veranstaltungen, Demonstrationen und Stellungnahmen über ihn entlädt. Als reiner Erfüllungsgehilfe des Finanzsenators Carsten Frigge - ein Sanierer von der Art, der nur in Zahlen und nicht in Werten denkt - findet Stuth auch unter seinen Kollegen kein Verständnis für sein Grobsparen. Seine Amtsvorgängerin aus den Achtzigern, Helga Schuchardt empörte sich bei einer Diskussion mit Stuth, sein Vorgehen sei 'so was von dilettantisch'. Sein eigener Parteikollege, der Staatsminister für Bundeskultur Bernd Neumann, tadelte Stuth öffentlich für die Unverantwortlichkeit seiner Entscheidungen. Und André Schmitz, Kulturstaatssekretär in Berlin, setzte seinen Kollegen ins Bild, dass selbst eine halbbankrotte Stadt wie Berlin in Krisenzeiten in Kultur investiert, anstatt zu kürzen. Vermutlich hatte auch Schmitz den Eindruck, dass sein Kollege Stuth das Prinzip des Prioritäten-Setzens irgendwie falsch verstanden hat.
(Till Brigleb 05.10.10)
Schwarzgrün in Hamburg eben.
Und Frau Fegebank wundert sich, daß ihre Beliebtheit irgendwo zwischen Mundfäule und Fußpilz angesiedelt ist?
Das gilt für die hochbezahlten Denker der Amerikanischen Thinktanks, die so brillant vorher gesagt hatten, daß nur ein Jahr nach Beginn des Irak-Krieges dankbare Bürger in Bagdad begännen Straßen und Brücken nach George W. Bush zu benennen?
Daß die Beseitigung des Saddam-Regimes mit maximal 40.000 Mann zu erreichen sei, daß der Krieg unterm Strich nichts kosten würde, da die sprudelnden Öl-Einnahmen anschließend die Ausgaben kompensierten. Etc pp.
Was bei der US-Regierung funktioniert, klappt beim „kleinen Mann“ schon längst.
Heutzutage muß man dafür nicht erst auf Jahrmärkte gehen, sondern kann 0190er-Nummern anrufen.
Dabei ist Wahrsagen doch so leicht!
Politik ist so sagenhaft vorhersagbar.
Zum Beispiel Reinhard Stuth.
Auch so ein CDU-Mann mit einsilbigen Nachnamen, der Dank der Grünen im August zum neuen Hamburger Kultursenator ernannt wurde.
Am 23.08. 2010 schrieb ich:
Erst vor einem Jahr wurde Reinhard Stuth als Staatsrat der Kulturbehörde von Ole von Beust gefeuert.
Totale Unfähigkeit des CDU-Juristen hatte dazu geführt, daß sich die Mitarbeiter der Behörde unisono weigerten mit dem Dilettant weiter zu arbeiten.
Seine extrem rüden Umgangsformen machten den CDU-Choleriker innerhalb von 12 Monaten zum bestgehassten Mann der Kulturszene.
Eben jener Stuth wird nun sogar Chef der Kulturbehörde.
Ob ausgerechnet Stuth der richtige Mann ist, die atmosphärischen Störungen zu beheben und für einen Neuanfang im Umgang mit der Kulturszene zu sorgen, ist allerdings fraglich. Spricht man in diesen Tagen Hamburger Kulturschaffende an, wollen sie mit ihren Meinungsäußerungen partout nicht zitiert werden.
(Matthias Gretzschel 23.08.10)
Der begeisterte Fan des Senders BIBEL-TV hatte bereits in vielen Positionen seine Unfähigkeit bewiesen.
Ein Treppenwitz, daß er unter anderem als Aufsichtsrat der Elbphilharmonie Hamburg Bau GmbH & Co. KG für das größte finanzielle Desaster der Hamburger Kulturpolitik verantwortlich zeichnete.
Nun ist der Kulturschreck seit sechs Wochen Senator und seine erste Zwischenbilanz ist genau so, wie es zu erwarten war: Miserabel!
Die Kulturschaffenden sind entsetzt, Hamburg ist international blamiert.
Die Hamburger MoPo nennt ihn „Senator Peinlich“
Kaum im Amt - Ruf schon ruiniert. Die Kulturszene steht Kopf, Land unter in der Behörde - aber Reinhard Stuth (CDU) macht jetzt erst mal Urlaub.
[…]
Ende August kam Stuth ins Amt. Normale Arbeitnehmer wissen: Wer einen neuen Job antritt, hat drei bis sechs Monate Urlaubsperre. Nicht so Senator Stuth: Fünf Wochen nach Amtsantritt genehmigte er sich seinen ersten Urlaub, ist diese Woche verreist.
Koalitionspolitikern treibt das die Zornesröte ins Gesicht: "Er macht eine extrem schlechte Figur und fährt dann einfach weg", heißt es im Rathaus. Denn die Debatte um Etatkürzungen läuft völlig aus dem Ruder.
(Mathis Neuburger 06.10.10)
Der schwarzgrüne Senator setzt immerhin insofern Maßstäbe, daß er derartig schlecht ist, daß er nach so kurzer Zeit sogar schon in der überregionalen Presse zum Thema wurde.
Die Bayerische SZ („Der Hamburger Kultursenator Reinhard Stuth hat in vier Wochen mehr zerstört als all seine Vorgänger zusammen“) widmete ihm diese Woche ebenfalls einen langen Artikel.
Mittlerweile muss der CDU-Jurist mit Fachgebiet europäische Politik - der vor einem Jahr noch als Staatsrat der Kulturbehörde seines Amtes enthoben wurde, weil weder seine Senatorin Karin von Welck noch die Mitarbeiter der Behörde weiter mit ihm arbeiten wollten - sich täglich Zeugnisse seiner Ahnungslosigkeit ausstellen lassen. Seine Sparstrategie, wenige große Institute mit riesigen Kürzungen in den Ruin zu treiben, um alle anderen zu schonen, leuchtet nicht einmal denen ein, die davon profitieren.
[…] In beiden Fällen - beim Altonaer Museum wie beim Schauspielhaus - hat sich der neue Senator vor seinen Entscheidungen schlichtweg nicht deren Folgen informiert. Nun geht er tapfer auf Mitarbeiterversammlungen jener Institute, die den größten Schaden nehmen, um sich dort mit erstauntem Ausdruck im Gesicht von wütenden Mitarbeitern aufklären zu lassen, was seine Politik konkret bedeutet. Dass er das größte deutsche Sprechtheater dazu zwingt, entweder das erfolgreiche Kinder- und Jugendtheater abzuwickeln, oder nur noch zwei Inszenierungen pro Saison im Großen Haus zu zeigen, das habe er nicht gewusst und nicht gewollt, erklärt er den Theaterleuten. Und die Katastrophe, die er mit seinem Schließbefehl gegen das Altonaer Museum in der Hamburger Museumsstiftung anrichtet, hat ihm auch keiner erklärt.
(Till Brigleb 05.10.10)
Man staunt und staunt jeden Tag wie dummdreist der vollkommen fachfremde Senator durch seine Behörde stolpert.
Bildung und Kultur sind dem auf CDU-Parteiticket durch verschiedene Behörden gerutschten Faulpelz völlig fremd.
Was soll er sich auch mit den Theatern abärgern, wenn er noch nie selbst eine Theatervorstellung besucht hat?
Die klassischen Gebiete der städtischen Kulturpolitik - Museen, Theater, Bibliotheken - kennt er nicht und will er auch mangels Interesse nicht kennenlernen.
Daß jemand sich freiwillig mit kulturellen Dingen beschäftigt und womöglich sogar schon Kinder lesen, ist „Senator peinlich“ nicht bekannt.
Und die 1,5 Millionen Mittel-Kürzungen, die Stuth den Öffentlichen Bücherhallen aufgebürdet hat, beschädigen vor allem die Chancen der Kinder und Jugendlichen, den Unterschied von Book zu Facebook zu verstehen.
'Das kann ich nicht und das werde ich auch nicht umsetzen!', sagt die kampferprobte Direktorin der Bücherhallen Hella Schwemer-Martienßen zu dem Beschluss. Sichtlich angefressen ist sie zudem von der offiziellen Begründung für diesen Axthieb. Die Bücherhallen könnten dank der Kürzung endlich auf die durch E-Books 'geänderten Lesegewohnheiten' reagieren, hat Stuth in die Senatsdrucksache schreiben lassen. Dass die Hamburger zu den innovativsten Volksbibliotheken in ganz Deutschland gehören und Schwemer-Martienßen zudem in den letzten Jahren die Produktivität um 35 Prozent gesteigert hat, während sie 30 Prozent des Personals abbaute, kann ein Kultursenator ja nicht wissen, der erst vier Wochen im Amt ist.
(Till Brigleb 05.10.10)
Nun ist man von den Hamburger CDU-Senatoren gewöhnt, daß sie gewohnheitsmäßige Lügner sind, von der Staatsanwaltschaft gejagt werden, oder wegen vollkommener Ahnungslosigkeit Milliarden verschleudern.
Da passt auch ein Stuth ins Bild.
Immerhin hat sich überhaupt jemand gefunden, der den Job macht.
Lange Zeit nach Ole von Beusts Amtsantritt 2001 gab es gar keinen Kultursenator, weil sich niemand in der CDU fand.
Nach einigen Monaten nahm Bürgermeister von Beust die Sache selbst in die Hand und verkündete einen großen Namen - Nike Wagner aus dem berühmten Wagner-Clan sollte den Job übernehmen.
Beust, ebenfalls vollkommen fremd in der Materie, rief allerdings aus Versehen Nikes Cousine an und verhandelte mit der falschen Person.
Anschließend ventilierte der dilettierende Bürgermeister öffentlich jede Menge drittklassiger Namen.
Personen, die aber allesamt entsetzt absagten. Wer wollte auch mit der Proletentruppe aus CDU und Schill zusammen auf einer Senatsbank sitzen?
Seriöse Kulturschaffende, deren Namen mit dem Amt in Verbindung gebracht werden, dementieren entsetzt jedes Interesse, als wären sie verdächtig, auf St. Pauli Stammgast im Swinger-Club zu sein. So wehrte sich auch die Autorin Ulla Hahn flugs gegen den Kandidaten-Verdacht: "Aus der Luft gegriffener Blödsinn." Auch Wilhelm Hornbostel, Direktor des örtlichen Museums für Kunst und Gewerbe, zeigte sich peinlich berührt: "Unsinn." Begonnen hatten die Kalamitäten mit der Kultur durch ungezügelte Geschwätzigkeit des künftigen Bürgermeisters.
[…] Nike Wagner sagte am selben Morgen, an dem ihr Name die Hamburger Titelseiten schmückte, per Telefon ab, und dem verdutzten Beust fiel "die Kaffeetasse aus der Hand". Seitdem trägt er schwer an einer lästigen Vakanz und unschönem Image-Schaden: Der Bürgermeister in spe als politischer Tollpatsch.
[…] So schwirren immer skurrilere Namen durch die Gazetten. Leser der Lokalzeitungen wünschen sich etwa den Alt-Rocker Udo Lindenberg oder Schock-Regisseur Christoph Schlingensief im Senatoren-Sessel. Auch eine Disco-Transe namens Olivia Jones reklamiert spaßeshalber den Posten schon für sich ("Freibier und Kartoffelsalat"). Jürgen Flimm, ehemaliger Intendant des Hamburger Thalia Theaters, kann darüber gar nicht lachen: "Die traditionsreiche Position wird auf dem Markt verhökert." Sie sei "auf das Niveau von Partygeschwätz heruntergekommen". Nicht ohne Ole von Beusts tätige Mithilfe. So klingelte er etwa bei der zwar standesgemäßen, aber fachfremden PR-Lady Alexandra Freifrau von Rehlingen an.
[…] Bei so wenig Entgegenkommen schritt Beust zum Äußersten und nahm eine weitere Baronin, eine gewisse Freifrau von Ruffin, in die Zange. Bei flach gehaltenem Anforderungsprofil spricht sogar etwas für die Gattin eines Landadligen aus dem Schleswig-Holsteinischen: Sie ist nicht nur in der Agrikultur zu Hause, sie kann sogar Stall- von Bühnenluft unterscheiden. Denn viele Jahre lang belieferte sie die Hitparaden mit Perlen der Kleinkunst wie "Theo, wir fahr'n nach Lodz". Ihr unvergessener Künstlername: Vicky Leandros. "In der Tat hat es ein Gespräch zu dem Thema gegeben", bestätigt die "Freiherr von Ruffin'sche Verwaltung" Kontakte ins Hamburger Rathaus, es sei allerdings "Vertraulichkeit" vereinbart worden.
(Spiegel 29.10.2001)
Am Ende half Beusts PR-Agentur „BILD“ ganz direkt aus und schob die Redakteurin Dana Horáková rüber auf die Senatsbank.
Sie erarbeite sich binnen kurzer Zeit den Namen „Horrorkova“ und wurde bei nächster Gelegenheit ausgetauscht.
Die Hamburger Stadt-CDU und Kultur sind ungefähr so kompatibel, wie Sarah Palin und Albert Einstein.
Aber wozu Fachkompetenz und menschlicher Anstand, wenn man einen grünen K.O.alitionspartner hat, der ohnehin jede Personalie achselzuckend abnickt?
Da kann auch ein Kultursenator Stuth noch gemütlich neue Tiefpunkte markieren.
Stuth, der laut Aussagen der Hamburger Intendanten noch nie im Staatstheater war - außer bei der Musical-Sommerbespielung mit 'Porgy & Bess' - weckt aber nicht nur bei Hamburgs Bürgertum den Zorn, der sich in einer Flut von Solidaritäts-Veranstaltungen, Demonstrationen und Stellungnahmen über ihn entlädt. Als reiner Erfüllungsgehilfe des Finanzsenators Carsten Frigge - ein Sanierer von der Art, der nur in Zahlen und nicht in Werten denkt - findet Stuth auch unter seinen Kollegen kein Verständnis für sein Grobsparen. Seine Amtsvorgängerin aus den Achtzigern, Helga Schuchardt empörte sich bei einer Diskussion mit Stuth, sein Vorgehen sei 'so was von dilettantisch'. Sein eigener Parteikollege, der Staatsminister für Bundeskultur Bernd Neumann, tadelte Stuth öffentlich für die Unverantwortlichkeit seiner Entscheidungen. Und André Schmitz, Kulturstaatssekretär in Berlin, setzte seinen Kollegen ins Bild, dass selbst eine halbbankrotte Stadt wie Berlin in Krisenzeiten in Kultur investiert, anstatt zu kürzen. Vermutlich hatte auch Schmitz den Eindruck, dass sein Kollege Stuth das Prinzip des Prioritäten-Setzens irgendwie falsch verstanden hat.
(Till Brigleb 05.10.10)
Schwarzgrün in Hamburg eben.
Und Frau Fegebank wundert sich, daß ihre Beliebtheit irgendwo zwischen Mundfäule und Fußpilz angesiedelt ist?
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen