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Freitag, 15. Oktober 2010

Der Christ des Tages - Teil XXXIV

Während Hamburg über den ältesten 40-Jährigen der Republik verfügt - nämlich Bürgermeister Christoph Ahlhaus, der phänotypisch eher wie 60 wirkt und eine Geisteshaltung von 1950 mitbringt, verfügt Bochum-Wattenscheid über den ältesten 30-Jährigen Deutschlands.
Philipp Mißfelder (* 25. August 1979 in Gelsenkirchen), CDU-Rechtsaußen, trainierte schon als Kind für den Markus-Söder-Lookalike-contest.
Seine Parteizugehörigkeit ist optisch bereits eindeutig determiniert; der Suffix „(CDU)“ ist redundant.
Vermutlich wurde der rechte Philipp bereits mit dem schlecht sitzenden dunkelblauen CDU-Einheitsanzug geboren.
Vor acht Jahren übernahm der Christ des Tages No XXXIV den Posten des JU-Chefs von der Merkelvertrauten und Top-Lobbyisten Hildegard Müller.
Während Müller eher im Hintergrund mauschelte und sich ein effektives Netzwerk zu den finanzstarken Energiebossen und Bankenchefs wob, ist Mißfelders Interesse vordergründig weniger pekuniär.
Der streng gläubige Katholik und Ratzinger-Bewunderer hat es sich stattdessen zur Aufgabe gemacht die Union nach rechts zu rücken.
Katholizismus hat für den jüngsten CDU-Präsiden Deutschlands nichts mit winderweichen Kirchenasyl-, Sammelt für die Armen - Aktionen und „Katholischer Soziallehre“ zu tun.
Nein, jegliches soziale und philanthropische Denken liegt ihm vollkommen fern.
CDU-Politik ist für ihn Xenophobie, Ausgrenzung und Sozialdarwinismus. Für Mißfelder besteht der CDU-Nukleus aus einem satten „wir sind besser als die“-Gefühl.
Der JU-Mann mag Reiche und Mächtige.
Hartz’ler sollten weniger Geld bekommen, da sie ohnehin nur alles versaufen.

Die Anhebung des Hartz IV-Regelsatzes für Kinder zum 1. Juli 2009 ist ein „Anschub für die Tabak- und Spirituosenindustrie“
(Mißfelder Februar 2009)

Alte und Kranke sollten doch bitte schön selber sehen, wie sie zurechtkommen.

„Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen“.
(Mißfelder 2003)

Die Türken sind bähbäh und haben in der EU nichts verloren.

Daß die Sozialschmarotzer sich schon im Alter von 67 Jahren auf die faule Haut legen, passt dem JU-Mann erst recht nicht; er plädiert für ein Renteneintrittsalter von frühestens 70 Jahren.

Obwohl der Katholik aus NRW gerne auch mal in seiner Partei aneckt, surft er am liebsten auf der populistischen Welle.

So versucht er sich jetzt schon frühzeitig als Guttenberg-Zäpfchen für eine Kanzlerschaft des 400-Millionen schweren Barons* in Stellung zu bringen.
Der gegelte Adelige mit dem Hang zur Unwahrheit und Selbstüberschätzung hat sein Vermögen ererbt. So hat es auch Mißfleder gern. Reiche sollen reicher werden und Arme ärmer.

Mißfelders geistige Uhr geht circa ein Jahrhundert nach.
Kein Wunder, daß die Grünen für ihn generell nur weltfremde Müslis in selbstgestrickten Pullovern ohne Manieren sind.
Daß die Grünen von 2010 nicht mehr die Grünen von 1980 sind, hat er noch nicht mitbekommen.
Echtes komödiantisches Talent beweist der JU-Obermuffelige heute in einem Handelsblatt-Aufsatz.
Er, das Mitglied des Bundestages und des CDU-Präsidiums wirft den Grünen Klientelpolitik vor! Hahaha! Das sagt ja der Richtige.
Die Lobbypolitik-Organisation CDU ist offensichtlich so wütend über die demoskopischen Werte der Öko-Spinner, daß sie nun das letzte bißchen Restverstand fahren läßt.

Doch ihre Freude ist verfrüht – die grüne Stimmung ist besser als die grüne Lage. Denn die Grünen leben von ihrem Image, als Ökopartei, als Partei der Klimafreunde. Noch. So wie die gelbe Steuerblase geplatzt ist, wird auch die grüne Öko-Gewissens-Blase platzen, wenn erst einmal das Regieren auf der Tagesordnung steht. Dass Motorroller nur noch gut drei Jahre ohne Elektroantrieb unterwegs sein dürften, wie es in einem Konzept der Grünen zur Elektromobilität heißt, ist womöglich noch zu verschmerzen. Die Verhinderung großer Infrastrukturprojekte, die Ablehnung einer rationalen Energiepolitik und die durchweg ideologische Verkehrspolitik wohl kaum. Schon diese Beispiele zeigen die Richtung und die Denkweise der Grünen. Statt den Bürgern die Freiheit zur eigenen Entscheidung zu überlassen, setzen die Grünen auf Verbote und staatliche Reglementierungen des Verhaltens. Persönliche Einschränkungen zugunsten vermeintlich übergeordneter Ziele wie der Klimarettung? Die Grünen müssen wieder als das bezeichnet werden, was sie sind: Eine fortschrittsfeindliche Klientelpartei, die Nachhaltigkeit vorgibt, in Wirklichkeit aber zukunftsvergessen unzureichende Antworten auf die drängenden Fragen unsere alternden und schrumpfenden Gesellschaft gibt. Sie bedient die Ängste einer häufig egozentrischen, nur im Heute und Jetzt lebenden Wohlstandsgesellschaft, denen ihre Annehmlichkeiten wichtiger als Investitionen in die Zukunft sind. Mit dem Abgang von Joschka Fischer, Matthias Berninger oder Oswald Metzger haben sich die Grünen entschlossen, ihre realpolitische Phase hinter sich zu lassen und stattdessen den „Fundis“ zu folgen.
(Philipp Mißfelder Handelsblatt 15.10.10)

Das kommt davon, wenn Parteiklone ohne Berufsausbildung und Job direkt von der Schulbank in die Parlamente geschoben werden.
Mißfelder kam nie in Gefahr das echte Leben kennen zu lernen. Wie seine Kollegin Kristina Schröder schloß er das Studium ab, als er schon längst im Bundestag saß und sich seiner Mitarbeiter für die Schriftsätze bedienen konnte.
So erlangte der älteste Jugendorganisationsvorsitzende der Welt 2008, zwei Jahre nachdem er in den Bundestag gewählt wurde, seinen Magister in Geschichte.

Mit Ministerin Schröder verbindet den Katholiken noch eine Gemeinsamkeit - auch er war und ist ein glühender Bewunderer Helmut Kohls.
Die WELT nennt ihn schon „der kleine Kohl“.

Mißfelder repräsentiert, nein, er lebt alles, was die Union ausmachte, bevor sie von einer geschiedenen Protestantin aus dem Osten übernommen wurde. Schon mit zwölf wollte Mißfelder in die Partei, mit 16 hasste der Angestelltensohn den überheblichen Diskurs der linken Intellektuellen, mit Mitte 20 war er schon stolz darauf, seine Familienverhältnisse geordnet und mit kirchlicher Hochzeit gekrönt zu haben. Und immer schon hat er Helmut Kohl vergöttert.
"Ich bin nur wegen ihm in die CDU eingetreten", sagt Mißfelder und nennt gleich seine ganze Alterskohorte die "Helmut-Kohl-Generation". Wie sein Vorbild ist auch Mißfelder Katholik und studierter Historiker. Wenn er vom Altkanzler spricht, klingt es nicht historisch, sondern hagiografisch: "Kohl ist für uns eine Schutzfigur. Wir verdanken ihm eine wunderschöne, behütete Kindheit." Politisch prägen ihn vor allem die späten Kohl-Jahre, als der ewige Kanzler gemeinsam mit Wolfgang Schäuble vergeblich versuchte, die Strukturen der alten Bundesrepublik zu modernisieren, ohne ihren sozialen Zusammenhalt zu erschüttern. Mißfelders Kohl-Verehrung ist ebenso authentisch wie nützlich: Er hat dem Altkanzler auf JU-Treffen Jubel organisiert, den Kohl nach der Spendenaffäre auf Parteiveranstaltungen bitter vermisste. Dafür hat ihn der Patriarch öffentlich gelobt ("Ich kenne den Mann") und über sein altes Netzwerk gefördert. Mißfelders enger Mitstreiter Georg Milde arbeitet heute im Büro des Altkanzlers.

(Robin Alexander 29.11.08)

(In der Tat ist Kohl eine prägende Figur; auch ich wurde von ihm maßgeblich beeinflußt - deswegen bin ich Atheist und Sozi geworden.)

Da Mißfelder das „wahre Leben“ also nie kennenlernen konnte, versucht es jemand im „der Westen“-Forum damit, ihm wenigstens ein paar gute Bücher zu empfehlen.

Eine Pflichtlektüre für Herr Mißfelder und solche, die Alkoholismus als Charakterschwäche darstellen wollen, für die Kinderarmut in Deutschland verantwortlich machen und mit einem Zug den von der Krankheit betroffenen Kinder aus gut situierten Familien absprechen, sollte „Die Asche meiner Mutter“ von Frank McCourt sein. Das sind ein erschütterndes Dokument einer verlorenen Kindheit und zugleich eine lebensnahe Beschreibung der Symptomatik der Alkoholkrankheit, von der eine ganze Familie betroffen ist. Die Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit, Armut, Existenzängste, soziale Unreife, Unmäßigkeit, Gruppenzwang, Stress, schicksalhafte Begegnungen, Familientragödie, Beziehungsprobleme, Tod – das sind einige wenige Beispiele, wie dazu kommen kann, dass die Menschen Trost in Alkohol suchen und mitsamt seiner Angehörigen sich plötzlich in einer Spirale ganz nach unten finden. Sogar ein Mißfelder könnte danach begreifen, dass keinem einzigen Kind ein Lebensmittelgutschein als ernst gemeinte Hilfe angeboten werden kann. Man sollte präventiv Aufklären, so gut es geht die Ursachen bekämpfen. Wenn man ein Problem erkennt, wie das der Herr Mißfelder in seiner verbalen Attacke tut, soll er alles in Bewegung setzen, um es praxisnahe und wirksam zu bekämpfen. Es mit Gutscheinen zu regeln ist nicht realistisch. Es beweist einfach nur eine schreckliche Ignoranz. Wenn ein Arzt Einem Rentner eine Hüftoperation abgelehnt hätte, weil früher man auch an den Krücken ging (und Hartz4 ist auch nicht Erfinder der Alkoholkrankheit), wäre es gleich zu stellen mit unterlassener Hilfeleistung. Die Politik setzt sich für die große Autokonzerne und Banken so bereitwillig ein, während die Zahlen der Kinderarmut ständig mit wachsender steigern. Das ist auch eine unterlassene Hilfeleistung gegenüber der Schutzbefohlenen.
(Rayuell 06. 03 2009)


*Familie Guttenberg belegt auf der aktuellen Reichen-Liste des Manager-Magazins Platz 272. Irgendwie ein beschämend schlechtes Abschneiden. Seine CSU-Abgeordneten-Kollegin Dagmar Wöhrl hatte als Staatssekretärin kräftig zur Vermögenssteigerung ihres Ehemannes beitragen können - Familie Wöhrl nennt eine halbe Milliarde Euro ihr Eigen und belegt Platz 206. Aber auch da ist noch deutlich Luft nach oben. CDU-Freund Martin Herrenknecht, (Sein Aufsichtsrat ist Lothar Späth) der mit seinen Bohrern Stuttgart 21 ermöglichen will, besitzt 650 Millionen Euro (Platz 146), Atom-Diktator Jürgen Großmann (RWE) hat 800 Millionen Euro auf der hohen Kante (Platz 111). Aber auch das ist alles noch nichts gegen die viele Milliarden schweren CDU-Spender der Quandt-Familie, oder den FDP-Wohltäter August von Finck mit 4,2 Milliarden Euro (Platz 16).

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