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Samstag, 23. Oktober 2010

Bier her, Biiie heee - oder ich fall umm!!!

In einer der unendlich vielen Talkshowrunden zu Martin Walsers Holokaust-Keulen-Gejammer von 2002 saß Prof. Eberhard Jäckel und sagte zu einem der Protagonisten der „Schlußstrich“-Fraktion, die Beschäftigung mit dem Thema „Nationalsozialismus in Deutschland“ sei schließlich freiwillig.
Keiner sei dazu gezwungen sich damit zu beschäftigen, keiner könne einen „Schlußstrich“ verfügen und niemand könne ihn, Prof Jäckel, daran hindern weiter zu dem Thema zu forschen.

Damit war die Phantomdiskussion sehr schön entlarvt.

Es gibt selbstverständlich in Deutschland keinen einheitlichen Wissensstand.
Immer mal wieder zeigen Studien; insbesondere in der ehemaligen DDR; ein dramatisches historisches Unwissen. Breite Schichten der Jugend wissen rein gar nichts über den Zweiten Weltkrieg und das Hitler-Regime.
Andererseits gibt es natürlich eine ganze Reihe Forscher und Interessierte, die immer wieder neue Forschungsergebnisse begierig aufnehmen.
Verblüffender Weise verlangen also diejenigen einen „Schlußstrich“, bei denen bisher ohnehin noch keinerlei Informationen zu dem Thema angekommen sind, während die Personen, die überdurchschnittlich gut über jene Ereignissen informiert sind, umso mehr nach weiteren Informationen gieren.

Das erinnert mich ein wenig an Bundestagsdebatten, die ich immer wieder spannend finde.
Wer am lautesten behauptet „diese Politiker kann ich nicht mehr sehen“, ist in der Regel jemand, der ohnehin nie eine Bundestagsdebatte guckt und gar nicht weiß, daß es den Sender Phoenix gibt.

Wissen geriert Interesse, Nichtwissen geriert Desinteresse.

Je mehr Bücher man liest, desto bewußter wird einem wie wenig Bücher man bisher gelesen hat, wie viel man bisher verpasst hat.

Wer keine Bücher liest, ist umso sicherer nichts zu verpassen.

Welche Methode die Gesündere ist, weiß ich nicht.
Aber offenbar ist der Wechsel von einem ins andere Lager extrem selten.

Man kann (erwachsenen) Mitmenschen sehr schwer mit der Keule Interesse einprügeln.

Mir erscheint es daher ziemlich sinnlos, wenn Deutschlands beliebtester Bürgermeister Adolf Sauerland Zuschüsse für die „Bildungsarbeit“ für die JU-Duisburg zahlt.

Die Hobbies des stellvertretenden JU-Vorsitzende Bartosch Lewandowski „Exzessive Partys, Hotelzimmer auseinandernehmen“ (Internet-Profil bei StudiVZ) hätten den Ratsherren der Loveparade-Stadt womöglich schon einen Hinweis geben können, daß es wenig zweckmäßig ist professionelle Säufer und Schläger des CDU-Nachwuchses ausgerechnet nach Berlin zum Holokaust-Mahnmal zu schicken.

Wenig überraschend, aber der Merkel-Jugendverein war nicht interessiert.

In Berlin sei der Besuch des Holocaust-Denkmals als zu "langweilig" entfallen. Stattdessen hätten die JUler exzessiv Alkohol getrunken, später im Suff im Hotel randaliert und eine Zimmertür eingetreten, worauf andere Hotelgäste die Polizei riefen. "Das bezahlt die Partei", soll ein Teilnehmer gesagt haben.
Die zwei jungen Frauen fühlten sich offenbar bedroht, verschanzten sich in ihrem Zimmer. Am nächsten Morgen hätten die JUler nach der durchzechten Nacht einen geplanten Ausstellungsbesuch und eine Stadtrundfahrt abgesagt. Abends sei nach dem Deutschlandtreffen der JU aber wieder kräftig im "Löwenbräu" gefeiert worden.
(HH MoPo 23.10.10)

Die NRW-CDU gibt sich jetzt offiziell geknickt.
Wie so oft scheinen sie aber hauptsächlich darunter zu leiden, ertappt worden zu sein.
Es war seit Jahren bekannt womit sich die feinen Politiker der Unions-Zukunft beschäftigen: Saufen, Prügeln und Grölen.
Im Bestreben so viele Gehirnzellen zu killen, bis sie Sauerland, Rüttgers und Merkel unterstützen, haben die jungen Leute beträchtliche Erfolge vorzuweisen.

Auch auf einer Vorstands-Sitzung des JU-Bezirksverbandes Ruhrgebiet, an dem JU-Bundes-Chef Philipp Mißfelder teilnahm, war die Berlin-Fahrt bereits Thema. Bartosch Lewandowski, stellvertretender Chef der Duisburger Jungen Union, wurde bereits in einem Disziplinarverfahren der Jungen Union für eine tätliche Auseinandersetzung bei der Hauptversammlung der JU Duisburg-Süd im November 2008 verantwortlich gemacht.
Die Bildungsfahrt der Duisburger Jungen Union nach Berlin war bereits zwei Tage später Thema bei einer Sitzung des CDU-Kreisvorstandes. JU-Chef Jörg Brotzki hat in seinem Bericht die Vorwürfe zweier Teilnehmerinnen zurück gewiesen. Brotzki soll, so hieß es anschließend von Teilnehmern der Sitzung, glaubwürdig gewesen sein. Fazit: Junge Union und CDU wollten die Angelegenheit klein halten, schließlich „brauche man Ruhe in der Partei“.
Dumm nur, dass die NRZ die Sauftour öffentlich gemacht hatte - und es nun mit der Ruhe vorbei ist. Innerhalb der CDU und ihrer Jugendorganisation gibt es tiefe Zerwürfnisse. Verärgert ist ein Teil der CDU’ler und JU’ler darüber, dass die Truppe um JU-Chef Brotzki und seinem Stellvertreter Bartosch Lewandowski bereits öfters negativ aufgefallen ist. „Doch vom Kreisvorstand, insbesondere von CDU-Chef Thomas Mahlberg, erhielten sie stets Rückhalt“, so ein JU-Mitglied zur NRZ.
(Der Westen 15.10.2010)

Ich kann mir schon gut vorstellen welche Politiker in Zukunft vehement einen Schlußstrich unter die Holokaustdebatte fordern: Brotzki und Lewandowski.

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