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Sonntag, 31. Oktober 2010

Bayerntiming

„Befristete Laufzeitverlängerung für Seehofer“ - lautete eine der Überschriften zum CSU-Parteitag.
Das CSU-Fußvolk hat die Nase voll von einem Chef, der pro Tag dreimal die Meinung ändert und sich in Obstruktion ergeht.
Es ist allerdings nicht nur der Ministerpräsident, der schlagartig von einer Stimmung in die nächste wechselt. Das Parteivolk verhält sich genauso. Eben noch war Stoiber der allseits geliebte Held, dem man devot huldigte und von einer Sekunde zur nächsten zeigten ihm die CSU-Delegierten den blanken Arsch. Ihn loszuwerden konnte gar nicht schnell genug gehen.
Ähnliche Erfahrungen machte kurz danach Günter Beckstein.
Über dem jetzigen starken Mann der CSU senkt sich aber nicht so Fallbeil-artig der Daumen, weil es die Lichtgestalt Guttenberg gibt.
Jenes Wundertier, welches längst die Niederungen der Menschlichkeit hinter sich gelassen hat und wie ein göttliches Wesen angebetet wird.
Willig unterwerfen sich ihm die Massen. Er müßte nur mit dem kleinen Finger winken und Seehofer wäre Geschichte.
Der gegelte Baron kann ganz nach Belieben nach Parteivorsitz oder Ministerpräsidentenamt greifen.

Die Partei handhabt das Problem jetzt wie bei den Atomkraftwerken. Am Wochenende beschloss die CSU eine befristete Laufzeitverlängerung für Seehofer. Irgendwann in der Zukunft soll er vom Netz. Nur der Zeitpunkt, der ist noch nicht ganz klar. Die Partei hat aber keine Angst vor diesem Schritt.
Die Sympathien gehören jetzt schon Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Er ist für viele der Parteichef in Reserve, der Mann zum Einwechseln, wenn Seehofer stürzt. Allein der Umstand, jemanden zu haben, gibt der Partei ein wohliges Gefühl.
(Mike Szymanski 30.10.10)

Für ihn gelten nicht mehr die nervigen Regeln des sich langsam Hochschlafens in der CSU-Hierarchie. Er hat das Stadium, in dem er Hinter küssen und Enddärme von innen erkunden muß, längst hinter sich gelassen.
„Guttenberg befiehl, wir folgen dir“, lautet die neue CSU-Parole.

Für Angie wäre es sicherlich ganz angenehm den telegenen Poser aus ihrer Nähe zu entfernen.

Guttenberg zurück ins zweite Glied, nach Bayern. Das wünscht sich auch der Kabinettskollege vom anderen Ende der Beliebtheitsskala, Außenminister Westerwelle. Als Bayerischer MP könnte der Superbaron Grusel-Guido nicht mehr auf internationalen Konferenzen die Show stehlen.
Die ewig ihre Macht austarierende Merkel könnte außerdem die Hoffnung haben, daß Guttenberg als Bayern-Regent früher oder später mit unpopulären Dingen in Kontakt bekommt und sich sein demoskopisches Teflon langsam abnutzt.
Zu allem Übel hätte er auch noch den Augiasstall der Landes-CSU am Hals.
Minister Söder zum Beispiel versteht sich ganz ausgezeichnet in Intrigen.

Für den Ehemann der neuesten Ikone des Schmuddel- und Tittensenders RTL-II Stefanie von und zu G., geborene Gräfin Bismarck, tut sich hier ein echtes strategisches Dilemma auf.
Zweifellos will der sich manisch selbst inszenierende Mann ganz nach oben, auf Merkels Sessel.

Für den Job hat er allerdings ein nicht ideales Parteibuch. Nur selten kürt die Union einen Bayern zum Kanzlerkandidaten - Strauß und Stoiber waren bisher die einzigen.
Beide scheiterten, obwohl sie von der für sie höchstmöglichen Machtbasis aus antraten - als CSU-Chef und Bayern-MP.
Guttenberg ist weder das eine, noch das andere und zudem ist die letzte Kanzlerkandidatur eines Bayern erst acht Jahre her - zu kurz, um schon wieder „dran“ zu sein.
Der derzeitige Verteidigungsminister braucht noch Zeit.
Er muß die Münchner Staatskanzlei und die Parteizentrale erklimmen und Merkel aussitzen.
Zunächst muß er aber noch ein bißchen in Berlin im verhassten Koalitionsboot ausharren.
8 Monate Wirtschaftsminister und 12 Monaten Hardthöhe wirken im Lebenslauf dann doch noch zu unstet.

Das Verteidigungsministerium hat trotz der katastrophalen Strukturprobleme einen weiteren Vorteil. Egal, was schief geht - es ist weit weg von Ottonormalbürger.

Während andere Minister - und erst recht Landesminister - erheblich ins Strauchel geraten können, wenn ihr Dienstwagen im Jahr ein paar Tausend Euro Extrakosten verursacht, spielen beim Militär Fehlplanungen in Höhe von ein paar Milliönchen oder Milliärdchen keine Rolle.
Panzer, Schiffe oder gar Kampfjets sind eben teuer.

So kam ganz ohne öffentliche Empörung heraus, daß sich das Verteidigungsministerium ein klein wenig bei der Berechnung der Flugkosten für den Eurofighter verrechnet hat.

Mit 73 992 Euro liegt der Preis pro Flugstunde fast doppelt so hoch wie ursprünglich geplant. (SPIEGEL 35/2010)

74.000 Euro PRO STUNDE - das nenne ich mal einen knackigen Benzinverbrauch!
Das geht ernsthaft ins Geld - kein Wunder, daß sich die Herstellerfirmen auch ihre Werbeflüge lieber von uns bezahlen lassen.

Im Februar 2009 nahmen drei Eurofighter an der Luftfahrtmesse Aero India 2009 teil. Indien plant die Beschaffung von 126 neuen Kampfflugzeugen. Der Eurofighter ist im Wettbewerb. Der Werbeflug dauerte 96 Stunden und kostete damit 7,1 Millionen Euro. 180 000 Euro stellte die Luftwaffe in Rechnung. Den Rest bezahlte der Steuerzahler.
(SPIEGEL 35/2010)

Dieses Jahr wird der Eurofighter jetzt ausführlich in Indien erprobt.
Guttenberg stört es nicht; er zahlt die vollen Betriebskosten.
Leider nicht aus dem Guttenberg’schen Privatvermögen, sondern ebenfalls vom Steuerzahler.

Warum auch nicht? Die lieben ihn ja offensichtlich alle und stören sich nicht daran, wenn der Posterboy-Baron ihr Geld raushaut.

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