TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Donnerstag, 8. Juli 2010

Atomar durchgeknallt.

Dieser Tage Meldungen durch die Presse gehen, daß schneller als gedacht die vollständige Umstellung der deutschen Energieversorgung auf regenerative Techniken möglich ist.

Denn der Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch beträgt schon heute 16 Prozent und wächst rasant weiter. Bis zum Jahr 2050 sind 100 Prozent möglich. Diese Ausbaudynamik macht den Neubau klimaschädlicher Kohlekraftwerke ebenso überflüssig wie längere AKW-Laufzeiten.
(Compact)

Eine Stromversorgung durch ausschließlich erneuerbare Energien ist laut Umweltbundesamt (UBA) bis 2050 in ganz Deutschland möglich. Eine Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken ist dafür nicht nötig, wie aus einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Studie hervorgeht. Politische Weichenstellung sei gefordert: "Je früher und entschlossener wir handeln, desto mehr Zeit bleibt und für die notwendigen technischen und gesellschaftlichen Anpassungen", sagte Präsident Jochen Flasbarth.
(Stern)

Ausgerechnet das atomversessene Großversorgerquartett hat diese Einsicht befördert, indem sie ihre AKWs oft in fahrlässigerweise vor sich hin rumpeln lassen und es immer wieder zu Notabschaltungen und sonstigen Störfällen kommt.

Gerade gestern rappelte es mal wieder in dem Uralt-Meiler Biblis.

Das südhessische Atomkraftwerk Biblis meldet neue Pannen. Das berichtete das hessische Umweltministerium am Mittwoch in Wiesbaden. Danach hat der Betreiberkonzern RWE eine "Leckage" beim Pumpen von "leicht radioaktivem Abwasser" im Block B des Kraftwerks bekannt gegeben. Der Vorfall habe sich am 1. Juli ereignet. Die Panne sei beim Umpumpen des kontaminierten Wassers "aus einem Lagerbehälter in einen Abgabebehälter" passiert.
(FR)

In Deutschland sind durchaus mal ein Drittel und mehr Atomkraftwerke vom Netz.
2009 waren lange Zeit sieben Atomkraftwerke abgeschaltet - ohne daß die Lichter ausgegangen wären.

Erst war es nur der Geesthachter Reaktor Krümmel, abgeschaltet nach einem Kurzschluss im Transformator. Der gibt den Strom ans Netz weiter, versorgt aber auch den Reaktor selbst. Jetzt sind noch die Kernkraftwerke Emsland (Problem am Transformator) und Philippsburg 2 (dito) vom Netz. Und das ist lange nicht alles. Biblis A, der älteste deutsche Reaktor, steht schon seit Monaten für eine Revision still - anfahren will Betreiber RWE ihn vorsichtshalber erst ein paar Tage nach der Bundestagswahl, am 30. September. Der Nachbarreaktor Biblis B, der ursprünglich am vorvergangenen Wochenende wieder angeworfen werden sollte, wird kurzfristig nachgerüstet, um möglicher Kritik der Atomaufseher im Bundesumweltministerium zu entgehen. Das kann Monate dauern. Das Vattenfall-Kraftwerk Brunsbüttel steht seit einer Panne im Sommer 2007 still, auf unbestimmte Zeit, die Arbeiten laufen noch. Damit nicht genug; Eon hat vor gut einer Woche seinen bayerischen Reaktor Isar 2 vom Netz getrennt, zur planmäßigen Revision. Mehr als 9000 Megawatt Kapazität liegen brach, fast die Hälfte der Leistung aller deutschen Atomkraftwerke. Sieben von 17 deutschen Reaktoren liefern keinen Strom. So viel Stillstand war selten.
(SZ 27.07.2009)

Die angebliche „Stromlücke“, die PR-Agenturen für das deutsche Atomforum ersonnen haben ist ein Mythos. Ein Mythos, der schön brav von den Erfüllungsgehilfen Brüderle und Co nachgeplappert wird.
Das Umweltbundesamt bezeichnet die oft beschworene Gefahr einer Stromlücke in Deutschland als "Phantom".
Es ist eine absurd alte Schlacht, an der sich die FDP und CDU ausrichten.

Doch bei einem der großen Zukunftsthemen überhaupt, der Versorgung mit klimafreundlicher und bezahlbarer Energie, klammert sich die Union krampfhaft an eine Technologie von gestern: die Kernkraft.
(Michael Bauchmüller im Juli 2009)

Wieso sich sogenannte „bürgerliche“ Politiker trotz der absurden Gefahren an so einer Uralt-Technik festkrallen, die unnötig und wirtschaftsfeindlich ist, ist schnell erklärt.
Jedes Atomkraftwerk ist eine Gelddruckmaschine.
PRO TAG macht ein abgeschriebenes Kraftwerk einen Reingewinn von einer Million Euro.
So schnell füllt sich sonst niemand die Taschen.

CDU und FDP profitieren dreifach:
Durch Parteispenden aus der Energiewirtschaft, durch lukrative Pöstchen für abgehalfterte Politiker bei RWE und Co und natürlich durch die mögliche Aufpolsterung des Staatssäckels.

Und die sogenannte Brennelemente-Steuer ist keine Belastung, sondern Teil eines für die Atomindustrie günstigen Deals: Wenn es zur Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke kommt, profitiert die Industrie mit mindestens sechs Milliarden Euro pro Laufjahr - und gibt davon dann zwei an den Staat ab.
(Prantl über das Sparpaket)

Schwarz-Gelb schaufelt sechs Milliarden Euro aus den Portemonnaies der Bürger in die Taschen der Energieriesen und kassiert davon dann ganze zwei Milliarden für den Steuertopf ab!

Wie praktisch für EnBW, RWE, Vattenfall und Eon.
Da haben sie ohnehin schon einen echten Dukatenscheißer und freundlicherweise übernimmt auch noch der Steuerzahler alle Folgekosten wie die Atomabfallbeseitigung und die Abwrackung ausgeglühter Reaktorruinen.
Die Stromkonzerne nehmen nur Geld ein und zahlen nichts.



Die Atommafia hat traditionell einen Fuß in der CDU-Tür.
Nach einem kurzen Besuch bei Schäuble, knickte dieser sofort ein und machte sich deren Argumentation von der Laufzeitverlängerung für den Staatshaushalt zu Eigen.

"Bis gestern war er der Meinung, dass die Brennelementesteuer unabhängig von der Laufzeit kommen soll. Das war auch klug." Doch Schäuble habe seine Meinung nach einem Gespräch mit der Energielobby geändert, sagte Höhn. Schäuble hatte gestern (Mittwoch) mitgeteilt, er wolle von den vier Atomkonzernen vom kommenden Jahr an eine Milliardenabgabe kassieren. Er pochte jedoch nicht mehr auf eine Steuerlösung.
(Höhn im heutigen MM)

Traurigerweise sind diese mafiösen Argumente der schwarz-gelben Bundesregierung alle bekannt.
Unfassbar, daß dennoch rund 35 % der Bevölkerung diese Parteien nach heutigem Umfragestand wählen würden. Angemessen wären 0 %.


Nachfolgend ein paar Pressemitteilungen, denen ich mich anschließe.

Zuerst missachtet die Regierung den Willen der Bevölkerung, dann umgeht sie den Bundesrat, jetzt bootet sie noch den zuständigen Minister aus.
Der letzte Grund, diesen absurden Weg zu gehen, sind offensichtlich die gewünschten Einnahmen aus der Brennelementesteuer. Eine Brennelementesteuer kann die Regierung aber ohne Gegenleistung einführen. Wenn das Prinzip "bei Steuererhebungen erstmal ein Gegengeschenk" Schule macht, zieht Mafiagebaren in politische Entscheidungen ein.
(Sylvia Kotting-Uhl, Grüne, Sprecherin für Atompolitik, 9.6.10)

Die SPD-Bundestagsfraktion fordert die Bundesregierung auf, endlich die sinnlose Diskussion ueber Laufzeitverlaengerungen fuer veraltete, gefaehrliche Atomkraftwerke zu beenden. Die heutige Sachverstaendigenanhoerung hat gezeigt, dass die Energiebranche, insbesondere die kleinen und mittelstaendischen Unternehmen, durch die Laufzeitdebatte unnoetig verunsichert wird. Dies fuehrt bereits jetzt zu Investitionszurueckhaltung. Der Sachverstaendige Stephan Weil (Praesident des Verbandes kommunaler Unternehmen VKU) spricht davon, dass "schon heute Bremsspuren zu sehen" seien. Fuer Investitionen braeuchte man klare Spielregeln. Die haette es bisher gegeben, jetzt seien diese aber in Frage gestellt.
Insbesondere Investitionen im Bereich der flexiblen Grundlast drohen auszubleiben. Dies ist besonders problematisch, da nach Ansicht mehrerer Sachverstaendiger der Kraftwerkspark in Zukunft deutlich flexibler reagieren koennen muesse. So betonte Prof. Dr. Leprich, dass wir "mit dem Ausbau der Erneuerbaren die Grundlastwelt verlassen" wuerden. Auch der bereits bestehende Kraftwerksbestand muesse flexibler werden. Atomkraftwerke erfuellten diese Anforderungen jedoch nicht in ausreichendem Masse. Selbst der Vertreter des Atomkraftwerksbetreibers RWE, Rolf Martin Schmitz, gab zu, dass Atomreaktoren kurzfristig nur auf minimal 60 Prozent Laufleistung abgeregelt werden koennen. Erstaunlicherweise erkannte er aber keinen Systemkonflikt zwischen Atom und Erneuerbaren mehr, obwohl gerade die AKW-Betreiber noch vor Jahren mit Hinweis auf einen solchen Systemkonflikt die Vorrangregelung fuer die Erneuerbaren bekaempft hatten.
Eins ist sicher, die Reaktoren werden in Zukunft immer unsicherer. Die Belastung durch haeufigeres Hoch- und Runterfahren wird zu einer schnelleren Materialermuedung fuehren. Der Sachverstaendige Rainer Baake (Deutsche Umwelthilfe) bezeichnete die sieben aeltesten AKW als groesste Bedrohung, die es in Deutschland gebe. Da die Stromproduktionskapazitaeten dieser besonders unsicheren Kraftwerke ungefaehr der Strommenge entspricht, die jedes Jahr exportiert wird, fragt Herr Baake zu Recht, wie die Bundesregierung es rechtfertige, eine solche Bedrohung fuer die Bevoelkerung zu verlaengern, nur um Strom exportieren zu koennen. Dass aber das Sicherheitsbeduerfnis der Bevoelkerung und Klimaschutz die AKW-Betreiber nicht vorrangig interessiert, zeigt eine Aussage von RWE-Vorstand Schmitz: Aus Kostengruenden sollen als Schattenkraftwerke fuer die Erneuerbaren insbesondere die ganz alten abgeschriebenen Kraftwerke genutzt werden.
Im Uebrigen bestaetigte selbst der von der FDP benannte Sachverstaendige Prof. Dr. Justus Haucap, dass Laufzeitverlaengerungen den Wettbewerb auf dem Energiemarkt schwaechen wuerden.
Die SPD-Bundestagsfraktion schliesst sich der Forderung von Stephan Weil an: Die Bundesregierung sollte nicht die Vergangenheit verlaengern, sondern den Weg in die Zukunft verkuerzen.
(Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion Marco Buelow, 7.7.10)

Dass sich nun ausgerechnet die Energiekonzerne auf den Atomkonsens von 2002 berufen, schlägt dem Fass den Boden aus. Seit sie ihn unterschrieben haben, hintertreiben sie ihn. Heute wollen sie ihn gleichzeitig aufkündigen und Vorteile daraus schlagen. Das ist schamlos.
Eine Brennelementesteuer ist notwendig und überfällig. Es muss sie unabhängig von Laufzeitverlängerungen geben, die volkswirtschaftlichen Schulden der Atomkraft sind Grund genug. Ihr Aufkommen muss deutlich über den von der Regierung geplanten 2,3 Milliarden Euro pro Jahr liegen.
Statt dem Staat mit Drohgebärden und Einschüchterungsversuchen zu kommen, sollten sich die Konzerne besser auf ein Minimum an Kaufmannsehre besinnen. 2002 hatten sie sich im Atomausstiegsvertrag verpflichtet, ihren Teil dazu beizutragen, "dass der Inhalt dieser Vereinbarung dauerhaft umgesetzt wird."
(Sylvia Kotting-Uhl, Grüne, Sprecherin für Atompolitik, 11.6.10)

Erneuerbare Energien und Laufzeitverlängerung für Atomkraft passen nicht zusammen. Das ist die klare Botschaft der Experten aus der heutigen Anhörung im Umweltausschuss. Auch die Befürworter von längeren Laufzeiten unter den Experten bestätigten, dass es unwirtschaftlich ist, Atomkraftwerke bei einem starken Angebot von Strom aus erneuerbaren Energien kurzzeitig herunter zu regeln.
Ergebnis der Anhörung ist, dass die Zukunft der Energieversorgung aus 100 Prozent Erneuerbaren besteht. Der Weg dahin führt über die Flexibilisierung des Kraftwerkparks, die Schaffung von Speichermöglichkeiten und den Ausbau der Netze. Dafür müssen wir uns heute entscheiden.
Mit der Laufzeitverlängerung entscheidet sich die Bundesregierung gegen die Erneuerbaren und für Milliardengeschenke an die Atomwirtschaft zu Lasten von Stadtwerken und anderen dezentralen Energieanbietern. Die Energiepolitik der Bundesregierung ist rückwärtsgewandt und gefährlich. Laufzeitverlängerungen erhöhen die Risiken etwa durch Flugzeugabstürze, Alterungsprozesse und wachsende Atommüllberge.
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Rainer Baake, stellte heute das überproportional hohe Risiko, das von den ältesten AKW in Deutschland ausgeht, deutlich dar. Dass die Bundesregierung gerade für diese Anlagen längere Laufzeiten plant, ist unverantwortlich.
(Sylvia Kotting-Uhl, Grüne, Sprecherin für Atompolitik, 07.07.10)

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