TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Mittwoch, 26. Mai 2010

Der Christ des Tages Teil XXIV

Fünf Millionen Deutsche, deutsche Wähler, haben bei der letzten Bundestagswahl die „Linke“ gewählt.
In zwei Bundesländern regiert die Partei.
In anderen hat sie regiert.
Verfassungsschutz-Präsident Heinz Fromm will sie aber weiterhin wie eine dubiose radikale Splittergruppe behandeln. Er kündigte an die gesamte Partei weiterhin zu überwachen.

Wen wundert es - die Linke ist darüber not amused.

Partei- und Fraktionsführung der Linkspartei haben mit Empörung auf die Überwachung durch den Verfassungsschutz reagiert. Die Beobachtung sei "parteipolitisch motiviert, undemokratisch und verfassungswidrig", kritisierte Parteichefin Lötzsch. Der Verfassungsschutz mache sich "zum Handlanger der CDU". (Welt)

Wenn ich solche Meldungen lese, entwickele ich sofort Sympathien für die Linke; so wie ich auch bei jeder Art von Wettkampf stets den underdog unterstütze.
Hat der Verfassungsschutz keine anderen Sorgen?
Schon aus dem Grunde würde ich mir wünschen, daß es im Bund zu einer rot/rot/grünen Regierung käme.

Zu Frau Lötzschs Vorgänger Lafontaine habe ich ein sehr gespaltenes Verhältnis.

Ich fand ihn mal gut, dann ganz miserabel und nun mittelprächtig.

Als SPD-Mitglied war ich 100% auf seiner Seite und geradezu begeistert, als er 1995 in Mannheim Mr Phlegma Scharping wegputschte.

Alles was dann folgte ist bekannt: Regierungsübernahme 1998 und jammervolle Flucht aus der Verantwortung 1999.
Während ich es menschlich absolut verstehe, daß man in einem Impuls alles hinwirft und Lafontaines Frust nachvollziehen kann, habe ich aber die allergrößte Verachtung dafür, daß sich „Lafo“ anschließend in den Dienst von Springers Hetz-Blatt BILD stellte und von dort aus in fürstlich bezahlten Attacken rot/grün aus dem Amt schoß und aktiv daran arbeitete jemand aus der CDU ins Kanzleramt zu schieben.
Nur dank Lafontaine konnte Frau Merkel 2005 trotz linker Mehrheit Bundeskanzlerin werden.

Er dürfte außerdem der einzige Parteichef der letzten hundert Jahre sein, der aktiv und voller Eifer daran arbeitete seine eigene Partei anschließend kaputt zu machen.

Das ist ein klarer Fall von „das tut man nicht“ - zumal es sich auch noch zusätzlich um die Regierung handelte, der er einst nicht nur angehörte, sondern die er maßgeblich erst möglich gemacht hatte.

Ich bin also froh, daß Lafontaine von der politischen Bühne abgetreten ist, schon allein deswegen, weil die persönlichen Animositäten eine Zusammenarbeit zwischen der SPD und der Linken ausschlossen.

Nach wie vor ist es mir ein Rätsel wie jemand, der so offensichtlich hochintelligent ist wie Oskar Lafontaine (Abitur mit Notendurchschnitt 1,0) und darüber hinaus über so viel politisches Talent verfügt, sich so von einem Rachgedanken leiten lassen kann.

Den Rest hat Lafontaine mir aber vor zwei Wochen gegeben, als er in der WELT - also wieder einmal bei seinen Springerfreunden - über das Christentum sprach.

Ich zitiere:

Oskar Lafontaine:
Ich kann die Menschen verstehen, die sich jetzt enttäuscht von der Kirche abwenden. Andererseits muss man sich die Frage stellen, welche Rolle die Kirche beziehungsweise die Religion in unserer modernen Gesellschaft spielt. Von Dostojewski stammt der Satz: Wenn Gott tot ist, ist alles erlaubt. Mit anderen Worten: Jede Gesellschaft braucht eine Wertorientierung. Deshalb habe ich Religion immer bejaht, bei allen Fehlentwicklungen, die es da gab und gibt.

Wie bitte?
Lafontaine, dem doch immerhin der Sozialismus nicht ganz fremd ist, meint daß die Organisation, die sich in den letzten 2000 Jahren massiv gegen jedes Menschenrecht gesperrt hat, notwendig zur Wertorientierung sei?

Jeder Fortschritt, ob nun Abschaffung der Sklaverei, Abschaffung des Verbotes von gemischtkonfessionellen Ehen, Abschaffung des Verbotes von gemischtrassigen Ehen, Einführung des Frauenwahlrechtes, Abschaffung der Prügelstrafe, Abschaffung von Kinderarbeit, etc, pp mußte bekanntlich hart GEGEN die Religion erkämpft werden.

Glücklicherweise hat sich der kirchliche Widerstand gegen Bürgerrechte meistens als Mißerfolg erwiesen, weswegen Seth Macfarlane es als Zeitverschwendung betrachtet auf Seiten der Kirche zu stehen:

It is a huge waste of time; if you look back in history every civil rights-movement; the blacks or woman, they always lose. Anyone who tries to fight the advance on any particular minority-group is going to lose - weather it is now, weather it is 20 years from now.
They are wasting their time.

Der Physiker Lafontaine tritt ein für eine wissenschaftsfeindliche Propagandaorganisation, die über viele Jahrhunderte einfach ihre Kritiker umbrachte?

Wie verbissen hat die Katholische Kirche am geozentrischen (ptolemäischen) Weltbild festgehalten und das heliozentrische Weltbild (kopernikanisches) Weltbild bekämpft?

Lafontaine sieht nun im Christentum den Usprung des Sozialismus.

Lafontaine:
… Ich bin überzeugt, dass die sozialistische Idee ohne das Christentum nicht entstanden wäre. Das Christentum ist die Religion der Nächstenliebe. Das politisch korrekte Wort für Nächstenliebe ist Solidarität.
[…] Die Religion hat zur Zeit von Karl Marx eine andere Rolle gespielt als heute. Heute stellt sich die Frage, wer in der Gesellschaft die Wertevermittlung übernimmt. Der Supermarkt kann die Kathedrale nicht ersetzen.

Offensichtlich ist Lafontaine nicht mehr ganz bei Sinnen, wenn er aus den ewigen Antagonisten der Linken ihre Väter machen will.

Es waren überwiegend Sozialisten, die diesen Menschenrechten zur Geltung verhalfen - während das Christentum fest an der Seite des Status Quo stand.

Als Kommunisten schon in den Konzentrationslagern saßen und ermordet wurden, standen die Christen an der Seite Hitlers.

Als die SPD gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmte und ebenfalls verboten wurde, überschlugen sich die Christlichen deutschen Bischöfe mit Lob für die NSdAP.

Das Passauer Bistumsblatt, das Mitteilungsorgan des dortigen Bischöflichen Stuhles, artikulierte die Haltung des Klerus am 20. April 1941 unter der Überschrift "Zum 52. Geburtstag des Führers" unzweideutig:
In Deiner Hand, o Gott, liegt die Herrschaft über alle Reiche und Völker der Erde. (…) Laß uns ein heldenhaftes Geschlecht sein und unserer Ahnen würdig werden. Segne die deutsche Wehrmacht, welche dazu berufen ist, den heimischen Herd zu schützen, und gib ihren Angehörigen die Kraft zum höchsten Opfer für das Vaterland. Segne besonders unsern Führer und Obersten Befehlshaber in allen Aufgaben, die ihm gestellt sind. Laß uns alle unter seiner Führung in der Hingabe an Volk und Vaterland eine heilige Aufgabe sehen, damit wir durch Glauben, Gehorsam und Treue die ewige Heimat erlangen …

Noch nach Hitlers Tod, als jeder Menschen mit mehr als drei Gehirnzellen sehen konnte, was für ein Jahrtausendverbrecher der bis heute nicht exkommunizierte Katholik war, verehrten die Christen ihren Führer.

Der damalige Vorsitzende der reichsdeutschen Bischofskonferenz, der Breslauer Erzbischof Adolf Kardinal Bertram, zeigte sich noch im Angesicht der Katastrophe 1945 unbeirrt staatstreu und nationalbewusst. Als "Senior des deutschen Episkopats", das heißt mit dem Anspruch, Sprecher des ganzen deutschen Katholizismus zu sein, hatte Bertram zwischen 1940 und 1944 persönlich mit Hitler korrespondiert. Und nun, unmittelbar nachdem Hitler seinem Leben in der Reichskanzlei ein feiges und schmähliches Ende gesetzt hatte, gab der 86jährige Kirchenobere, selbst schon aus Breslau geflohen und von Krankheit gezeichnet, Anfang Mai 1945 noch eigenhändig allen Pfarrämtern seiner Erzdiözese Anweisung,
ein feierliches Requiem zu halten im Gedenken an den Führer und alle im Kampf für das deutsche Vaterland gefallenen Angehörigen der Wehrmacht, zugleich verbunden mit innigstem Gebete für Volk und Vaterland und für die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland.

Noch toller trieben es die Protestanten, die angesichts ihres extrem antisemitischen Idols Martin Luther nur einen kurzen Weg zur NSdAP hatten:

Bischof Sasse, deutschchristlicher Kirchenführer in Thüringen, gehörte zu denen, die seit 1938 die "Entjudung der Kirche" programmatisch vorantrieben. Zu diesem Zweck wurde am 4. April 1939 auf Betreiben maßgeblicher Kreise der Deutschen Christen durch 13 evangelische Landeskirchen in Eisenach ein "Entjudungsinstitut" mit pseudowissenschaftlichem Status gegründet. Sein Leiter wurde Oberregierungsrat Siegfried Leffler. Hauptamtliche Mitarbeiter waren Walter Grundmann, Professor für Neues Testament an der Universität Jena, Heinz Hunger, Pfarrer in Eisenach, und Max-Adolf Wagenführer, Theologe in Jena, als wissenschaftlicher Assistent. Nahezu 200 Mitarbeiter, darunter hohe Geistliche, Konsistorialräte, Professoren, Doktoren, Pastoren, Religionspädagogen und Regierungsbeamte sollten dem Institut in zehn Arbeitskreisen bei der "Entjudung von Theologie und Kirche" zur Verfügung stehen. Damit unterwarfen sich großer Teile des theologischen und kirchlichen Personals der protestantischen deutschen Landeskirchen der NS-Ideologie.

Lafontaine:
Um es etwas allgemeiner zu sagen: Mein Engagement in der Linken hat etwas mit meiner christlichen Erziehung zu tun. Die Idee der Gleichheit ist auch eine christliche Idee, weil sie von der Gleichheit der Gotteskinder ausgeht.

Oh ha Oskar - Zeit fürs Altenteil; der Kalk rieselt offenbar schon gewaltig.

Keine Kommentare: