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Mittwoch, 19. Mai 2010

Der Christ des Tages - Teil XXIII.

Was ich an der amerikanischen Religiösität schätze, ist die Diversität des Christentums.
Jeder kann sich selbst zum Priester ernennen und eine Kirche gründen.
Da es keine Kirchensteuer und Meldepflicht gibt, ist das Kirchenhopping eine ganz einfache Angelegenheit.
Kein bürokratisches An- und Abmelden, keine formalen Ein- und Austritte.
Gefällt einem die Frisur des einen Pfaffen nicht mehr, geht man eben zu einer anderen Kirche.

Ein natürlicher Effekt dieses christlichen Wildwuchses ist das Auftreten von ganz und gar bizarren Predigern wie der berühmt berüchtigten Westboro Baptist Church, die so radikal fanatische Hassbotschaften aussendet, daß dagegen selbst Schlägertypen wie Walter Mixa sympathisch wirken.

Eine lustige christliche Sekte ist auch die knapp 50.000 Mitglieder zählende Church of the United Brethren in Christ.
Es handelt sich dabei um eine konservative Minderheitenabspaltung der im 18. Jahrhundert in Pennsylvania von Martin Boehm geründeten Evangelical United Brethren Church (EUB).

Die Wurzeln im deutschen hardcore-Protestantismus sind immer noch deutlich spürbar.
Die jetzige Church of the United Brethren in Christ geht zurück auf den Bischof Milton Wright (Vater der weltberühmten Gebrüder Wilbur Wright und Orville Wright), der die ultrakonservative Bibelauslegung begründete.

Mitglieder der Church of the United Brethren in Christ glauben, daß sowohl das Alte, als auch das Neue Testament direkt von Gott geschrieben wurden und legen dementsprechend die Lehren wörtlich aus.

Diese an den deutschen Pietismus angelegte Bibel-Exegese spiegelt sich in einem extrem körper- und sexualfeindlichen Leben wider.
Man könnte es auch trist nennen.

Die Anhänger leben hauptsächlich in Pennsylvania, Ohio, Indiana, und Michigan.
Der prominenteste Sproß dieser Kirche ist mit Sicherheit der US-Kongressabgeordnete Mark Souder, der selbstverständlich GOP-Mitglied ist und sich voll und ganz den Family Values verschrieben hat.

Familien-Werte sind in der evangelikalen Auslegung natürlich nicht etwa Sozialleistungen, kostenlose Schulen oder Krankenversicherungen für Kinder - nein, nein, das wäre ja satanischer Kommunismus.

Familien-Werte bedeuten Kampf gegen Sexualaufklärung in der Schule, Verdammung von Kondomen, Anzünden von Krankenhäusern, in denen womöglich Schwangerschaftsunterbrechungen durchgeführt werden, Promise-keeping, Förderprogramme für Enthaltsamkeit und selbstverständlich Hetze und Hass auf Schwule.

Mr Souder, 59, ist so ein aufrechter Kämpfer für ultrarechte frömmelnde Irrlehren.

Schwule sind für ihn Kranke, wie Alkoholiker zum Beispiel:

"I believe people can have a propensity to alcoholism. I believe they can have a propensity to look at pornography on [the] Internet. I believe they can have a propensity to be homosexual. But I believe that it's wrong and it's controllable. That is a fundamental, biblically based view that doesn't leave a lot of room or comfortability in a society where they don't want you to have absolutes."
(Souder 2004)

Ganz in diesem Sinne stimmte er im Parlament gegen jede noch so kleine Verbesserung der Homosexuellen-Rechte. NO on hate crimes (2009), NO on ENDA (2007), YES on constitutional ban on gay marriage (2006), YES on gay adoption ban (1999).

Die Ehe ist ihm heilig - der göttliche Bund zwischen Mann und Frau steht über allem.
Seine Ehe mit Diane besteht 30 Jahre, hat drei Kinder hervorgebracht und wird stets als mustergültig dargestellt.

Aber Souder wäre kein GOP, wenn er kein Heuchler wäre.
OK, es ist etwas ungewöhnlich, daß er eine sexuelle Affäre mit einer anderen Frau hatte und keinem Callboy - aber das kommt eben auch mal vor.
Dumm nur, daß es jetzt an die Öffentlichkeit gelangte und ganz Amerika erfuhr, daß Souder seine Mitarbeiterin Tracy Jackson bumst.

As the Guardian's Richard Adams put it: "On the scale of newsworthy events, 'Republican in sex scandal' sits somewhere alongside 'Pope is Catholic' in terms of predictability." But on the ironic scale, this probably surpasses Bristol Palin's speaking tour promoting abstinence after getting pregnant at the age of 17 and publicly calling abstinence "not realistic at all".
(UTV)

Extra-schräge Note: Ausgerechnet von Gespielin Tracy ließ er sich interviewen, um seine Abstinenz-Agenda zu verkünden.



Nachdem seine Lügen und Doppelmoral öffentlich wurden, folgte das Übliche:

Der bloßgestellte bibeltreue Abgeordnete aus Indiana begann zu weinen und winselte um Gottes Vergebung.
Er hätte schlimm gesündigt, "sinned against God, my wife and my family by having a mutual relationship with a part-time member of my staff".

Seine Karriere als Inkarnation des erhobenen Zeigefingers uns selbsternannter oberster Moralist des Kongresses ist nun vorbei; er gab seinen Rücktritt bekannt.

"I feel just awful," verkündete er per email, "It is a nightmare. Can't believe it is happening. But it is best for Diane and I, who love each other and have a firm foundation to build upon."

Ach ja - schuldig ist in seinen Augen nicht etwa er selbst, sondern nur die giftige atheistische Atmosphäre Washingtons:

"In the poisonous environment of Washington, D.C., any personal failing is seized upon, often twisted, for political gain"

Zu dumm, da hat sich Gott wohl wieder mal geirrt, den Gott persönlich hat Souder nach Washington geschickt.

Souder sagte seine Arbeit im Kongress "has been a blessing and a responsibility given from God. I wish I could have been a better example." "As I leave public office, my plans are focused upon repairing my marriage, earning back the trust of my family and my community, and renewing my walk with the lord"

Amen.

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