TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Samstag, 10. Oktober 2009

Wider die Blogosphäre, Teil 2

Daß dieses Posting nicht auf viel Begeisterung stoßen würde, habe ich erwartet.

Man kann schließlich nicht von Hunderttausenden Betroffenen pauschal sprechen.
Das sind alles individuelle „Fälle“.

Vielen gegenüber tritt der Staat ungerecht hart auf.
Andere haben es drauf das System optimal auszunutzen.

Der Kollektivsingular funktioniert nicht.


Natürlich ist die Situation in einer reichen westdeutschen Stadt anders, als auf dem platten Land in MeckPomm.

So hat jeder eine subjektive Perspektive, die nicht zu verallgemeinern ist.

Meine Perspektive sieht aber zufällig so aus:

1.) Vor zwei Jahren habe ich in unserem Stadtteilblatt eine Anzeige aufgegeben, weil ich für eine bettlägerig gewordene Verwandet eine Einkaufs- und Haushaltshilfe suchte.
Die Resonanz war enorm; ich sprach mit Dutzenden Bewerbern.
Viele sehr nette Leute, die sich eigneten.
Das Problem war die Bezahlung - wir wollten das nämlich NICHT illegal, sondern MIT Sozialabgaben und offiziell handhaben.
Daraufhin haben fast alle gesagt, daß sie nur schwarz arbeiten würden.
Auf meine Frage, wieso sie denn kein Interesse an einem Vertrag mit Kündigungschutz und Urlaubsgeld, etc hätten, stellte sich raus, daß die meisten Hartz-Leistungen bezogen und keinesfalls daran rütteln wollten, weil das so praktisch wäre.

2.) Der soziale Bereich, von dem ich aus eigener Anschauung was verstehe, ist Altenpflege.
Da sieht es ganz anders aus - die Millionen Menschen, die da in der Regel eher schlecht als recht versorgt werden, können eben NICHT protestieren oder nebenher arbeiten.
Ich habe schon einmal erzählt, daß die Sozialfälle in einem mir gut bekannten Pflegeheim nach der Regierungsübernahme der CDU in Hamburg noch 70 Euro monatlich Taschengeld bekommen. (Verantwortlich dafür ist Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram von der CDU, die 2004 mit einem 21-Prozentpunkte-Plus wiedergewählt wurde.)
Davon sind aber so viele Dinge zu bezahlen (Telefon, Medikamentenzuzahlungen, etc), daß eine Pediküre, oder Haareschneiden, oder gar eine Tageszeitung absolut unerschwinglich sind.
Wer keine verwahrloste Frisur haben mag, hat eben Pech gehabt.
Ganz zu schweigen von persönlichen Wünschen.
Das nenne ich zutiefst menschenverachtend.
Bei denen, die sich nun wirklich nicht wehren können und keine Alternative haben, wird der Gürtel so eng geschnallt, daß buchstäblich beinahe die Hälfte mangelernährt sind. Jeder weiß das und keinen kümmert es.

Dieses Wegsehen unserer gesamten Gesellschaft finde ich hochgradig verwerflich.

Gerade gestern habe ich (nicht das erste mal) die Wohnung einer 85-Jährigen, bettlägerigen Dame von der Feuerwehr aufbrechen lassen, weil sie nicht mehr zu erreichen war.
Sohn und Schwiegertochter weigerten sich zu kommen; der Pflegedienst ließ mich 30 Minuten in der Leitung, um mir dann mitzuteilen, daß sie so überlastet wären, daß ich mal lieber die Polizei anrufen solle.
Nachdem ich schon einmal eine leicht vom Hund angefressene Leiche gefunden hatte, war ich froh, daß es sich diesmal um ein abstruses Mißverständnis handelte.
Die Person gestern war bereits einen Tag vorher von jemand anderen in ein Krankenhaus gebracht worden - die Information ist nur beim Pflegedienst verloren gegangen.
Die Jungs von der Feuerwehr haben sich dennoch ausdrücklich bedankt - ihnen sei es allemal lieber eine Tür umsonst aufzubrechen, als später die „vier Monate vergammelten Leichen raus zu kratzen“ (O-Ton!)

Daher mag ich nun nicht ausgerechnet für diejenigen Stellung beziehen, die vergleichsweise gut dran sind, weil sie jung und gesund sind.

Meiner Beobachtung nach, funktioniert das Deutsche Sozial- und Subventionssystem so, daß derjenige was bekommt, der am lautesten schreit.

Wer sich sichtbar macht, hat immer die besten Chancen, daß die Regierenden die Kassen öffnen. Da sind natürlich die klassischen Lobbys (Arbeitgeberorganisationen, Pharmalobby, Atomforum, Waffenlobby, Bauernverband, etc) und da sind sogar Berufsgruppen, die sich eine Privatpartei leisten.
So wählten fast 60% der niedergelassenen Ärzte die FDP.
Kein Wunder - haben doch Mediziner das höchste Durchschnittseinkommen aller Berufsgruppen und die niedrigste Insolvenzquote aller Selbstständigen.

Der Hartmannbund begrüßt den anstehenden Regierungswechsel in Berlin. "Wir freuen uns, dass die FDP gestärkt in die neue Regierung eintritt", sagte Hartmannbund-Chef Professor Kuno Winn der "Ärzte Zeitung". Er sei sicher, dass die Ärzteschaft "mindestens einen Prozentpunkt" zum Erfolg der Liberalen beigetragen habe.

Starke haben starke Lobbyisten. Ein millionenschwerer Ackermann hat jederzeit Zugang zum Kanzleramt, er darf sogar den eigentlich Staatsgästen vorbehaltenen direkten Aufzug nehmen.

Schwache haben aber auch Lobbyisten - vor allem in Form der stets empörungsbereiten Boulevardpresse.
Ja, selbstverständlich haben es Alleinerziehende schwer, weil die Konservativen die Familienförderung in Form von Ehegattensplitting-Milliarden lieber in die Taschen der Reichsten fließen lassen.
Aber transferleistungsabhängige Kinder haben immerhin überhaupt eine Lobby - spätestens, wenn mal wieder „der kleine Justin“, die „kleine Chantal“, oder der „kleine Kevin“ in einer Tiefkühltruhe oder dem Blumenpott auf dem Balkon entsorgt wurde, ist das Gejammere groß. Die großbuchstabigen Zeitungen gießen jedes Mal hektoliterweise Krokodiltränen unter das Volk.

Nur die Allerschwächsten haben gar keine Lobby - für ein paarhunderttausend Demente, die mit Exsikkose und Dekubitus in ihren Exkrementen dahindämmern, regt sich nicht ein kleiner Zeigefinger der Blogosphäre.
Ein Klaus Fussek wird auch nicht im Kanzleramt empfangen.

Die Welt ist schlecht, es geht in Deutschland offenbar ungerecht zu - so viel ist sicher.

Was soll man dagegen tun?

Wer sich nicht persönlich engagieren kann oder will, hat immerhin die Möglichkeit eine Landes- und Bundesregierung zu wählen.
Wo meine Sympathien liegen, ist kein Geheimnis - irgendwo bei SPD und Grünen.

Ich halte es bei meiner persönlichen parteipolitischen Einstellung mit Michel Friedmann, der einmal gesagt hat, solange ich 51% Gemeinsamkeiten mit meiner Partei habe, bleibe ich Mitglied. In der Praxis sind diese (maximal) 49% Differenzen mit der eigenen Partei natürlich eine harte Nuss.
Erschwert wird die parteiliche Solidarität noch dadurch, daß Personen und Persönlichkeiten eine so große Rolle spielen.
Da gibt es Wichtigtuer, die ich einfach nicht leiden kann - obwohl sie oft Richtiges sagen.
Da gibt es fade Langweiler und Haudraufs à la Sarrazin, die sich gerade selbst zerlegen mit ihren Formulierungen.
Wer allerdings das ganze fünfseitige Interview im „Lettre International“ liest, bekommt einen anderen Eindruck: Der ist schlau, der Sarrazin und 95% seiner Berlin-Analyse ist brillant.

Inzwischen sind 98% der Deutschen keine Parteimitglieder - aber auch sie sollten wählen.

WEN sie wählen sollten und zwar WARUM, habe ich immer wieder detailliert aufgeführt;
das brauche ich nicht zu wiederholen.

Nur zwei Anmerkungen:
Zu behaupten, daß Große Koalition, oder Schwarz/Gelb keinen Unterschied macht, halte ich für schlicht und ergreifend dumm!
Weswegen jauchzen sich wohl gerade Pharmalobby, Atomforum und Manager von einem Orgasmus zum nächsten?
Asse, Gorleben und Krümmel wären schon allein Grund genug einen SPD-Mann als Umweltminister in die Regierung zu wählen, auch wenn die SPD ansonsten reine CDU-Politik machte.

Ich stimme Kommentator Paul Haber in vielen praktischen Dingen zu, aber komme zu anderen Konsequenzen.

Er schreibt: „'Hartz-4' ist eine SPD-Errungenschaft, und glaube mir, es ist kein Vergnügen mit Menschen, die davon betroffen sind, so wie ich beruflich zu tun zu haben. Ich kann sehr wohl nachvollziehen, dass man, wenn man einmal verstanden hat, unter wessen Führung dieses Konstrukt zu Stande gekommen ist, nicht mehr unbedingt in der Laune ist, diese Partei zu wählen - und auch keine Alternative sieht.“

Hartz bedeutete, daß viele vorherige Leistungen, die man von verschiedenen Ämtern erhielt zusammengefasst wurden.
Das war RICHTIG.
Keiner bestreitet zudem, daß sich für die allermeisten Menschen die Bezüge gegenüber der Sozialhilfe ERHÖHT haben.
Auch das muß man wohl noch einmal sagen.
Es gibt nun mehr Bargeld, dafür aber keine Extraleistungen mehr. Man muß besser haushalten.
Auch das finde ich nach wie vor nicht nur richtig, sondern auch notwendig.

Beim Punkt „fordern und fördern“ hapert es allerdings gewaltig.
Und zwar auf allen Seiten.

Dies war aber eben NICHT ein reines SPD-Gewächs, sondern die Länder und Frau Merkel saßen bei der Ausgestaltung mit im Boot.
Rot/Grün hatte zu keiner Zeit (außer der ganz kurzen Periode von Okt 1998 bis Jan 1999) eine Mehrheit im Bundesrat.
Die Wähler haben also fast SOFORT nach dem Wahlsieg Schröders die Handlungsfreiheit beschränkt und verfügt, daß Merkel und Westerwelle immer im Bundesrat „Njet“ sagen konnten. Mit großer Mühe paukte Schröder Änderungen im Steuerrecht durch:
Unter Kohl lag der Eingangssteuersatz bei 26% und der Spitzensteuersatz bei 56%. Nun sind wir bei 15 % und 45 % und das bei höheren Freibeträgen!
Das haben Rot/Grün durchgeprügelt und zwar gegen "Mrs. No" Und Westerwelle, die alles blockierten.
Das ist nach wie vor die massivste Steuerentlastung für die Arbeitseinkommen, die es je gab und das hat die CDU eben NICHT hinbekommen, sondern stattdessen stets nur die Steuern erhöht.

Auf die Art und Weise sind das Zuwanderungsgesetz und die Niedriglohngesetze bis zur Unkenntlichkeit pervertiert worden.

Ja, natürlich hätte Rot/Grün viel besser kommunizieren und schneller in Gang kommen müssen.

Ja, natürlich gab es jede Menge handwerkliche Fehler und personelle Querelen.
So what?

Ich habe das nie anders erwartet nach 16 Jahren totaler Festgefahrenheit durch Kohl, der die Steuersätze auf absolute Rekordmarken raufgeschraubt hatte.

Und daß die Legislatur 1998 sofort mit einer internationalen Superkrise und ein paar Kriegen begann, haben sich Fischer und Schröder ganz sicher auch nicht gewünscht.
Ebenso wenig wie 9/11, das Platzen der New Economy-Blase, den Irakkrieg oder die Ölpreisexplosion.

Die linken Wähler sind weicheierige Feiglinge, die bei der kleinsten Reform sofort anfangen zu weinen und der Regierung Knüppel zwischen die Beine werfen.
Und wenn es nicht ganz so läuft, wie sie es gerne hätten, fangen sie an zu schmollen und verkriechen sich am Wahltag zuhause unterm Bett.

Die Rechten sind demgegenüber strategisch im Vorteil, wie ich ebenfalls bereits beschrieben hatte.

In der Konsequenz bedeutet dies, daß die Hauptursachen für die schwersten Probleme in Deutschland - Segregation, Auseinanderdriften der sozialen Schere, kulturelle Verblödung von Millionen, miserable Bildung und Beschneidung der Zukunft der Jugend - gerade wieder zementiert werden.
Soviel weiß man jetzt schon, von schwarz/gelb:

Festhalten am dreigliedrigen Selektionsbildungssystem, Herdprämie, zielverfehlendes wahlloses Ausgießen von Kindergeld und das Ganze auf Kosten der nächsten Generation.

Außerdem werden die Weichen wieder auf die problematische Uralt-Technologie Atomkraft aus den 1940er Jahren gestellt, statt zukunftsgerichtet die grünen Energietechniken zu fördern. Alles zum Wohle der milliardenschweren Mächtigen und Reichen.

So haben es die Wähler bestimmt.

Genauer gesagt, haben es die Wähler geschehen lassen - in absoluten Stimmen hat auch die CDU stark verloren - aber noch viel mehr Schuld haben die Schmoller der „Bäh-ich-bin-aber-böse-auf-die-SPD“-Fraktion, die durch ihr Wegbleiben ermöglichten, daß die Sitze-Waage im Bundestag ein fettes rechtes Übergewicht hat!

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und ob Dein Beitrag auf Begeisterung stößt! Da rennst Du bei mir offenen Türen ein.

Schließlich kann ich aus Erfahrungen (Verwandtschaft und Beruf) heraus bestätigen, dass derjenige, der in Alten- und Pflegeheimen untergebracht ist, nichts Gutes zu erwarten hat: Gerade in konfessionellen Alten- und Pflegeheimen greift man den Bewohnern gerne in die Taschen, spart an Personal (das zudem bis aufs Zahnfleisch ausgebeutet wird ohne das Recht, mit Unterstützung von Gewerkschaften gegen Ausbeutung zu protestieren), lässt die Betroffenen austrocknen, lässt Pflegebedürftige verhungern, züchtet Bettlägerigen Dekubiti an, und brüstet sich gleichzeitig mit dem Siegel: "Christliche Nächstenliebe (sponsored by öffentliche Kassen)".

Sorry, wenn ich wirre schreibe. Ich genehmigte mir gerade ein Gläschen Rotwein, um Erinnerungen zu vergraben.

Ab Montag bin ich in Oslo. Für 3 Tage diesen Scheiß hier in D. vergessen!

Gruß,
Olyly

Oberclown hat gesagt…

"Jeder weiß das und keinen kümmert es." Das kann man so nicht sagen. Es kümmert schon, aber frei nach Archimedes: "Gebt mir einen festen Punkt im All, und ich werde die Welt aus den Angeln heben". Das Problem ist nur, man findet keinen festen Punkt, bei dem man den Hebel ansetzen könnte. Niemand ist für das ganze verantwortlich. Es ist alles ein einziger schwammiger Schleim der Verantwortungslosigkeit, des Ignorierens, Wegschauens und vielleicht auch billigend in kauf Nehmens. Wenn irgendwer schlaueres einen Punkt findet, wo wirklich jemand ist, der es ändern könnte, dann verspreche ich werde ich hebeln, bis die Welt sich deutlich bewegt. Aber ich finde niemanden. Dann bleibt mir nur im Rahmen meiner Möglichkeiten zu tun, was ich kann für die Pflegebedürftigen, die ich kenne. Es gibt übrigens auch junge Leute in Heimen und wie wir oft beobachten können ist auch in vielerlei Hinsicht den Leuten egal, was mit denen wird.


Zum sinnfreien ausschütten von Mitteln wie dem Kindergeld muss ich noch anmerken, dass es ja nicht nur das ist, sondern es ist so, dass hierzulande nicht nur die meiste Kinderarmut in West/Mitteleuropa haben, nein es werden auch die meisten staatlichen Mittel (pro Kopf nicht absolut) für Kinderförderun und Familienförderung irgendwo versenken. Und irgendwo ist wirklich die konkreteste Angabe, die man dazu machen kann. Aber ich könnte mich schon wieder so aufregen.

Anonym hat gesagt…

viel schlimmer als die große koalition kann es gar nicht werden, bye the way: schwarzgelb war vor knapp 10 jahren an der macht, wurde abgelöst durch eine SPD die dann in den darauf folgenden jahren den karren endgültig an die wand fuhr...

und der krieg die blase und das öl sind keine guten ausreden für das ruinieren dieses sozialstaates. wenn man sich die unternehmensgewinne und die steuererlässe für ebensolche anschaut, all die gesetze die die exportwirtschaft und die finanzindustrie bevorteilen: alles rotgrün! und dann dieses peinliche innerparteiliche und parteischädigende gebashe von jedem der für eure feldherren vom seeheimerkreis vielleicht (zu)links sein könnte (ypsilanti/beck etc.)...
und jetzt matschie!
kein wunder das man die nicht mehr wählt, einem köter der mir immer und immer wieder vors bett kackt nachdem er von mir ne wurst (sprich: wahlkreuz) bekommen hat kriegt dann halt irgendwann keine mehr...
und hier gehts um noch viel mehr als das: das dieses land demokratisch bleibt oder wieder wird hätte ich gern, denn so wie es aussieht sind cdufdpspd(grüne) die totengräber, stichwort schily,schäuble,zypries...

dein vorwurf an die linken/grünenwähler ist, mit verlaub, dummdreist

Vogel hat gesagt…

Man kann schließlich nicht von Hunderttausenden Betroffenen pauschal sprechen.
Das sind alles individuelle „Fälle“.

Stimmt, wir haben zu wenige Gesetze, das muss alles viel individueller angelegt werden ...

Vielen gegenüber tritt der Staat ungerecht hart auf. [Anmerkung: tststs]
Andere haben es drauf das System optimal auszunutzen.

Sag' ich doch! Mehr Gesetze! Ein hoch auf das "individuelle Gesellschafts- und das einzelfallbestimmte Regierungssystem".

Und wie leben wir dann zusammen, wenn's keine Spielregeln mehr gibt, weil jeder sein "einzelfallfestes, individuelles und somit gerechtes" Gesetz hat? Gerecht im Sinne von "ihm und seiner Situation gerecht werden"

Cut!

Die Altenpflege wird die nächste Baustelle sein (meine Schwiegermutter iss '92 bei uns zu Hause, nach Hirntumoroperation, zu Ende gepflegt worden - meine (Stief)Mutter pflegen wir 2003, es geht vermutlich in den nächsten Monaten zu Ende [jetzt Pflegestufe III]) - meinste, ich könnt' da mit reden?

Ich wünsche mir für mich, ich betone: WÜNSCHE FÜR MICH, dass in so'nem Stadium ein weiß gekleideter Mensch auf mich zu kommt und mir sagt: "Brauchst dich nich weiter plagen, ich helf' Dir!"

Beste Grüße

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Olyly:

Danke für die Bestätigung - offenbar kennst Du ja aus eigener Sicht das was ich meine.
Das ist ein andauernder Megaskandal und das zeigt auch, was davon zu halten ist, wenn sich Verantwortliche als „christlich“ bezeichnen.

Viel Spaß in Oslo - auch wenn die offenbar gerade alle nicht voll zurechnungsfähig sind; Stichwort „Obama“.

@Oberclown:
Es gibt schon ganz konkret Verantwortliche für solche Zustände und das sind die Landessozialminister, die diese Einrichtungen tragen und denen die Stellen streichen.
Letztlich ist alles eine Verteilungsfrage und man streicht ungern bei denen, die sich lautstark wehren. Als kurz vor der Wahl die Milchbauern bei Merkel anrückten, ging es ganz ganz schnell, daß noch mal extra 300 Mio für die rausgehauen wurden.
Bettlägerige und Demente werden aber niemals so einen Sternmarsch auf die Staatskanzleien oder Bürgermeisterämter organisieren.
Da müßten sich schon stellvertretend andere für sie stark machen und zu Demos aufrufen. Das machen sie aber eben nicht, oder nur mit zu kleiner Resonanz.
Geht es um Leinenzwang oder Erhöhung von Hundesteuer ist das offenbar viel einfacher, wie ich schon in HH beobachten konnte. Die scheiß Hundehalter rotten sich sofort zu Myriaden für ihre Lieblinge zusammen und protestieren. Haustiere sind also in der gesellschaftlichen Wahrnehmung wichtiger. Die sind ja auch niedlich, Kindchenschema, etc…
Eingekotete Senioren mit Dekubitus sind dagegen vollkommen UN-niedlich.

Fairerweise muß man aber sagen, daß es durchaus einige Menschen gibt, die sich ehrenamtlich oder ganz privat um Heimbewohner kümmern.
Aus Pflegeheimen weiß ich es aus erster Hand und in Krankenhäusern habe ich als Besucher schon oft diese „grünen Damen“ gesprochen. Ich weiß nicht, ob es die auch in anderen Städten gibt. Die bieten da jedenfalls auch ihre Hilfe für Patienten an, tragen denen ihre Sachen, machen Besorgungen, etc - alles aus Nächstenliebe, ohne Bezahlung.

Thema Kindergeld - Du hast vollkommen recht. Hier wird unter dem Stichwort „Kinderförderung und Familienförderung“ sehr viel ausgegeben. Es kommt nur gerade eben nicht da an, wo es hin sollte. Bestes Beispiel ist das total schwachsinnige und extrem teure Ehegattensplitting. Und daß pauschales Kindergeld höchst zweckentfremdet verbraucht werden kann, ist nun auch alles andere als ein Geheimnis.
Das weiß sogar v.d. Leyen.

http://www.sueddeutsche.de/,ra1m1/politik/235/490609/text/

Allerdings wußte die auch, daß die Herdprämie extrem kontraproduktiv ist und hat das doch durchgesetzt. Rückgratloses Miststück, dieses!

LGT

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Anonym:

Sorry, aber da hast Du ein sehr einseitiges Bild.
Das zeugt doch von mangelndem Faktenwissen.

Ich habe immer wieder aufgelistet, worin der enorme Fortschritt von Schröder/Fischer gegenüber Kohl/Kinkel bestand.
Da gibt es eine lange Reihe von fundamentalen Unterschieden, zum Beispiel hier:

http://tammox.blogspot.com/2008/02/ab-wann-man-die-linke-whlen-kann.html

http://tammox.blogspot.com/2009/08/wahlempfehlung.html

Angefangen damit, daß wir jetzt im Irakkrieg verwickelt wären, wenn es damals schon nach Merkel und der CDU gegangen wäre und daß es keinen Atomausstieg gegeben hätten, vertrete ich durchaus die Ansicht, daß Schröder den Sozialstaat retten wollte.

Die Kassen waren nun einmal komplett leer nach der Kohl-Ära und die Lohnnebenkosten waren so extrem raufgeschraubt, daß Deutschland absolut konkurrenzunfähig war.
Ich verstehe ja, daß einen das alles genervt hat. Aber die Rentenkassen waren alle - hätte man da nicht eingegriffen, würden die Rentner früher oder später gar nichts mehr bekommen.

Ich verteidige überhaupt nicht alles, was die SPD gemacht hat. Da ist wirtschaftspolitisch auch einiges ganz schief gegangen, weil man eben auch den damals nahezu absolut einheitlichen Einflüsterungen geglaubt hat, daß man flexibilisieren und Unternehmersteuern senken müsse und dann boomt die Wirtschaft.
Wenn man ehrlich ist, muß man zugegeben, daß auch Lafontaine damals noch so geredet hat.
Das war fast einhellig der ökonomische Allgemeinwissensstand.



Inzwischen wissen wir, daß das NICHT geklappt hat (umso dämlicher, daß die Wähler in schwarz/Gelb ihr heil suchen).
Dennoch waren aber viele steuerpolitische Weichenstellungen der SPD richtig.

Mit „Matschie“ brauchst Du MIR nicht zu kommen, keiner ist saurer auf den als ich -
Abgesehen von einigen der Thüringer SPD-Basis, die jetzt rebellieren.

http://tammox.blogspot.com/2009/10/impudenz-des-monats-september-2009.html

Daß sich heute die Saar-Grünen entscheiden haben SCHWARZ-GELB in den Sattel zu heben, statt rot/rot/grün zu machen, liegt auf derselben Ebene.
Ich habe größte Lust Hubert Ulrich den Sack abzureißen.

http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/politik/237/490611/text/

@Vogel;


Ich wünsche mir für mich, ich betone: WÜNSCHE FÜR MICH, dass in so'nem Stadium ein weiß gekleideter Mensch auf mich zu kommt und mir sagt: "Brauchst dich nich weiter plagen, ich helf' Dir!"“

Thema „selbstbestimmtes Sterben“ hatte ich hier auch schon oft genug - wieder so ein Punkt, indem die CDU FUNDAMENTAL anders als die SPD tickt und den Menschen mit aller Macht diese Entscheidung und diese Selbstständigkeit verbietet und verwehrt.
Das ist meiner Ansicht nach SKANDALÖS und schon allein dafür hätte die CDU 0% verdient.
Aber mit dem Wahlergebnis vom 27.09. können wir uns nun endgültig von einem vernünftigen Sterbehilfegesetz verabschieden.

Bei dem Thema ist übrigens auch auf die Grünen kein Verlass.
Unter denen gibt es auch reichlich von diesen „Lebensschützern“ mit Allmachtswahn, die sich in die privatesten Entscheidungen einmischen wollen.

http://tammox.blogspot.com/2008/07/unerbetene-ratschlge-zum-tod.html

http://tammox.blogspot.com/2008/12/rgernisse.html

http://tammox.blogspot.com/2008/12/menschenverachtung.html

etc.

LG

Tammox

Oberclown hat gesagt…

Ein Landessozialminister hat mir einemal auf Anfrage mitteilen lassen, dass er nicht verantwortlich sei, dass im Heim xyz (Namen schreibt man aus juristischen Gründen besser nicht Beispiele kann jeder leider selbst finden) leute am Bett festgeschnallt sind, bis sie lebendig verfaulen. Man hat mir mitgeteilt, dass man alles tue, damit die Zustände in Heimen nicht so sind, und dass es sich um die Schuld der Heimleitung handeln müsse.

Die Heimleitung wiederum meint dass die Vorgaben staatlicherseits und die böse böse konkurrenz solche Zustände erzwingen und im Übrigen seien die Mitarbeiter schuld. Von mir befragte Mitarbeiter einer anderen Pflegeeinrichtung sagten, dass solche Zustände vorkommen, aber die Unternehmensleitung bzw. deren Kaufleute die Verantwortlichen seien.

Jetzt kann ich mir aussuchen, wer schuld ist. Wenn man Strafanzeige erstattet, stellt die Staatsanwaltschaft auch nach einer Weile ein, weil kein Schuldiger zu ermitteln ist. Das ist die verteilte Verantwortungslosigkeit.

Ich bin der festen Überzeugung, wenn man irgendeinen entweder Konzernleitung, oder Minister juristisch drauf festnageln würde, so dass er in den Knast geht, wenn in einem Heim, in dem er Verantwortung trägt (das klingt zwar wie ein Witz ist aber der Grund für ihre Riesengehälter aber evtl. bezieht sich die Verantwortung nur auf Geld nicht auf Personen, das würde einiges erklären) irgendwer derartig verwahrlost.

Es muss doch irgendeine Methode (außer der, die mein Vater immer vorschlägt, der ist dafür die Konzernchefs und Minister aus erzieherischen Gründen am nächsten Laternenmast auf zu knüpfen, was ich für ein wenig drastisch halte) geben um diese Zustände ab zu stellen, oder wenigstens jemanden dingfest zu machen, der dafür in den Knast geht.


Eine Idee, die mir gefällt ist ja, dass die Pflegebedürftigen (notfalls zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen) selbst die Arbeitgeber für die Pflegekräfte wären, weil dann wäre vermutlich nichtmehr kosteneffektivität das Kriterium zur Bewertung der Leistung. Nur leider ist die Idee nicht furchtbar populär in der Politik, eben weil Kosteneffektivität dann nicht so ausschlaggebend ist.

Ich persönlich bin zwar nicht reich und jeder Euro weniger ist deutlich merkbar, aber ich wäre bereit, den Beitragssatz für die Pflegeversicherung dreifach zu bezahlen, wenn ich dafür eine Garantie bekäme, dass bei der Abwägung Menschenrechte gegen Kosteneffektivität auch mal die Menschenrechte gewinnen dürfen.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Oberclown -


Es kommt mir so vor, als ob wir genau die gleichen Erfahrungen haben. Meine rühren aus dem Sommer 2006. Das hat mich zehn Jahre meines Lebens gekostet und gerade dieses Festschnallen ist ein derartiges Trauma für mich, daß ich nach wie vor tatsächlich anfange zu zittern, wenn ich nur daran denke. Dabei war ich „nur“ der Angehörige“ und nicht der Patient, der gefoltert wurde.

Wie sich die Bilder gleichen: Verantwortlich war auch niemand.

Zur politischen Ebene aber: es handelte sich um eine Klinik, die der CDU-Senat kurz vorher an den Asklepios-Konzern verscherbelt hatte.

Vorher gehörte der Schuppen zur Landeseigenen LBK - ich habe darüber verschiedentlich geschrieben:

http://tammox.blogspot.com/2007/11/carl-friedrich-freiherr-von-beust.html

29.2.2004 Beim Volksentscheid stimmen 76,8 Prozent der Wähler gegen den LBK-Verkauf, weil sie sich sicher waren die Privatisierung ginge auf Kosten der eigenen Gesundheit, da extrem viel Personal eingespart werden würde..
7.9.2004 Der Senat beschließt trotzdem den Verkauf des LBK an den privaten Betreiber Asklepios und ignoriert den Volksentscheid.
. Danach soll der Konzern bis 2007 in zwei Stufen 74,9 Prozent übernehmen. Heutiger Stand: Chaos überall und die Stadt muß fast 2000 ehemalige Asklepios-Angestellte zurück nehmen, die es aufgrund der ausbeuterischen Personalpolitik und den eklatanten Pflegemängeln in den Asklepioskliniken dort nicht mehr aushalten.

Ich hasse Ole von Beust immer noch wie die Pest für das was er getan hat und was Patienten wegen seiner Mauscheleien erdulden mußten.
Irgendein Schwager des CDU-Finanzsenators Peiner saß ZUFÄLLIG im Asklepiosvorstand.

Wen ich aber auch hasse, das sind die verblödeten Hamburger Wähler, die Beust dennoch immer wieder wählten, obwohl sie mit so großer Mehrheit gegen seine Politik sind.
Die Idioten lassen sich von den weichgezeichneten BILD-homestories über den „Sunnyboy“-Bürgermeister stumpfsinnig einlullen.

Kleiner Witz am Rande - ich las gerade das aktuelle „mm spezial“ über die 300 reichsten Deutschen.
Aus dem nichts inzwischen auf Platz 57 geschossen mit einem Privatvermögen von 1,8 Milliarden Euro - 1.800 Millionen Euro, 1.800.000.000 Euro ist der Münsterländer Bernhard Broermann, der „Asklepios erst vor gut 20 Jahren gegründet hat und inzwischen 111 Krankenhäuser und Pflegeheime zusammen gekauft hat.

Schön - da weiß man ja wenigstens wo all das Geld geblieben ist, daß beim Personal und auf Kosten der Gesundheit eingespart wurde.
Vielen Dank Herr Bürgermeister Beust, Vielen Dank CDU und vielen Dank liebe Wähler!