Samstag, 19. September 2009
Nebenwirkungen.
Cornelia Yzer zog schon mit 29 Jahren in den Bundestag ein. Das war 1990.
Mit 30 wurde die Staatsekretärin im Kabinett Kohl.
Fünf Jahre später, im Januar 1997, wechselte sie direkt von der Regierungsbank auf den Posten der Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller e.V Mit gerade mal 35 Jahren sah es finanziell ganz nett aus für die Parl. Staatssekretärin vom 13.5.1992 bis 22.1.1997. Nach damaligen Recht stand Yzer bis Januar 2000 monatlich 4375,50 Mark Übergangsgeld (brutto) zu. Bis April waren es zunächst sogar 11 852 Mark im Monat – alles zusätzlich zu ihren Abgeordnetendiäten von 11 300 Mark. Obwohl sie sofort bei ihrem Pharmaverband Gehalt bezog, erhielt sie bis Ende 1999 179 947 Mark ÜBERGANGSGELD vom Steuerzahler.
Irmgard Schätzer, von 1991 bis 1994 Bauministerin im Kabinett Kohl, bekam als Übergangsgeld bis zum Nov. 1997 242 082 Mark. Sie machte den umgekehrten Weg und kam aus der Pharmaindustrie.
Das sind nur zwei Beispiele für die Verquickung von Industrielobby und Regierung.
Es dürfte keinen anderen politischen Bereich geben, der dermaßen im Schraubstock einer Milliardenindustrie steckt.
Wagen Protagonisten der sogenannten NICHT bürgerlichen Parteien, wie Lauterbach, Schmidt oder Andrea Fischer, auch nur den Versuch zugunsten der Patienten und Steuerzahler an den Milliardengewinnen der Pillenhersteller zu kratzen, wird grobes Geschütz in Stellung gebracht.
Der Apparat ist gnadenlos, allein 15.000 Pharmareferenten suchen jeden Arzt fast 200 mal im Jahr auf, um ihn auf Anti-Rot/Grün einzuschwören.
Zuletzt im Juli 2003 scheiterte der ohnehin schon minimalistisch verwässerte Versuch von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, die Zahl der verschreibungswürdigen Arzneien von 40.000 auf 20.000 zu reduzieren, am Einspruch des nunmehr CDU-dominierten Bundesrates.
Dem waren vergleichbare Interventionen der deutschen Pharma-Konzerne vorangegangen.
Die massiven Einsätze von Myriaden Lobbyisten, flankiert von CDU/CSU/FDP sind extrem effektiv.
In keinem anderen Land der Erde, werden die Patienten so ausgepresst, wie in Deutschland.
Der jüngste Arzneimittelreport ergab, daß im letzten Weltrezessionsjahr allein die Ausgaben für Medikamente der gesetzlichen Krankenversicherung um 5,3 Prozent auf fast 30 Milliarden Euro angestiegen.
Endlich mal eine Disziplin, bei der Deutschland absolute Weltspitze ist!
So kostet etwa der neueste Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs hierzulande 477 Euro, in der Schweiz 314 Euro, in den USA nur 247.
Die „Mondpreise" sind so ungeheuerlich, daß man locker 6 Milliarden Euro einsparen könnte.
Die SZ kommentiert süffisant:
Für manche Präparate gibt es in der Bundesrepublik einen Preisaufschlag von bis zu 40 Prozent. Das sichert den Pharmaherstellern glänzende Umsatzrenditen von 25 Prozent und mehr - Zahlen jedenfalls, von denen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auch dann nur träumen kann, wenn keine Finanzkrise herrscht.
Die Pharmahersteller können unterstützt von den bürgerlichen Parteien verlangen, was sie wollen.
Pharmaexperte Ulrich Schwabe, einer der Autoren der Studie erklärt:
Beispielhaft sei hier der Fall des Mittels Inegy, das zur Senkung des Cholesterinspiegels eingesetzt werde. Mit etwa 204 Euro sei es 13 Mal teurer als das Standardpräparat. In Studien habe Inegy aber keinerlei Zusatznutzen gezeigt. Derzeit werde geprüft, ob das Mittel weiter auf Kosten der Kassen verschrieben werden dürfe.
Da passt eine nette kleine private Anekdote aus dem Jahr 2006.
Unglücklicherweise mußte es am Ostersonntag einmal ganz ganz schnell gehen.
Zeit, ein Krankenhaus auszusuchen, blieb nicht und so landete man in einer der großen Kliniken, die vom Privatisierungsepigonen Ole von Beust gegen den ausdrücklichen Willen der Bürger an Asklepios verschleudert worden war.
(Natürlich ging es zunächst dem Pflege- und Hygienepersonal an den Kragen - nur so am Rande bemerkt)
Was dann folgte in Stichworten:
Eine Intensivstation, auf der man leider über sechs Wochen keinen Oberarzt geschweige denn Chefarzt antreffen konnte.
„High intensive care“ - also permanente Patientenüberwachung war wegen Personalmangels nicht möglich.
Stattdessen Festschnallen („fixieren“) der Patienten, Tracheotomie und künstliche Beatmung.
Die hygienischen Verhältnisse schildere ich aus Gründen des Jugendschutzes nicht.
Nach drei Wochen MRSA-Infektion.
Den medizinischen Fortgang lasse ich dezent weg und mache einen Sprung um ein paar Monate:
Entlassung nach Hause; Antibiotika umgestellt auf orale Verabreichung.
Das einzig wirksame Mittel: Zyvoxid 600 mg.
In dem hier geschilderten Fall zahlte die Krankenkasse nicht.
Aber die Bemerkung des Arztes, daß man im Fall „Leben oder Tod“ doch das Mittel aus eigener Tasche zahlen würde, war natürlich richig.
Also haben wir das Antibiotikum eben selbst bezahlt; klar.
Selbstverständlich zahlt man JEDEN Preis, wenn es nur eine Heilungsmöglichkeit gibt.
Eine Packung Zyvoxid (30 Stück) kostet übrigens knapp 3.000 Euro.
Allzu oft kann man sich den Spaß nicht leisten.
Ja, klar, riet ein Anwalt die Klinik zu verklagen.
Erfolgsaussichten zwischen Null und nüscht.
Mit 30 wurde die Staatsekretärin im Kabinett Kohl.
Fünf Jahre später, im Januar 1997, wechselte sie direkt von der Regierungsbank auf den Posten der Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller e.V Mit gerade mal 35 Jahren sah es finanziell ganz nett aus für die Parl. Staatssekretärin vom 13.5.1992 bis 22.1.1997. Nach damaligen Recht stand Yzer bis Januar 2000 monatlich 4375,50 Mark Übergangsgeld (brutto) zu. Bis April waren es zunächst sogar 11 852 Mark im Monat – alles zusätzlich zu ihren Abgeordnetendiäten von 11 300 Mark. Obwohl sie sofort bei ihrem Pharmaverband Gehalt bezog, erhielt sie bis Ende 1999 179 947 Mark ÜBERGANGSGELD vom Steuerzahler.
Irmgard Schätzer, von 1991 bis 1994 Bauministerin im Kabinett Kohl, bekam als Übergangsgeld bis zum Nov. 1997 242 082 Mark. Sie machte den umgekehrten Weg und kam aus der Pharmaindustrie.
Das sind nur zwei Beispiele für die Verquickung von Industrielobby und Regierung.
Es dürfte keinen anderen politischen Bereich geben, der dermaßen im Schraubstock einer Milliardenindustrie steckt.
Wagen Protagonisten der sogenannten NICHT bürgerlichen Parteien, wie Lauterbach, Schmidt oder Andrea Fischer, auch nur den Versuch zugunsten der Patienten und Steuerzahler an den Milliardengewinnen der Pillenhersteller zu kratzen, wird grobes Geschütz in Stellung gebracht.
Der Apparat ist gnadenlos, allein 15.000 Pharmareferenten suchen jeden Arzt fast 200 mal im Jahr auf, um ihn auf Anti-Rot/Grün einzuschwören.
Zuletzt im Juli 2003 scheiterte der ohnehin schon minimalistisch verwässerte Versuch von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, die Zahl der verschreibungswürdigen Arzneien von 40.000 auf 20.000 zu reduzieren, am Einspruch des nunmehr CDU-dominierten Bundesrates.
Dem waren vergleichbare Interventionen der deutschen Pharma-Konzerne vorangegangen.
Die massiven Einsätze von Myriaden Lobbyisten, flankiert von CDU/CSU/FDP sind extrem effektiv.
In keinem anderen Land der Erde, werden die Patienten so ausgepresst, wie in Deutschland.
Der jüngste Arzneimittelreport ergab, daß im letzten Weltrezessionsjahr allein die Ausgaben für Medikamente der gesetzlichen Krankenversicherung um 5,3 Prozent auf fast 30 Milliarden Euro angestiegen.
Endlich mal eine Disziplin, bei der Deutschland absolute Weltspitze ist!
So kostet etwa der neueste Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs hierzulande 477 Euro, in der Schweiz 314 Euro, in den USA nur 247.
Die „Mondpreise" sind so ungeheuerlich, daß man locker 6 Milliarden Euro einsparen könnte.
Die SZ kommentiert süffisant:
Für manche Präparate gibt es in der Bundesrepublik einen Preisaufschlag von bis zu 40 Prozent. Das sichert den Pharmaherstellern glänzende Umsatzrenditen von 25 Prozent und mehr - Zahlen jedenfalls, von denen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auch dann nur träumen kann, wenn keine Finanzkrise herrscht.
Die Pharmahersteller können unterstützt von den bürgerlichen Parteien verlangen, was sie wollen.
Pharmaexperte Ulrich Schwabe, einer der Autoren der Studie erklärt:
Beispielhaft sei hier der Fall des Mittels Inegy, das zur Senkung des Cholesterinspiegels eingesetzt werde. Mit etwa 204 Euro sei es 13 Mal teurer als das Standardpräparat. In Studien habe Inegy aber keinerlei Zusatznutzen gezeigt. Derzeit werde geprüft, ob das Mittel weiter auf Kosten der Kassen verschrieben werden dürfe.
Da passt eine nette kleine private Anekdote aus dem Jahr 2006.
Unglücklicherweise mußte es am Ostersonntag einmal ganz ganz schnell gehen.
Zeit, ein Krankenhaus auszusuchen, blieb nicht und so landete man in einer der großen Kliniken, die vom Privatisierungsepigonen Ole von Beust gegen den ausdrücklichen Willen der Bürger an Asklepios verschleudert worden war.
(Natürlich ging es zunächst dem Pflege- und Hygienepersonal an den Kragen - nur so am Rande bemerkt)
Was dann folgte in Stichworten:
Eine Intensivstation, auf der man leider über sechs Wochen keinen Oberarzt geschweige denn Chefarzt antreffen konnte.
„High intensive care“ - also permanente Patientenüberwachung war wegen Personalmangels nicht möglich.
Stattdessen Festschnallen („fixieren“) der Patienten, Tracheotomie und künstliche Beatmung.
Die hygienischen Verhältnisse schildere ich aus Gründen des Jugendschutzes nicht.
Nach drei Wochen MRSA-Infektion.
Den medizinischen Fortgang lasse ich dezent weg und mache einen Sprung um ein paar Monate:
Entlassung nach Hause; Antibiotika umgestellt auf orale Verabreichung.
Das einzig wirksame Mittel: Zyvoxid 600 mg.
In dem hier geschilderten Fall zahlte die Krankenkasse nicht.
Aber die Bemerkung des Arztes, daß man im Fall „Leben oder Tod“ doch das Mittel aus eigener Tasche zahlen würde, war natürlich richig.
Also haben wir das Antibiotikum eben selbst bezahlt; klar.
Selbstverständlich zahlt man JEDEN Preis, wenn es nur eine Heilungsmöglichkeit gibt.
Eine Packung Zyvoxid (30 Stück) kostet übrigens knapp 3.000 Euro.
Allzu oft kann man sich den Spaß nicht leisten.
Ja, klar, riet ein Anwalt die Klinik zu verklagen.
Erfolgsaussichten zwischen Null und nüscht.
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5 Kommentare:
Mal eine doofe Frage; unabhängig davon, ob man die Klinik verklagt, wurde in Erwägung gezogen gegen die Krankenkasse auf Zahlung zu klagen?
Wir kennen hier Fälle, wo Leute bei einer solchen Klage recht bekamen, also gegen eine gesetzliche Kasse bei privaten kann das anders aussehen.
Und zusätzlich könntest du dich dann, wenn man bedenkt wie gut ausgelastet die Sozialgerichte sind, könntest du dich ungefähr jetzt über das frische Urteil freuen (also zumindest wenn die Gerichte in Hamburg etwa so ausgelastet sind wie hier in Berlin).
Das mit der Löschung verstehe ich, aber wie verträgt sich die bizarre Versicherungslage mit der Versicherungspflicht für jeden, die es angeblich seit der letzten Reform gibt. Weil so richtig versichert ist das nicht.
Tjaaaaaaaaaaaaaa, da muß ich mal wieder die alte Kohlsche Weisheit bemühen:
„Die Wirklichkeit ist anders als die Realität“
Es stimmt, daß irgendeine gesetzliche Kasse jeden aufnehmen muß.
Die bieten aber NUR das volle Paket INCL Pflegeversicherung, inkl Stationär,. Inkl Ambulant, inkl dental.
Wenn man aber wegen dieser verdammten nicht übertragbaren Rückstellung bei Pflege, stationär und dental schon an eine Privatkasse gebunden ist, die nun alles andere als billig ist, muß man sich doppelt versichern.
Und das kann unter Umständen unbezahlbar sein.
Dazu ein hypothetisches Beispiel:
Die Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenkassenbeiträge liegt jetzt bei 3700 Euro.
Sagen wir man besitzt ein kleines Häuschen mit zwei Wohnungen, das man vermietet hat.
Miteinnahmen 3000 Euro im Monat + Nebenjob, Verdienst 500 €.
Das ist nicht soooooooo viel, wenn man laufend an dem alten Häuschen irgendwas reparieren lassen muß, selbst Miete zahlen muß und 550 Euro für die Privatkrankenkasse zu bezahlen hat, etc.
Gesetzlich Kranken-Versicherung über den Nebenjob kostet dann rund 77 Euro alles zusammen. (Über den Daum gepeilt: 15,5 % von den 500 Euro Verdienst)
Nun geht man in Rente.
Statt des Jobs (500€) nun Rente (100€).
Dh, statt 3500 Euro nur noch 3100 Euro monatlich.
Gesetzliche Krankenversicherung über den Arbeitgeber erlischt automatisch.
Die gesetzl. Kasse bietet an sich neu bei Ihnen zu versichern. Aber als Rentner werden ALLE Einkünfte als Bemessungsgrundlage genommen, statt wie vorher nur das Gehalt.
(Das ist ein häufiges Problem und trifft natürlich jeden, der irgendwelche anderen Einkünfte hat, wie ein Hammer, wenn man in Rente geht)
Das macht also 480 Euro (= 15,5 % von 3100)
Der Effekt ist dann, daß man als Rentner bei 400 Euro weniger Einkommen über 400 Euro MEHR für die Krankenkasse zu zahlen hätte.
Nämlich 1030 Euro IM MONAT für privat (stationär, etc) und Kasse (ambulant).
Schlagartig mit 800 Euro weniger im Monat auszukommen ist da nicht drin.
Die Alternative ist, daß man auf die gesetzliche Kasse verzichtet und dann eben ambulant gar nicht versichert ist.
Das ist möglich.
Gesetzlich ist nur vorgeschrieben, daß man sich gesetzlich versichern kann!
Was auch in der Tat so ist.
Auf einem anderen Blatt steht aber, was die Kassen für Tarife anbieten - und das sind derzeit nur KOMPLETTE. Nur ambulant gibt es nicht. Das bietet theoretisch zwar die Privatversicherung - aber die MUSS einen nicht nehmen und wird den Teufel tun sich einen kranken Rentner ans Bein zu binden.
Damit sind auch alle zufrieden - die Kassen legen keinen Wert auf alte kranke Leute und wenn man doch mal ambulant zum Arzt muß, ist DER glücklich, weil man wie ein Privatpatient bar zahlt - nur eben ohne etwas zurück zu bekommen.
Dumm ist nur, wenn dann Privatrezepte für Zyvoxid zu bezahlen sind, die 3000 Euro im Monat kosten.
(geht noch weiter)
2. Teil:
Sorry, ich fürchte, daß das jetzt ein bißchen kompliziert klang.
Ich kann aber versichern, daß das ein realistisches Beispiel ist.
Der Knackpunkt ist immer, daß man
a) Wegen der verfallenden Rückstellungen nicht aus der Privatkasse rauskommt und daß
b) Nach Beginn der Rente die gesetzliche Krankenkasse schlagartig viel teurer wird, weil dann erstmalig ALLE Einkünfte statt nur des Gehalts als Berechnungsgrundlage genommen werden.
Das ist politisch so gewollt.
Die Alternative Bürgerversicherung ging ja nicht durch, weil CDU/CSU(FDP traditionell sklavisch alles tun, was die PKVen von ihnen wollen.
Die SPD hatte ja vorgeschlagen, daß bei privaten Kassenwechseln die Versicherten künftig ihre Rückstellungen MITNEHMEN dürfen.
Immerhin haben sie diese ja auch selbst bezahlt.
Dann gäbe es aber einen echten Wettbewerb zwischen den Kassen, wenn die versicherten drohen könnten mitsamt ihrer Rückstellungen zu gehen. Dann würden die 8-9 Millionen Privatversicherten nicht mehr gezwungen werden können sklavisch jede Preiserhöhung mitzumachen. Aber wie ich schon schrieb: Noch am Tag der Abstimmung waren die PKV-Lobbyisten bei Merkel und Zöller in den Büros und haben ihre Linie durchgesetzt.
CDU und CSU haben bei den Beratungen zum Gesundheitsreformgesetz überhaupt NUR die Vertreter der Privatkassen geladen. Niemand anderes wurde gehört.
Die PKVen haben quasi die Lizenz zum Gelddrucken. Da müßten schon CDU und FDP raus aus der Regierung, um das zu ändern.
LG
Tammox
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