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Dienstag, 30. September 2008

Wenn das Grundgesetz für einen nicht mehr gilt…

»Für die alten Menschen, die in diese Mühlen hineinkommen, bedeutet es, dass sie eigentlich völlig rechtlos sind, dass das Grundgesetz für sie eigentlich dann gar nicht mehr gilt, und man froh sein muss, wenn man vorher sterben darf.«

Zu dem Schluß kommt Gerontopsychiater Rolf Hirsch.

Vorher hatte das unter anderem auch schon die 79-Jährige Bettina Schardt aus Würzburg erkannt, als sie mit Hilfe von Roger Kusch den Löffel abgab - BEVOR sie ins Pflegeheim mußte.
Dabei hatte sie sich insbesondere bei der Vorstellung gegruselt, daß eine Person wie Bizarra Käßmann sie im Heim besuchen würde.
Sie mit Bibelversen zu zuschwafeln würde und man hätte nicht die Möglichkeit die Bischöfin „abzuschalten“.
Das Thema Sterbehilfe, die Rolle Kuschs und die Rolle der Kamera-geilen Bischöfe habe ich bereits in einigen Post behandelt.
Natürlich sind da die Heuchler der Christenfraktion unübertrefflich - so sagte doch Bizarra Käßmann tatsächlich im Interview mit der „Neuen Presse“:
"Diese selbstherrliche Inszenierung finde ich einfach abstoßend. Er hätte der älteren Dame, die nicht krank war, sondern Angst vor dem Pflegeheim hatte, einfach sagen können, ich nehme sie bei mir auf, ich pflege und kümmere mich um sie."
Ach, wie realitätstauglich - alte Leute, die nicht mehr leben wollen, sollen alle privat in Kuschs Wohnung unterkommen. Und dann?

Letzte Woche habe ich mir gerade dazu zwei Bücher gekauft, die ich hier noch einmal empfehlen möchte:
1.) Claus Fussek und Gottlob Schober: „Im Netz der Pflegemafia - Wie mit menschenunwürdiger Pflege Geschäfte gemacht werden“ C. Berlelsmann 2008. ISBN 9-378-570-01009-9
2.) Claus Fussek und Sven Loerzer: „Alt und abgeschoben. Der Pflegenotstand und die Würde des Menschen.“ Herder Verlag 2005. ISBN: 978-3-451-05862-2

Zu den grausamen und menschenverachtenden Zuständen in deutschen Pflegeheimen, in denen Folter an der Tagesordnung ist, haben schon viele Menschen publiziert - aber insbesondere die in den Bundesländern regierende C(HRISTLICH) DU kürzt gerne bei den Alten und Pflegepersonal - wer erst einmal, schwach, hilflos und/oder verwirrt ist, wehrt sich auch nicht mehr, wählt vermutlich auch nicht und ist daher im Radar der CDU-Politiker unsichtbar.
Wir brauchen auch das Geld woanders dringender - gestern gab es gerade die Meldung, daß es nun eine Bundesbürgschaft von 26.600.000.000 Euro für die Rettung der Hypo Real Estate Bank gibt.

Wer jetzt noch nicht kotzt, sollte sich einen Bericht von Report Mainz ansehen, in dem dargestellt wird wie Amtsrichter Michael Irmler aus dem baden-württembergischen Nürtingen mit Pflegebedürftigen Menschen umspringt.
In 62 Fällen soll er, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, entgegen der gesetzlichen Regelung, vielfach keine Anhörung der Betroffenen durchgeführt und trotzdem Bettgitter und Fixierungen angeordnet haben.
Diese alten Menschen wurden mit Bettgurten und Gittern gefesselt. Gegen ihren Willen und ohne daß der liebe Herr Irmer sich die Mühe machte mit ihnen zu sprechen.
Acht der betroffenen Damen und Herren hatten „Glück“, denn zu dem Zeitpunkt, als der Richter angeblich die Anhörung mit ihnen durchgeführt haben will, waren sie bereits lange tot.
Die Methode Bettina Schardt/Kusch ist wohl der einzige Ausweg aus der Falle, in die unsere christliche Gesellschaft die nicht mehr produktiven Mitglieder stopft.
Schade, daß es hier keinen Ehrenkodex wie beispielsweise in Japan gibt - sonst würde man jetzt Irmler höflich dazu auffordern nachhause zu gehen, um Seppuku zu begehen.
Das ARD-Magazin zeigt dazu einige Bilder, die nichts für empfindliche Mägen sind, die aber ALLTAG sind - wir gucken aber alle weg:

Damit sind auch Richter Teil eines menschenverachtenden Systems. Viele Unfälle könnten womöglich verhindert werden. Das Bettgitter zum Beispiel brachte diese Frau in eine bedrohliche Situation. Ihr Bein war bereits blau angelaufen, als sie die Pflegerinnen befreiten. Hier wurde eine alte Frau am Bett festgebunden. Sie erstickte nach einem langen Todeskampf.

Richterin Andrea Fuchs vom Amtsrichterverband, der in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen aktiv ist erklärt allerdings - quasi zur Ehrenrettung des Kollegen Irmler - davon, daß die deutschen Amtsrichter derart überlastet sind, daß sie diese Art Entscheidungen gar nicht seriös treffen können.
Erinnert mich an Roland Koch, der sich im letzten Hessischen Wahlkampf echauffierte, daß Jugendliche Straftäter nicht schneller abgeurteilt werden - bis herauskam, daß seine CDU-Regierung die Jugendrichterstellen so drastisch weggekürzt hatte, dass es in Hessen die längsten Verfahren gibt.

So ist es wohl in Deutschland 25 Jahre nachdem Helmut Kohl die „geistig moralische Wende“ erklärte:
Menschenwürde für alle, können wir uns leider nicht mehr leisten.

Mit der CDU an der Macht beschränkt man sich da auf die Würde von Banken und Unternehmen.

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