TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Montag, 1. September 2008

Impudenz des Monats August

Vorbemerkung 1)

Nach der Will-Causa im Mai hatte ich mir geschworen die Sendung nie wieder anzusehen.
Gestern wurde ich schwach, weil mich das Thema (Kaukasus) sehr interessierte und ich den russischen Botschafter Vladimir Kotenev und insbesondere Egon Bahr noch einmal dazu hören wollte. Glücklicherweise waren Wills Stammgäste Westerwelle und Falter nicht anwesend, so daß ich dachte die 60 Minuten ohne Ohrenbluten überstehen zu können.
Aber: Weit gefehlt! Mein Fehler war, daß ich doch wieder einmal unterschätzt habe, wie unfassbar schlecht Wills Gesprächsführung ist! Gefühlte 99 % der Zeit verschwendete sie mit dem deutlich langweiligsten Gast Jean-Claude Juncker, der nicht nur nichts Erhellendes zu sagen hatte, sondern dies auch noch in endloser Ausschweifung immer wieder wiederholte.
Den mit Abstand fähigsten und erfahrensten Mann der Runde, Egon Bahr, ließ die enthirnte Will dagegen komplett außen vor. Genau zwei mal ließ sie ihn einen Satz von ihm zu; in Sendungsminuten 20 durfte er erstmals knapp zwei Minuten sprechen und seine zweite und letzte einminütige Bemerkung gestattete Plattkopp Will in Sendeminuten 38.
Sounds familiar?, würde Bill Clinton jetzt sagen. In der Tat - genau diese Unverschämtheit ließ Will auch gegen Knobel-Ulrich walten.

Vorbemerkung 2)
2000 sagte Bush über die neue US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice:
„Sie kann mir internationale Politik so erklären, dass auch ich sie verstehe“.
Für Bush-Verhältnisse ein eigentlich sympathischer Satz. So selbstironisch; immerhin wußte schon 2000 jeder auf der Welt, daß Bush nun wirklich nicht den blassesten Schimmer von internationaler Politik hatte.
Inzwischen ist mir aber klar geworden, daß ich den Satz missinterpretiert hatte: Condis Besonderheit ist nicht, daß sie komplizierte Dinge so brillant vereinfachen kann, um sie selbst Erbenshirn George W. verständlich zu machen. Nein. Das Erstaunliche ist, daß sie als Expertin offenbar auch nicht intelligenter als GWB ist und die Gegebenheiten ihres ureigenen Fachgebiets so fundamental falsch einschätzt, wie es Bush ohnehin getan hätte.

Impudenz des Monats August ist Condoleezza Rice.
Wieso die Frau, über die der STERN noch im Juni 2003 devot in Verzückung ausbrach?
Sie ist stets bestens organisiert und vorbereitet, hat Unmengen von Details im Kopf und reduziert sie auf einfache, klare Formeln. Sie ist kultiviert, selbstsicher und charmant, kein bisschen steif oder aufgeblasen. Ihr Lächeln ist breit und ungezwungen, ihr Auftreten angenehm. Keine Frage bringt sie jemals aus der Ruhe. Alles wird fein säuberlich zu einem Päckchen aus Gewissheit und Überzeugung verschnürt.
Als Brent Scowcroft 1989 Sicherheitsberater von Präsident Bush senior wurde, berief er Rice als führende Autorität auf dem Gebiet der Sowjetunion in den Nationalen Sicherheitsrat.
Die russisch sprechende ehemalige Dekanin der Uni Stanford galt nun als die Osteuropa/Russland-.Expertin schlichterdings.

Es stellt sich also die alte Frage:
Was ist schlimmer - versagen aus Doofheit, oder versagen trotz besseren Wissens?
Rice, die Dutzendfach der Lüge überführt wurde, ist aber eben nicht nur unehrlich und sonnt sich im zweifelhaften Ruhm die engste Vertraute GWBs zu sein; nein - sie ist auch noch extrem erfolglos:
Was die USA unter ihrer Ägide außenpolitisch anpackte, misslang.
Nach dem Irakdesaster wurde sie im November 2004 Außenministerin und verschlimmbesserte die Fehler der Regierung GWB-I noch: Als „Outposts of tyranny” bezeichnete sie nun gleich sechs Länder und führte sie die vollkommen verfehlte „Achse des Bösen“-Denke des Weißen Hauses weiter. Die Hitlisten der Tyrannei besteht nun also immer noch aus Iran und Nordkorea - Irak war ja durch die liebevolle Demokratiemaßnahe der Amis schon 2003 in eine Oase des Friedens überführt worden.
Hinzu kamen noch die Neo-Outsider: Kuba, Myanmar, Simbabwe und Weißrussland.

Der Kardinalfehler der zweiten Bush-Legislatur ist wohl der, daß die USA Russland massiv auf die Pelle gerückt sind, den ehemaligen Gegner piesackten, wo es nur ging und auch sonst alles dafür taten eine neue Ost-West-Konfrontation anzuheizen.
Egon Bahr sprach von einer „Umzingelungsstrategie“ der USA gegenüber Russlands, die die Neocons nun fast vollendet hätten.
Die misstrauen Russland grundsätzlich und falls Russland Bedenken formuliert, wie Putin es vor zwei Jahren auf der Münchner Sicherheitskonferenz tat, wird das entweder gar nicht ernst genommen, oder als „Paranoia“ abgetan.
Dabei hatte doch Putin Recht und nicht die US-Neocons, als er vortrug:
"Was ist aber eine monopolare Welt? Wie dieser Begriff auch immer ausgeschmückt werden mag - im Endeffekt bedeutet er in der Praxis nur eines: Ein Zentrum der Macht, ein Zentrum der Kraft und ein Zentrum der Beschlussfassung. Das ist die Welt eines Herrschers, eines Souveräns. Im Endeffekt ist das nicht nur für diejenigen verderblich, die sich im Rahmen dieses Systems befinden, sondern auch für den Souverän selbst, weil es ihn von innen zerstört. ... Was noch wichtiger ist: Das Modell selbst funktioniert nicht, weil seine Grundlage nicht die moralische Basis der gegenwärtigen Zivilisation enthält und auch nicht enthalten kann. Die einseitigen und des öfteren illegitimen Handlungen haben kein einziges Problem gelöst. Mehr noch: Sie haben zu neuen menschlichen Tragödien und zu neuen Spannungsherden geführt. Urteilen Sie selbst: Die Kriege sowie die lokalen und regionalen Konflikte sind nicht weniger geworden. Herr Teltschik hat gerade das durchaus sanft erwähnt. Dabei sterben in diesen Konflikten nicht weniger, sondern sogar mehr Menschen als früher. Wesentlich mehr - wesentlich mehr!“
Die USA gebärden sich aber direkt vor der Haustür Russlands als Machthaber:
Mehr als 1.000 amerikanische Marines waren bis vor kurzem in Georgien stationiert, um georgische Truppen auszubilden. Georgien hatte bis zu diesem Konflikt wiederum 2.000 Soldaten im Irak im Einsatz, was das drittgrösste Kontingent der Koalition ausmachte, nach den USA und Grossbritannien.
Der georgische Präsident Michail Saakaschwili ist nichts anderes als ein Handlanger der Amerikaner, der in Folge eines von der CIA geförderten Coups, der sogenannten “Rosenrevolution” an die Macht kam und niemals ohne explizite Anweisung seitens der Strippenzieher im Weißen Haus eine Militäraktion anordnen würde.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal ausdrücklich darauf verweisen, daß dies ein Fall ist, bei dem einen die herkömmlichen Medien schlicht im Stich lassen.
Sogar die altehrwürdige ARD kürzt sehr fragwürdig in einem Putin-Interview herum, „säubert“ es gewissermaßen von unliebsamen Passagen. Mein Dank gilt erneut SPIEGELFECHTER, der das publik machte und genug Staub aufwirbelte, um der ARD Beine zu machen.
Dank auch an den Blog Jakester Express, aus dem die Links zu den Aufsätzen von F. William Engdahl stammen, die die mannigfachen hinterhältigen Strippenziehereien des Weißen Hauses aufblättern.
Es ist erschreckend.
Die Informationen über die schändliche Rolle der amerikanischen NGOs in Georgien hat übrigens Egon Bahr und damit eine äußerst seriöse Quelle bestätigt.
Ich weiß nicht genau inwieweit Putins Darstellung zutrifft, daß das Weiße Haus die Georgien-Krise bewußt inszeniert hat, um McShame gegen Obama zu helfen.
Beweisen lässt sich das wohl derzeit nicht - ABER wie ebenfalls Egon Bahr sagte:
Es ist doch sicher, daß die Bush-Administration einen erheblichen Einfluss auf Saakashwili hat - um das mal euphemistisch auszudrücken.
Wußten also Bush und Rice, daß Saakashwiliam 7.8. den Befehl gab, daß Georgiens Armee Zchinwali, die Hauptstadt Südossetiens stürmte und mehr als 1.000 fliehende Zivilisten tötete?
Daß 24 Stunden bevor ein einziger russischer Soldat georgisches Territorium betrat, insgesamt wohl 2000 Südosseten gekillt wurden und weitere 40.000 Osseten von den amerikanophilen Georgiern vertrieben wurden?
Das wäre schlimm.
Wußte Rice nichts davon? Das wäre bei all den Geheimdienstaktivitäten der USA dort ja noch schlimmer.
Rice fuhr aber immer wieder nach Tiflis, versicherte, daß Amerika auf der Seite Georgiens stünde und stellte eine NATO-Mitgliedschaft in Aussicht.
Auch dies eine ungeheuerliche Provokation gegen Russland - nachdem schon die USA Raketenstellungen direkt vor der Nase Moskaus in Tschechien und Polen durchdrückte.

Man möge sich nur mal eine Sekunde vorstellen, wie die USA reagieren würden, wenn ein russisch dominierter Militärpakt rings um die USA ein Land nach dem nächsten mit Militärstellungen überziehen würde!
Dann hätten wir längst einen neuen und vermutlich letzten Weltkrieg.
Ich behaupte also, daß Russland wesentlich besonnener und friedlicher als Amerika agiert.

Man möge sich auch mal kurz die Geschichte ansehen:
Amerika ist nie von Europa angegriffen worden. Es liegt günstigerweise ein Ozean dazwischen. Russland hat diese Erfahrungen immer wieder machen müssen von Napoleon bis Hitler.
Zuletzt kostete es 20 Millionen Russen das Leben. Kaum eine Russische Familie, die nicht von der deutschen Ausrottungsstrategie betroffen war.
Wenn ich mir jetzt ansehe, wie Frau Merkel den Aggressor Saakashwili umarmt, ihm immer und immer wieder erklärt er könne in die NATO kommen, aber Russlands Politik für „absolut unangemessen“ brandmarkt, kriege ich Brechdurchfall.

Das ist genau der fatale kriegstreiberische Unsinn, den Frau Rice vorgemacht hat.
Georgien, der korrupte US-Handlanger mit Hang zum Wahnsinn und Brutalität soll in die NATO und NACHDEM der Präsident mit einem Angriffskrieg geglänzt hat, rast die Merkel da gleich hin und verschärft den Schmusekurs?

GEHT ES NOCH????????????????

Ein Rühmliche Ausnahme zum Politallerlei der deutschen Medien war - mal wieder - Panorama. Dort befragte man auch Bahr:
Der NATO-Beitritt des Kaukasus-Staates berge Gefahren für den Westen, so Bahr. "Wir können doch nicht riskieren, dass Saakaschwili wieder in bekannter Weise vorgeht, und wir müssen ihm dann gegen Russland helfen. Das ist abenteuerlich."
Panorama berichtete auch als eins der wenigen Medienerzeugnisse von der Mutation der Kanzlerin zur „kalten Kriegerin“ Damit stellte sie sich eindeutig auf die Seite des Mannes, der nach allen vorliegenden Informationen den Konflikt mit Russland vom Zaun gebrochen hatte: Georgiens Präsident Michail Saakaschwili, dessen Land vom Westen in den vergangenen Jahren gnadenlos aufgerüstet worden war.
Aufgerüstet - auch das erfuhr man bei PANORAMA - auch von Merkel:
Und dennoch hat der Westen diesen Mann und Georgien massiv aufgerüstet. Nicht nur die Amerikaner – auch Deutschland hat Georgien seit Jahren militärisch unterstützt. Etwa mit diesem Minenjagdboot. Ein Geschenk der Bundeswehr. Auch medizinische Ausrüstung gab es kostenlos für die georgische Armee. Und im November 2006 unterzeichnen beide Staaten ein Kooperationsabkommen. Seitdem schickt die Bundeswehr regelmäßig Ausbilder in den Kaukasus. Selbst wenige Wochen vor dem Krieg.
Unterm Strich bleibt, daß wir jetzt eine massive globale politische Krise haben, die viele Experten für die gefährlichste seit der Kubakrise halten.

Angezettelt unter begeisterter Mithilfe des US-Außenministeriums.

Zwei Kriege in Afghanistan und im Irak, bei denen sich die US-Regierung in eine totale NO WIN-Situation manövriert haben, reichten Frau Rice wohl nicht.

Die Frau muß DRINGEND aus dem Amt verschwinden; genauso dringend wie ihr Chef.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Als fauler, opportunistischer Infogaier muss ich darauf hinweisen, das die Engdahl-Info von http://alles-schallundrauch.blogspot.com/ stammt, welcher auch eine konstuktiv/persoenliche Beziehung zu Engdahl pflegt.

Ansonsten ist (noch)nichts hinzuzufuegen, bis: "Die Frau muß DRINGEND aus dem Amt verschwinden; genauso dringend wie ihr Chef."

Mit dem selbigen 'Chef beziehe ich das auch mehr als angebracht auf Merkel&EU&Co, wobei Bush nicht mal kein Chef von Nix ist. Dieses Kompliment werd ich mir sicherlich verbeissen.

J.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Danke für die Konkretisierung Jakester.

Also insbesondere nach der „ich liebe Saakaschwili“-Performance von unserer Angi, würde ich es mehr denn je begrüßen, wenn die Frau nach MeckPomm zurück geht jemand anderes ins Kanzleramt einzieht.
Bedauerlicherweise sprechen alle Umfragen da eine ganz andere Sprache.
Während man noch eine geringe, aber doch realistische Hoffnung haben kann, daß NICHT die GOPse die USA-Wahl gewinnen, so sieht es für die CDU in Deutschland doch ungleich besser aus.
Wieso?
Man weiß es nicht….