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Sonntag, 21. September 2008

Auf zur Jagd

Halali.
(Schon im 17 Jahrhundert verwendete man diesen Ruf, um die Hunde während der Jagd zur Verfolgung des Tieres anzufeuern. Im Nouveau DICTIONNAIRE DES DEUX NATIONS, Allemand-François-Allemand, Strasbourg, chez Amand König, 1782, Tome II, Seite 519 steht: "haler" = antreiben, anhetzen; "haler les chiens apès un voleur" = die Hunde hinter einem Dieb herhetzen; "haler les chevaux" = die Pferde antreiben, anrufen.)
Die Jagd ist nun also eröffnet - auf Lafontaine.
Die Pressemeute hetzt den frechen Saarländer.
Aber mit den Analogien kann man es nicht zu weit treiben, denn anders als ein fliehendes Reh oder ein hinweg hoppelnder Hase, kann sich Lafontaine durchaus zur Wehr setzen.
Nachdem er den Damen Quandt und Scheffler seine lange Nase gezeigt hat, empört man sich gar sehr. So schreibt Reinhard Mohr heute bei SPON, Lafontaine wolle zurück in die 70er, das sozialistische Morgenrot habe sich längst in das Altersrouge einer Sammlungsbewegung der Sechzigjährigen verwandelt, die sich gegen den Wandel der Zeit stemme:
Was eben noch als vermufft, abgestanden und vorgestrig galt, scheint wieder in.
Mit Hilfe von ausufernder Mataphorik wird Lafo mal in die Schublade Demagoge, mal Populist, mal rechts, mal SED-Wurmfortsatz sortiert. Der ganze feuilletonistische Wochenend-Wort-Kanon prasselt auf ihn hinab. Holla Furia.
Es fragt sich nur wer der Adressat dieses Feuerwerks intellektuellen Schönsprechs sein soll.
Ob diesprichwörtlichen bildungsfernen Schichten, die Verlierer der Globalisierung, die sich von der LINKEn retten wollenden Armen tatsächlich alle die Feuilletons von FAZ, SPIEGEL und Co reinziehen?
Vielleicht deklinieren die 221 geschlossen zur LINKEn übergetretenen Saarländischen Busfahrer abends beim Fachhochschulseminar „Falsifizierbarkeit Heideggerscher Existenzphilosophie“ in der Mohr’schen Welt Zeile für Zeile die Programmatik Lafontaines.

Gegen die LINKE kommt man nicht auf die fein ziselierte Feuilletonart an.

Gegen die LINKE kommt man nicht auf die brachial bayerisch-derbe „Wir führen einen Kreuzzug“-Art an. Zumal Fettnäpfchenhopper Huber (im Nebenjob Finanzminister)gerade mal wieder ein paar hundert Millionen Verlust der Bayerischen Landesbank- auf Kosten der bayerischen Steuerzahler - zu verantworten hat. Bayerns FDP-Spitzenkandidat Martin Zeil dazu: Huber stehe für einen "Abgrund finanzpolitischer Inkompetenz".

Was spricht denn eigentlich dagegen, sich auch faktisch mit Lafontaine zu streiten - wenn schon alle Parteien inzwischen seine Forderungen adaptiert haben?
Wird in den Raum gestellt, daß man Familienunternehmen enteignen sollte, kann man doch mal unter das Volk streuen, daß gerade die Familiengeführten Unternehmen noch am freundlichsten zu den Arbeitern sind, wie eine große Studie über die „Volkswirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen“ (2003-2005) zeigt.
Darin ist insbesondere der Vergleich mit den DAX-Unternehmen interessant:
Bei der Messung der 500 größten Familienunternehmen an den Unternehmen mit 50 Mill. € und mehr Umsatz zeigt sich aber, dass die großen Familienunternehmen personalintensiver arbeiten als die Großunternehmen insgesamt, denn ihr Anteil an den Beschäftigten liegt wesentlich höher als ihr Anteil am Umsatz.
Demnach übersteigt der Anteil der Familienunternehmen an den Gesamtbeschäftigten den der DAX-Unternehmen um 2,5 Prozentpunkte. Hatten die DAX-Unternehmen eine halbe Million weniger Beschäftigte als die Familienunternehmen, so waren es 2003 nur etwa 300.000 weniger.
Entsprechend ist der Anteil der DAX-Unternehmen an den Gesamtbeschäftigten von 6,9 % 2003 auf 6,7 % 2005 zurückgegangen. Diesem zwar nur geringen Rückgang um 0,2 Prozentpunkte steht bei den Familienunternehmen ein Zuwachs von gut einem halben Prozentpunkt gegenüber.
400.000 sozialversicherungspflichtige Jobs haben die Inhabergeführten Unternehmen seit 2003 geschaffen. Die 500 größten Familienunternehmen heben sich hinsichtlich der Beschäftigtenentwicklung deutlich von der gesamtwirtschaftlichen Situation ab.
Die 30 Dax-Unternehmen bauten in der gleichen Zeit ihr Inlandspersonal sogar um 3,5 Prozent ab, auf knapp 1,6 Millionen Beschäftigte.

Eine sachliche Auseinandersetzung mit Lafo traut sich aber offenbar niemand so recht und so schaut man betroffen und paralysiert zu, wie die Finanzwirtschaft ein Wahlgeschenk nach dem Nächsten in die Büros der LINKEn schleudert.
Ich kann es beim besten Willen nicht satirisch überhöhen, was man nüchtern dargestellt letzte Woche überall lesen konnte:
Ulrich Schröder, der neue Vorstandsvorsitzender der staatseigenen Förderbank KfW hält sich selbst für so ausgesprochen kompetent, daß er sich eine Verdopplung des Gehalts seiner Vorgängerin (von 400.000 Euro auf 800.000 Euro) aushandelte - so in etwa das Dreifache der Bundeskanzlerin. Die Politiker im Verwaltungsrat nickten brav ab.
Zunächst hat er mal die IKB für ein Appel und ein Ei an den US-Investor Lone Star verscherbelt - nachdem vorher der Steuerzahler 10,7 Milliarden hinein gestopft hatte. Vermutlich nur 100 Mio statt der erwarteten knapp eine Milliarde Euro bekam Schröder. Andere Banken hatten zwar ein Vielfaches geboten, aber Lone Star hatte sich Friedrich Merz‘ Kanzlei als Beistand geholt - da kann man auf dem Rücken der Steuerzahler gerne auf ein paar Hundert Milliönchen verzichten.
Letzte Woche wurde es für den Fachmann Schröder noch bunter - als schon jeder Hans und Franz wußte, daß Lehmann Brothers in NY kollabiert war, warf die KfW ihnen noch 300 Euro Steuerzahlereuro hinterher.
Aufgrund von Wechselkurseffekten entstand der Bank dadurch ein Verlust von 350 Millionen Euro. Zusammen mit weiteren, älteren Geschäften mit Lehman verlor die KfW durch die Bankpleite eine halbe Milliarde Euro.
Man hätte sie auch gleich in den Schredder stecken können.
Was jeder Stadtkämmerer v on Hintertupfingen täte - sich informieren über Insolvenzen und betroffenen Firmen kein Geld mehr überweisen - ist den KfM-Fachmännern leider nicht geläufig.
Schön für die LINKEn im Bundestag -
Gysis hämischer Satz «Futsch sind 'se. Tolle Experten, die da sitzen.»
brennt sich gleich ein in die Hirne der Wähler.

Im KfW-Verwaltungsrat sitzen gleich 37 Politiker - Bundesminister, Ministerpräsidenten, Landesminister und auch ein Abgeordneter namens Oskar Lafontaine.
Letzterem ist aber auch nichts aufgefallen.
In der echten Realität ist es eben doch nicht so einfach, wie auf einer Wahlkampfveranstaltung mit vollem Mund.

Das könnten die 221 Busfahrer möglicherweise auch noch merken, wenn ab Herbst 2009 der Saarländische Ministerpräsident Lafontaine heißen sollte und die Landesangestellten mit wirklichem Geld, statt her phantasierten Milliarden bezahlen muß.

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