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Mittwoch, 3. September 2008

Huch?

Wie ich möglicherweise schon das ein oder andere mal dezent durch die Blume angedeutet haben mag, gibt es tatsächlich deutsche Politiker, die ich nicht unbedingt mit Lobeshymnen überschütte. Man könnte sogar sagen, daß ich schon an der ein oder anderen Stelle ein wenig Kritik geäußert habe, wenn Merkel (gefährlich), Huber (dummdreist) oder Schäuble (perfide) politisch in Aktion treten.
Tatsächlich halte ich mich seit einiger Zeit mit Guido W. zurück, da er meiner Meinung nach so ein hohles Windei ist, daß man den einfach nicht mehr ernst nehmen kann.
Bei ihm kommt erschwerend hinzu, daß er ein geradezu pathologisches Verhältnis zur Wahrheit hat und lügt wie ein Großer - ganz ohne rot zu werden.
Da beklagt die FDP als hartnäckigste Protagonistin von planwirtschaftlichen Rudimenten, wie dem Apothekenfilialverbot, des Erhalts von Meisterzwängen, des Verbots von Reimportmedikamenten oder den Abrechnungsmethoden von Anwälten und Maklern die Marktfeindlichkeit der anderen Parteien. LOL.
Westerwelle ist geradezu die Inkarnation des politischen Münchhausentums - inkl der langen Pinocchio-Nase.
Ich würde grundsätzlich jedem abraten sich mit dem FDP-Chef zu befassen. Es ist die reinste Zeitverschwendung.
Interessant erscheint mir aber doch, wie sich inzwischen auch der Wind der einst Guido-devoten Presseberichte gedreht hat.
Zwar schafft es der Ober-FDP’ler seit Jahren und bis heute JEDE WOCHE im Register der BUNTEn aufzutauchen, weil er wie der Trommelhase mit Duracell-Batterie manisch zu jedem halbseidenen PR-Event hoppst, aber die seriöse Presse entzieht ihm mittlerweile doch die Gunst.
Eine Gunst, die Gabor Steingart ihm treu gewährte, als er noch im lustigen quietschgelben „Guido-Mobil“ mit der „18“ unter den Schuhsohlen zum Big Brother-Container kurvte.

Im September 2008 ist aber Gabor S. nach Amerika verbannt und der SPIEGEL’sche Respekt vor dem Bonner Luftikus ist dahin.
Genüßlich zitieren die Herren aus der Brandtstwiete Westerwelles Aussage aus dem ZDF-Sommerinterview -
»Zehn Jahre lang haben wir jetzt nur Steuererhöhungen gehabt. Das ist genug.«
und machen ihm dann im Münchhausentest den Garaus.
Verpasst wurde ihm die höchstmögliche Lügenstufe, denn Rot/Grün hatte immerhin die größte Steuersenkungsaktion aller Zeiten durchgeführt - 60 Milliarden Entlastung in drei Stufen.
Westerwelle hat aber nicht nur klar etwas vollkommen Falsches gesagt, sondern es ist auch noch besonders perfide, da die vorherigen extremen Steuererhöhungen von seiner Partei stammen.
Zur Erinnerung: Die Einkommensteuer lag mal unter Kohl bei Eingangssteuersatz 25,9 % (ab 1996) und Spitzensteuersatz 56%.
Als Schröder 2005 ging, waren wir bei 15 % und 42 % und das bei höheren Freibeträgen!
Das hat Rot/Grün durchgeprügelt und zwar gegen eine Merkel und Westerwelle, die im Bundesrat hockten und alle ihre Schäfchen immer nur ein „Njet“ aufsagen ließen.
Hochgetrieben wurden die Steuern dagegen in den vorherigen 29 Jahren Dauerregierungsbeteiligung der FDP.
Daran können ja nun schwerlich die SPD oder gar die Grünen Schuld gewesen sein.

Noch verblüffter war ich aber, als ich in Springers rechtestem Blatt, der „WELT“, die ja immerhin im Springer-Kosmos die Spitze der Qualität darstellt, den Kommentar von Antje Hildebrandt über das Westerwelle-Sommerinterview las.
Zwar hat sie die faktischen Lügen des FDP-Obermuftis großzügig übersehen, aber der Tenor ist noch vernichtender:
Ihm falle international „außer vagen Plänen zur Abrüstung nichts ein“.
Verdient habe er eine Regierungsbeteiligung keinesfalls: „Falls der FDP-Chef tatsächlich ans Ziel seiner Träume gelangen sollte, dann dank der Gnade einer höheren Gewalt, aber ohne eigenes Zutun. Das wurde im Gespräch mit Peter Hahne deutlich.“
Westerwelles Profil bleibe „weiterhin ebenso nebulös wie sein Kurs“.
Dagegen verspreche er in hanebüchener Weise Geldsegen für alle: „Westerwelle gefällt sich in der Rolle des Spendieronkels, der enttäuschte Wähler der CDU und der SPD mit der Aussicht auf Steuersenkungen zu ködern versucht. Wie er das dadurch entstehende Loch von schätzungsweise 37 Milliarden Euro stopfen will, bleibt jedoch sein Geheimnis.“
Der Interviewer Pastor Hahne hätte keinerlei konkrete Vorstellungen der FDP aus ihrem Boss herausbekommen - „allerdings hatte er auch so schon genug erfahren, um den FDP-Chef als Hasardeur zu entlarven. Als einen wetterfühligen Gesellen, der nur darauf wartet, dass sich der Wind dreht, um seine Fahne rechtzeitig in die richtige Richtung drehen zu können“

Es ist doch immerhin zu begrüßen, daß sich auch notorisch schwarze Blätter unmissverständlich und deutlich zu einem Parteichef ihres Gustos äußern, wenn er eine derart lächerliche Performance abliefert, wie Spaß-Guido.

In Umfragen steht die FDP derzeit bei über 10 %.
Ok - auch Rechte sind mit der großen K.O.alition unzufrieden - aber FDP?
Das verstehe wer will - ich nicht!

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