TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Bosenicks Erkenntnisse

Der gute Mann ist der Chef des Hamburger Marktforschers SirValUse. Ein kongenialer Name – ist er doch ein Hybrid aus mehreren neudeutschen Worten, die schon jeweils allein dem Durchschnittsteutonen rätselhaft sind – aber in Kombination kann man sich wirklich sicher sein, daß niemand mehr den Sinn versteht:
SirValUse ist eine unabhängige Unternehmensberatung, die seit der Gründung im Mai 2000 elektronische Interfaces in den Dimensionen Usability (Benutzerfreundlichkeit), Utility (Nützlichkeit), Design und emotionale Beziehung zur Marke analysiert und optimiert.

Hier liegt nämlich der Hase im Pfeffer: So gern der deutsche Durchschnittskonsument auch die allerneuesten Geräte wie Laptops, DVD-Recorder oder MP3-Player haben will, so sicher ist auch, daß er die Funktionsweise nur sehr mühsam und langwierig begreift.
Technik ist ja eine schicke Sache – aber wenn nun noch der Mensch ins Spiel kommt, wird es sehr heikel – oder um es in SirValUse-Worten zu sagen:
Der wesentliche Faktor für den Erfolg eines Produktes, das durch Interaktion gesteuert, bedient oder genutzt wird, ist die Schnittstelle Mensch-Maschine. Der Aufbau des so genannten User Interface bestimmt im Wesentlichen, ob sich ein Nutzer wohl fühlt im Umgang mit der Maschine und sich intuitiv bei der Bedienung zurechtfindet.

Das perfekte Betätigungsfeld war natürlich die letzte Funkausstellung in Berlin; dort stellten die Jungs mal vor, wie sie testen: In einem als Wohnzimmer gestalteten, technisch-professionell ausgestattetem Labor entstanden auf der IFA-Ausstellungsfläche Situationen, die jeder schon einmal selbst zu Hause erlebt hat: Beispielsweise das Auspacken und die Inbetriebnahme eines DVD-Player oder –Recorders, Mobiltelefons und PDAs, einer Spielkonsole, Hifi-Anlage, eines Fernsehers etc. Um herauszufinden, wie leicht ein Gerät bzw. Produkt zu handhaben ist, werden bei einem Usability-Test Testpersonen beobachtet, die beispielsweise DVD-Spieler und Fernseher auspacken und anschließen.
Die Ergebnisse sind – für mich kaum überraschend -katastrophal!
Selbst die technikbegeisterten IFA-Besucher scheiterten meistens auf ganzer Linie.
„Die Erkenntnisgewinne sind teilweise erschreckend“, sagt Tim Bosenick.
Sein Fazit: „Viele Kunden sind überfordert.“ Sie haben schon Mühe, die Geräte überhaupt zum Laufen zu bringen. Technische Feinheiten und gegebenenfalls nützliche Features bleiben vielen für immer verborgen..
8 von zehn Menschen können keinen DVD-Player anschließen, Navigationsgeräte werden zunehmend wirrer und ein neues Handy, das SirValUse auf der IFA testen ließ, konnte von keiner einzigen Testperson überhaupt angeschaltet werden – ein Aktivierungsknopf war unauffindbar.
Laut Bosenick steckt dahinter ein tiefverwurzelter Irrglaube der Hersteller, die fest davon ausgehen, daß sich ihr Produkt umso besser verkauft, je mehr Funktionen es hat.ä
Eine Funktions-REDUKTION ist tabu – niemand traut sich an diese Innovation.
Es handele sich dabei um die immer noch tief im Deutschen verwobene Ingenieursmentalität – nur die technischen Feinheiten des Produkts zählen – auf den Konsumenten wird nur mit Verachtung gedacht.
Angeblich sind in dieser Beziehung die angelsächsischen Länder viel weiter, die schon während der Entwicklung eines Produktes den späteren Käufer einbeziehen.
Da bin ich ja mal gespannt!
-Wird es tatsächlich irgendwann einmal in Deutschland ein Handy geben ohne bizarres Menü voller Schleichwege und grotesker Neologismen à la Crazy-Frog-Ringtone?
-Ein Auto ohne Bordcomputer, der verlangt, daß man den Luftdruck in Bangkok eingeben muß, um die Umweltmesssysteme zu eichen?
-Sollte es tatsächlich jemals einen Laptop geben, den man aus dem Laden nach hause schleppt, ihn aus der Verpackung nimmt, aufklappt und dann sofort etwas schreiben und mailen kann - ohne erst mal Telephonbuch-dicke Bedienungsanleitungen zu lesen, noch ca ein Dutzend male in zunehmender Verzweiflung zurück zum Händler gerast zu sein?
Insbesondere an einem gut designten Handy ohne Schnickschnack-Funktionen wär eich interessiert.

Die derzeit schlimmsten Bedienungsfeinde sind laut einer SZ-Analyse:
Das Mobiltelefon Samsung SGH X830 bietet eine nahezu unüberschaubare Vielfalt an Funktionen. Wer alle kennenlernen will, muss wochenlang die Bedienungsanleitung studieren. Schwierig ist das Umschalten zwischen Telefon und MP3-Player.

Das Navigationsgerät Tomtom Go 920t hat zwar nur zwei Tasten (für "ein/aus" und "Freigabe"), die Menüführung ist dafür umso komplizierter. Noch schwieriger wird es, wenn man das Gerät per Fernsteuerung bedienen will.

Spaß hat ebenfalls wer in München eine Fahrkarte kaufen will:
Gerät: Fahrkartenautomat Münchner Verkehrs- und Tarifverbund

Anzahl der Tasten: 50

Bester Satz auf dem Automat: "Bahnsteigkarte zum Aufenthalt innerhalb der Sperrenbereiche von S-Bahn oder U-Bahn ohne gültige Fahrkarte. Ab Entwertung eine Stunde gültig."

Benutzerfreundlichkeit: Wer sich erfolgreich durch die Tarifübersicht gekämpft hat, steht am MVV-Automat vor einem neuen Problem. Ist der Benutzer klein oder kurzsichtig, kann er die Schrift auf dem Display kaum lesen. Schön, wenn dann in der Anleitung steht: Bitte den Bildschirmanweisungen folgen.

Keine Kommentare: