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Sonntag, 30. September 2007

Mea minima culpa.

Da hatte ich gestern wohl die Gewerkschaften und Koalitionspolitiker etwas heftig angefahren. Sie drücken sich um Kommentare und Erklärungen für das Auseinaderdriften der sozialen Schichten. Inzwischen berechnete das Statistische Bundesamt, daß die wohlhabendsten zehn Prozent der deutschen Bevölkerung über gut 33% des Gesamteinkommens verfügen, während die untersten zehn Prozent nur über 3% des Einkommens verfügen. Dabei grenzt sich das Bürgertum immer mehr ab, wird immer reicher, während die Unterschichten-TV-Konsumenten immer weniger Chancen haben dorthin vorzudringen.
Das ist ökonomisch relevant und wächst sich immer mehr zu einem politischen Problem aus, dem sich die verantwortlichen Politiker mal annehmen sollten, um das Thema nicht den Radikalen zu überlassen.
Es ist aber nicht so, daß dieses Phänomen nur politische Ursachen hat, sondern auch Soziologische! Es sind also nicht nur die Politiker Schuld!

6.5 Millionen deutsche Singles suchen derzeit in Internetkontaktforen nach Partnern. Die Kriterien, nach denen sie suchen, sind natürlich für Soziologen außerordentlich interessant. Ein eindeutiges Ergebnis dieser Forschung ist, daß die Menschen des Jahres 2007 extrem homogam geworden sind. Sie suchen sich also potentielle Gattinnen und Gatten fast ausschließlich aus ihrer eigenen sozialen Schicht.
Gebildete und gut verdienende Frauen sind dabei extrem homogam – für sie kommt ein „nach unten heiraten“ fast gar nicht in Frage. Die Chefärztin heiratet NIEMALS einen Pfleger und die Bankdirektorin würde niemals auch nur ihren Fahrer als Partner in Betracht ziehen. Männer sind da etwas lockerer, so ist es natürlich vorstellbar, daß ein Abteilungsleiter seine Sekretärin heiratet – aber auch das wird seltener.
Das war zu Beginn der Bundesrepublik mal ganz anders:
Man sprach vom „Aschenputteleffekt“: Gut die Hälfte der Männer heiratete nach unten und die Hälfte der Frauen heiratete nach oben. Eine Methode, die arg nach Klischee klingt – aber immerhin konnte auf diese Weise tatsächlich eine Frau aus einer ärmlichen Familie in finanzielle Verhältnisse gelangen, die sie sonst nie erreicht hätte.
Der soziologische Effekt war aber AUCH eine extreme Mischung der gesellschaftlichen Milieus. Eine ökonomisch und edukativ sehr befruchtende Angelegenheit, die viele Chancen ermöglichte.
Dieses Verhalten ist mittlerweile fast vollkommen gestoppt – Managerinnen, hochbezahlte Ärztinnen und Richterinnen suchen sich Männer, die ebenfalls so gut gebildet und hochverdienend wie sie selbst sind.
Wie die Uni Bamberg herausgefunden hat, schnellte dadurch die Zahl der prosperierenden Doppelverdienerhaushalte in den letzten zehn Jahren um 25 % nach oben, wodurch diese reiche Schicht noch reicher wurde und sich dementsprechend weiter von der ärmeren Schicht absetzt.
Zudem bleibt natürlich für die Friseurin und den Kellner einfach kein potentieller topverdienender Ehepartner übrig. Sie müssen also ebenfalls unter sich bleiben. Die Topp-Familien sind in der finanziellen Abschottung auch soziologisch abgeschnitten und entwickeln zunehmend Verhaltensweisen, die sie noch weiter von den Armen abkapselt. Dazu gehört zum Beispiel die Namenswahl für ihre Kinder:
Das Blag von Frau Chefärztin und Herrn Generaldirektor heißt heutzutage eben auch anders – nämlich eher Friedrich, Maximilian, Franziska, Rembert, Jonathan, Emilia, Leander oder Karl. Man setzt sich ab von den Unterschichtennamen, die erstaunlich homogen sind.
Dort folgt man nämlich tumb der Mode und es wimmelt von kleinen Kevins, Justins, Jaquelines, Marvins, Chantals, Lukas’, Lenas und Annas.
So kann man inzwischen schon an den Namen der Kinder erkennen, ob die Eltern eher Hartz-IV’ler oder Juristen sind. Eins kommt zum anderen: Jonathan und Emilia könnten gut auf einer Privatschule landen, weil ihre Eltern Doppelverdiener sind. Der kleine Justin und die kleine Jana landen statt dessen viel eher auf einer Hauptschule. Dies führt dann zu eine soziologischen Segregation, die derart extrem werden wird, daß die Wahrscheinlichkeit, daß der stolze und erfolgreiche Rembert sich eines Tages für die kleine Jaqueline (gesprochen: „Dschagge – Line“) interessieren wird, noch viel weiter sinkt, als bei ihrer Elterngeneration.
Der Zug ist kaum aufzuhalten und so werden Lafontaines und Gysis Söhne es sehr einfach haben das Prekariat gegen „die da oben“ zu den Urnen zu treiben.

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