Samstag, 8. September 2007
Die kleine Maddie!
Die Zeitungen heute durchzusehen ist eine echte Qual:
Auf fast allen Titeln: „Ach die arme verschwundene Madeleine!“ – sogar CNN thematisierte das bei Larry King.
Im Zeitungskiosk sah man schon wieder Reihenweise Omen und Open kollabieren, ob dieser angeblich immer schlimmeren Welt voller Kinderschänder. WIE MICH DAS GEHEUCHEL ANKOTZT!
Daß durch die EU-Agrarpolitik weltweit täglich an die 100.000 Menschen elend verhungern müssen (Jean Ziegler: „Das Imperium der Schande“) stört den gemeinen Deutschen dagegen überhaupt nicht.
Es wäre sogar recht einfach etwas dagegen zu unternehmen – man müsste nur die Agrarsubventionen abschaffen, aber bevor der durchschnittsdeutsche Geizshopper ein paar Cent mehr für den Kohlrabi und das Hühnerei ausgibt, nehmen wir doch gerne das Verrecken von Myriaden Kindern TÄGLICH in Kauf.
Der deutsche BILD-Leser, der voller Entsetzen über die kleine Maddie jammert, ist gleichzeitig gänzlich desinteressiert daran, daß es allein in Deutschland derzeit 2 Mio pflegebedürftige Alte gibt.
Dazu gab es just den Der 2. Prüfbericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS):
Die alten Menschen werden festgeschnallt, sediert und gewindelt, weil niemand Zeit hat sie auf’s Klo zu bringen. 34 Prozent der Heimbewohner bekommen nicht genug zu essen und zu trinken. In Heimen wird jeder dritte Patient (35,5 Prozent) nicht oft genug umgebettet. Bei häuslicher Pflege bekommen sogar 42,4 Prozent keine ausreichende Dekubitus-Vorsorge.
Die Rechtsmedizinerin Andrea Berzlanovich hat unlängst nachgewiesen, dass alte Menschen durch mechanische Fixierungen, durch Gurte und Bettgitter, qualvoll zu Tode kommen. Von 33 untersuchten Pflegepatienten, deren Todesursache zunächst unklar war, kamen 28 durch die Fixierung ums Leben.
Die SZ bemerkte dazu diese Woche:
Was wäre eigentlich los, wenn kleine Kinder per Nasensonde ernährt würden, weil das Füttern zu lang dauert? Was wäre, wenn kleine Kinder in der Krippe regelmäßig gefesselt würden? Was wäre los, wenn sich ein so gefesseltes Kind zu Tode strangulierte, weil das Betreuungspersonal die Gurte falsch angelegt hat? Der Hort würde umgehend geschlossen, das Personal angeklagt. Wenn hingegen Alte so malträtiert werden, herrscht Nachsicht - weil, wie es gern heißt, dieses Leben ja kein Leben mehr gewesen sei. Auf diese Weise wird der Artikel 1 des Grundgesetzes, der die Würde des Menschen für unantastbar erklärt, insgeheim mit einem Zusatz versehen: " ... es sei denn, er ist altersdement oder hat Parkinson".
Wie gesagt: Das ist uns aber alles herzlich egal und schon gar nicht so wichtig, daß man sich mal am Wochenende aus dem Bett schälen, würde, um Oma im Heim zu besuchen – es sei denn, daß sie gerade Rente bekommen hat.
Als Empörungskompensation haben wir ja „die kleine Maddi“, „den Fall Pascal“ und „den kleinen Dennis“.
Um das mal ins richtige Licht zu rücken:
Wegen der Dunkelziffer ist es sehr schwer genaue Zahlen über den sexuellen Missbrauch an Kindern zu bekommen. Natürlich kann man aber feststellen wie viele Fälle angezeigt werden und die Zahl SINKT kontinuierlich seit 40 Jahren: Aufgrund der kriminalpolizeilichen Statistik für die BRD sagen, daß im Jahr 1965 17 630 Ermittlungsverfahren nach §176 StGB registriert waren, die bis 1985 stetig absanken und seit dem wieder leicht steigen.
Laut der letzten Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS). von 1997 sind im Jahre 1970 16.468 Fälle von sexuellem Mißbrauch erfaßt worden. Zehn Jahre später waren es 13.165, weitere zehn Jahre später 12.741 Fälle. 1997 wurden wiederum 16.888 Fälle von sexuellem Mißbrauch an Kindern erfaßt. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 7,7 Prozent. Vergleicht man jedoch die sog. Häufigkeitszahl, d. h., die Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner, ist die Anzahl von 1970 bis 1980 gesunken und seitdem relativ konstant geblieben, nämlich bei etwa 20 Fällen pro 100.000 Einwohnern.
Die jüngsten Zahlen sind wieder gesunken: 2004 waren es 15 255 sexuelle Missbrauchfälle an Kinder Das sind NATÜRLICH immer noch 15.000 Fälle zuviel – aber dennoch eine Größe, die absolut zu vernachlässigen ist in Relation zu den 600.000 bis 700.000 täglich gequälten und langsam zu Tode gefolterten Insassen der Pflegeheime. Also VERDAMMT NOCH MAL MoPo, Bild, SZ, Abendblatt, etc – könnt ihr gefälligst mal Eure Schlagzeilen ändern?
Da ich gerade bei Zahlen bin:
Über die TÄTER des sexuellen Kindesmissbrauchs gibt es auch noch interessantes Material: Nicht nur Männer missbrauchen Kinder sexuell, auch Frauen. Das Verhältnis von Männern zu Frauen unter den Tätern wird auf 85:15 geschätzt. Neueren Studien zufolge sind bis zu 45 Prozent der Täter männliche Jugendliche unter 18 Jahren. Man schlägt deshalb auch vor, eine Altersdifferenz von mindestens 5 Jahren zwischen Opfer und Täter zu vereinbaren, wenn von sexuellem Kindesmissbrauch im engeren Sinne gesprochen wird. Damit wird nicht geleugnet, daß sexueller Missbrauch zwischen fast gleichaltrigen Kindern oder Jugendlichen traumatisierend sein kann, ebenso wenig der Gedanke, daß Sexualität zwischen einem jungen Mädchen und einem älteren Mann nicht von Vorneherein Missbrauch sein muß.
Eine genauere Analyse der Täter-Opfer-Beziehungen dieser Ermittlungsfälle zeigt, daß nur etwa 25 Prozent der verdächtigen Täter Verwandte oder Bekannte der Kinder waren ("Väter, Stiefväter oder im Hause mit dem Kind zusammenlebende Männer"). Die Statistik erlaubt nicht, zwischen diesen Tätertypen zu unterscheiden. Sexueller Kindesmissbrauch im Sinne eines lnzests, also Geschlechtsverkehr zwischen Vater und Tochter, fanden amerikanische Untersucher in 2-3 Prozent aller Mißbrauchsfälle, in der deutschen Untersuchung von Bange waren es 1,9 Prozent aller Fälle. Die meisten Täter (ca. 70 %) entstammen dem sozialen Nahraum der Kinder (Nachbarn, Lehrer, Erzieher, Babysitter, Bekannte).
Auf fast allen Titeln: „Ach die arme verschwundene Madeleine!“ – sogar CNN thematisierte das bei Larry King.
Im Zeitungskiosk sah man schon wieder Reihenweise Omen und Open kollabieren, ob dieser angeblich immer schlimmeren Welt voller Kinderschänder. WIE MICH DAS GEHEUCHEL ANKOTZT!
Daß durch die EU-Agrarpolitik weltweit täglich an die 100.000 Menschen elend verhungern müssen (Jean Ziegler: „Das Imperium der Schande“) stört den gemeinen Deutschen dagegen überhaupt nicht.
Es wäre sogar recht einfach etwas dagegen zu unternehmen – man müsste nur die Agrarsubventionen abschaffen, aber bevor der durchschnittsdeutsche Geizshopper ein paar Cent mehr für den Kohlrabi und das Hühnerei ausgibt, nehmen wir doch gerne das Verrecken von Myriaden Kindern TÄGLICH in Kauf.
Der deutsche BILD-Leser, der voller Entsetzen über die kleine Maddie jammert, ist gleichzeitig gänzlich desinteressiert daran, daß es allein in Deutschland derzeit 2 Mio pflegebedürftige Alte gibt.
Dazu gab es just den Der 2. Prüfbericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS):
Die alten Menschen werden festgeschnallt, sediert und gewindelt, weil niemand Zeit hat sie auf’s Klo zu bringen. 34 Prozent der Heimbewohner bekommen nicht genug zu essen und zu trinken. In Heimen wird jeder dritte Patient (35,5 Prozent) nicht oft genug umgebettet. Bei häuslicher Pflege bekommen sogar 42,4 Prozent keine ausreichende Dekubitus-Vorsorge.
Die Rechtsmedizinerin Andrea Berzlanovich hat unlängst nachgewiesen, dass alte Menschen durch mechanische Fixierungen, durch Gurte und Bettgitter, qualvoll zu Tode kommen. Von 33 untersuchten Pflegepatienten, deren Todesursache zunächst unklar war, kamen 28 durch die Fixierung ums Leben.
Die SZ bemerkte dazu diese Woche:
Was wäre eigentlich los, wenn kleine Kinder per Nasensonde ernährt würden, weil das Füttern zu lang dauert? Was wäre, wenn kleine Kinder in der Krippe regelmäßig gefesselt würden? Was wäre los, wenn sich ein so gefesseltes Kind zu Tode strangulierte, weil das Betreuungspersonal die Gurte falsch angelegt hat? Der Hort würde umgehend geschlossen, das Personal angeklagt. Wenn hingegen Alte so malträtiert werden, herrscht Nachsicht - weil, wie es gern heißt, dieses Leben ja kein Leben mehr gewesen sei. Auf diese Weise wird der Artikel 1 des Grundgesetzes, der die Würde des Menschen für unantastbar erklärt, insgeheim mit einem Zusatz versehen: " ... es sei denn, er ist altersdement oder hat Parkinson".
Wie gesagt: Das ist uns aber alles herzlich egal und schon gar nicht so wichtig, daß man sich mal am Wochenende aus dem Bett schälen, würde, um Oma im Heim zu besuchen – es sei denn, daß sie gerade Rente bekommen hat.
Als Empörungskompensation haben wir ja „die kleine Maddi“, „den Fall Pascal“ und „den kleinen Dennis“.
Um das mal ins richtige Licht zu rücken:
Wegen der Dunkelziffer ist es sehr schwer genaue Zahlen über den sexuellen Missbrauch an Kindern zu bekommen. Natürlich kann man aber feststellen wie viele Fälle angezeigt werden und die Zahl SINKT kontinuierlich seit 40 Jahren: Aufgrund der kriminalpolizeilichen Statistik für die BRD sagen, daß im Jahr 1965 17 630 Ermittlungsverfahren nach §176 StGB registriert waren, die bis 1985 stetig absanken und seit dem wieder leicht steigen.
Laut der letzten Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS). von 1997 sind im Jahre 1970 16.468 Fälle von sexuellem Mißbrauch erfaßt worden. Zehn Jahre später waren es 13.165, weitere zehn Jahre später 12.741 Fälle. 1997 wurden wiederum 16.888 Fälle von sexuellem Mißbrauch an Kindern erfaßt. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 7,7 Prozent. Vergleicht man jedoch die sog. Häufigkeitszahl, d. h., die Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner, ist die Anzahl von 1970 bis 1980 gesunken und seitdem relativ konstant geblieben, nämlich bei etwa 20 Fällen pro 100.000 Einwohnern.
Die jüngsten Zahlen sind wieder gesunken: 2004 waren es 15 255 sexuelle Missbrauchfälle an Kinder Das sind NATÜRLICH immer noch 15.000 Fälle zuviel – aber dennoch eine Größe, die absolut zu vernachlässigen ist in Relation zu den 600.000 bis 700.000 täglich gequälten und langsam zu Tode gefolterten Insassen der Pflegeheime. Also VERDAMMT NOCH MAL MoPo, Bild, SZ, Abendblatt, etc – könnt ihr gefälligst mal Eure Schlagzeilen ändern?
Da ich gerade bei Zahlen bin:
Über die TÄTER des sexuellen Kindesmissbrauchs gibt es auch noch interessantes Material: Nicht nur Männer missbrauchen Kinder sexuell, auch Frauen. Das Verhältnis von Männern zu Frauen unter den Tätern wird auf 85:15 geschätzt. Neueren Studien zufolge sind bis zu 45 Prozent der Täter männliche Jugendliche unter 18 Jahren. Man schlägt deshalb auch vor, eine Altersdifferenz von mindestens 5 Jahren zwischen Opfer und Täter zu vereinbaren, wenn von sexuellem Kindesmissbrauch im engeren Sinne gesprochen wird. Damit wird nicht geleugnet, daß sexueller Missbrauch zwischen fast gleichaltrigen Kindern oder Jugendlichen traumatisierend sein kann, ebenso wenig der Gedanke, daß Sexualität zwischen einem jungen Mädchen und einem älteren Mann nicht von Vorneherein Missbrauch sein muß.
Eine genauere Analyse der Täter-Opfer-Beziehungen dieser Ermittlungsfälle zeigt, daß nur etwa 25 Prozent der verdächtigen Täter Verwandte oder Bekannte der Kinder waren ("Väter, Stiefväter oder im Hause mit dem Kind zusammenlebende Männer"). Die Statistik erlaubt nicht, zwischen diesen Tätertypen zu unterscheiden. Sexueller Kindesmissbrauch im Sinne eines lnzests, also Geschlechtsverkehr zwischen Vater und Tochter, fanden amerikanische Untersucher in 2-3 Prozent aller Mißbrauchsfälle, in der deutschen Untersuchung von Bange waren es 1,9 Prozent aller Fälle. Die meisten Täter (ca. 70 %) entstammen dem sozialen Nahraum der Kinder (Nachbarn, Lehrer, Erzieher, Babysitter, Bekannte).
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