Sonntag, 23. September 2007
Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön....
Als Wochendngruß an eine gewisse heute von Ritterspielen heimkehrende und bald wieder in See stechende Person, empfehle ich doch mal wieder ein nettes Büchlein:
Brassey's Book of Naval Blunders by Geoffrey Regan "IN THE LONG HISTORY OF THE BRITISH ADMIRALTY their Lordships have encountered numerous strange problems and many eccentric officers..."
Möglicherweise ist das gerade in deutsch schwer zu bekommen.
Darin sieht man, daß hochgradig wahnsinnige Admiräle noch häufiger waren als durchgeknallte Generäle. Logisch – wer fährt auch schon zur See!
Beispiele:
Jean II. d’Estrées, comte de Nanteuil-le-Haudouin, genannt d’Estrées (* 1624; † 9. März 1707 in Paris), war Marschall und Admiral von Frankreich. Klassischer Militäradel: Papa François-Annibal war Marschall und auch sein Sohn Victor-Marie wurde 1703 Marschall. Das einzige Problem Jeans war, daß er leider nicht die Spur von Navigation verstand. Karte und Kompaß lehnte er ab, bestand jedoch darauf eigenhändig seiner Flotte den Kurs vorzugeben. Daher segelte er zum Beispiel 1678 seine gesamte Flotte zielstrebig auf die Klippen vor Curacao, wo sie zerschellten und die Haie anschließend ein Festmahl genießen konnten.
James Hanway Plumridge (c. 1788 – 29 November 1863), britischer Admiral, rockerte wie besessen im Baltikum rum und schaffte es letztendlich ganz allein einen Privatkrieg anzuzetteln. Eigentlich sollte er die Ostsee vor russischen Schiffen abschirmen. Ihm war aber die Sicht zu schlecht und da es ihn langweilte in den Nebel zu starren, begann er mit anderen Taten, die in England wie folgt beschrieben werden:
„Flying his flag in the frigate HMS Leopard, Plumridge operated in the Gulf of Bothnia, bombarding a number of Finnish settlements to destroy fortifications, telegraph apparatus, and capture enemy shipping. He was afterwards sharply criticized for firing on civilian settlements. Furthermore, the destroyed Finish commodities were for the greater part actually bought by British customers and often paid in advance, Plumridge effectively pillaging on his own nations's goods“
Im Klartext: Er brandschatze willkürlich eine finnische Hafenstadt nach der nächsten. Einen Grund gab er auch an – nämlich, daß er die Finnen nun einmal nicht leiden könne.
Leicht verwirrt war offenbar auch der russische Admiral Popow, der um 1860 vollkommen runde und rotierende Kanonenboote bauen ließ. Die Matrosen, die dadurch sofort von Bord geschleudert wurden, hatten noch vergleichsweise Glück – den anderen kotzten sich die Seele aus dem Leib.
Ein typisch britischer Exzentriker scheint mit der Korvettenkapitän Spicer-Simpson gewesen zu sein. (Lt. Cdr. Spicer Simpson who commanded the Naval Central African Expedition
in 1915.) Damals sollte er in Ostafrika die Deutschen bekämpfen. Dazu ließ er zwei seiner Schiffe auf dem Landweg (!!) in den Tanganjika-See bringen, ernannte sich selbst zum Admiral und böllerte fröhlich am Ufer umher. Als alle Munition verschossen war, ging er dazu über die Ureinwohner damit zu verwirren, indem er unablässig in plissierten Damenröcken vor ihnen paradierte.
Der König der Loser auf See dürfte allerdings Admiral Sinowji Roschestwenski gewesen sein. Seine Aufgabe war es im Jahr 1904 mit einer Armada von 40 russischen Schiffen vom Ostseehafen Libau aus gen Japan zu fahren, um die Insel mit geballter Kanonenkraft zur Raison zu bringen. Eine 18.000-Meilenfahrt, die er standesgemäß damit begann sein Flaggschiff auf Grund zu steuern. Kurz danach verlor er auch noch das Schlachtschiff „Ossljaba“, das leider seinen Anker verbummelt hatte; die Suche nach dem Objekt kommandierte Roschestwenski so hirnrissig, das dabei die Ossljaba von einem Zerstörer gerammt und versenkt wurde. Als er dennoch nach ein paar Tagen in der Nordsee ankam, lieferte er sich gleich die erste Schlacht – gegen ein paar winzige mit Netzen bewaffnete englische Fischtrawler, die der Gaga-Kommandant jedoch für japanische Kanonenboote hielt. Immerhin war es aber ein Sieg – nach mehreren Stunden Feuer aus allen Rohren gelang es den verbliebenen 38 russischen Schlachtschiffen alle englischen Fischerboote zu versenken! Roschestwenski verlor nur den Kreuzer „Aurora“ der ob seiner genialen Schlachtaufstellung vom eigenen Feuer zerstört wurde – auf göttlichen Beistand war nicht mehr zu hoffen, da als erstes der Bordpope von einer Granate zerfetzt wurde.
Den Weg zur marokkanischen Küste überlebten alle 37 Schiffe, obwohl sie auf alles schossen, das dem wirren Sinowji eigenartig vorkam; dort allerdings zerrissen sie das Unterwasser-Telegraphenkabel, das von Tanger aus nach Europa führte.
Nächster Halt also Tanger: Die afrikanische Fauna faszinierte den Admiral und so ließ er sich von seinen Matrosen jedes erdenklich Tier an Bord schaffen – inklusive Flusspferde, Krokodile, Affen, etc bis sich der Verband in einen gigantischen Zoo verwandelt hatte. Schwierig war auch die Suche nach dem Tender „Irtytisch“, der die inzwischen durch all die Scharmützel mit Fischerbooten vollkommen aufgebrauchten Granaten auffüllen sollte – durch ungeklärte Missverständnisse hatte sie aber nur 12 000 fellgefütterte Winterstiefel und ebenso viele Mäntel an Bord. Erstaunlicherweise mäanderte sich der Admiral auf diese Weise die vollen 18.000 Meilen bis nach Asien, ohne sich selbst durch seine irrlichternden Befehle zu sprengen.
In japanischen Gewässern angekommen, überlebte die russische Flotte dann ganze 36 Stunden, bis die Japaner sie vollkommen versenkt hatten.
Brassey's Book of Naval Blunders by Geoffrey Regan "IN THE LONG HISTORY OF THE BRITISH ADMIRALTY their Lordships have encountered numerous strange problems and many eccentric officers..."
Möglicherweise ist das gerade in deutsch schwer zu bekommen.
Darin sieht man, daß hochgradig wahnsinnige Admiräle noch häufiger waren als durchgeknallte Generäle. Logisch – wer fährt auch schon zur See!
Beispiele:
Jean II. d’Estrées, comte de Nanteuil-le-Haudouin, genannt d’Estrées (* 1624; † 9. März 1707 in Paris), war Marschall und Admiral von Frankreich. Klassischer Militäradel: Papa François-Annibal war Marschall und auch sein Sohn Victor-Marie wurde 1703 Marschall. Das einzige Problem Jeans war, daß er leider nicht die Spur von Navigation verstand. Karte und Kompaß lehnte er ab, bestand jedoch darauf eigenhändig seiner Flotte den Kurs vorzugeben. Daher segelte er zum Beispiel 1678 seine gesamte Flotte zielstrebig auf die Klippen vor Curacao, wo sie zerschellten und die Haie anschließend ein Festmahl genießen konnten.
James Hanway Plumridge (c. 1788 – 29 November 1863), britischer Admiral, rockerte wie besessen im Baltikum rum und schaffte es letztendlich ganz allein einen Privatkrieg anzuzetteln. Eigentlich sollte er die Ostsee vor russischen Schiffen abschirmen. Ihm war aber die Sicht zu schlecht und da es ihn langweilte in den Nebel zu starren, begann er mit anderen Taten, die in England wie folgt beschrieben werden:
„Flying his flag in the frigate HMS Leopard, Plumridge operated in the Gulf of Bothnia, bombarding a number of Finnish settlements to destroy fortifications, telegraph apparatus, and capture enemy shipping. He was afterwards sharply criticized for firing on civilian settlements. Furthermore, the destroyed Finish commodities were for the greater part actually bought by British customers and often paid in advance, Plumridge effectively pillaging on his own nations's goods“
Im Klartext: Er brandschatze willkürlich eine finnische Hafenstadt nach der nächsten. Einen Grund gab er auch an – nämlich, daß er die Finnen nun einmal nicht leiden könne.
Leicht verwirrt war offenbar auch der russische Admiral Popow, der um 1860 vollkommen runde und rotierende Kanonenboote bauen ließ. Die Matrosen, die dadurch sofort von Bord geschleudert wurden, hatten noch vergleichsweise Glück – den anderen kotzten sich die Seele aus dem Leib.
Ein typisch britischer Exzentriker scheint mit der Korvettenkapitän Spicer-Simpson gewesen zu sein. (Lt. Cdr. Spicer Simpson who commanded the Naval Central African Expedition
in 1915.) Damals sollte er in Ostafrika die Deutschen bekämpfen. Dazu ließ er zwei seiner Schiffe auf dem Landweg (!!) in den Tanganjika-See bringen, ernannte sich selbst zum Admiral und böllerte fröhlich am Ufer umher. Als alle Munition verschossen war, ging er dazu über die Ureinwohner damit zu verwirren, indem er unablässig in plissierten Damenröcken vor ihnen paradierte.
Der König der Loser auf See dürfte allerdings Admiral Sinowji Roschestwenski gewesen sein. Seine Aufgabe war es im Jahr 1904 mit einer Armada von 40 russischen Schiffen vom Ostseehafen Libau aus gen Japan zu fahren, um die Insel mit geballter Kanonenkraft zur Raison zu bringen. Eine 18.000-Meilenfahrt, die er standesgemäß damit begann sein Flaggschiff auf Grund zu steuern. Kurz danach verlor er auch noch das Schlachtschiff „Ossljaba“, das leider seinen Anker verbummelt hatte; die Suche nach dem Objekt kommandierte Roschestwenski so hirnrissig, das dabei die Ossljaba von einem Zerstörer gerammt und versenkt wurde. Als er dennoch nach ein paar Tagen in der Nordsee ankam, lieferte er sich gleich die erste Schlacht – gegen ein paar winzige mit Netzen bewaffnete englische Fischtrawler, die der Gaga-Kommandant jedoch für japanische Kanonenboote hielt. Immerhin war es aber ein Sieg – nach mehreren Stunden Feuer aus allen Rohren gelang es den verbliebenen 38 russischen Schlachtschiffen alle englischen Fischerboote zu versenken! Roschestwenski verlor nur den Kreuzer „Aurora“ der ob seiner genialen Schlachtaufstellung vom eigenen Feuer zerstört wurde – auf göttlichen Beistand war nicht mehr zu hoffen, da als erstes der Bordpope von einer Granate zerfetzt wurde.
Den Weg zur marokkanischen Küste überlebten alle 37 Schiffe, obwohl sie auf alles schossen, das dem wirren Sinowji eigenartig vorkam; dort allerdings zerrissen sie das Unterwasser-Telegraphenkabel, das von Tanger aus nach Europa führte.
Nächster Halt also Tanger: Die afrikanische Fauna faszinierte den Admiral und so ließ er sich von seinen Matrosen jedes erdenklich Tier an Bord schaffen – inklusive Flusspferde, Krokodile, Affen, etc bis sich der Verband in einen gigantischen Zoo verwandelt hatte. Schwierig war auch die Suche nach dem Tender „Irtytisch“, der die inzwischen durch all die Scharmützel mit Fischerbooten vollkommen aufgebrauchten Granaten auffüllen sollte – durch ungeklärte Missverständnisse hatte sie aber nur 12 000 fellgefütterte Winterstiefel und ebenso viele Mäntel an Bord. Erstaunlicherweise mäanderte sich der Admiral auf diese Weise die vollen 18.000 Meilen bis nach Asien, ohne sich selbst durch seine irrlichternden Befehle zu sprengen.
In japanischen Gewässern angekommen, überlebte die russische Flotte dann ganze 36 Stunden, bis die Japaner sie vollkommen versenkt hatten.
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