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Donnerstag, 27. September 2007

Megaherbivorentheorie

Wenn man so überlegt wie es hierzulande wohl ausgesehen haben mag, bevor Mitteleuropa von dieser widerlichen Plage Homo Sapiens befallen war, denkt man unwillkürlich an Urwälder.
Ungeheure Wälder in denen allerlei Viehzeugs in Ruhe vor sich hinlebte. Ursprünglich und doch irgendwie teutonisch – welcher Deutsche liebt nicht den Wald?
Vermutlich ist das allerdings ganz und gar nicht richtig – hier dürfte wohl eher eine Art Serengeti gewesen sein.
Das assoziieren wir zwar hartnäckig mit heiß, trocken, Bernhard Grzimek und Afrika, aber in Wirklichkeit ist es nur das Massai-Wort für endlose ausgedehnte Grassteppen. Savanne!
Betrampelt von Bulldozertieren wie Mammuts, Wisenten und ähnlichen, dürfte Europa wohl eher so eine Art flache Graslandschaft gewesen , weil die großen Tiere Bäume nicht erst wachsen ließen. Alle Triebe werden von ihnen gerodet.
Die Geobotanik beschäftigt sich mit dem Einfluß dieser Megaherbivoren (große Pflanzenfresser) auf die Vegetation.

Nur eine halbe Stunde von Amsterdam entfernt liegt Oostvaardersplassen, eine weite dem Meer abgerungene Ebene. Dort verwirklichen niederländische Naturschutzvisionäre eine revolutionäre Idee: Große Herden leben in dieser Küstenlandschaft wie ihre urzeitlichen Vorfahren. Menschen greifen fast nicht ein. Zirka 3000 große Huftiere bevölkern Oostvaardersplassen: Rothirsche, Wildpferde und Wildrinder.
Echt cool diese Holländer – Herden aus Heckrindern, Wildpferden und anderem Wild werden dort komplett sich selbst überlassen. Es bilden sich vollkommen neue symbiotische Systeme, Tierarten lernen verblüffend schnell Nischen zu besetzen. Unmengen von den bizarrsten Gänsearten lassen sich zum Beispiel dauerhaft in den Oostvaardersplassen nieder, die wiederum die Fuchspopulation explodieren ließen. Füchse funktionieren nun auf einmal wie Schakale in der Savanne und beseitigen genau wie Krähen die Kadaver der gestorbenen Großtiere. Riesige Schwärme von Staren wissen auf einmal, daß sich die Wildpferde und Hecks sehr darüber freuen, wenn sie wie ihre afrikanisches Madenkhackerkollegen auf ihnen umher reiten und sie von Ungeziefer befreien.
Die Landschaft wird stabil gehalten und entwickelt sich prächtig – ohne, daß Bauern planieren, mähen oder roden müssen.
Schluß mit Pestiziden und Monokulturen!
Inzwischen wird darüber nachgedacht, weitere Naturschutzflächen mit Megahherbivoren durch Wildbrücken miteinander zu verbinden.
Vielleicht zieht sich so ein grünes Großtiernetz einmal quer durch Europa entlang all der Flusslandschaften, die wieder mäandern und leben könnten.
Es entstünden wieder Auenlandschaften, die auch ganz nebenbei das Überschwemmungsproblem beseitigen würden.
Es gibt sogar schon einige Ableger – in NRW und vor allem in der ungarischen Puszta. Man tauscht schon gelegentlich einige dieser riesigen verwilderten Heckrinder aus.
Wie oft kann ich das schon mal schreiben hier:
Aber die Idee BEGEISTERT mich! Am liebsten würde ich mal nachfragen, ob noch Ranger in Oostvaardersplassen gebraucht werden. Ob ich wohl in meinem Leben noch so ein grünes europäisches Megaherbivorennetz erlebe?? Tja, ein politischer Wille fehlt wohl noch – wenn das auch alles sehr sehr ökologisch und OKÖNOMISCH wäre.
Also liebe Miteuropäer – bitte immer schön die Grünen wählen!

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