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Sonntag, 3. Juli 2011

Riesen-Goliath gegen Mikro-David

Ob nun obskure evangelikale Splittergruppen, oder autoritäre Römische Sekten mit 1,2 Milliarden Mitgliedern - eins eint alle Christen: Sie missionieren.
Der Vatikan redet ebenso von „Neumissionierung“, wie die Mormonen und auch freundliche Grüne EKD-Gestalten empfinden es als ihre Aufgabe „das Evangelium zu verbreiten“.
Sich dabei mit Rechtsradikalismus und Diskriminierung einzulassen stört die Evangelisierer gar nicht, wie die fanatische Organisation „ProChrist“ beweist.

Die dazugehörigen Bekehrungskampagnen wie „ProChrist“ werden auch von führenden deutschen Politikern und Medienmachern unterstützt. Darunter befinden sich die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, der Fernsehmoderator Peter Hahne und auch der Vorsitzende der Arbeitsagentur, Frank-Jürgen Weise. Bundespräsident Christian Wulff lässt seine offizielle Fördermitgliedschaft seit Amtsantritt ruhen.
(hpd 30.06.2011)

Von Fred Phelps über Bischof Williamson bis zu Katrin Göring-Eckhardt und Andrea Nahles teilen alle die Begeisterung für die Bibel und damit auch das gleiche Feindbild:
Die Säkularisierung, das zunehmend selbstbewußte Auftreten des Atheismus.

Nachdem sich das konservative Amerika peu à peu mit vorher verteufelten Minderheiten, wie Schwulen und Schwarzen zu arrangieren beginnt, bleibt eigentlich nur noch eine Minderheit übrig, die wirklich verachtet und mit allen negativen Vorurteilen überhäuft wird:
Die Ungläubigen!
Gregory Paul (Forscher in den Bereichen Soziologie und Evolution) und Phil Zuckerman (Professor für Soziologie) rekapitulieren:

Diejenigen, die nicht an Gott glauben, werden gemeinhin als amoralisch, boshaft und wütend angesehen. Sie dürfen den Pfadfindern nicht beitreten. Atheistische Soldaten werden als potenziell defizitär eingestuft, wenn sie in militärischen psychologischen Tests nicht als ausreichend „spirituell“ eingestuft werden. Umfragen kommen zum Ergebnis, dass die meisten Amerikaner sich weigern oder zögern, Nicht-Theisten zu heiraten oder sie zu wählen. In anderen Worten: Ungläubige sind eine Minderheit, denen üblicherweise in der Praxis noch immer das Recht verweigert wird, ein Amt zu bekleiden, trotz des verfassungsgemäßen Verbots der Frage nach der Religion. Selten nur vom Mainstream verurteilt, wird diese frappierende anti-atheistische Diskriminierung von christlichen Konservativen angestachelt, welche selbst scharf – wie unhöflich – verkünden, der Mangel an Gottesglauben sei schädlich für die Gesellschaft, wodurch sie Ungläubige als wesenhaft fragwürdige und zweitklassige Bürger darstellen.
(washingtonpost.com/opinions)

Die Religiösen haben also das Vorurteil Nichtreligiöse wären amoralisch.
Die PR all der politischen Offiziellen à la Rösler, die betonen das Christentum wäre unverzichtbare moralische Richtschnur ihres Handelns, wirkt offenbar.

Ein klares Meinungsbild erstellte das PEW-Institut auch unter den 4.000 Teilnehmern einer Welt-Evangelisationskonferenz im Oktober 2010 in Südafrika: Säkulare sind die Pest!

Die größte Bedrohung („major threats“) für die eigenen Vorhaben geht nach Auffassung der Befragten vom Einfluss säkularer Prozesse („Influence of secularism“) aus. Ganze 71 Prozent stimmten dem zu. Weniger bedrohlich als die gesellschaftliche Säkularisierung werden unter anderem die Überbewertung von Konsum, Sex und Gewalt in der Gegenwartskultur oder auch der Einfluss des Islam beurteilt. Letzteres Phänomen wurde mit 47 Prozent von weniger als der Hälfte der Teilnehmer an der „Pew“-Befragung als Gefahr eingestuft. Staatliche Einschränkungen der Religion sahen übrigens nur 22 Prozent als drängendes Problem an.
(hpd.de 30.06.2011)

Soll ich mich nun geehrt oder beleidigt fühlen, daß mich Christen für schlimmer als Sex, Gewalt und Konsumterror halten?

Angesichts der ungleichen Kriegskassen fragt man sich natürlich ohnehin, wieso sich die Mega-Goliaths überhaupt bedroht fühlen können.

Die Christlichen Kirchen haben allein in Deutschland über 50 Millionen Mitglieder, verfügen über rund 700 Milliarden Euro Vermögen, bekommen vom Staat alljährlich viele weitere Milliarden zugeschoben und sind zudem flächendeckend in Ethikkommissionen, Rundfunkräten, Parteien, Regierung und den Medien fest verankert.

Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten e.V. (IBKA) hat rund 800 Mitglieder und es mutet geradezu niedlich an, wenn säkulare Organisationen unter großen Mühen versuchen einige Hundert Euro für eine Kleinanzeige im Stadtteilmagazin zusammen zu betteln.

Man sollte es eher verstehen, wenn ein Elefant vor einem Floh zitterte.

Tatsächlich liegen die Christen aber nicht falsch, wenn sie sich vor Atheisten fürchten.

Das hat zwei Gründe:

1.)

Die wahren Größenverhältnisse sind ganz anders, als es Organisationsgrad und Vermögen vermuten lassen. Die meisten Atheisten sind nicht in den entsprechenden Verbänden Mitglieder - schon gar keine Zahlenden.
Bei den Kirchen ist es genau umgekehrt: Sie profitieren von der Zwangstheisierung im Säuglingsalter. Die Menschen werden lange bevor sie die Mündigkeit erreichen in die Reihen der Kirchen gepresst.
Austritte werden erschwert durch bürokratische Hemmnisse, beruflichen Druck, oder das Phlegma und die Unwissenheit der Kirchenmitglieder.

Lediglich 15 Prozent der volkskirchlichen Protestanten in Schweden glauben an Jesus Christus. Das ergab eine Umfrage der evangelisch-lutherischen Schwedischen Kirche unter knapp 11.000 ihrer 6,6 Millionen Mitglieder.
Wie „Radio Schweden“ (Stockholm) am 16. Juni berichtete, ist sich knapp die Hälfte der Kirchenmitglieder ihres Glaubens an Gott nicht sicher oder glaubt überhaupt nicht. 15 Prozent bezeichneten sich als Atheisten. Neun von zehn Befragten erklärten dem Bericht zufolge, dass die Kirche nicht wichtig sei.
(Kathnet 21.06.2011)

75 Prozent der schwedischen Kirchenmitglieder glauben nicht an Jesus. Dies ergab eine Umfrage unter 10 000 Mitgliedern. Jonas Bromander von der schwedischen Kirche sieht kein Problem: "Das ist ein Resultat der Säkularisierung."
(Icenews 02.07.11)

Auch in einem der katholischsten Flecken der Erde, in Irland, geht die Majorität der Kirchenmitglieder nicht in die Kirche („because it is boring“ - watch 3:45-4:04)



2.)

Wir, die Atheisten, haben nun einmal die erheblich besseren Argumente.

Es scheint so zu sein, dass die wahrgenommene Bedrohung wohl auch daher rührt, dass die Ansichten der nichtreligiösen und säkularen Gruppen überzeugender sind. Bechman [Atheist Alliance International] fragte: Hält der christliche Glaube den vorgelegten Argumenten und Belegen einfach nicht stand? Schon die vor Jahrtausenden gegen den religiösen Glauben vorgelegten Argumente sind bis heute nicht effektiv von Apologeten der Religion und ihren Göttern widerlegt worden. Derweil sind sogar Bücher erschienen, welche die so bedrängten Gläubigen gegen einen „Angriff des säkularen Humanismus“ wappnen sollen. Stattdessen, so Bechham weiter, erhebe sich regelmäßig ein empörtes Getöse und der Versuch einer persönlichen Diskreditierung der Kritiker, bis Beobachter darüber die ursprünglich vorgebrachten Argumente vergessen haben. Vergleichbares war auch in Deutschland zuletzt gut zu beobachten, als der Entwurf eines kritischen Rundschreibens des SPD-Bundestagsabgeordneten Rolf Schwanitz anlässlich des von Kirchenpolitikern arrangierten Auftritts des katholischen Kirchenführers Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag in die Medien lanciert worden ist. Volker Kauder, Fraktionschef der Kirchenparteien CDU/CSU im Bundestag und ebenfalls bekennender Anhänger evangelikaler Organisationen, nannte das Dokument einen „Ausdruck von religiöser Intoleranz und politischer Unvernunft“, woanders wurde Schwanitz‘ Haltung als „Schande“ für die – derzeit ebenfalls von kirchlich gebundenen Politikern regierte – SPD verurteilt. Der Aufschrei von Bibelgläubigen erschreckte im Ergebnis viele der mit dem Rundbrief sympathisierenden Mandatsträger im Bundestag.
(Arik Platzek 30.06.2011)

5 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

So funktionieren organisierte Gruppen. Atheistmus ist der völlige Gegenpart zum Glauben. Er stellt alles infrage - sogar den Gläubigen selbst. Darum gehen alle Religionen gegen ungläubige vor. Man gibt vor, den Menschen etwas zu geben. Den Glauben an Gott. Und das endet dann auch nicht dort, wo es um die persönliche Freiheit geht.

Im Islam ist es ja heute noch weit verbreitet, Unglaubige zu verfolgen, zu unterdrücken und zu ermorden.Die Christen haben das auch ganz lange gemacht. Übriggeblieben ist die Angst der Menschen vor Ausgrenzung. Und die findet in Amerika nach wie vor offen statt. Wer sich nicht zur Masse bekennt, wird ausgegrenzt. Es wird als Makel dargestellt, nicht an Gott zu glauben. Genauso geht man gegen den Kommunismus und soziale Verbesserungen vor. Man betreibt offen eine Propaganda, die Kapitalistenfeindlich sind.

Atheisten lassen sich nicht einfach damit abspeisen, zu einem Gott zu beten, wenn man ihnen menschliche Rechte vorenthält. Rechte wie Gleichberechtigung und Gerechtigkeit. Und kommunisten sin ja der Erzfeind des Kapitals. In Amerika haben die Kapitalisten eine starke Lobby, die geben jede Idee agitiert, welche die Interessen der Bonzen stören könnten. Und da gehören Atheisten nunmal dazu.

Und wenn ein Obama die Arbeitgeber zu Sozialabgaben zwingen will, wird er zum Nazi diffamiert. Was mich irritiert, ist die Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit gegenüber solcher Tendenzen. So wirklich gegenan, geht da niemand mehr. Mir als Europäer, fällt da nur Edward R. Murrow ein und das wir die Freiheit jeden Tag neu erkämpfen müssen.

Man muss sich also vor Allem selbst, gegen eine solche Diffamierung stellen und die Herausfordern, welche sich solcher Methoden bedienen. Das ist vielen zu unbequem. Andere haben Angst, das zu verlieren, was man sich erarbeitet hat. Weitere sind zu schwach, um sich gegen solche Machenschaften zur Wehr zu setzen. Ich persönlich empfinde das oft als Opfer, mich mit solchen Affen auseinanderzusetzen. Am Ende, kämpft man ja auch für deren Freiheit.

Aber nur durch Mut oder Verzweiflung, kann man solche totalitären "Systeme" zerstören. Glaube an einen Gott oder JC ist absurd. Das Christentum ist auf Lügen gebaut. Dümmste noch dazu. Und das ist den Christen natürlich peinlich. Darum geht man gegen Atheisten an. Wenn sich der Atheismus erstmal etabliert hat und dieser erstarkt ist, steht man als bekannter Christ, ziemlich ausgegrenzt da.

Homer Simpson hat gesagt…

Nachtrag

Es soll natürlich heißen: Man betreibt offen eine Propaganda gegen die, welche kapitalismusfeindlich sind.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Also die Amerikaner habe ich diesbezüglich nicht recht durchschaut.
Die Religiosität ist zweifellos viel stärker und allgegenwärtiger als in Europa. Wer sich nicht als besonders fromm und Bibel-hörig gibt, hat grundsätzlich gar keine Chancen irgendein politisches Amt zu bekommen.

Andererseits gibt es ja auch viele bedeutende Atheisten in Amerika, die ordentlich Wirbel machen.
Und ich kann mir einfach kein Urteil darüber erlauben wie viele von den Amerikanern, die in Umfragen angeben, sie wären sehr gläubig, nicht doch nur aus gesellschaftlichem Druck in die Kirche gehen und sich in Wahrheit da langweilen.

Es gibt auch so verdammt viele unterschiedliche Zahlen über Atheisten in den USA.
Die haben ja auch keine Kirchensteuer und keine Kirchenmitgliedschaften im deutschen Sinne.
Da konvertieren ja auch so viele. Aber was bei uns ein Riesenakt ist, läuft in Amiland einfach so, daß man nicht mehr zur alten Kirche in den Gottesdienst geht, sonders es mal woanders versucht und dem neuen Pfaff locker anschließend sagt, „ich mach jetzt bei ihnen mit“

Echte klerikale Anarchos, diese Amis!

LGT

Homer Simpson hat gesagt…

Es gibt auch so verdammt viele unterschiedliche Zahlen über Atheisten in den USA.
Die haben ja auch keine Kirchensteuer...


Es geht ja mehr um dieses offene "Zurschaustellen" seiner Gläubigkeit. So betont, wirkt das ziemlich verlogen. Genauso erlebe ich die meisten Amerikaner. Je konservativer sich einer gibt, desto sicherer wird er mit einem Knaben erwischt.

Schau dir die Präsidenten an. Schau sie dir nur an! Das sagt ja alles. Da gibt es Schauspieler, Fummelträger, religiös-sadistische Alkohliker und Leute, die sich im Oval Office einen blasen lassen. Wenn das die Elite der USAner ist, dann sage ich als Atheist "god bless".

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Hatten wir ja auch schon oft:
je christlicher die Typen sind, desto eher denken sie, daß sie auch mal über die Stränge schlagen dürfen, weil sie ja eigentlich auf der „richtigen Seite“ stehen und Gott ihnen ja verzeiht.

Das ist ja sowieso das Schöne am Christentum, insbesondere am Katholizismus:
Die Beichte und die Göttliche Vergebung eignen sich so wunderbar als Kinderfickerrechtfertigung.
Da wird man ganz schnell sein schlechtes Gewissen los, ist wieder „rein“ und kann dann gleich über den nächsten Messdiener herfallen.

LGT