Das gefällt nicht jedem und ich gehöre zu den Gegnern einer Papstrede vorm Bundestag.
In loser Folge möchte ich bis September, neben den schon Genannten, weitere Argumente folgen lassen.
Für die erzkatholischen (und von Ratzi geliebten) Piusbrüder ist er das Hassobjekt Nummer eins: Jesuitenpater Klaus Mertes.
Der Chef des Berliner Canisius-Collegs habe die „Missbrauchs-Hoax“ losgetreten und nun stünde die heilige Katholische Kirche ungerechtfertigt unter Generalverdacht.
Es ist anzunehmen, daß der Papst das ähnlich sieht.
Immerhin war er über 20 Jahre der oberste Inquisitor des Vatikans und befahl als solcher unter Androhung schwerster Kirchenstrafen Kinderfickerfälle zu vertuschen.
Zwei der übelsten Massen-Kindervergewaltiger gingen straffrei aus, weil Ratzinger die Ermittlungen einstellte und die örtlichen Bischöfe anwies nicht tätig zu werden:
- Pater Murphy, der hunderte gehörlose Jungs anal penetriert hatte, sowie
- Priester Maciel Marcial Degollado, Gründer des einflussreichen Ordens "Legionäre Christi" hatte mindestens fünf Kinder von zwei Frauen und vergewaltigte darüber hinaus mehrere Dutzend (bis zu 100) Jungs.
Für andere Katholiken ist Mertes sowas wie ein Held, weil er endlich Licht in das widerliche Päderasten-Dunkel der katholischen Geistlichen brachte.
Held?
Die Sicht der Dinge kann ich nicht teilen.
Immerhin wußte der hochrangige Jesuit schon seit 15 Jahren, was katholische Geistliche Kindern angetan hatten und brachte dies auch schon mal intern zur Sprache.
Seine Kollegen fanden das aber nicht so toll und daher schwieg Mertes noch mal anderthalb Dekaden, in denen Priester weiterhin Kinder misshandeln konnten.
Mertes: Wenn ich ehemalige Schüler oder Verantwortliche darauf ansprach, stieß ich auf Schweigen - oder auf Aggression. Ich habe in meinem Orden bereits 1996 die Gerüchte über einen Pater angesprochen. Daraufhin hat mich ein inzwischen verstorbener Mitbruder so angebrüllt, wie ich noch nie in meinem Leben angebrüllt worden bin: "Ich weiß genau, was du willst. Du willst den Mitbruder nur fertigmachen."
(SPIEGEL-Gespräch, 25.07.2011)
Mertes räumt auch ein, schon vier Jahre bevor er an die Öffentlichkeit ging detaillierte Kenntnisse über die Vorgänge an Jesuitenschulen gehabt zu haben.
Aber auch nach den neuesten Vatikanregelungen zur Offenlegung von Kindersexfällen schwieg er.
Mertes: 2006, als ich das erste Papier bekam, in dem der Missbrauch eines anderen Paters erstmalig beschrieben wurde, war ich erschüttert. Ich hatte schlaflose Nächte und dauernd diese Bilder im Kopf, die mich in meine Träume hinein verfolgten: Jugendliche, die nackt ausgezogen und bis zu zwei Stunden durchgeprügelt wurden, mit Teppichklopfer, Peitsche und Gürtel.
(SPIEGEL-Gespräch, 25.07.2011)
Aber der Katholischen Führung gefällt es bis heute nicht, wenn ihre Sexopfer sich Gehör verschaffen und darüber sprechen, was Priester ihnen antun.
SPIEGEL: Der italienische Kardinal Angelo Sodano sagte mit Blick auf die Geschehnisse in Deutschland, das sei alles "Geschwätz des Augenblicks".
Mertes: Das ist unglaublich. Ich war fassungslos darüber, wie man so etwas sagen kann, und ich schäme mich bis heute für diesen Satz.
[…] Wir sind einige Schritte weiter, aber noch lange nicht am Ende. Ein Weihbischof hielt kürzlich anlässlich einer Kircheneinweihung eine Predigt, in der er über die deutsche Presse lamentierte: "Wir haben doch nun alles gemacht, selbst eine Entschädigung, jetzt sind sie immer noch nicht zufrieden." Dieses Gejammer wird stärker und verletzt die Hörer. Es ist unangemessen und gefährlich.
[…] Einer meiner Lehrer hat im vorigen Jahr bei einer Führung durch den Vatikan einem Kardinal gesagt, er komme aus dem Canisius-Kolleg in Berlin. Daraufhin wurde der Würdenträger ganz zornig und sagte, diesen Mertes müsste man aus der Kirche rausschmeißen. Doch damit kann ich leben. Schlimmer finde ich, dass Teile der Hierarchie kuschen vor diesen Schimpfern, aus Angst davor, selbst beschimpft zu werden. Es gibt Opportunismus in der Hierarchie gegenüber einer lauten, selbstgerechten Minderheit in der Kirche.
[…] Kürzlich predigte ein Priester vor einer Gemeinde in einer westdeutschen Diözese und sprach über Vergewaltigungen. Dabei behauptete er, dass die Frauen natürlich auch die Männer verführen würden. Daraufhin gingen einige Leute protestierend hinaus. Der Pfarrer rief ihnen nach: "Geht ruhig nach draußen, draußen wartet auf euch der Teufel!"
(SPIEGEL-Gespräch, 25.07.2011)
Jesuitenpater Mertes hat nun genug Staub aufgewirbelt.
Er wird demnächst an eine Jesuitenschule weit abseits der Hauptstadt im Schwarzwald eingesetzt.
Bei dem höhergestellten Klerus, den Bischöfen und dem Vatikan, gibt es beim Thema Sex mit Kindern immer noch die alte Ratzinger-Parole: Vertuschen, abstreiten und Verdrängen.
Der derzeit aktuellste Fall aus Salzgitter, zeigt mal wieder in aller Deutlichkeit, wie die Kirchenführung die Täter schützt und die Opfer im Stich läßt.
Skydaddy hat das in mehreren Blogeinträgen ausführlich aufgedröselt.
Daher ist es überflüssig die Fakten in meinen Worten zu wiederholen - man lese dies alles in Skydaddy‘s Blog nach.
Salzgitter: Pädophiler Priester nach kirchlicher Definition „nicht pädophil“
Experten mit Scheuklappen (2): Was steht in Gutachten über auffällige Priester?
Die Perfidie von Ratzingers Kirchenfürsten ist mal wieder nicht zu fassen.
Da wir uns inzwischen schon im Jahre Zehn nach der ersten ganz großen Welle der Kinderficker-Fälle der amerikanischen Katholischen Kirche befinden, kann man wohl mit Fug und Recht sagen, daß Herr Ratzinger einfach nicht gewillt ist diese Zustände in seiner weltweiten Perversen-Organisation zu ändern.
Ich finde es daher mehr als angebracht, daß die deutschen Bundestagsabgeordneten ihm öffentlich zeigen, was von einem Kindersex-Förderer zu halten ist. Nämlich nichts.
So einem Mann hört man jedenfalls nicht freundlich und aufmerksam zu - so wie sich das Bundestagsvizepräsident Thierse wünscht.
In den letzten 20 Jahren haben 2,5 Millionen deutsche Katholiken ihren Austritt aus dem Ratzingerverein erklärt.
Das ist eine Zahl, die Nahles, Schavan, Rösler, Kretschmann, Matussek, Thierse und Co schaudern läßt.
Ich finde allerdings die Tatsache, daß in Deutschland trotz all des Wissens um die vatikanischen Verbrechen immer noch 25 Millionen Menschen zahlende Mitglieder der RKK sind, wesentlich verstörender.
Allerdings regt sich auch bei den Treuesten der Getreuen Widerstand.
In einem der katholischsten Länder überhaupt, Irland, tobt justamente eine Auseinandersetzung, die über viele viel Jahrhunderte undenkbar gewesen wäre.
Der irische Premier Enda Kenny….
„hatte vergangene Woche im Parlament unter anderem gesagt, der Vatikan habe noch bis vor drei Jahren irische Bischöfe ermutigt, Missbrauch Minderjähriger durch Priester nicht anzuzeigen. Kenny bezog sich auf Vorgänge in der südirischen Diözese Cloyne, über die eine Regierungskommission am 13. Juli einen Bericht vorgelegt hat. Auf 341 Seiten untersucht der Cloyne-Report Missbrauchsvorwürfe zwischen 1996 und 2009. Es geht um 40 minderjährige Opfer und 19 beschuldigte Priester. Vorausgegangene Enthüllungen über das Ausmaß des Missbrauchs im Bereich der Kirche zwischen 1930 und 1990 haben Irland in den letzten Jahren schwer erschüttert und die Kirche des Landes in eine Krise gestürzt. Spätestens seit 2009 ist durch Untersuchungsberichte klar, dass viele tausend irische Kinder und Jugendliche durch Priester und in Einrichtung der Kirche Misshandlungen und sexuellem Missbrauch ausgeliefert waren - und die Kirche dies jahrzehntelang vertuschte. Mehrere Bischöfe sind in der Folge zurückgetreten. Der jetzt präsentierte Cloyne-Report stellt auch dar, dass die Diözese Cloyne nicht die vatikanischen Anweisungen für Missbrauchsfälle an die Bischöfe eingehalten hat.“
(SZ 27.07.2011)
Der Heilige Stuhl habe die Ermittlungen gegen beschuldigte Geistliche gezielt behindert; dies sei nicht vor Jahrzehnten geschehen, "sondern erst vor drei Jahren". Die Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Irland könnten "nicht mehr die alten sein", sagte Kenny in einer Parlamentsdebatte. Er betonte, der Missbrauchsbericht aus der Diözese Cloyne offenbare "das elitäre Denken, die Fehlfunktion, das Abgekoppeltsein und den Narzissmus, die den Vatikan beherrschten". Die irischen Abgeordneten warfen dem Vatikan in einer am gleichen Abend verabschiedeten Stellungnahme vor, er habe "die Richtlinien zum Schutz von Kindern untergraben".
[….] Laut der Tageszeitung "Irish Independent" (Freitag), forderte ein ranghoher Politiker der Regierungspartei Fine Gael, Martin Conway, den Rücktritt der gesamten Führungsriege der katholischen Kirche in Irland. Bereits am Mittwoch hatte der irische Ministerpräsident und Fine-Gael-Vorsitzende, Enda Kenny, auf ungewöhnlich scharfe Weise den Vatikan der Behinderung von Ermittlungen beschuldigt und eine Überprüfung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche angekündigt. Die "Vereinigung katholischer Priester" stellte sich hinter die Kritik Kennys am Vatikan. Schon bei der Berufung von Bischof John Magee, dem jetzt schwere Versäumnisse angesichts von Missbrauchsfällen vorgeworfen werden, an die Spitze der irischen Diözese Cloyne sei die Meinung der Priester in Rom ignoriert worden, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme. Die Vereinigung zählt nach eigenen Angaben 500 Mitglieder. Der Bischof der westirischen Diözese Killaloe, Kieran O'Reilly, sagte laut "Irish Independent", das Vertrauen zwischen Klerus und Gläubigen sei zerstört. "Man vertraute darauf, dass die Geistlichen das Richtige tun. Dieses Gefühl des Vertrauens ist nun gebrochen."
(Kathweb.at 22.07.2011)
Der politischen Schelte am Vatikan schloss sich auch Dublins Erzbischof Diarmuid Martin an. Es gebe Gruppen in der katholischen Kirche, die sich den Maßnahmen zum Schutz von Kindern widersetzten, sagte er. „Ich bin sehr enttäuscht und genervt.” Der scharfe neue Ton Dublins gegenüber Rom ist umso erstaunlicher, als das durchweg katholische Irland immer eines der Länder war, in denen der Staat sich Vorgaben der katholischen Hierarchie am willigsten fügte. In kaum einer anderen Nation hat die Kirche solchen Einfluss ausgeübt wie in den vergangenen neunzig Jahren in Irland. Noch heute wird zum Beispiel das vom Staat finanzierte öffentliche Schulwesen von der katholischen Kirche maßgeblich kontrolliert.
(Nachrichten.at, 23.07.2011)
Der Vatikan ist jetzt offiziell beleidigt und zog seinen „Botschafter“, Nuntius Giuseppe Leanza aus Dublin ab.
Die irische Regierung nannte den Rückruf «eine Sache des Heiligen Stuhles». Der Vatikan teilte mit, dass es eine ungewöhnliche Aktion sei, die den Ernst der Situation zeige. Der irische Aussenminister Eamon Gilmore hatte den päpstlichen Nuntius, Erzbischof Giuseppe Leanza, vor zwei Wochen zu sich zitiert und eine offizielle Stellungnahme des Vatikans gefordert. Wichtigstes Ziel des Rückrufs seien direkte Konsultationen mit dem Botschafter, um diese Stellungnahme vorzubereiten, hiess es aus dem Vatikan. Die Massnahme «schliesst jedoch ein gewisses Mass an Überraschung und Enttäuschung über gewisse exzessive Reaktionen nicht aus», sagte ein Sprecher vor Journalisten.
(NZZ.ch, 25.07.2011)
Wenn ein derart katholisches Land wie Irland sich so klar gegenüber Ratzinger verhalten kann, dann möchte ich wirklich mal wissen, wieso das weit säkularere Deutschland mit seinen gerade mal 30% Katholiken so sehr vor dem Papst kriecht und ihm zum Staatsbesuch im Bundestag den roten Teppich ausrollt.
Ich sage nein zu Päderastenprotektoren!
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