TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Montag, 23. Februar 2009

Zukunft

Den Tag hatten sich die drei US-Senatoren im abgedunkelten Raum 419 des Senatsgebäude auch angenehmer vorgestellt.
Dennis Blair, der neue US-Geheimdienstchef war mitsamt einer hochkarätigen Expertenrunde aus Think-Tank-Chefs, Professoren und Geheimdienstlern im altehrwürdigen Auswärtigen Ausschuss erschienen und ließ sich von John Kerry zur internationalen Lage befragen.
Die ZEIT berichtet, daß die Aussichten derart düster ausgemalt wurden, daß einer Senatorin glatt die Sinne schwanden. Und auch der nüchterne Kerry lernte, daß der internationale Terrorismus längst nicht mehr die größte Gefahr für die USA ist:

Island ist ruiniert und hoch verschuldet in Moskau, weil westliche Verbündete die Hilfe verweigerten. Russland winkt mit Geld und macht sich trotz sinkender Öl- und Gaspreise und schwindender Devisenreserven seine Nachbarn gefügig; Kirgistan zum Beispiel erhielt soeben eine Geldspritze und schließt im Gegenzug den amerikanischen Stützpunkt für Afghanistanflüge. Osteuropa befürchtet den Kollaps, weil seine Exportmärkte zusammenbrechen. Libyen rettet europäische Banken. EU und Euro stehen vor einer Zerreißprobe. Griechenland, Portugal, Italien, Spanien und Irland, meinten die Experten, könnten nicht mehr lange im europäischen Feld mithalten, Spaniens Arbeitslosigkeit sei bereits von acht auf 14 Prozent geschnellt und werde bis Ende des Jahres wahrscheinlich auf 18 Prozent steigen.

Die ultrastarken Volkswirtschaften in China, Japan und Korea schrumpften rapide und lösten einen weltweiten Hass auf Amerika, den Verursacher der Bankenkatastrophe aus.
Ein unüberschaubares Heer aus Hunderten Millionen Perspektivlosen, die für alle Formen des Extremismus anfällig wären, entstünde zur Zeit:

Das Erdbeben auf der Wall Street hat Pakistans kleine, aber wichtige Mittelschicht unter sich begraben. In Indien, in Ägypten, in Iran und im Gaza-Streifen wächst das Heer arbeitsloser junger Männer. Weltweit verschwinden gegenwärtig etwa 50 Millionen Jobs. Die Folgen, wurde den Senatoren erläutert, seien offenkundig: Extremismus, Hungeraufstände, Unterdrückung, alte und neue Kriege. In Kongo und Sri Lanka zum Beispiel seien die Kämpfe erneut wieder heftig aufgeflammt. Eine gutes Viertel aller Regierungen rund um den Globus sei bereits in Bedrängnis geraten. Im Angesicht des Volkszorns würden vielerorts Bürgerfreiheiten beschnitten. In Wladiwostok gehe Russlands Polizei schon seit Monaten brutal gegen Demonstranten vor, die gegen höhere Steuern für Importautos protestierten.

In diesem Szenario sind Gefahren durch Naturkatastrophen oder Psychopathen an Staatsspitzen, die womöglich mit Atombomben zündeln noch nicht einmal eingerechnet.

Und was nun?
Sollten wir uns alle gleich die Kugel geben, oder einfach in Kataplexie verfallen?

Kusch kann man ja bedauerlicherweise auch nicht mehr anrufen.

Da ich ein Posting nicht in grenzenlosem Pessimismus enden lassen möchte, kommt hier aber auch noch eine gute Nachricht:
Ja, es gibt sie noch, die Branche, die stetige Zuwächse verspricht und Arbeitsplätze schafft.
Und das sogar im Mutterland der Rezession; der USA.

Die privaten Gefängnisbetreiber können ihr Glück kaum fassen - spült ihnen der ökonomische Verfall doch Insassen-Massen zu.

Ohnehin sitzen in keinem Land der Welt auch nur annähernd so viele Menschen im Knast wie in den USA. Schon 2007 waren es rekordverdächtige 2,24 Millionen Menschen.
Das ist eine beunruhigend große Zahl. Noch dramatischer ist aber der Trend.

Zum Vergleich: China: 1,5 Mio bei 1,3 Mrd Menschen und Russland 880.000.
Pro 100.000 Amis sitzen 750 im Gefängnis (zum Vergleich: In Deutschland sind es 90)
Das lässt sich Amerika jährlich 60.000.000.000 $ kosten und nur ein lächerlicher Anteil von weniger als 5% wird für Rehabilitation, Resozialisierung und Weiterbildung verwendet.

Rigide Absurd-Gesetze, die Jugendliche für zehn Jahre hinter Gitter bringen, weil sie einvernehmlich Fellatio betrieben, oder erst recht das Kalifornische „Three-times-and-you-are-out“-Gesetz lassen die Gefängnisse anschwellen, wie einen Wal-Bauch im Heringsschwarm.

Eine Auswahl:

In Riverside, USA, dürfen sich Liebespaare nur dann küssen, wenn sie sich vorher mit karbolsaurem Rosenwasser die Lippen abgewischt haben.

In West-Virginia müssen ledige Paare, die zusammenleben und sich „lüstern miteinander vereinigen“ mit Gefängnis mit bis zu einem Jahr rechnen.

In Romboch, Virginia, ist Sex bei eingeschaltetem Licht gesetzeswidrig.

In North Carolina wird Oralsex als „Verbrechen wider die Natur“ betrachtet und mit drei Jahren Gefängnis geahndet.

Das Gesetz in Michigan schreibt fünf Jahre Gefängnis für Männer vor, die sich grob unanständig verhalten, indem sie masturbieren.

Texas sieht zwei gesetzliche Ausnahmen für Spanner vor: Männer über 50 Jahre und Einäugige dürfen dort wegen Voyeurismus nicht betraft werden.



In Amerika hocken 2.225 Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren mit LEBENSLÄNGLICHEN HAFTSTRAFEN ohne die Möglichkeit der Bewährung im Knast.
Die Vereinigten Staaten gehören zu den wenigen Ländern, in denen Jugendliche zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt werden können. Die internationale Konvention für die Rechte von Kindern, die von allen Staaten, außer den USA und Somalia, ratifiziert wurde, verbietet lebenslange Haft für Minderjährige.

Besonders abartige Fälle geistern hier auch durch die Medien, wie zum Beispiel der des Genarlow Wilson, der im Alter von 17 Jahren im US-Bundesstaat Georgia Oralsex mit seiner 15-jährigen Freundin hatte. Darauf stehen in Georgia zehn Jahre Haft. Nach zwei Jahren wollte ein Richter ihn jetzt freilassen - aber ein Staatsanwalt legte Widerspruch ein.
Er wird wohl die vollen zehn Jahre absitzen müssen.

Doppelt praktisch für die privaten Knast-Konzerne ist die Lage, da den Bundesstaaten die Steuereinnahmen fehlen, um selbst Gefängnisse zu bauen.

Dreifach praktisch ist zudem, daß es in privaten Knästen nur auf die Verwahrungskosten ankommt und daher Konzepte wie Resozialisierung, Drogenentzug und Weiterbildung keine Rolle spielen. Gefangene haben billig verwahrt zu sein - da ist eine extrem hohe Rückfallquote garantiert!

Vierfach praktisch, daß nun immer mehr „Illegale Immigranten“ als Kunden gewonnen werden. Verrichteten diese früher Arbeiten, für die sich der Durchschnittsami bisher zu schade war, drückten die Behörden alle Hühneraugen zu. Das ist nun vorbei:
Der Kongress in Washington hat die Mittel für die Internierung von Immigranten in der vergangenen Legislaturperiode verdoppelt. Indirekt ist das ein Resultat der Rezession.

Glück muß man haben und so herrscht Goldrauschstimmung pur bei Konzernen wie der CCA (Corrections Corporation of America, the nation’s industry leader of privately-managed corrections solutions for federal, state and local government.)

Kaliforniens Regierungschef Arnold Schwarzenegger hat daher bereits begonnen, Tausende Häftlinge in private Gefängnisse in Arizona, Mississippi und anderen Bundesstaaten überführen zu lassen. Die staatlichen Strafanstalten waren so überfüllt, dass hunderte Gefangene in Sporthallen schlafen mussten.

Da wird es kein Problem sein die Kapazität der CCA auszunutzen.
CCA houses approximately 75,000 offenders and detainees in more than 60 facilities, 44 of which are company-owned, with a total bed capacity of more than 80,000.

Die Cornell Companies, Inc wird sicher bald anbauen müssen.
CC provides a continuum of care to adults and juveniles in institutional, residential, community-based and outpatient settings. Our broad array of services are provided in a structured, safe and secure environment. The Company has 71 facilities in 15 states and the District of Columbia with a total service capacity of 18,550.

Ein besonderes Schmankerl zum Schluß:
In der CC-Selbstbeschreibung heißt es unter anderem:

The adults and juveniles placed in our care have the best opportunity for personal change when they are treated with dignity and respect.

LOLOLOLOL

NACHTRAG:

Mein Dank gilt “Nordstern”, der mich auf einen Telepolis-Artikel von Florian Rötzer aufmerksam machte, der beschreibt, wie zwei Richter in Pennsylvania zunächst dafür sorgen, daß private Jugendgefängnisse gebaut wurden und diese dann gegen Millionen-Schmiergelder mit Insassen versorgen, indem sie Tausende Jugendliche wegen Bagatellen verurteilten.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Guter Artikel!

Mark Fiore hat die amerikanische "Gefängniskultur" übrigens so auf den Punkt gebracht:

http://www.markfiore.com/thanks_toughin

Der globale Trend wiederum ist offensichtlich: weniger Demokratie. Wir haben das Ende des "Kommunismus" erlebt und wenn es so weitergeht, das der Demokratie auch noch.

Der Nordstern.

Anonym hat gesagt…

Oh, ganz vergessen, die kapitalistische "Logik" ist schon längst in die nächste Runde gegangen:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29778/1.html

Ich warte dbzgl. nur noch auf den Moment, wo unsere habgier-geisteskranken Politicos der Justiz und Exekutive Quoten auf's Auge drücken. Bei den Richtern wollte man das ja schon durchziehen.

Der Nordstern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Danke Nordstern für den Link - leider geht mein Videoplayer immer noch nicht.
Ich werde das aber bookmarken und bei nächster Gelegenheit ansehen.

Den Rötzer-Artikel über die Richter Mark A. Ciavarella Jr. und Richters Michael T. Conahan kannte ich noch gar nicht.

Donnerschlach!
Ja, das kommt dabei raus - im „land oft he free“.
Ich fasse es nicht.
Ich muß das gleich noch mal in mein Posting reinsetzen - da kann man mal sehen:
Ich traue der Welt ja schon allerlei Schlechtigkeit zu, werde aber doch immer wieder von der Realität überrascht.

LG
T