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Dienstag, 3. Februar 2009

Zeichen setzen.

Ökonomisch und weltpolitisch bedeutend sind vor allem die großen Länder der Erde.
Wenn Volkswirtschaften wie China oder Amerika husten, schüttelt es die ganze Welt.
Kleine Länder haben dafür international betrachtet pro Einwohner erheblich mehr Bedeutung.
Sie können Zeichen setzen.

Es gibt Negativbeispiele.

Da ist der Vatikan, der dies im Moment vorexerziert.
Der Winzstaat mit der besonders winzigen Moral zeigt dem Rest der Welt gerade seine braune Kehrseite, indem er die naziphilen, homophoben, allodoxaphoben, cherophoben, enissophobischen, eurotophoben, genophoben, hamartophoben, kaligynephoben, kolpophoben, menophoben, peccatophoben, peladophoben, prosophoben, stygiophoben, wiccaphoben und antisemitischen Piusbrüder zurück an seine Brust zerrte.
So macht er sich zum weltweit verchteten Paria des Weltethos.

Es gibt Positivbeispiele.

Da ist Island, das eine funktionierende Demokratie vorexerzierte.
Die alte Regierung war wie so viele andere auch dem Finanzwahn verfallen und verspekulierte Milliarden. So machten es auch hierzulande geistig weggedämmerte Politiker - insbesondere von der CSU.
Zig Milliarden verschwanden in Staatsbanken, in denen Aufsichtsräte, wie Erwin Huber, Michel Glos oder Michael Freytag paralysiert ihre Tantiemen einstrichen.
Der deutsche Wähler zieht nur leider keine Konsequenzen, sondern beschäftigt sich damit DSDS und Barbara Salesch zu gucken, während die Unions-Geldvernichter weiter in ihren Ämtern hocken und sich in Umfragehöhen sonnen.
Das läuft in Island anders:
Der alte Regierungschef Geir H. Haarde wurde mit Demonstrationen aus dem Amt gejagt und stattdessen ist nun Johanna Sigurdardottir Chefin.
Die 66-Jährige Sozialdemokratin ist in Island außerordentlich beliebt, es heißt sie verkörpere Solidarität und all die guten Werte Islands von vor dem Finanzboom.
According to an opinion poll undertaken by Capacent Gallup in December 2008, Jóhanna Sigurdardóttir is the most popular minister—73 percent of respondents said they were satisfied with her work. Sigurdardóttir is also the only minister whose popularity had increased compared to a similar poll undertaken in December 2007.
(Iceland Review)
International konnte es sich kaum ein Kommentator verkneifen, daß die zuweilen als „heilige Johanna“ verehrte neue Premierministerin damit die weltweit erste homosexuelle Regierungschefin ist. Immerhin ist schwul/lesbisch zu sein in 83 Ländern verboten und teilweise mit der Todestrafe belegt.
Sigurdardóttir ist seit 2002 mit der 54-jährigen Autorin Jonina Ledsdottir verheiratet.
Ja, auch Amerika wählte ein Novum, den ersten schwarzen Potus - aber das war auch immer ein Riesenthema, obwohl Rasse, Geschlecht, religiöse Überzeugungen oder sexuelle Vorlieben allesamt absolut irrelevant für die Eignung als Regierungschef sind.
Das Sympathische an den Isländern ist, daß sie sexuelle Orientierung tatsächlich nicht die geringste Rolle spielt.
Die Frage ob „so jemand“ Regierungschefin werden kann, soll, darf, stellt sich erst gar nicht.

So verkörpert die kleine liebenswerte Insel die Normalität des 21.Jahrhunderts, indem etwas kein Thema ist, während der 3271 Kilometer weiter südlich gelegene Vatikanstaat unter Zerschlagung möglichst viel Porzellans seinen Weg zurück ins finstere Mittelalter angetreten hat.

Ratzi setzt extra Themen, die keine sein sollten.

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