Samstag, 14. Februar 2009
Etiketten
Image ist alles und Wirtschaft ist Psychologie.
Wird eine Marke oder ein Produkt erst einmal richtig negativ konnotiert, wird es sehr teuer und anstrengend für die PR-Abteilungen die Kunden wieder positiv zu stimmen.
Shell kann davon zum Beispiel ein Lied singen, nachdem der Milliardenkonzern 1995 mit der geplanten Brent-Spar-Versenkung im Atlantik einen weltweiten Image-SuperGAU erlebte.
Nokia ist ein anderes Beispiel.
2008 wurde das „Aus“ für das Werk in Bochum verkündet. Man wollte den Standort aus Kostengründen aufgeben und stattdessen in Rumänien fertigen. 2.300 Mitarbeiter flogen raus, nachdem die Firma 88 Mio Euro Fördergelder von der Rüttgers-Regierung erhalten hatte. Nahezu gleichzeitig verkündete die Konzernspitze das Geschäftsjahr 2007 mit einem Rekordgewinn von 7,2 Milliarden Euro abgeschlossen zu haben.
Das Betriebsergebnis in Bochum betrug 134 Millionen Euro Gewinn (pro Mitarbeiter 90.000 Euro) im Jahre 2007.
So ist das im Kapitalismus.
Friedrich Merz brachte ebenfalls zeitlich passend sein Buch „Mehr Kapitalismus wagen“ heraus und auch der neue Wirtschaftsminister von und zu Guttenberg singt diese Melodie:
"Umsetzung freimarktwirtschaftlicher Themenkomplexe" und "Freie Marktwirtschaft" wären seine Überzeugungen.
Dazu flirtete er ungeniert mit Guido Westerwelle, der ihm zum Amtsantritt ein Buch über Ludwig Ehrhardt schenkte.
Nokias PR-Abteilung hat dennoch so einiges zu tun im Lande der Westerwelle- und Guttenberg-Begeisterten.
Nach dem Beschluss von Bochum lagen die Handy wie Blei in den Regalen, der Marktanteil sank von 44 auf 36%.
Image ist eben doch viel wert.
So eine teure PR-Wiederaufpolierungsaktion kann man übrigens auch recht billig haben.
Der 1981 stillgelegte britische Nuklearkomplex Windscale an der Irischen See stümperte von Panne zu Panne.
Der Uralt-Brutreaktor aus den 50er Jahren stellte das Plutonium für die britischen Atombomben her.
1957 gab es dort den bis Tschernobyl schwersten GAU.
Die dortigen Atomtechniker debakulierten dermaßen, daß der Name „Windscale“ zum Synonym für die Unzuverlässigkeit der Atommafia (Eigentümer: United Kingdom Atomic Energy Authority) wurde.
Was also machen mit so einem steingewordenen PR-Inferno?
Da könnte man entweder die Technik generell überdenken und/oder Milliarden in Sicherheit investieren.
Oder aber man scheißt auf Umwelt und Verantwortung, will weiterhin Geld scheffeln und sieht eben zu, daß möglichst nicht die eigenen Kinder im Umkreis von 1000 Kilometer wohnen.
Letzterer Methode bediente man sich, indem man die lecke Plutoniumschleuder schlicht umbenannte.
Während bei weniger brisanten Produkten (Raider --> Twixx) viel Geld ausgegeben werden muß, um dem Publikum das neue Etikett bekannt zu machen, war das im Falle Windscale gerade unerwünscht und so firmierte das Ungetüm ab 1981unter dem jungfräulichen Namen Sellafield.
Neues Etikett, selber Inhalt, Problem gelöst.
Die Chuzpe zu glauben, daß man die Welt mit einer einfachen Umbenennung verarschen kann, läßt schon Rückschlüsse auf das Ticken der Hirne zu.
Kennt jemand eigentlich die Firma „Xe“ (ausgesprochen Sii)?
Klingt doch irgendwie ganz neutral.
Aber modern, technisch, antiseptisch. Könnte eine koreanischen Software-Firma sein, oder ein Klimaanlagenhersteller aus Taiwan?
„Xe“ ist aber weit weniger harmlos. Dahinter verbirgt sich der Milliardenkonzern BLACKWATER, der Lieblingsladen von Dick Cheney, Donald Rumsfeld und George Bush.
Unter der Bush-Präsidentschaft war der Tötungskonzern mit Steuermilliarden aufgepäppelt und steinreich geworden - insbesondere natürlich im Irak, der eine pure Goldgrube für Blackwater wurde.
Die erst 1997 von dem Ex-Seal David Prince geründete Söldnerfirma, Motto: „erst schießen, dann fragen“, entwickelte sich Dank der Bush-Kriege zu einer wahren Geldruckmaschine.
Man vermutet einen Milliarden-Umsatz mit einer Profitspanne von zehn Prozent.
Der Stern GWBs ist inzwischen untergegangen und Blackwaters Image ist durch wildes Geballere seiner Angestellten auf Zivilisten im Irak ebenso gründlich ruiniert.
Gestern also teilte die Konzernspitze mit, daß man sich ab sofort „Xe“ nenne.
Das besonders berüchtigte Blackwater Lodge & Training Center, das für die meisten Auslandseinsätze und die Ausbildung zuständige Tochterunternehmen, heißt künftig U.S. Training Center Inc.. Im Januar hat die irakische Führung angekündigt, sie werde die Lizenz für Blackwater zum Schutz von Diplomaten nicht erneuern, wenn diese im Mai ausläuft.
So berichtet ABC:
The scandal-ridden security firm Blackwater USA is officially changing its name effective immediately as the company moves to rebrand itself after being fired last month by the State Department from its job protecting diplomats in Iraq.
Ob das auch für „Xe“ gilt?
Erfährt Robert Gates von der Vergangenheit des nun einen Tag alten Söldnerkonzerns „Xe“?
Verarschen leicht gemacht - wie sich die Bilder gleichen.
Wird eine Marke oder ein Produkt erst einmal richtig negativ konnotiert, wird es sehr teuer und anstrengend für die PR-Abteilungen die Kunden wieder positiv zu stimmen.
Shell kann davon zum Beispiel ein Lied singen, nachdem der Milliardenkonzern 1995 mit der geplanten Brent-Spar-Versenkung im Atlantik einen weltweiten Image-SuperGAU erlebte.
Nokia ist ein anderes Beispiel.
2008 wurde das „Aus“ für das Werk in Bochum verkündet. Man wollte den Standort aus Kostengründen aufgeben und stattdessen in Rumänien fertigen. 2.300 Mitarbeiter flogen raus, nachdem die Firma 88 Mio Euro Fördergelder von der Rüttgers-Regierung erhalten hatte. Nahezu gleichzeitig verkündete die Konzernspitze das Geschäftsjahr 2007 mit einem Rekordgewinn von 7,2 Milliarden Euro abgeschlossen zu haben.
Das Betriebsergebnis in Bochum betrug 134 Millionen Euro Gewinn (pro Mitarbeiter 90.000 Euro) im Jahre 2007.
So ist das im Kapitalismus.
Friedrich Merz brachte ebenfalls zeitlich passend sein Buch „Mehr Kapitalismus wagen“ heraus und auch der neue Wirtschaftsminister von und zu Guttenberg singt diese Melodie:
"Umsetzung freimarktwirtschaftlicher Themenkomplexe" und "Freie Marktwirtschaft" wären seine Überzeugungen.
Dazu flirtete er ungeniert mit Guido Westerwelle, der ihm zum Amtsantritt ein Buch über Ludwig Ehrhardt schenkte.
Nokias PR-Abteilung hat dennoch so einiges zu tun im Lande der Westerwelle- und Guttenberg-Begeisterten.
Nach dem Beschluss von Bochum lagen die Handy wie Blei in den Regalen, der Marktanteil sank von 44 auf 36%.
Image ist eben doch viel wert.
So eine teure PR-Wiederaufpolierungsaktion kann man übrigens auch recht billig haben.
Der 1981 stillgelegte britische Nuklearkomplex Windscale an der Irischen See stümperte von Panne zu Panne.
Der Uralt-Brutreaktor aus den 50er Jahren stellte das Plutonium für die britischen Atombomben her.
1957 gab es dort den bis Tschernobyl schwersten GAU.
Die dortigen Atomtechniker debakulierten dermaßen, daß der Name „Windscale“ zum Synonym für die Unzuverlässigkeit der Atommafia (Eigentümer: United Kingdom Atomic Energy Authority) wurde.
Was also machen mit so einem steingewordenen PR-Inferno?
Da könnte man entweder die Technik generell überdenken und/oder Milliarden in Sicherheit investieren.
Oder aber man scheißt auf Umwelt und Verantwortung, will weiterhin Geld scheffeln und sieht eben zu, daß möglichst nicht die eigenen Kinder im Umkreis von 1000 Kilometer wohnen.
Letzterer Methode bediente man sich, indem man die lecke Plutoniumschleuder schlicht umbenannte.
Während bei weniger brisanten Produkten (Raider --> Twixx) viel Geld ausgegeben werden muß, um dem Publikum das neue Etikett bekannt zu machen, war das im Falle Windscale gerade unerwünscht und so firmierte das Ungetüm ab 1981unter dem jungfräulichen Namen Sellafield.
Neues Etikett, selber Inhalt, Problem gelöst.
Die Chuzpe zu glauben, daß man die Welt mit einer einfachen Umbenennung verarschen kann, läßt schon Rückschlüsse auf das Ticken der Hirne zu.
Kennt jemand eigentlich die Firma „Xe“ (ausgesprochen Sii)?
Klingt doch irgendwie ganz neutral.
Aber modern, technisch, antiseptisch. Könnte eine koreanischen Software-Firma sein, oder ein Klimaanlagenhersteller aus Taiwan?
„Xe“ ist aber weit weniger harmlos. Dahinter verbirgt sich der Milliardenkonzern BLACKWATER, der Lieblingsladen von Dick Cheney, Donald Rumsfeld und George Bush.
Unter der Bush-Präsidentschaft war der Tötungskonzern mit Steuermilliarden aufgepäppelt und steinreich geworden - insbesondere natürlich im Irak, der eine pure Goldgrube für Blackwater wurde.
Die erst 1997 von dem Ex-Seal David Prince geründete Söldnerfirma, Motto: „erst schießen, dann fragen“, entwickelte sich Dank der Bush-Kriege zu einer wahren Geldruckmaschine.
Man vermutet einen Milliarden-Umsatz mit einer Profitspanne von zehn Prozent.
Der Stern GWBs ist inzwischen untergegangen und Blackwaters Image ist durch wildes Geballere seiner Angestellten auf Zivilisten im Irak ebenso gründlich ruiniert.
Gestern also teilte die Konzernspitze mit, daß man sich ab sofort „Xe“ nenne.
Das besonders berüchtigte Blackwater Lodge & Training Center, das für die meisten Auslandseinsätze und die Ausbildung zuständige Tochterunternehmen, heißt künftig U.S. Training Center Inc.. Im Januar hat die irakische Führung angekündigt, sie werde die Lizenz für Blackwater zum Schutz von Diplomaten nicht erneuern, wenn diese im Mai ausläuft.
So berichtet ABC:
The scandal-ridden security firm Blackwater USA is officially changing its name effective immediately as the company moves to rebrand itself after being fired last month by the State Department from its job protecting diplomats in Iraq.
Ob das auch für „Xe“ gilt?
Erfährt Robert Gates von der Vergangenheit des nun einen Tag alten Söldnerkonzerns „Xe“?
Verarschen leicht gemacht - wie sich die Bilder gleichen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Hi Tammox,
das mit der Fa. Shell hat sich tief in mein Bewusstsein eingeprägt. Es ging um einen Regimekritiker in Nigeria, welcher mehr oder weniger indirekt durch Shell-Geschäftspartner liquitiert wurde.
Die Großkonzerne dürfen sich mit der Rückendeckung der Regierungen fast alles erlauben.
Mir fällt z. B. die Fa. Semperit ein, welche die Drahtreifen erfunden hat. Wurde doch von einem Deutschen Reifenhersteller billigst (1 ÖS) aufgekauft und dann ausgeschlachtet. Jetzt wird scheinbar dieser Deutsche Reifenhersteller übernommen von einem anderen Unternehmen, welches zuerst das Geld für die Übernahme zusammenkratzen muss. Noch dämlicher geht es wohl nicht.
Hi WL,
Shells schändliches Verhalten in Nigeria war ja schon vor der Brent-Spar-Sache im Grunde genommen bekannt. Nur, daß sich die Deutsche Öffentlichkeit eben nicht so sonderlich für die Vorgänge in Afrika interessiert.
Wenn da mal 800.000 Tutsi in Ruanda innerhalb von Wochen abgeschlachtet werden (1994), ist das hier kaum der Rede wert.
Im Ostkongo sind über FÜNF MILLIONEN Menschen von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet gemetzelt worden.
Das findet man hier also auch nicht weiter störend. Aber bei der Brent Spar gab es eine gelungene Greenpeace-PR-Kampagne und jeder mag doch das Meer und all die süßen Robbenbabies und Delphine gerne…..
Übrigens habe ich gerade das SPIEGEL-Titelbild von übermorgen angesehen:
„Die Schamlosen. Milliarden-Prämien für Banker“
Offenbar ist Empörung durchaus da. Wenn der Deutsche Urnenpöbel es nun noch schaffte das ein bißchen in Wahlergebnisse umzusetzen, könnte es für solche raffgierigen Figuren à la Schaeffler doch noch etwas ungemütlicher werden.
Allein, mir fehlt der Glaube…
Da waere auch der 'Etiketten-Schwindel' von -Verfassung zum Vertrag- erwaehnenswert, der 500Mill. Europaeer an der Wahl ueber ihre Zukunft hindern soll.
Die 'Idee dazu wurde ganz 'ehrlich und oeffentlich, damals von Blair, verauessert. (April 07)
" Premier Blair hält es für unnötig, die Briten über die geplante EU-Reform abstimmen zu lassen. Er drängt vielmehr auf eine Einigung unter den Mitgliedern bis Ende Juni."
"Das britische Referendum sei nicht mehr nötig, weil es sich bei den Vertragsänderungen nicht mehr um eine «Verfassung» handele."
Merkels Reflex: "Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte das Eintreten Blairs für eine rasche Einigung."
http://www.netzeitung.de/spezial/europa/621170.html
Wohl weniger in den Medien erwaehnt, hatte Blairs Draengen auch einen Hintergrund.
Seine Englaender hatten ihn gerade 2 Monate zuvor mit einer grandiosen Petition an die Wand genagelt.
Da diese Petition das vielfache der erforderlichen Stimmen erbrachte, war Blair gezwungen oeffentlich Stellung zu beziehen.
Peinlich!!... und Lehrreich
J.
Hallo Jake.
Hier muß ich allerdings grundsätzlich zu bedenken geben, daß ich mit Plebisziten immer so meine Probleme habe.
Wie sollen denn bitte schön 300 Millionen Leute über eine Verfassung abstimmen?
Es ist ja schließlich so, daß die Wähler schon bei simpelsten Entscheidungen - ob man zum Beispiel das Kreuz bei der CDU, SPD, FDP, oder den Grünen machen sollte - hoffnungslos überfordert sind.
Und wenn sie gewählt haben, wissen sie gar nicht welche Regierung da sitzt.
Bis auf weniger Ausnahmen sind die meisten Minister dem Gros der Bevölkerung vollkommen unbekannt.
Selbst über Jahre heiß diskutierte Themen, wie das Für und Wider von Bürgerversicherung und Kopfpauschale sind den Deutschen nach wie vor ein völliges Rätsel. Dabei handelt es sich gar nicht um irgendwas Abstraktes, sondern sehr konkret um ihrer eigene Gesundheit.
Daß also einen Wahlvolk aus Millionen in der Lage sein sollte kollektiv etwas so kompliziertes wie eine Verfassungsschrift zu verstehen, halte ich für unmöglich.
Ich halte es sogar für unmöglich, daß mehr als ein Prozent der Europäer den Text überhaupt lesen.
Die bisher gelaufenen Abstimmungen über die EU - beispielsweise in Frankreich, Irland und Dänemark sind nach allem, was man weiß auch nicht von Rationalität bestimmt.
Deutschland hätte heute noch nicht den Euro, wenn man das Volk gefragt hätte, ob es auf seine D-.Mark verzichten will.
Der Grund für die DM-Vorliebe der Deutschen, dürfte dabei so gut wie keine ökonomischen Grundlagen haben, sondern aus einem diffusen Gewohnheitsdenken vermischt mit nationaler Überheblichkeit herrühren.
Im Jahr 2009 wären wir jetzt ökonomisch ganz am Arsch, wenn wir noch die DM hätten - mit den schlechtesten Wirtschaftsdaten in ganz Europa (Minus 2,1 % BIP) würden uns in Dollar und Euro zu bezahlenden Importe komplett die Hosen ausziehen.
Glücklicherweise hat also niemand hierzulande das Volk gefragt.
Manchmal ist es schon besser bei solchen Entscheidungen die Volksvertreter vorzuschicken.
Noch besser wäre es natürlich, wenn man deshalb weniger korrupte Flachpfeifen in die Parlamente schickte - aber das steht auf einem anderen Blatt.
LG
T
Kommentar veröffentlichen