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Freitag, 13. Mai 2011

Der Held des Tages - Teil III

Re-Post von Donnerstag:

Wer immer noch nicht daran glaubt, daß Deutschland ein völlig ramponiertes Schulsystem hat, welches jährlich PISA-Krüppel und dazu noch rund 70.000 Jugendliche ganz ohne Abschluß ausspuckt, muß nur mal für ein paar Minuten in die aktuelle Big-Brother-11- Staffel gucken.

Vor ein paar Tagen passierte mir dieser unverzeihliche Fehler und bescherte mir nächtelang Alpträume. Man fasst es ja nicht zu welchen Höhenflügen der Debilität komplett Enthirnte vor den RTL-II-Kameras fähig sind.

Nun erzeugt aber jeder Trend einen Gegentrend.
Daß Schnarchnase Schavan für das deutsche Schulsystem ungefähr so hilfreich ist wie ein Kanister Benzin beim Waldbrand, hat sich rumgesprochen.
Wer seinen eigenen Nachwuchs nicht mit dem Zentnerschweren Bremsklotz der Regelschule ins Erwachsenenleben starten lassen will, muß die Flucht ergreifen.
Flucht zu den boomenden Privatschulen; am besten aber Flucht ganz raus aus Deutschland. Alle paar Wochen gibt es deswegen im Fernsehen Reportagen über deutschen Schüler auf englischen Privatschulen und Internaten.

„Privatschulen sind im Trend. Wer es sich leisten kann, entflieht dem deutschen Schulsystem, überfüllten Klassen, überforderten Lehrern. Großformatige Anzeigen weisen entnervte Eltern auf Alternativen hin: "Schicken Sie Ihr Kind doch ins Mutterland aller Privatschulen, nach England!" Dort wird Gemeinschaftsglück in traditionsreichen Schulen und eine künftige internationale Karriere verheißen, in Zeiten der Globalisierung mache sich ein englisches Internat gut im Lebenslauf des Sprösslings. Dank guter Englischkenntnisse stünden Sohn und Tochter die Welt offen. Nützliche Verbindungen fürs Leben könnten geknüpft, Freundschaften mit Kindern arabischer Scheichs oder russischer Tycoons gepflegt werden.“
(Aus Rita Knobel-Ulrichs Reportage
„Lernen wie Harry Potter“)

Wessen Eltern nicht über das nötige Kleingeld verfügen, hat natürlich Pech.
Dann bleibt doch nur Hauptschule in Deutschland.

Ist Papi aber Millionär, werden die Weichen schon durch die Auswahl der Schule auf Karriere und Elite gestellt.

Ich bin kein Experte für englische Colleges und wage zu bezweifeln, ob mir in dem Alter der Drill, die Einheitskleidung und die fehlende Privatsphäre zugesagt hätten.

Ganz unbestreitbar ist aber die individuelle Förderung solcher Eliteschüler um Dimensionen besser, als in Deutschland.
So formt man Eliten.
Denn nur weil Papi Geld hat, ist der kleine Sohn noch lange nicht intelligenter als Hartz-IV-Kevin aus Berlin-Marzahn.
Aber bei Klassengrößen von vier Schülern pro Lehrer, sowie Aufsicht und Anleitung rund um die Uhr, holt man natürlich das Maximum heraus.

Ein 14-Jähriger Sohn einer Bekannten ist seit Anfang des Jahres auch in einem solchen Internat. Die Mutter hat sich anfangs die Augen ausgeheult, weil ihr Junge ein ausgesprochen zartes und sensibles Kerlchen ist. Immer wieder hat sie ihm eingeschärft, sie würde ihn jederzeit zurück nach Hause holen, wenn er es nicht mehr aushalten könne.

Es passierte aber das, was keiner im Elternhaus erwartete; inzwischen ließ der Kleine zwei Gelegenheiten über das Wochenende nach Hause zu fliegen verstreichen, weil er sich derartig wohl fühlt in seiner neuen Umgebung, daß er Hamburg schon vergessen hat.
Für die Eltern ist es durchaus beeindruckend in welch rasender Geschwindigkeit die eigene Leibesfrucht selbstständiger, selbstbewußter und nebenbei polylingual wird.

Der Drill scheint sich übrigens in Grenzen zu halten. Die Jungs haben durchaus ihren Spaß und die Hauslehrer sind nicht die strengen Sadisten, die man aus Romanen kennt.
Im Gegenteil; Strafen bei Regelübertretungen sind Verhandlungssache.

Es gibt nur eine Sache, bei der die Hausordnung päpstlicher als der Papst ist: Sex!
Werden zwei Jungs zusammen unter der Bettdecke erwischt, bei „Dingen, die Ehepaaren vorbehalten sind“, gibt es augenblicklich einen Schulverweis.
Die Hysterie scheint gigantisch zu sein; zu viele Klischees über schwule britische Erziehungsanstalten wabern durch die Welt.
„Wiedersehen in Brideshead“, „History Boys“, „Maurice“ und „Another Country“ lauten ein paar Filmtitel, die jeder sofort mit englischen Internaten assoziiert und in denen wie selbstverständlich homosexuelle Handlungsstränge vorkommen.

Im Lichte dieser latent homohysterischen Atmosphäre, nenne ich nach
Mika Brzezinski und Hartmut Zapp mal wieder einen „Held des Tages“.

Er ist erst 12 Jahre alt, heißt Chris Whitehead und geht im ostenglischen „Impington Village College“ zur Schule.
Chris hat ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und streitet mutig gegen Diskriminierungen.
Zu europaweiter Aufmerksamkeit verhalf ihm sein gewitzter Protest gegen die strenge Schuluniform-Regelung, die Jungs unter allen Umständen kurze Hosen verbietet - egal wie heiß es draußen wird.
Im Kampf gegen die Beschränkung seiner Beinfreiheit fand Chris ein Schlupfloch: Einen Rock.

Bei der morgendlichen Versammlung der rund 1300 Schüler seiner Schule in der Nähe von Cambridge im Osten Englands begründete Chris Whitehead seine Kleiderwahl damit, dass er sich als Junge diskriminiert fühle, wie die britische Tageszeitung "The Daily Telegraph" am Mittwoch berichtete. "Die Mädchen dürfen im Sommer Rücke tragen, die Jungen aber keine kurzen Hosen", sagte Whitehead vorwurfsvoll.
(
AFP 11.05.11)

Da er es im Sommer an den Beinen ähnlich luftig wie die Mädchen bevorzugt, erschien auch er im Rock zum Unterricht.
Das war nicht nur Chuzpe, sondern auch unerwartet erfolgreich.

Auf dem Schulweg wurde Whitehead nach Angaben der Zeitung von zahlreichen Mitschülern aus seinem Dorf Impington begleitet, die auf Transparenten eine Neuregelung der Kleiderordnung forderten. Whiteheads Mutter Liz sagte dem Blatt, sie sei "sehr stolz" auf ihren Sohn, weil er "seine Überzeugungen" verteidige. Sein Schuldirektor Robert Campbell verwies hingegen darauf, dass die vorgeschriebenen Schuluniformen sich in der gesamten Region ähnelten. "Chris ist ein brillanter Schüler, er will später in die Politik gehen und hat klare Prinzipien", fügte er jedoch anerkennend hinzu.
(
AFP 11.05.11)




5 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

Held des Tages? Ein Eliteschüler? WÜRG^10 !

Schlimm genug, dass es solche Unis gibt, an denen Reiche ihre Sprösslinge zu seelenlosen Führern erziehen lassen können. Wenn mal einer dort eine kleine Freiheit erkämpft, wird das gefeiert, als wenn er den Hunger in der 3.Welt besiegt hätte. Auch das gehört zur Erziehung. Kein Wunder, dass die da völlig abdrehen und meinen, ihnen stehe von Haus aus ein Nobelpreis zu.

Man hätte das einfach ignorieren sollen. Damit wäre der Sache dann auch angemessene Aufmerksamkeit zuteil geworden. Da geht es ja nicht um echte Freiheit. Da geht es um die Kleiderordnung einer Eliteschmiede. Lächerlich ist das!

Wenn er den Laden eingeäschert hätte, hätte ich diese Ernennung verstanden, Tammox. Oder wenn er Papis Konto geplündert hätte, um damit indische Waisen vor dem Hungertod zu retten.

Aber dafür, bekommst du eine SECHS. Setzen!

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ich weiß nicht, ob das eine Eliteschule ist.
Alle englischen Schulen haben doch Schuluniformpflicht.
Sieht mir eher wie eine normale Schule aus:

http://archinform.org:8080/l/70000357.jpg


Außerdem können Schüler auf Eliteschule ja genauso wenig für ihre Eltern wie Schüler auf deutschen Hauptschulen für ihre Hartz-IV-Familie.
Die Schüler können in beiden Fällen Kackeimer oder sehr nett sein.


LGT

Homer Simpson hat gesagt…

Der wird sicher kein Führer. Aber vielleicht eine Britische Ausgabe von Westerwelle...

http://www.gmx.net/themen/beruf/bildung/107ls6i-schueler-protestiert-im-minirock

Morgen gehe ich zum Arzt und lasse mir die Pille verschreiben. Ich habe das Arschbluten satt!

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Britische Ausgabe von Guido???

Du bist aber gemein!

SO fies sieht der Junge ja nun auch nicht aus.

Homer Simpson hat gesagt…

@TAMMOX: Nein, die fiese Dreckfresse von Guido ist schon kaum zu toppen. Aber von der Erziehung her, kann das vom Charakter noch hinhauen. Was, wenn ihm erst die Aufmerksamkeit zu Kopf steigt und daraus eine handfeste Westerwellsche Profilneurose wird? Da wird er bald um jeden Mist streiten wollen.

Dann ist es nicht mehr weit, bis er auf Ablehnung stößt und Freunde nur noch findet, wenn er ihnen einen bläst oder deren Finanzen durch politische Einflussnahme aufbessern hilft.

Ich hoffe, der Junge hat einigermaßen gute Eltern. Dann bleibt den Tommys was erspart.