Donnerstag, 26. Mai 2011
Volle Gönnung.
Unsere Medien-Welt ist voller Boulevard-Junk, der langsam aber sicher die Kultur immer mehr vertrasht.
Dabei stellt sich die Henne-oder-Ei-Frage: Interessieren sich so viele Leser/Seher/Hörer für gehirnamputierte talentbefreite DSDS-Sieger, weil ihnen das massenhaft vorgesetzt wird, oder setzen die Medien so viel niveauabstinentes Unterschichtenprogramm auf die Tagesordnung, weil „die Leute“ das sehen wollen?
Prinzipiell haben Ramsch-TV und Zimmertemperatur-IQ-Zeitungen auch Vorteile:
Es erleichtert die Auswahl in der immer üppiger werdenden Medienwelt. Es gibt so unendliche viele Zeitschriften, „Bestseller-Autoren“ und TV-Boulevardmagazine, die man gewiss nicht beachten muß. Man verpasst garantiert nichts und kann sich auf die wenigen qualitativ anspruchsvolleren Dinge konzentrieren.
Es wäre ja schlimm, wenn man die BUNTE oder RTL-Explosiv auch noch ansehen müßte, weil da womöglich wichtige Dinge präsentiert würden.
Das Problem ist nur, daß der wenige Weizen, der zwischen all der ganzen Spreu übrig bleibt sukzessive ebenfalls zur Spreu wird.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als man gerne und gespannt den STERN abonniert hatte, weil dort wichtige politische Zusammenhänge recherchiert wurden.
Die Zeiten sind aber lange vorbei; den STERN kann man getrost ignorieren und man verpasst NICHTS.
Der STERN ist soweit verspreut, daß er vom sonstigen medialen Ausschuss kaum zu unterscheiden ist.
Ganz ähnlich ist es mit den TV-Talkshows, die mich einst, ich gebe es zu, durchaus faszinierten.
Das monothematische „Freitagnacht“ mit Lea Rosh war eine Sendung, die man nie verpassen durfte.
Heute muß man sich gar nicht erst die Mühe machen nachzusehen, welche Gäste geladen sind - es sind sowieso immer Dieselben - bei Anne Will zum Beispiel Precht, Baring und Matussek, die kombiniert mit einem der FDP-Lindners ihre Sprechblasen entleeren.
Nun gibt es die irrige Annahme vieler Chefredakteure, daß nur eine vollständige inhaltliche Verflachung und regelmäßige Ausflüge ins Seichte und Sinnlose auf Interesse stießen.
Die langen, gut recherchierten Hintergrund-Geschichten werden gnadenlos eingedampft (kein Mensch liest angeblich so lange) und mit bunten Bildern, Kästen und Quizfragen layoutchaotisiert.
Ich habe manchmal den Eindruck, daß ein SPIEGEL-Chefredakteur erst zufrieden ist, wenn sein Blatt nicht mehr von der BRAVO zu unterscheiden ist.
Damit zeigen Mascolo und Co was sie von ihren Lesern halten - nämlich wenig.
Sie sehen den durchschnittlichen Spiegel-Leser als hyperaktives ADS-Wesen mit mikroskopischer Aufmerksamkeitsspanne.
Ständig wird befürchtet er könne zur COUPÉ wechseln und so werden ihm auch zweck- und relevanzbefreite Trashigkeiten serviert.
Diese Überlegung ist in sich unlogisch.
Natürlich interessiert sich die Mehrzahl der Deutschen mehr für Busen und Promitratsch, als für detaillierte Beschreibungen einzelner Gesundheitsreformkonzepte.
ABER: Die Masse kauft auch ohnehin nicht den SPIEGEL, schließlich gibt es auch Frau am Montag, Frau am Dienstag und Frau am Mittwoch.
Wer seichte Sprache, oberflächliche Themen und niedrige investigative Qualität will, kann zwischen tausenden anderen Magazinen wählen.
Die SPIEGEL-Leser aber, die Qualität wollen, werden vergrault.
Und genau das erleben die Macher in der Hamburger Brandstwiete gerade: Die Auflage der bunten Titelgeschichten rauscht in den Keller.
Die Spiegeltitelgeschichte über die Hochzeit von „William und Kate“ brach ZU RECHT ein.
Das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat sich mit seiner Ausgabe vom 18. April so schlecht verkauft wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Der Titel 'Circus Krone: Vom Sinn und Wahnsinn der britischen Monarchie' kam im Gesamtverkauf auf 907255 Exemplare, im Einzelverkauf waren es 280072 (Durchschnitt 2011: 332710 Hefte)
Der bisherige Minusrekord seit dem Start der IVW-Heftauflagenmessung wurde damit um mehr als 15.000 Hefte unterschritten. Die drei Hefte mit den geringsten Einzelverkaufszahlen stammen damit nun alle aus dem Jahr 2011, die Flop Ten komplett aus den Jahren 2010 und 2011. Weiterhin bitter für das Hamburger Magazin: Der Gesamtverkauf der Ausgabe 16/2011 - also die Zahl inklusive Abos, sonstiger Verkäufe, Bordexemplare, etc. lag mit 907.255 nur noch knapp über der 900.000er-Marke und bedeutet ebenfalls einen neuen Minusrekord.
(meedia.de)
Da muß ich die Verbraucher mal loben!
Wenn es irgendein Thema gab, von dem ich TOTAL übersättigt war und das ich nun ganz bestimmt nicht zum 1000. Mal aufgewärmt noch mal lesen wollte, dann war es die völlig irrelevante Prinzenhochzeit in England.
Für die Idee die Britischen Adeligen auf das Titelbild zu stellen, hat es Herr Mascolo verdient, daß die Auflage wie Blei in den Regalen lag.
Dabei stellt sich die Henne-oder-Ei-Frage: Interessieren sich so viele Leser/Seher/Hörer für gehirnamputierte talentbefreite DSDS-Sieger, weil ihnen das massenhaft vorgesetzt wird, oder setzen die Medien so viel niveauabstinentes Unterschichtenprogramm auf die Tagesordnung, weil „die Leute“ das sehen wollen?
Prinzipiell haben Ramsch-TV und Zimmertemperatur-IQ-Zeitungen auch Vorteile:
Es erleichtert die Auswahl in der immer üppiger werdenden Medienwelt. Es gibt so unendliche viele Zeitschriften, „Bestseller-Autoren“ und TV-Boulevardmagazine, die man gewiss nicht beachten muß. Man verpasst garantiert nichts und kann sich auf die wenigen qualitativ anspruchsvolleren Dinge konzentrieren.
Es wäre ja schlimm, wenn man die BUNTE oder RTL-Explosiv auch noch ansehen müßte, weil da womöglich wichtige Dinge präsentiert würden.
Das Problem ist nur, daß der wenige Weizen, der zwischen all der ganzen Spreu übrig bleibt sukzessive ebenfalls zur Spreu wird.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als man gerne und gespannt den STERN abonniert hatte, weil dort wichtige politische Zusammenhänge recherchiert wurden.
Die Zeiten sind aber lange vorbei; den STERN kann man getrost ignorieren und man verpasst NICHTS.
Der STERN ist soweit verspreut, daß er vom sonstigen medialen Ausschuss kaum zu unterscheiden ist.
Ganz ähnlich ist es mit den TV-Talkshows, die mich einst, ich gebe es zu, durchaus faszinierten.
Das monothematische „Freitagnacht“ mit Lea Rosh war eine Sendung, die man nie verpassen durfte.
Heute muß man sich gar nicht erst die Mühe machen nachzusehen, welche Gäste geladen sind - es sind sowieso immer Dieselben - bei Anne Will zum Beispiel Precht, Baring und Matussek, die kombiniert mit einem der FDP-Lindners ihre Sprechblasen entleeren.
Nun gibt es die irrige Annahme vieler Chefredakteure, daß nur eine vollständige inhaltliche Verflachung und regelmäßige Ausflüge ins Seichte und Sinnlose auf Interesse stießen.
Die langen, gut recherchierten Hintergrund-Geschichten werden gnadenlos eingedampft (kein Mensch liest angeblich so lange) und mit bunten Bildern, Kästen und Quizfragen layoutchaotisiert.
Ich habe manchmal den Eindruck, daß ein SPIEGEL-Chefredakteur erst zufrieden ist, wenn sein Blatt nicht mehr von der BRAVO zu unterscheiden ist.
Damit zeigen Mascolo und Co was sie von ihren Lesern halten - nämlich wenig.
Sie sehen den durchschnittlichen Spiegel-Leser als hyperaktives ADS-Wesen mit mikroskopischer Aufmerksamkeitsspanne.
Ständig wird befürchtet er könne zur COUPÉ wechseln und so werden ihm auch zweck- und relevanzbefreite Trashigkeiten serviert.
Diese Überlegung ist in sich unlogisch.
Natürlich interessiert sich die Mehrzahl der Deutschen mehr für Busen und Promitratsch, als für detaillierte Beschreibungen einzelner Gesundheitsreformkonzepte.
ABER: Die Masse kauft auch ohnehin nicht den SPIEGEL, schließlich gibt es auch Frau am Montag, Frau am Dienstag und Frau am Mittwoch.
Wer seichte Sprache, oberflächliche Themen und niedrige investigative Qualität will, kann zwischen tausenden anderen Magazinen wählen.
Die SPIEGEL-Leser aber, die Qualität wollen, werden vergrault.
Und genau das erleben die Macher in der Hamburger Brandstwiete gerade: Die Auflage der bunten Titelgeschichten rauscht in den Keller.
Die Spiegeltitelgeschichte über die Hochzeit von „William und Kate“ brach ZU RECHT ein.
Das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat sich mit seiner Ausgabe vom 18. April so schlecht verkauft wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Der Titel 'Circus Krone: Vom Sinn und Wahnsinn der britischen Monarchie' kam im Gesamtverkauf auf 907255 Exemplare, im Einzelverkauf waren es 280072 (Durchschnitt 2011: 332710 Hefte)
Der bisherige Minusrekord seit dem Start der IVW-Heftauflagenmessung wurde damit um mehr als 15.000 Hefte unterschritten. Die drei Hefte mit den geringsten Einzelverkaufszahlen stammen damit nun alle aus dem Jahr 2011, die Flop Ten komplett aus den Jahren 2010 und 2011. Weiterhin bitter für das Hamburger Magazin: Der Gesamtverkauf der Ausgabe 16/2011 - also die Zahl inklusive Abos, sonstiger Verkäufe, Bordexemplare, etc. lag mit 907.255 nur noch knapp über der 900.000er-Marke und bedeutet ebenfalls einen neuen Minusrekord.
(meedia.de)
Da muß ich die Verbraucher mal loben!
Wenn es irgendein Thema gab, von dem ich TOTAL übersättigt war und das ich nun ganz bestimmt nicht zum 1000. Mal aufgewärmt noch mal lesen wollte, dann war es die völlig irrelevante Prinzenhochzeit in England.
Für die Idee die Britischen Adeligen auf das Titelbild zu stellen, hat es Herr Mascolo verdient, daß die Auflage wie Blei in den Regalen lag.
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2 Kommentare:
Die Printmedien sind tot. Denen nachzuweinen, lohnt ja nicht. Es wäre doch schön, wenn hier der Markt für kleine regionale Publikationen frei würde. So könnten in Kaffeehäusern, Teeläden, Lounges und dergleichen, mehr und mehr lokale Blätter an Gewicht gewinnen. Die gute alte Tageszeitung also. Spiegel, Stern oder Focus, haben ohnehin ein viel zu großes Gewicht in der Medienlandschaft.
Cool wäre doch mal eine Art "Wunschfilm-Aktion" beim Spiegel. Das man den Leser vorher fragt, worüber er informiert werden will. Aber das widerspräche ja dem Anspruch des investigativen Journalismus. Das wäre dann auch wirklich KIK-Niveau.
Darum werden sich die TAMMOXE damit abfinden müssen, dass die Redaktion auch mal ins Klo greift. Worüber sollte man auch informieren? Es gab doch schon alles. Und Themen, gibt es ja nicht wie am Fließband.
Übrigens hat auch ein gewisser TAMMOX in seinem Blog über das Thema W+K informiert. ;) Kupfert er etwa beim Spiegel ab?
Ach echt?
Offensichtlich ist bei mir die Senilität schon voll ausgebrochen.
Kann mich gar nicht erinnern über Willy und seine Dings geschrieben zu haben.....
;)
LGT
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