Sonntag, 15. Mai 2011
Stilwechsel.
Zu den Unterschieden, die es zwischen den beiden (noch) großen Parteien CDU und SPD gibt, gehören neben unterschiedlichen politischen Vorstellungen auch stilistische Fragen.
Die große Villa mit Elbblick mußte es für den CDU-Bürgermeister Ahlhaus von Hamburg sein.
Über 1 Millionen Euro auf Steuerzahlerkosten machten allein die Sicherungsmaßnahmen aus. Für weitere 600.000 Euro ließ der CDU-Mann seinen Zweitwohnsitz in Heidelberg sichern.
Der neue SPD-Bürgermeister Scholz lebt in einer Mietwohnung in Altona.
Es sind die klingenden dynastischen Namen von CSU und FDP, wenn es um gefälschte und erschlichene Dr.-Titel geht.
Großspuriges Auftreten der allerübelsten Sorte war die Domäne des ehemaligen stellvertretenden Ministerpräsident BWs Ulrich Goll von der FDP.
Goll war der zackige Justizminister, der alles was teuer und technisch ist mit besonderer Vorliebe betrachtet.
Unbeschwert von Fachwissen und Arbeitsfleiß, frönt der Hobbyschauspieler Goll - er wirkte voller Stolz in einem „Tatort“ mit - seinen privaten Interessen.
Voller Begeisterung schwätzte er von seinen großkalibrigen Waffen, seiner Harley und seinem feuerroten Ferrari.
Seine 9- Millimeter-Pistole von Heckler & Koch sowie seinen Revolver von Smith & Wesson vom Kaliber 22 trüge er immer bei sich, plauderte der fanatische Waffennarr nach dem Amoklauf von Winnenden heraus.
Nun hat sich Goll als überzeugter Waffenbesitzer geoutet. Doch das Thema ist seit dem Amoklauf in Winnenden und Wendlingen vom März 2009 im Südwesten vermintes Gelände. Die Eltern der Opfer pochen auf ein schärferes Waffenrecht, beißen damit aber ausgerechnet beim Justizminister auf Granit. Der FDP-Politiker hatte die Forderungen vor dem ersten Jahrestag des Amoklaufs mit 16 Toten am 11. März nochmal mit dem Hinweis abgetan, sie seien "Vorschläge fürs Schaufenster". Zwar ist er für verschlossene Schultüren und bessere Alarmsysteme, aber: "Es gilt wie überall im Leben, dass man sich für extreme Einzelfälle eigentlich nicht wirklich rüsten kann." Dass Goll jetzt lang und breit über das Kaliber seiner Schießeisen räsoniert, hat Hardy Schober vom Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden nach eigenen Worten die Augen geöffnet: "Man sieht, dass die Waffenlobby auch in der Landesregierung sitzt." Das Werben der Regierung dafür, dass möglichst viele Privatleute ihre Waffen abgeben, sei damit so gut wie wirkungslos geworden, meint Schober. "Schließlich hat der Justizminister selbst eine großkalibrige Waffe."
[…] Unverständnis äußerte auch der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Er finde Golls Haltung "empörend und unsensibel", sagte Klaus Jansen dem Magazin. Der Minister habe "ein fatales Zeichen gesetzt und damit der Waffenlobby in die Hände gespielt". Wie blanker Hohn muss es den Winnenden-Angehörigen vorkommen, dass die baden-württembergische Landesregierung im Bundesrat eine zweite Amnestie für die Besitzer von illegalen Waffen durchsetzen will.
(Handelsblatt 05.05.2010)
Wenn Goll öffentlich wahrgenommen wird, geht es stets nur um seine Privatangelegenheiten, die er liebend gern zu Markte trägt.
Vor zwei Jahren protzte er lautstark von seinem Ferrari 360, den er sich geleistet habe.
Das feuerrote 400-PS-Model habe er sich endlich mal gegönnt - schließlich sei er bisher immer bescheiden gewesen.
Goll verweist bei der Gelegenheit darauf, dass er ja lange einen Porsche 911 Cabrio gefahren sei. Und wenn er mit Familie unterwegs sei, «nehmen wir den Mercedes GL mit sieben Sitzen». (Netzzeitung August 2008)
Wer es in der Partei der Besserverdienenden zum stellvertretenden Regierungschef gebracht hat, möchte mit Ende 50 natürlich nicht immer noch so ärmlich leben.
Unzumutbar erschien es ihm sich weiterhin mit Porsche 911 Cabrio und Mercedes GL zu bescheiden. Mit Porsches fahren ja heutzutage sogar die LINKEn-Chefs.
Daß andere Regierungschefs, beispielsweise in Bremen, mit dem Fahrrad unterwegs sind, passt nicht in die Welt der Großkopferten von den „bürgerlichen“ Parteien.
Mit dem Amtsantritt von Grün-Rot in Stuttgart zieht auch im Justizministerium ein neuer Stil ein.
Dazu passt sehr schön das Zitat der Woche:
"Ich bin ein unbewaffneter Kleinwagenfahrer.“
(Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) im Interview der „Badischen Neuesten Nachrichten“ auf die Frage, ob er wie sein Vorgänger Ulrich Goll (FDP) einen Ferrari und eine Schusswaffe besitze.)
Die große Villa mit Elbblick mußte es für den CDU-Bürgermeister Ahlhaus von Hamburg sein.
Über 1 Millionen Euro auf Steuerzahlerkosten machten allein die Sicherungsmaßnahmen aus. Für weitere 600.000 Euro ließ der CDU-Mann seinen Zweitwohnsitz in Heidelberg sichern.
Der neue SPD-Bürgermeister Scholz lebt in einer Mietwohnung in Altona.
Es sind die klingenden dynastischen Namen von CSU und FDP, wenn es um gefälschte und erschlichene Dr.-Titel geht.
Großspuriges Auftreten der allerübelsten Sorte war die Domäne des ehemaligen stellvertretenden Ministerpräsident BWs Ulrich Goll von der FDP.
Goll war der zackige Justizminister, der alles was teuer und technisch ist mit besonderer Vorliebe betrachtet.
Unbeschwert von Fachwissen und Arbeitsfleiß, frönt der Hobbyschauspieler Goll - er wirkte voller Stolz in einem „Tatort“ mit - seinen privaten Interessen.
Voller Begeisterung schwätzte er von seinen großkalibrigen Waffen, seiner Harley und seinem feuerroten Ferrari.
Seine 9- Millimeter-Pistole von Heckler & Koch sowie seinen Revolver von Smith & Wesson vom Kaliber 22 trüge er immer bei sich, plauderte der fanatische Waffennarr nach dem Amoklauf von Winnenden heraus.
Nun hat sich Goll als überzeugter Waffenbesitzer geoutet. Doch das Thema ist seit dem Amoklauf in Winnenden und Wendlingen vom März 2009 im Südwesten vermintes Gelände. Die Eltern der Opfer pochen auf ein schärferes Waffenrecht, beißen damit aber ausgerechnet beim Justizminister auf Granit. Der FDP-Politiker hatte die Forderungen vor dem ersten Jahrestag des Amoklaufs mit 16 Toten am 11. März nochmal mit dem Hinweis abgetan, sie seien "Vorschläge fürs Schaufenster". Zwar ist er für verschlossene Schultüren und bessere Alarmsysteme, aber: "Es gilt wie überall im Leben, dass man sich für extreme Einzelfälle eigentlich nicht wirklich rüsten kann." Dass Goll jetzt lang und breit über das Kaliber seiner Schießeisen räsoniert, hat Hardy Schober vom Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden nach eigenen Worten die Augen geöffnet: "Man sieht, dass die Waffenlobby auch in der Landesregierung sitzt." Das Werben der Regierung dafür, dass möglichst viele Privatleute ihre Waffen abgeben, sei damit so gut wie wirkungslos geworden, meint Schober. "Schließlich hat der Justizminister selbst eine großkalibrige Waffe."
[…] Unverständnis äußerte auch der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Er finde Golls Haltung "empörend und unsensibel", sagte Klaus Jansen dem Magazin. Der Minister habe "ein fatales Zeichen gesetzt und damit der Waffenlobby in die Hände gespielt". Wie blanker Hohn muss es den Winnenden-Angehörigen vorkommen, dass die baden-württembergische Landesregierung im Bundesrat eine zweite Amnestie für die Besitzer von illegalen Waffen durchsetzen will.
(Handelsblatt 05.05.2010)
Wenn Goll öffentlich wahrgenommen wird, geht es stets nur um seine Privatangelegenheiten, die er liebend gern zu Markte trägt.
Vor zwei Jahren protzte er lautstark von seinem Ferrari 360, den er sich geleistet habe.
Das feuerrote 400-PS-Model habe er sich endlich mal gegönnt - schließlich sei er bisher immer bescheiden gewesen.
Goll verweist bei der Gelegenheit darauf, dass er ja lange einen Porsche 911 Cabrio gefahren sei. Und wenn er mit Familie unterwegs sei, «nehmen wir den Mercedes GL mit sieben Sitzen». (Netzzeitung August 2008)
Wer es in der Partei der Besserverdienenden zum stellvertretenden Regierungschef gebracht hat, möchte mit Ende 50 natürlich nicht immer noch so ärmlich leben.
Unzumutbar erschien es ihm sich weiterhin mit Porsche 911 Cabrio und Mercedes GL zu bescheiden. Mit Porsches fahren ja heutzutage sogar die LINKEn-Chefs.
Daß andere Regierungschefs, beispielsweise in Bremen, mit dem Fahrrad unterwegs sind, passt nicht in die Welt der Großkopferten von den „bürgerlichen“ Parteien.
Mit dem Amtsantritt von Grün-Rot in Stuttgart zieht auch im Justizministerium ein neuer Stil ein.
Dazu passt sehr schön das Zitat der Woche:
"Ich bin ein unbewaffneter Kleinwagenfahrer.“
(Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) im Interview der „Badischen Neuesten Nachrichten“ auf die Frage, ob er wie sein Vorgänger Ulrich Goll (FDP) einen Ferrari und eine Schusswaffe besitze.)
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