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Montag, 21. April 2008

Politwitze

Deutschland hat keine Ingenieure – an die 100.000 fehlen, was an sich wohl kaum jemanden stört, denn wir schicken die Jugend ohnehin lieber direkt auf’s Hartz’sche Abstellgleis.
Das einzig dumme ist, daß sich das auf die Dauer nicht rechnet, weil der Industrie Milliarden Euro dadurch verloren gehen.
Eine neue Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) befragte 2700 Unternehmen. Das Ergebnis ist erschreckend: Es gibt siebenmal so viele offene Ingenieursstellen wie in der offiziellen Statistik ausgewiesen, sagt IW-Geschäftsführer Hans-Peter Klös. Derzeit fehlten also 95.000 Ingenieure in Deutschland. In der Zukunft wird es sicher noch viel schlimmer, da durch den demographischen Niedergang immer weniger Deutsche studieren.
Laut aktuellen Schätzungen der EU-Kommission werden 700.000 zusätzliche Forscher benötigt, um die Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf das EU-Ziel von 3,15 % des Bruttoinlandprodukts anzuheben.
Es gibt einen regelrechten "Brain Drain", ein Verlust von Wissen vor allem Richtung USA und Japan.
Im Jahre 2004 gaben Japan umgerechnet 3,15% und die USA 2,59% ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Forschung und Entwicklung aus, im Vergleich damit lag der EU-Durchschnitt bei 1,92%. Der Innovationsstandort Europa hat ein Problem. In einem noch von Prodi in Auftrag gegebenen Bericht wird unter anderem bemängelt, dass es in Europa zu wenige Studenten gebe.
Und in der Tat scheinen Europa die "klugen Köpfe" abhanden zu kommen, weil einerseits wichtige Studienrichtungen unter Absolventenmangel leiden und andererseits Forschungsnachwuchs Europa den Rücken kehrt.

Hmmm – woran erinnert mich das bloß??
Ach ja – an mein eigenes Studium, daß ich vor 20 Jahren begann.
Damals war Jürgen Möllemann Bundesbildungsminister und besuchte unsere Uni – hielt im großen Hörsaal der Chemie einen Vortrag. Da wußten wir das auch schon alles. Die Chemiker waren allerdings gerade komplett im Streik, weil die Studienbedingungen so miserabel waren, daß man eh fast nur wartete, bis irgendwo im Labor oder in der Bibliothek mal ein Platz frei wird.
Die Professoren bemängelten unterdessen die miserablen naturwissenschaftlichen Grundkenntnisse der Abiturienten und sahen sich gezwungen in ihren Fachvorlesungen ausführlich mathematisches Basiswissen zu vermitteln.
Timewarp.
Zwei Dekaden weiter und was ist zwischendurch passiert?
Die EU hat gekreißt und einen Maßnahmenkatalog zur Beschränkungen für die Zulassung von Staatsangehörigen dritter Länder in das Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten zur Aufnahme eines Studiums verabschiedet.

Deutschland hat Studiengebühren eingeführt und ebenfalls das sogenannte Zuwanderungsrecht verschärft – damit hier bloß keiner zusätzlich ausgebildet wird.
Hurra, wir verdummen!
Die rot-grüne Bundesregierung hatte da noch mal ehrgeizige Pläne, wollte Eliteunis fördern und stellte für die Hochschulen 4 Mrd Euro Bundesmittel bereit – aber die CDU-regierten Länder blockierten alles und nach Angies Amtsantritt gab es eine Föderalismusreform, die das deutsche Bildungssystem, welches durch eine PISA-Keule nach der nächsten bereits zu Boden diskreditiert war, weiter in die denkbar sinnfreieste Ecke verschlimmerte:

Nämlich in den totalen Föderalismus und die totale politische Kastrierung des Bundes.
Nun haben wir noch weniger Studienabgänger und noch mehr Schulabbrecher – zum Schaden der Kultur und der Finanzen.
Das IW appelliert daher an Schulen, jungen Leuten eine technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung mit auf den Weg zu geben, um sie für ein entsprechendes Studium fit zu machen. Für einen verbesserten naturwissenschaftlichen Unterricht und zusätzliche Stipendien für Ingenieurswissenschaften sprach sich auch der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) aus.
TEUER ist das ganze bildungspolitische Megadesaster übrigens auch. Laut IW verliert die deutsche Volkswirtschaft jährlich gut 18 Milliarden Euro und damit etwa 0,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Aber wir haben es ja und Merkel ist immer noch Deutschlands beliebteste Politikerin.

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