Beginnen wir mit einem kleinen Rätsel:
Welcher kulinarisch bewanderte Buch-Autor und Leadsänger einer deutsch benamsten Pop-Band singt folgende Zeilen?
Ich heisse Superphantastisch!
Ich trinke Schampus und Lachsfisch!
Ich heisse Su-per-phan-tas-tisch!
Kleiner Tipp – „Superphantastisch“ ist nicht sein wirklicher Name.
Gegen den Schaumwein will ich ja auch gar nichts sagen, aber den Lachs sollte man sich zukünftig wirklich verkneifen, da er weitgehend unter unfassbar widerlichen und meereszerstörenden Umständen vor der Küste Chiles gezüchtet wird.
Keine Bucht, kein Fjord mehr ohne solche Riesenkäfige, Zuchtanlagen für Millionen von Lachsen. Ein Fisch der eigentlich nur auf der Nordhalbkugel vorkommt. Umweltstandards gibt es überhaupt gar keine.
Einem ARD-Team gelang es nun eine dieser Aquafarmen zu filmen und die Planteverpester zu dokumentieren:
"Wir verteilen hier mehrere tausend Kilo Spezialfutter täglich“ erklärt der Aufseher Reinaldo Naranjo. „Das wird mit allen möglichen Medikamenten versetzt, und dann direkt in die Fischbassins gepumpt." 18 Monate Mastzeit. Um ein Kilo zuzulegen, müssen die Fische ungefähr das zehnfache verschlingen. Pausenlos werden sie mit ferngesteuerten Fütterungskanonen versorgt. Inklusive Unmengen an Medikamenten, Vorsorge für Krankheiten. Zum Vergleich: in Norwegen ist pro Lachs ein Gramm Antibiotika erlaubt, hier verfüttert man 2,8 Kilo. Und um die Netze sauber zu halten, beschichten die Taucher die Lachskäfige alle paar Wochen mit toxischen Mitteln. „Die Netze sind voll mit Algen und Seepocken, Kot und Futterresten“, so ein Taucher. „Wir müssen das täglich säubern. Das machen wir auch mit Hochdruckpistolen, um den Müll loszuwerden. All der Müll, der hier anfällt, den versenken wir tief im Meer", meint ein Arbeiter auf der Lachsfarm. 40% der weltweiten Zuchtlachsproduktion kommt mittlerweile von hier und sie wollen noch mehr solcher Farmen, in deren Umfeld fast alles abstirbt. Voller Soge um die letzten Blauwale, die dort ebenfalls ihre Kinderstube haben, ergänzen die Forscherinnen Elsa Cabrera und Barbara Galletti:
„Die Blauwale sind kurz vorm Aussterben, es gibt nur noch 1% ihrer ursprünglichen Zahl. Man weiß aus historischen Quellen, vor hundert Jahren gab es hier Massen dieser gigantischen Tiere. Bis die Walfänger kamen. Der Blauwal ist zwar mittlerweile international als Art geschützt, aber es gibt eine neue Bedrohung. Weil das Meer auch hier längst leergefischt ist, hat Chile angefangen Aquakulturen aufzubauen. Lachsfarmen, unzählige, mit erheblichen Auswirkungen. Die Lachsindustrie hier in Chile hat keinerlei Umweltstandards. Sie nutzt extrem viel Antibiotika und Gifte um Algen abzutöten, und die sind hochkrebserregend. Wir haben eine Untersuchung gemacht und festgestellt, dass es Auswirkungen auch bei den Blauwalen gibt. Auf der Haut haben sie Verletzungen, Veränderungen. Das wurde bislang nur hier in den Gewässern vor der Isla Chiloe festgestellt, nirgendwo sonst auf der Welt".Augenzeugin und Blogspot-Kollegin
Sandra von der Ultima-Weltumseglung beschreibt den Eindruck einer solchen Farm
in ihrem Blog:
Gerade werden riesige Futtersäcke mit Fischfutter in Pellet- Format ausgeladen, angereichert mit Antibiotika und anderen den Lachs „gesund erhaltenden“ Medikamenten, worüber die Mitarbeiter der Lachsfarm detailliere Auskünfte geben.
Tonnenweise rasseln die Pellets durch dicke Schläuche, die zu den verschiedenen Lachs- Becken führen. In den kleinen Becken befinden sich ca. 100.000 Lachse, in dem größeren Becken 300.000 Stück, nach Größe und Alter sortiert. Das maximale Alter der Lachse beträgt 18 Monate, dann werden sie abtransportiert. Die Pellets rasseln, die Lachse springen dicht gedrängt gegen die Netze. Es stinkt zum Himmel. Sandra ist schlecht – nie wieder chilenischer Lachs!
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