TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Montag, 25. Juli 2011

Kulturoptimismus

(Dies ist das 1500ste Posting)

Das ist schon irgendwie unheimlich, wie sagenhaft schnell vorher unbekannte Ortsnamen oder Personennamen weltweit bekannt werden können.
Fukushima, Breivik, Utøya, McVeigh, Columbine, Wako.. sind solche Gruselbegriffe, die jeder kennt und extrem negativ konnotiert.

Und nun „Breiviks Manifest“!
Den Megaanschlag vom Freitag sieht er als eine Art „Marketingaktion“ und es hat geklappt.
Es war sogar ein Marketing-Coup.

Nun stürzen sich die Journalisten weltweit auf die 1500 Seiten Hass und tun ihm den Gefallen „Breiviks Kampf“ in jede Ecke der Erde zu tragen.

„Es ist kaum auszuhalten: Anders Behring Breivik ist seinem Ziel so nahe gekommen! Alle Welt schreibt jetzt über ihn, leuchtet sein Leben, seine Motive aus, und viele, viele klicken sich dieser Tage durch sein krankes, aber professionell layoutetes, in diesem Sinne also gut lesbares Manifest des Rassenhasses. Breivik ist wichtig geworden. Auch seine Selbstporträts als Kreuzritter von eigenen Gnaden haben sich ihren Platz in unserem Gedächtnis bereits erobert. Wie sollte man das auch vermeiden?"
(Ines Kappert, taz, 25.07.11)

Hat Breivik also das erreicht, was er wollte?
Tun wir ihm alle den Gefallen als seine Lautsprecher zu fungieren?
Ich meine, nein. Auch wenn zunächst alles danach aussieht.
Die Alternative NICHT über die Beweggründe so eines Scheusals zu berichten gibt es in einer pluralistischen Welt de facto nicht.
Die sogenannte „Aufarbeitung“ der Gedankenwelt des Massenmörders, läuft allerdings besser, als es zu befürchten war.

Da ist zuallererst die Tatsache, daß all die „Errorexperten“, die nur Minuten nach den ersten Meldungen aus Oslo schon Islamisten und muslimischen Terror als Sündenböcke ausgemacht hatten, einen ordentlich Schlag ins Kontor bekommen haben.

„Medien, TV-Sender wie Nachrichten-Websites, vertrauten gänzlich der eigenen - in diesem Fall aber trügerischen - Urteilsfähigkeit. Sie erklärten kurzerhand Islamisten zu den Tätern. Manche gingen unmittelbar zur Schuldzuweisung über. Die "Fuldaer Zeitung" beispielsweise kritisierte prompt die liberale Ausländerpolitik Norwegens: "Diesem feigen Terrorpack mit Großzügigkeit zu begegnen, hieße, ein Feuer mit Benzin löschen zu wollen." Nicht nur deutsche, auch andere westliche Medien vergalloppierten sich in dies Richtung. Die "Washington Post" schrieb auf ihrer Web-Seite: "Wir wissen nicht, ob al-Qaida unmittelbar verantwortlich war für die heutigen Ereignisse, aber in aller Wahrscheinlichkeit wurde der Angriff von einem Teil der dschihadistischen Hydra begangen."
(Spon 25.07.11)

Der Antiislamismus ist also (bevor der Name Breivik überhaupt bekannt wurde) schon einmal offenbar geworden.
Unsere westliche Hysterie wurde entlarvt.
Denn unter Islamistischen Anschlägen leiden viel mehr Menschen in überwiegend muslimischen Ländern, als „im Westen.“
Hasnain Kazim hält uns bei SPON den Spiegel vor; „Vorurteile machen blind“ erklärt er.

„Wenn wir den Kampf gegen den Terror gewinnen wollen, brauchen wir einen klaren Blick für die Gefahren. Vorschnelle Festlegungen, einseitige Verdächtigungen, verstellen aber die Sicht. Das ist die zweite Falle, in die wir nicht geraten dürfen. Eine Zahl von Europol sollte als Warnung dienen: Die EU hatte im vergangenen Jahr 249 Terroranschläge zu beklagen. Nur drei hatten einen islamistischen Hintergrund.“
(Spon 25.07.11)

Die zweite Frage ist, wie der Terroranschlag Norwegen und die westliche Welt verändert.
Die USA dienen hier als Negativbeispiel.

Am 12. September 2001 gehörte Amerika alle Solidarität der Welt. Sogar George W. Bush wurde mit Sympathie überschüttet. Man dachte, er mache erst einmal alles richtig.
Er besuchte sogar eine Moschee, um deutlich zu sagen, daß nicht „die Moslems“ für 9/11 verantwortlich waren.

Aber wie schnell kippte Amerika!
In beispiellosem Aktionismus trat die Regierung ihre demokratischen Spielregeln in die Tonne.
Setzte offiziell auf Folter, Urteile ohne Gerichtsprozesse und Rache.
Mit dem PATRIOT-Act wurden die Bürgerrechte ausgehebelt, der Militärhaushalt wurde gigantisch aufgeblasen.
Recht schnell ging die kriegerische Brutalität los gegen völlig unschuldige Afghanische Zivilisten und schließlich sogar ein ganzes Land, nämlich dem Irak, der keinerlei Verbindung zu Al Qaida hatte.
Fast die gesamte US-Presse gab gleich vorsorglich ihr Rückgrat ab und übernahm völlig unkritisch die größten Lügen und Absurditäten der kriminellen US-Regierung.
Es dauerte einige Jahre, bis die große und berühmte NYT zerknirscht ein Mea Culpa für ihr Versagen beim Irakkrieg abdruckte.
Da war das Kind aber schon im Brunnen.
Amerika hatte es geschafft sich vom Opfer, mit dem alle mitfühlten, zum unbeliebtesten Staat der Erde zu mausern.

Es sieht bisher so aus, als ob Norwegen nicht diese wahnsinnigen Fehler wiederholen wird.

Natürlich kann man das jetzt noch nicht beurteilen, aber die Stimmen „auf der Straße“ in Oslo sind wohltuend anders als vor zehn Jahren in Amerika.
Es herrscht Trauer, aber kein Geschrei nach Rache, keine Forderungen nach Veränderungen der Politik Norwegens.
Statt amerikanisch-martialischer Töne, geht ein Volk "mit Rosen gegen den Terror" vor.

Der Kronprinz sagte ziemlich richtig das, was auch schon der Ministerpräsident und viele andere Offizielle sinngemäß ausgedrückt hatten.

Kronprinz Haakon legte die sonst übliche royale Zurückhaltung komplett ab: "Nach dem 22. Juli gibt es keine Ausrede mehr für den Kampf um eine freie und offene Gesellschaft." Aber als Antwort auf Gewalt kam vom Prinzen gleich zweimal der Satz, der sonst bei offiziellen royalen Reden selten zu hören sein dürfte: "Heute sind unsere Straßen mit Liebe gefüllt."
[..] Der Prinz gab seinen Zuhörern mit auf den Weg, dass man die schrecklichen Morde nicht ungeschehen machen könne - "aber wir können wählen, was sie mit uns machen".
(SZ 25.07.2011)

Die Königsfamilie und die norwegische Regierung machen bisher einen guten Job.

Nicht so schlecht ist auch die deutsche Mainstreampresse.

Dem mea culpa über die zunächst beschuldigten Islamisten folgt nun eine breite Analyse von Schuld und Verantwortung. Der Tenor ist recht einheitlich der, daß man sich nicht darauf ausruhen dürfe Breivik für einen „einzelnen Irren“, einen Psychopathen zu halten.

Mit Breivik ist der SCHULDIGE zwar gefasst, aber das deckt noch lange nicht den viel größeren Kreis der Verantwortlichen ab.
Dafür ist sein perverses Manifest des Menschenhasses in der Tat eine gute Fundgrube.
Einige Linke klingen darüber schon wieder verzweifelt und pessimistisch:

Diese „neue Rechte“ hasst nicht nur Muslime, sie hasst auch Linke und Liberale, die in ihrem Jargon „Gutmenschen“ sind – ein Begriff, der auch von ihren Vorbildern Broder und Sarrazin gerne benutzt wird. Das 1.500 Seiten starke „Manifest“, mit dem der Terrorist Anders Behring Breivik seine Verbrechen erklären wollte, liest sich wie ein Potpourri aus Artikeln und Kommentaren rechtspopulistischer Blogs wie „Politically Incorrect“. Die Namen Geert Wilders, Theo van Gogh und Henryk M. Broder tauchen an jeweils mehr als einem Dutzend Stellen im Text auf. Unter der Überschrift „Die Vergewaltigung Europas“ bekommt Broder sogar ein ganzes Kapitel, in dem Breivik seiner Argumentation, dass die Westeuropäer sich lieber dem Islam unterwerfen würden, als gegen ihn zu kämpfen, als Mosaikstein in sein Hassgebilde einpasst.
(Jens Berger, Nachdenkseiten, 25.07.11)

Anders als Berger will ich aber ob dieser Ungeheuerlichkeiten nicht die Flinte ins Korn werfen.

Ja, sicher, wenn man unsere Chef-Populisten Merkel und Westerwelle heute im Gala-Dress bei den schon von Hitler so über alle Maßen geliebten Wagner-Festspielen aufmarschieren sieht, wird klar, daß man von diesen Schießbudenfiguren keine ernsthaften Anstrengungen gegen Rechtsradikalismus erwarten kann.

Die VERöffentlichte Meinung ist aber schon drei Schritte weiter.

Dass wir so entsetzt reagieren, hat ja nicht allein mit den vielen Toten zu tun. Sondern auch damit, dass jeder sehen kann, wie anschlussfähig Breiviks Wahnvorstellungen an eine salonfähig gewordene Islamophobie sind. Damit wären wir beim Kern: Breiviks Hetze gegen die Muslime, die angeblich die christliche Kultur zersetzten, ist der Brückenkopf, der seine abseitige Ideologie mit der Mitte der europäischen Gesellschaft verbindet. Und genau für diese Verbindung trägt die europäische Öffentlichkeit Verantwortung. Man muss unterscheiden zwischen dem Terroristen als Person und seinem propagierten Gedankengut. In Versatzstücken findet man es in den gängigen Abgesängen auf die Multikultigesellschaft ebenso wie in der Annahme, der reproduktionsfreudige Muslim schaffe Deutschland ab. Die bürgerliche Mitte adelte beide Diskussionen, oder sagen wir besser, beide Stränge des Ressentiments. Das wissen die meisten natürlich auch, und sei es nur unterschwellig. Daher versuchen sie sich jetzt mit der These vom Einzeltäter doch noch auf die Seite der Guten zu retten.
(Ines Kappert, taz, 25.07.11)

Jeder einigermaßen intelligente Internetuser kann sich nicht ernsthaft über Menschen mit dem kruden Hassweltbild Breiviks wundern.
Wir kennen all diese mordlüsternen Horroransichten, die von Kreuznet, PI, Altermedia und Co jede Minute verbreitet werden.
Wir wissen alle wie einfach es den bekannten rechten publizistischen Populisten (Broder, Baring, Sarrazin) und politischen Populisten (Wilders, van Gogh, Schill, Brunner, von Stahl, René Stadtkewitz, Fortuyn, Haider) gemacht wird ihr Süppchen zu kochen.
Nach Quoten lechzend laden die Wills und Illners diese Hetzer regelmäßig in ihre Talkshows, damit diese dort seelenruhig ihre Gülle ausbreiten können.

Es gibt jetzt jedoch eine leichte Hoffnung, daß nach der Erkenntnis welche Früchte Sarrazinsches Gedankengut trägt, mit mehr Zurückhaltung Podien für Aufhetzter ihres Schlages geschaffen werden.

Es darf dabei auch nicht vergessen werden, daß der Boden für rechte Hassideologen auch von Kirchenleuten geschürt werden, die in höchster Ehrerbietung mit „Eminenz“ und „Exzellenz“ angesprochen in ihrem royalen Rot im Kameraschein sitzen und von „Entartung“ (Kardinal Meisner), „gescheiterten Menschen“ (Kardinal Marx), "Sprungebreiter Aggressivität" (Ratzi) „Kinderholocaust“ (Bischof Müller) und „sündigen Menschen“ (Bischof Overbeck) sprechen, wenn sie gegen Schwule, Schwangere, Atehisten pöbeln.

Jedes Mal wenn sie das tun, wächst nämlich in den Breiviks dieser Welt die Erkenntnis, daß sie berechtigt, wenn nicht gar „verpflichtet“ wären gewaltsam gegen Minderheiten, Linke, Schwule, Atheisten, Muslime usw usf vorzugehen.

Und Ratzinger, der demnächst in allen Ehren von Frau Merkel und Herrn Wulff empfangen wird, streut noch das Salz in die Suppe, in dem er die revanchistische, deutschnationale Fraktion mit seiner Piusbrüder-Politik offensichtlich bestätigt.
Bis heute befinden sich die ultrarechten Antisemiten in den Armen des Papstes.
Bischof Williamson kann hetzen und den Holocaust leugnen so viel er will. Der Papst hat nicht etwa die Kontakte zu dem brauen Pack abgebrochen.
Nein, er hätschelt sie sogar mit seiner antisemitischen Karfreitagsfürbitte.

Nein, ich würde nicht so weit gehen, daß Mixa und Co Taten wie die von Utøya insgeheim befürworten.
Aber sie sollten intelligent genug sein, um zu wissen was sie mit ihrer fortlaufenden Hetze in einigen Köpfen anrichten.
Wenn sie aber intelligent genug sind, dann sind sie auch mitschuldig.

Einige rechte Foren haben weniger Skrupel.

„Abt. Schlimmer Finger: Gewalttätiger Anti-Sozialdemokratenprotest in Norwegen“ ist auf der Seite „Altermedia“ zu lesen, eines der populärsten Internetportale der rechtsextremen Szene in Deutschland. Was dann folgt, soll offenbar witzig sein. „Sozialdemokraten scheinen auch in Norwegen nicht beliebt zu sein, woran das nur liegen kann?“ 76 Jugendliche hat der Attentäter Andre Breivik auf der Insel Utøya erschossen. „Altermedia“ hat nur blanken Hohn für sie übrig. Die Opfer, so der Tenor des Blog-Eintrags, seien selber Schuld. Man müsse, schreibt der Verfasser weiter, dem Attentäter eine Handlung im Affekt zubilligen, „die angesichts der sozialdemokratischen Politik in Norwegen und Europa nachvollziehbar ist“. Die Freude der rechtsextremen Blogger über den Anschlag scheint deutlich durch.
[…] Ersten empörten Reaktionen der Netzgemeinde über dessen offene Verhöhnung der norwegischen Opfer begegnete der rechtsradikale Blog mit folgenden Worten: „Unseren hiesigen Sensibelchen jedoch, die sich gestern ob des angeblichen Zynismusses unserer ersten Betrachtung über den Osloer Anschlag empörten, möchten wir an dieser Stelle sagen, daß wir davon nicht einen Satz zurücknehmen.“ Die „Aktion“ in dem Jugendlager der Sozialdemokraten, so die Blogger weiter, betrachte man stattdessen „mit Gelassenheit und einem Lächeln im Mundwinkel“.
(M. Bewarder und C. Kensche 25.07.11)

Noch wichtiger als die klare Schuldzuweisung an Broder, Mixa, Müller, Sarrazin und Co ist es aber, daß endlich ein Licht auf die widerliche braune Brut im Internet geworfen wird.

Anders Behring Breiviks "Manifest" mag krude sein, es ist aber nicht kruder und aggressiver als das, was auf islamfeindlichen Internetseiten diskutiert wird. Vom virtuellen Kampf im weltweiten Netz zum echten Terror - das ist das beunruhigend Moderne, das sich im Massaker von Oslo offenbart. Deshalb muss man den Hasspredigern dort, im Internet, entgegentreten.
(Matthias Drobinski, SZ, 25.07.11)

Da hat Drobinski völlig Recht.
Viel zu viele Jahre konnte sich die christlich-fundamentalistische-neonazistzische-deutschnationale-misogyne-islamfeindliche-homophobe Pest von Hakenkreuznet und Co im Internet tummeln, ohne daß irgendwer in der Politik auch nur daran dachte etwas dagegen zu unternehmen.

Er [Breivik] war nicht alleine.
Über Jahre hat der Mann aus Norwegen dort mitgeredet, ohne aufzufallen, viele hundert Seiten aus der Begründung seines Kampfes sind geklaut, kopiert von anderen Autoren der anti-islamischen, nationalen, sich als Kreuzritter fühlenden Bloggerszene. Der Mann war ein Einzeltäter, ein Psychopath. Aber er war nicht alleine. Am Sonntag heißt es zum Beispiel im Forum der deutschen Anti-Islam-Seite "politically incorrect" (die sich natürlich von der Gewalt distanziert): "Das Manifest an sich liest sich ausgezeichnet" - mit den Morden aber habe Breivik "mehr Schaden angerichtet, als er sich vorstellen kann". Die Gemeinde ist erschrocken, nicht so sehr darüber, dass da einer virtuellen Hass zu konkreten Morden hat werden lassen, sondern darüber, dass man nun strategisch in der Defensive ist. Vom virtuellen Kampf im weltweiten Netz zum echten Terror, das ist das beunruhigend Moderne, das sich im Massaker von Oslo offenbart. Da hat einer über Jahre sich sein Weltbild aus Versatzstücken aus dem Internet zusammengebaut, es verfeinert, mit anderen diskutiert, als ginge es für oder gegen ein Tempolimit auf Autobahnen. Nach der Tat hat er das Netz als weltweites Propagandainstrument genutzt.

(Matthias Drobinski, SZ, 25.07.11)

Die Zeit der Unschuld ist jetzt aber vorbei.

In Zukunft kann kein politisch Verantwortlicher mehr sagen, er habe nicht gewußt was sich im Netz zusammen braut und welchen Input konservative Bischöfe und rechte Publizisten der gewalttätigen rechten Szene geben.

Viele große Presseerzeugnisse mit überregionaler Reichweite analysieren heute genau das.

7 Kommentare:

QuakediQuak hat gesagt…

Die Zeit der Unschuld ist jetzt aber vorbei.

In Zukunft kann kein politisch Verantwortlicher mehr sagen, er habe nicht gewußt, wie gefährlich das völlig realitätsferne Spekulieren auf den Finanzmärkten ist.

Viele große Presseerzeugnisse mit überregionaler Reichweite analysierten nach Beginn der Finanzkrise genau das.

Die Zeit der Unschuld ist jetzt aber vorbei.

In Zukunft kann kein politisch Verantwortlicher mehr sagen, er habe nicht gewußt, wieviel Geld jährlich mit welch geringem Risiko in die Steueroasen dieser Welt 'gerettet' wird.

Viele große Presseerzeugnisse mit überregionaler Reichweite analysierten nach Zumwinkel genau das.

Die Zeit der Unschuld ist jetzt aber vorbei.

In Zukunft kann kein politisch Verantwortlicher mehr sagen, er habe nicht gewußt, dass die arabischen Potentaten die vom Westen so gerne zur Verfügung gestellten Mittel so gerne zur Unterdrückung ihres eigenen Volkes benutzen.

Viele große Presseerzeugnisse mit überregionaler Reichweite analysieren seit Lybien, Syrien, Ägypten genau das.

Weils gerade passt:
Ich mag Murray und auch seine deutsche Stimme.

Schöne Grüße

QuakediQuak

PS. 1500 Postings-Respekt, dass Du so lange schon jeden Tag ein interessantes, gut lesbares Posting raushaust.

jakebaby hat gesagt…

Da wird gar nix passieren.
Im Gegenteil.
Seit dem Massaker und vor allem die letzten 2 Tage, haben die Islam/Linken etc.-Hasser insbesondere PI noch einen draufgelegt und hetzen noch brachialer gegen Muslime und vor allem Linke etc. denn je zuvor.

Die werden noch gestaerkt aus dieser Sauerei kommen und in ein paar Wochen weis ehh keiner mehr wo Norwegen liegt.

'Angenehm auch: ""PI ist nicht rechtsextremistisch", erklärt der Verfassungsschutz. Schließlich sei das Blog proisraelisch, proamerikanisch und bekenne sich nachdrücklich zum Grundgesetz.""
http://www.taz.de/Anti-Islam-Hetze-auf-PI-News/!75174/

So einfach geht das. Der Verfassungsschutz hat offensichtlich nur den Header gelesen. ... What the ...
Man hat also absolute Narrenfreiheit wenn man einfach proisraelisch, proamerikanisch und Grundgesetztreu drueber schreibt, und wie verschissen oft habe ich diesen verkackten Ausfluch zur Rechtfertigung PIs vernommen.

Genauso die kuerzliche Urteilsbegruendung zu Wilders Freispruch.
'Den koennen wir ja jetzt gar nicht mehr verurteilen, da in unserem Kaeselaendle inzwischen alle inklusive Politik genauso denken'.

Alleine spitzenpolitisch gesehen faerbt sich Europa seit geraumer Zeit und vor allem immer schneller braun ein, und die Gesetzgebungen gegen Muslime greifen um sich wie ein Steppenfeuer.

Ein Sarkozy wurde unter anderem fuer seinen KaercherSpruch gewaehlt.

Von Anfang an (05) haben Merkel&Co die uebelsten Sprueche gegen Muslime rausgehauen. Der Papst hat zwischendurch die Muslime ganz harsch in Rage versetzt.
Wie du schon erwaehntest, sind deutsche Spitzenreligioten voll im Mix, wobei Meisner einer der Spitzenhassprediger gegen Muslime verkoerpert.

Und fast vergessen der neuliche Spruch Merkels von wegen "Ihr habt hier keinen Platz wenn ...."

und man koennte ewig so weitermachen, wobei man dann nicht mal die Laender erwaehnt, wo inzwischen 'echte? Rechtsradikale das Sagen haben.

PI&Co sind das kleinste Problem. Das uebelste Problem kommt aus hoechster Ebene.
Die europaeische Politik die diesen braunen Markt geschaffen hat.

"Viel zu viele Jahre konnte sich die christlich-fundamentalistische-neonazistzische-deutschnationale-misogyne-islamfeindliche-homophobe Pest von Hakenkreuznet und Co im Internet tummeln, ohne daß irgendwer in der Politik auch nur daran dachte etwas dagegen zu unternehmen."

Wie schon gesagt ... Warum auch!
Warum sollte man gegen seine eigenen Plaene/Doktrinen angehen und etwas gegen Das unternehmen, welches man selbst schuf??
Schachmatt!

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ QuakediQuak

Ja, ich sehe ein, da hast Du gut gekontert.
Damit habe ich ehrlich gesagt schon gerechnet. Ist ja auch absolut ungewöhnlich von mir, daß ich mal OPTIMISMUS durchblicken lasse. Das ist ja nun echt nicht meine Art.

In Deutschland ist ja auch erkennbar die Politik nicht gewillt zu lernen - daher habe ich oben rechts auch den SPON-Artikel verlinkt.

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,776872,00.html

Aber in der Presse finde ich doch derzeit eine Menge richtiger Analysen. Und da bleibt bei mir doch ein Stückchen Hoffnung, daß sich die ein oder anderen Wichtigen der herkömmlichen Medien ein bißchen mehr Gedanken machen, wenn sie in Zukunft über Sarrazin und Broder und Co berichten.
Und diese rechten Blogs - ich will die Namen nicht schon wieder aufzählen - sind jetzt immerhin schon mal „auf dem Radar“ der Journaille. Vielleicht setzt sich doch der ein oder andere damit kritisch auseinander. Bisher war das ja in den klassischen Medien gar kein Thema.

@ Jake.

Daß solche professionellen Brechreizerrger wie PI oder NPD

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,777211,00.html

jetzt vollkommen aus dem Ruder laufen, wundert mich nicht.

Ich denke aber schon, daß das damit zusammen hängt, daß sie richtig Schiss haben.
Über die ultrarechte Fortschrittspartei in Norwegen wird schon spekuliert, daß sie jetzt untergeht.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,776903,00.html

Das wäre ja schon mal was!

Wobei ich auch noch mal betonen will, daß doch sehr breit in allen deutschen Medien von den Norwegischen Reaktionen berichtet wird, und ich gebe zu, daß ich ernsthaft beeindruckt bin, wie das ganze Volk schienbar zusammensteht und jetzt erst rechter ihre liberalen und offenen Traditionen hochhält.
Das ist mal ein angenehmer Kontrast zu den hysterischen Reaktionen in Dt und USA, wo man sofort nach Überwachung, Verboten und schärferen Gesetzen kreischt.
Selten dusselig zum Beispiel Andrea Nahles, die das tote NPD-Verbots-Pferd sattelt und partout wieder darauf rumreiten will. Als ob damit irgendwelche Breiviks von Anschlägen abgehalten werden.
Aber, daß bei der SPD-Generalin zwischen den Ohren nichts los ist, wissen wir ja.

Ansonsten stimme ich Dir ja bei allem zu - der Fisch stinkt vom Kopfe her und solange Top-Politiker ungeniert versuchen mit rechten Vorurteilen zu punkten, braucht man sich nicht über das braune Moos wundern, das in den Ritzen wuchert.

Aber vielleicht - ich sage VIELLEICHT! (besonders überzeugt bin ich selbst nicht davon) - wird jetzt doch etwas sensibler auf solche Sprüche reagiert.
Hopefully.
Sonst wandere ich nach Norwegen aus….

;)
LGT

Tammo Oxhoft hat gesagt…

PS:
Die perfideste Dummheit zu Norwegen hat sich übrigens mal wieder Glenn Beck geleistet:

"Who does a camp for kids that's all about politics?" Glenn Beck asked Monday on his radio show. In the wake of last week's massacre in Norway, U.S. conservative commentator Glenn Beck on Monday compared the summer camp where most of the 76 victims died to the Hitler Youth organization of Nazi Germany.
Beck, on his radio show, declared the killings "the work of a madman" and called the suspect "as bad as Osama bin Laden." But before launching into that condemnation, he questioned what the victims were doing at a summer camp run by Norway's ruling Labour Party.
Beck said the camp "sounds a little like, you know, the Hitler Youth or whatever. Who does a camp for kids that's all about politics? Disturbing."
However, politically-oriented camps are being organized in several U.S. states by chapters of the "9/12 Project" -- an organization founded by Beck himself in 2009.
The Colorado 9/12 Project hosted a "Patriot Camp" for kids in grades 1-5 earlier this month, featuring programs on "our Constitution, the Founding Fathers, and the values and principles that are the cornerstones of our nation."
………..

http://edition.cnn.com/2011/POLITICS/07/25/beck.norway/index.html

http://anhourago.us/show.aspx?l=13828188&d=503
Da kann man mal sehen:
Wenn du denkst „irrer geht’s nicht mehr“, kommt irgendwo ein Teebeutel daher…

LGT

jakebaby hat gesagt…

Da sieht man mal wieder, wie total verbloedet dieses armseelige Arschloch doch ist.

Ein Sozn-Camp in Norwegen (welches ja auch eines von Hitlers engsten Freunden war;) mit der Hitlerjugend zu vergleichen ..... und einen Rechtsradikalen Sozn/Muslimhasser (wie auch Glenn einer ist) mit Osama.

Das hat doch Was ...?

Die sonstige Entwicklung zum Thema koennen wir ja jetzt taeglich weiterverfolgen bis sie demnachst verebbt und im Sande verlaueft.
Deinen Optimismus in Ehren.

Gruss
Jake

QuakediQuak hat gesagt…

@ Tammox

zum Thema Netzpolitik hatte fefe kürzlich das hier verlinkt:

http://www.danisch.de/blog/2011/06/21/wie-die-deutsche-internet-kinderpornosperre-zustande-kam-und-zugrunde-ging/

"Und diese rechten Blogs - ich will die Namen nicht schon wieder aufzählen - sind jetzt immerhin schon mal „auf dem Radar“ der Journaille. Vielleicht setzt sich doch der ein oder andere damit kritisch auseinander."

Ich frage mich, ob das so wünschenswert ist. Die von Dir genannten Blogs haben schließlich keinen Ruf zu verlieren, da gilt noch mehr als sonst:

Every publicity is good publicity.

In dem Zusammenhang glaube ich auch, dass Jakes:

"PI&Co sind das kleinste Problem. Das uebelste Problem kommt aus hoechster Ebene.
Die europaeische Politik die diesen braunen Markt geschaffen hat."

noch zu kurz greift. Es sind doch große Teile der klassischen Medien, die rechte Thesen nicht nur tolerieren, sondern auch gerne an prominenter Stelle thematisieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ein so (was man so hört, ich selbst habe nicht reingeschmökert) langweiliges Buch wie das von Sarrazin zur Kenntnis nähme, wenn es nicht thematisch so schön ins Credo der Springer-Presse gepasst hätte, wer als Politiker auf Seite 1 kommen will ohne irgendeine Kompetenz aufzuweisen, der hat doch die größten Chancen, wenn er mit genügend Tamtam auf Ausländer/Hartz-IV-Empfänger/linke Spinner einschlägt.

"Über die ultrarechte Fortschrittspartei in Norwegen wird schon spekuliert, daß sie jetzt untergeht."

Ich schätze mal, dass wenn das Potenzial dazu da ist, wird sich die Fortschrittspartei unter neuem Namen auch wieder gründen würde,mit leicht veränderten Köpfen an derSpitze zwar, aber dem gleichem Scheiß drin.

Schöne Grüße

QuakdiQuak

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Jake:
Das Schlimme ist nur mal wieder, daß es vermutlich massig Amis gibt, die gar nicht merken was Beck da Schlimmes gesagt hat, weil die einfach nichts über Norwegische Sozialdemokraten wissen. Sozialistische Europäische Parteien sind für Teebeutler ja sowieso mindestens genauso schlimm wie Faschismus.


@ QuakdiQuak

Das mit dem „Every publicity is good publicity” bezüglich der rechten Blogs ist natürlich eine nicht von der Hand zu weisende Gefahr.

Aber ich glaube (d.h. ich weiß das nicht 100%ig!), daß die Neonazibewegungen in letzter Zeit alle optisch abrüsten. Skinheads sind einfach unsympathisch. Keiner will die haben. Das schadet auch dem Tourismus.
Und so eine Sorte „Skinhead“ ist zum Beispiel auch Pius-Bischof Williamson, der hartnäckig bis heute darauf beharrt es habe den Holocaust so nicht gegeben.
Das mögen zwar viele Piusbrüder DENKEN, aber durch Williamsons Lautstärke ist ihnen ihr Comeback jetzt so richtig versaut worden. Die wollten sich gerne mit Ratzi auf Augenhöhe treffen und nun sind sie überall als „braun“ gebrandmarkt.

Das sieht man auch bei der NDP, die sich mit großer Mühe bürgerlich gibt. Die freundlichen Nazis von nebenan wollen die jetzt sein. Die Kinderfeste organisieren und niemanden mehr erschrecken.

Natürlich ist das NOCH gefährlicher, weil sie damit mehr Anhänger und mehr Macht gewinnen.
Es führt eben dazu, daß auch Politiker aus den „normalen Parteien“ mal Sprüche loslassen, die die Nazis dann als Bestätigung ihrer Linie auffassen.
Stoibers Warnung vor der „durchrassten Gesellschaft“, Lafontaines Ausflüge in völkische Rhetorik, Sarrazin, Broder etc pp. Christliche-deutsche Leitkultur, Überfremdungsängste,… Bis hin zu Thomas Goppel, der dann höchst offiziell der JUNGEN FREIHEIT zu ihrem Jubiläum gratuliert.

Und DAS ist nämlich das wirklich dramatisch Gefährliche, wenn ganz normale Politiker aus den herkömmlichen Parteien auch noch die Türöffner für solche Ideologien geben, weil sie auch einmal finden, daß diese Rechten doch auch irgendwie ganz OK sind.

Und in diesem Punkt hoffe ich eben, daß die Norwegen-Diskussion was nützt. Daß die Grenzüberschreitungen von „Normalpolitikern“ (CDU, SPD, FDP,…) zu den Hetzern genauer unter die Lupe genommen werden und daß es sich solche Typen dreimal überlegen, ob sie sich bei Kreuznet und Co anbiedern.

Die Parteien und Kirchen müßten eben auch offensiv vor den Nazis im Netz warnen.
Daß das eben nicht alles auf den ersten Blick erkennbare Schlägertypen mit Glatze sind, sondern auch wie Breivik adrett aussehen können und mit Worten wie „Templer, Kreuzritter, Christentum retten“, etc um sich werfen.

Ich hoffe auch, daß in Zukunft öffentliche Personen wie Wulff, Sinn, Koch, Mixa, Steffel, Meisner, Oettinger und Co nicht so locker davon kommen, wenn ihnen immer mal wieder Juden- und Holocaust-Sprüche über die Lippen kommen.
Bisher ist das ja immer toleriert worden. Hupps. Kann ja mal passieren.
Aber das soll eben NICHT passieren.
Jemand, dem sowas rausrutscht, ist eben nicht geeignet Bundespräsident oder MP zu sein.
Das würde ich mir wünschen, daß sich die Erkenntnis durchsetzt.

LGT