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Sonntag, 3. Mai 2009

100 Tage Obama

Die Obamania ist keineswegs abgeebbt. Er erfreut sich Zustimmungsraten wie sie zu diesem Zeitpunkt nur der legendäre FDR hatte - 2/3 finden ihn irgendwie gut.
Getoppt wird er dabei allerdings noch locker von der Begeisterung, die Michelle Obama auslöst.
Sie ist soziale Wohltäterin, Stilikone, Vorbild-Mum, perfekte Ehefrau und congeniale First Lady in einem.

Der Präsident erfreut sich inzwischen sogar einer signifikant höheren Anhängerschaft, als die 53 %, die ihn tatsächlich gewählt haben.
Aufgeschlüsselt nach Konfessionen mögen ihn Moslems und Juden am liebsten - hier erreicht er Zustimmungsraten von 85 und 79%.
Überdurchschnittlich positiv sehen ihn auch Atheisten (73%) und Katholiken (67%) - Schlusslicht bilden die mormonischen Ultras, die ihn aber immerhin auch noch mehrheitlich freundlich beurteilen (45:40 %)

Ich stimme fast allen Analysten zu, die erklären, daß Obamas Präsidentschaft unter den widrigsten Bedingungen begann, die je ein neuer Amtsinhaber vorfand.
Insbesondere verglichen mit den idealen Voraussetzungen, die sich im Januar 2001 für George W Bush ergaben, sieht es für No 44 düster aus.
Clinton hatte eine vor Kraft strotzende Wirtschaft mit riesigen Haushaltsüberschüssen und ein weltweit beliebtes Amerika hinterlassen.

Darin liegt allerdings auch ein Vorteil für Obama - denn er wird nun an seinem Vorgänger gemessen; der ebenfalls fast unbestritten als der übelste und unfähigste Präsident ever dasteht.

Bush hat in jeder Hinsicht alles so gründlich falsch gemacht, daß Obama dagegen nur gut aussehen kann. Insbesondere Bushs totale Indolenz, sein Aussitzen aller globalen Anforderungen, läßt den Aktionismus seines Nachfolgers im rosaroten Licht erstrahlen.

Last but not least - auch die Optik stimmt.
Wer kann sich schon dem Eindruck eines gutaussehenden, lächelnden Mannes entziehen, der offensichtlich intelligent ist und ein recht guter Redner ist, nachdem man acht Jahre lang diesen texanischen Plattkopf mit den debil eng zusammenstehenden Augen ertragen mußte, der immer so ging, als ob er eine vollgeschissene Hose und zu kleine Cowboystiefel trüge?

Es ist leicht sich zum Obama-Freund zu entwickeln. Zumal der Neue im Oval Office so entwaffnend ehrlich auch mal Fehler eingesteht und ohne Umschweife zugibt, wenn ihm im Eifer des Gefechts auch mal die ein oder andere Sache misslingt.
Wer außer Supermann, könnte auch alles richtig machen in dieser Situation?

Leider ist es aber auch so, daß Obama ein paar grundlegende Dinge total falsch macht und sich auch gerne mal feige weg duckt, wenn es weh tun könnte.

Auch wenn die Beweggründe politisch-taktisch nachvollziehbar sein mögen - aber es ist beschämend auf der einen Seite mit moralischem Pathos zu verkünden „Amerika foltert nicht“, um kurz darauf Diejenigen, die perfide gefoltert haben großzügig mit einer Amnestie zu versehen.

Ja, das Weiße Haus läßt nun ans Licht kommen, wie schändlich und amoralisch Bush und Condi Rice Folter abgesegnet haben - aber belangen will man sie dennoch nicht.

Guantanamo zu schließen ist richtig und gut (auch alternativlos für jeden Politiker mit Rudimenten von Anstand) - aber es ist genauso unverzeihlich das Afghanische Folterlager Bagram bestehen zu lassen - 600 Männer sitzen dort weiterhin komplett rechtlos der Willkür ihrer amerikanischen Wärter ausgesetzt.

Mal abgesehen davon, daß diese ganze Afghanistan-Strategie ein ziemlicher Irrsinn ist - insbesondere, da es auch die derzeitige US-Administration offenbar für gerechtfertigt hält den Afghanistan-Krieg auch in Pakistan zu führen und sich so mit einer riesigen islamischen Atommacht anzulegen. 30.000 Soldaten MEHR nach Afghanistan und dann? Was soll das bringen?

Last but not least:
Obama ist rückgratlos vor der Waffenlobby eingeknickt - so kassierte das Weiße Haus flugs wieder einen Vorschlag zweier Minister ein, Schnellfeuerwaffen zu ächten.
Hubert Wetzel spricht von einem „Desaster“:
Für Amerika ist das ein Desaster. .....Obwohl die allgemeine Kriminalitätsrate in den USA seit 1999 stark gefallen ist, ist die Schusswaffen-Kriminalität rasant gestiegen. Allein die Zahl der mit Pistolen verübten Morde kletterte von etwa 8200 im Jahr 1999 auf 10.000 bis 12.000 im Jahr 2007 (je nach Statistik). Jährlich sterben etwa 30.000 Amerikaner an Schussverletzungen, weitere 70.000 werden durch Kugeln verwundet - Zahlen wie aus einem Kriegsgebiet. Es ist daher kein Wunder, dass zu den letzten Aufrechten, die für schärfere Waffengesetze kämpfen, die Bürgermeister der Städte gehören, in denen dieser Krieg tobt. Dass Obama ihnen nicht hilft, mag notwendige Polit-Taktik sein - aber die Folge davon ist eine Tragödie.

Es glänzt nicht alles........

Nachtrag:

Heute, am 15. Mai 2009, schreibt Reymer Klüver zum Thema einen passenden Artikel:
Barack Obama und die Wende.
Kommando zurück

Er hat viel versprochen, und er hat auch viel verändert. Doch die jüngsten Entscheidungen des amerikanischen Präsidenten Obama verstören so manchen Progressiven. Aber kaum jemand weiß, wie er es besser machen könnte........

2 Kommentare:

warlord'snightmare hat gesagt…

Hi Tammox,
bislang hat mich Obama noch keineswegs enttäuscht. Die Umfragewerte sind ziemlich gut, er gibt eine gute Richtung vor, zeigt sich Verhandlungs- und Kompromissbereit.
Atomwaffenreduktion/Ausstieg, Umweltschutz, Geld für soziale Aktivitäten.
Ist gegen die Folter - welche ja scheinbar für andere Amerikaner ein zulässiges Mittel für was auch immer ist.
Ja natürlich, er pardoniert jene, welche die Folterung durchgeführt, zugelassen oder in Auftrag gegeben haben. Das ist ein starkes Stück - irgendwie ein Paradoxon - das fällt doch jedem sofort auf.
Aber was soll er machen, es geht ihm wie einem Richter, der zwar weiß was richtig und falsch ist, aber kein durchgreifendes Urteil fällen kann/darf, weil die Verbrecher noch "bewaffnet" sind.
Er hat das Verbrechen zumindest öffentlich geächtet. Aber wenn er noch Sanktionen fordert, dann ergeht es ihm ähnlich wie Lincoln und Kennedy.
Anderes Thema: habe ich heute im Radio gehört, dass der neue politische Führer in Südafrika eine Einweihungsparty im Wert von 7 Mio. EUR schmeißt, welche der Staat Südafrika zahlt. Ich dachte mir immer, dort gibt es viele arme Leute? Welchen Arsch haben die gewählt?
Übrigens wird es nicht mehr lange dauern, bis die ersten unserer "klugen" Politiker sagen werden, dass die Abwrackprämie doch nicht so "super" war. Aber einen Versuch war es doch wert, oder? Training on the job für überbezahlte Politiker, die alles besser wissen, ohne lange nachzudenken.
Aber solange man das Geld der anderen Leute in die Hand nimmt...
Schöne Grüße
WN

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Lieber WN,

nun da gibt es schon recht oft diese unerklärliche Milde gegenüber Verbrechern.
Das neueste ist, daß Obama auch verfügt hat die Bush’schen Folteranwälte, die das juristische Rüstzeug für die menschenverachtenden Praktiken geleifert haben, ungeschoren läßt.

Was genau Obama TÄTE, wenn er wirklich KÖNNTE wie er WOLLTE, weiß natürlich niemand. Ohne Zweifel hat er Angst (zurecht?) davor, daß ihm die ultrafundamentalistischen rechten christlichen Kräfte zu sehr Knüppel zwischen die Beine werfen, so daß er am regieren gehindert wird.

Ich denke aber schon, daß er auch nicht ganz so mutig wie zum Beispiel ein Zapatero ist, der trotz knappster Mehrheiten und einer durch und durch katholischen Nation viel gegen den erbitterten Widerstand der RKK in gesellschaftlichen Dingen erreicht hat.
Obama ist ja nun nicht gerade ohnmächtig - zumal er dicke Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses hat.

Da bin ich schon etwas enttäuscht von ihm.

Der neue Südafrikanische Präsident Zuma wird sicherlich NICHT international auch nur annähernd ein so hohes Ansehen, wie sein Vorvorgänger Mandela erreichen. Aber der ANC ist eben aus historischen Gründen eine enorm starke politische Kraft in Südafrika.
Und 7 Millionen? Naja, im Vergleich zu fast allen anderen afrikanischen Staaten steht Südafrika wirtschaftlich noch gut da. Die haben immerhin ein BIP von weit über 250 Milliarden Dollar. (zum Vergleich Österreich: 373 Mrd.)
Nicht zu vergessen all die Bodenschätzte (SA ist einer der größten Gold- und Diamantenproduzenten) und die Einnahmen durch den Tourismus.
SA zählt durchaus zu den Industrienationen und ist kein Entwicklungsland mehr. Natürlich kommt von dem Geldsegen fast nichts bei den ärmsten Bürgern an.
Aber für Zuma wird es noch reichen.
Da kann man schon mal ein paar Millionen abzwacken, oder?

LG
T