Mittwoch, 13. Mai 2009
Der dritte Unschuldige.
Lotario dei Conti di Segni wurde Ende 1160 (oder zu Beginn 1161) in Mittelitalien als Sohn des steinreichen Grafen Trasimund von Segni und der römischen Patrizierin Claricia Scotti geboren.
Als Reichensöhnchen ließ es sich auch im 12. Jahrhundert gut leben und so hätte man den jungen Grafen vermutlich längst vergessen, wenn er nicht eine kirchliche Laufbahn eingeschlagen hätte und Papst geworden wäre.
Schon aus seinen Lehrjahren in Bologna 1178-1187 stammt seine Schrift »De misera condicione hominis«, die in ca. 500 Handschriften überliefert ist. I. befaßt sich in ihr, bereits vor seinem Pontifikat, mit der Frage: "Was ist der Mensch, was der Papst?" Sein Fazit läßt seine spätere Selbsteinschätzung erkennen; denn: "Der Mensch ist ein elendes und ganz auf die Gnade Gottes angewiesenes Geschöpf, der Papst jedoch ist geringer als Gott, aber größer als der Mensch." (Michael Hanst)
Papst also, war dann die einzig mögliche Berufswahl.
Er folgte 1198 auf den eher lockeren Coelestin III, der in seiner unfehlbaren Weitsicht sogar (unter Einschränkungen) Scheidungen zuließ und dafür von Papst Hadrian VI. (1522-1523) zum Häretiker erklärt wurde.
Lotario dei Conti di Segni nannte sich Innozenz III. und gilt bis heute als einer der wichtigsten Päpste des Mittelalters, da er in seinem immerhin 18-Jährigen Pontifikat bedeutende und weitreichende Entscheidungen traf.
Der Drang zudem der reichste Mann des Planeten zu werden, wurde sofort deutlich.
Dazu benötigte er zunächst einmal eine neue Tiara, die seiner Gier nach Edelsteinen entsprach.
Sie wurde aus weißen Pfauenfedern und Saphiren gefertigt.
Als nächstes führte er die Regel ein, daß ihm jeder, ohne Ausnahme, die Füße zu küssen hatte.
Sein sich selbst verliehener Titel "vicarius Christi" (bis heute für Päpste gültig) zementierte den Anspruch auch auf alle weltliche Macht.
Um an die finanziellen Mittel zu kommen, erließ er schon am 25.03.1199 die von mir bereits an anderer Stelle besprochene Bulle Vergentis in senium.
Darin wurde Ungläubigen die totale Entrechtung zuteil. Druck, Isolation und harte Strafen sollten jene treffen, die ihr „Unrecht“ nicht einsehen wollten und bei der Gelegenheit sollten natürlich auch alle ihre Besitztümer in die Kassen des Vatikans geschüttet werden. In den Gebieten, die unserer weltlichen Rechtsprechung unterworfen sind, ordnen wir die Konfiskation der Güter der Begünstiger, Beherberger, Verteidiger und Anhänger [von Ketzern] an ... Auf diese Weise führt die weltliche Strafe sie zurück, die die kirchliche Disziplin nicht zur Vernunft bringt ... um wie viel mehr müssen dann diejenigen ihrer weltlichen Güter beraubt werden, die durch den Abfall vom rechten Glauben Gottes Sohn Jesus Christus beleidigt haben und [daher] vom Haupt unserer Kirche, das Christus ist, durch kirchliche Strenge getrennt werden.“ (Hagender 1979)
Besonders gut war er im Ausrotten, Verfolgen und Foltern.
Zunächst traf es die Katharer, die Innozenz pauschal des supertotsündigen Analverkehrs beschuldigte.
Der Nachweis dieser Sexpraktik gelang durch eine besondere Erfindung des Pontifex Maximus, nämlich der „Chambre Chauffée“-Methode, bei der der des Analverkehrs Bezichtigte gefesselt und nackt ausgezogen auf einen rotglühenden Dorn herab gesenkt wurde, bis er gestand.
Eine Vatikanisch vorgeschriebene Verhörmethode, die bis 1816 für alle mutmaßlichen Sodomiten empfohlen wurde.
Für sich selbst brachte Innozenz III auch einige Änderungen hervor, denn nichts weniger als die Weltherrschaft strebte er an. Er bestand darauf, dass der Papst bei der Kaiserwahl das letzte Wort hat (Dekret Venerabilem 1202)
Gleich 1998 rief er zum 4 Kreuzzug auf, einem extrem Blutigen, der nach Plünderung von Zara 1202 und von Konstantinopel 1204 in einem Desaster und dem Schisma mit der Orthodoxie endete.
Beim Albigenserkreuzzug von 1209, der bestialischsten Auseinandersetzung des ganzen Mittelalters, kam es auf Innozenz‘ Befehl hin zu dem vollständigen Suizid an dem Volk.
Damit legte er den Anfang zur systematischen Massen-Vernichtung von Gläubigen, deren Glaubensgrundsätze mit der römisch-katholischen Kirche nicht übereinstimmten. Innozenz III. hat der Inquisition zu einem Jahrhunderte dauernden Aufschwung verholfen.
(Horst Deckert)
Streben nach Weltherrschaft, Gier, Perversion - da mag der ein oder andere Leser dieses Blogs denken „Ja und? Ganz normale Papst-Eigenschaften eben.“, aber Innozenz wurde auch auf einem anderen Gebiet zum Meilenstein der pontifikalen Ahnengalerie; er gilt als der erste “Nazi-Papst”, da er den Antisemitismus systematisch und nachdrücklich zum Gesetz der katholischen Agenda machte.
Innozenz III berief das wichtigste Konzil des Mittelalters ein, das 4. Laterankonzil, das durch die Bulle Vineam Domini Sabaoth des Papstes am 19. April 1213 einberufen und im November 1215 im römischen Lateran stattfand.
Seine, in 70 Kanones die niedergelegten Beschlüsse befaßten sich mit der Transsubstantionslehre, also der Lehre von der Wesenswandlung der eucharistischen Gestalten. Sodann wurden die Thesen, die Joachim von Fiore (s.d.) hinsichtlich der Trinität verbreitete, verurteilt und in diesem Zusammenhang erweiterte Vorschriften gegen Ketzerbewegungen erlassen. (Michael Hanst)
Diese 70 Edikte gelten in der katholischen Kirche teilweise bis heute.
Innozenz III ließ in diesem Konzil festschreiben, daß Juden auch optisch von Christen zu unterscheiden sein müßten.
So wurde es 1215 für alle Juden zum Gesetz sich durch einen gelben Fleck - den Vorläufer des Nazi-Judensterns - öffentlich kenntlich zu machen.
Sie hatten dieses Stigma stets gut sichtbar zu tragen.
Doch damit nicht genug der Kirchlichen Perfidie: Außerdem hatten die verhassten Juden einen als besonders lächerlich geltenden spitz zulaufenden „Judenhut“ aufzusetzen.
Innozenz III starb am 16.7. 1216 in Perugia. 1891 wurde sein Leichnam feierlich nach Rom überführt und von Papst Leo XIII. in San Giovanni in Laterano beigesetzt.
Ein anderer Nachfolger, Papst Benedikt XVI., fand es in Israel gestern nicht weiter erwähnenswert seinen unfehlbaren Vorgänger Innozenz III., den Unschuldigen, in irgendeiner Weise zu erwähnen.
Als Reichensöhnchen ließ es sich auch im 12. Jahrhundert gut leben und so hätte man den jungen Grafen vermutlich längst vergessen, wenn er nicht eine kirchliche Laufbahn eingeschlagen hätte und Papst geworden wäre.
Schon aus seinen Lehrjahren in Bologna 1178-1187 stammt seine Schrift »De misera condicione hominis«, die in ca. 500 Handschriften überliefert ist. I. befaßt sich in ihr, bereits vor seinem Pontifikat, mit der Frage: "Was ist der Mensch, was der Papst?" Sein Fazit läßt seine spätere Selbsteinschätzung erkennen; denn: "Der Mensch ist ein elendes und ganz auf die Gnade Gottes angewiesenes Geschöpf, der Papst jedoch ist geringer als Gott, aber größer als der Mensch." (Michael Hanst)
Papst also, war dann die einzig mögliche Berufswahl.
Er folgte 1198 auf den eher lockeren Coelestin III, der in seiner unfehlbaren Weitsicht sogar (unter Einschränkungen) Scheidungen zuließ und dafür von Papst Hadrian VI. (1522-1523) zum Häretiker erklärt wurde.
Lotario dei Conti di Segni nannte sich Innozenz III. und gilt bis heute als einer der wichtigsten Päpste des Mittelalters, da er in seinem immerhin 18-Jährigen Pontifikat bedeutende und weitreichende Entscheidungen traf.
Der Drang zudem der reichste Mann des Planeten zu werden, wurde sofort deutlich.
Dazu benötigte er zunächst einmal eine neue Tiara, die seiner Gier nach Edelsteinen entsprach.
Sie wurde aus weißen Pfauenfedern und Saphiren gefertigt.
Als nächstes führte er die Regel ein, daß ihm jeder, ohne Ausnahme, die Füße zu küssen hatte.
Sein sich selbst verliehener Titel "vicarius Christi" (bis heute für Päpste gültig) zementierte den Anspruch auch auf alle weltliche Macht.
Um an die finanziellen Mittel zu kommen, erließ er schon am 25.03.1199 die von mir bereits an anderer Stelle besprochene Bulle Vergentis in senium.
Darin wurde Ungläubigen die totale Entrechtung zuteil. Druck, Isolation und harte Strafen sollten jene treffen, die ihr „Unrecht“ nicht einsehen wollten und bei der Gelegenheit sollten natürlich auch alle ihre Besitztümer in die Kassen des Vatikans geschüttet werden. In den Gebieten, die unserer weltlichen Rechtsprechung unterworfen sind, ordnen wir die Konfiskation der Güter der Begünstiger, Beherberger, Verteidiger und Anhänger [von Ketzern] an ... Auf diese Weise führt die weltliche Strafe sie zurück, die die kirchliche Disziplin nicht zur Vernunft bringt ... um wie viel mehr müssen dann diejenigen ihrer weltlichen Güter beraubt werden, die durch den Abfall vom rechten Glauben Gottes Sohn Jesus Christus beleidigt haben und [daher] vom Haupt unserer Kirche, das Christus ist, durch kirchliche Strenge getrennt werden.“ (Hagender 1979)
Besonders gut war er im Ausrotten, Verfolgen und Foltern.
Zunächst traf es die Katharer, die Innozenz pauschal des supertotsündigen Analverkehrs beschuldigte.
Der Nachweis dieser Sexpraktik gelang durch eine besondere Erfindung des Pontifex Maximus, nämlich der „Chambre Chauffée“-Methode, bei der der des Analverkehrs Bezichtigte gefesselt und nackt ausgezogen auf einen rotglühenden Dorn herab gesenkt wurde, bis er gestand.
Eine Vatikanisch vorgeschriebene Verhörmethode, die bis 1816 für alle mutmaßlichen Sodomiten empfohlen wurde.
Für sich selbst brachte Innozenz III auch einige Änderungen hervor, denn nichts weniger als die Weltherrschaft strebte er an. Er bestand darauf, dass der Papst bei der Kaiserwahl das letzte Wort hat (Dekret Venerabilem 1202)
Gleich 1998 rief er zum 4 Kreuzzug auf, einem extrem Blutigen, der nach Plünderung von Zara 1202 und von Konstantinopel 1204 in einem Desaster und dem Schisma mit der Orthodoxie endete.
Beim Albigenserkreuzzug von 1209, der bestialischsten Auseinandersetzung des ganzen Mittelalters, kam es auf Innozenz‘ Befehl hin zu dem vollständigen Suizid an dem Volk.
Damit legte er den Anfang zur systematischen Massen-Vernichtung von Gläubigen, deren Glaubensgrundsätze mit der römisch-katholischen Kirche nicht übereinstimmten. Innozenz III. hat der Inquisition zu einem Jahrhunderte dauernden Aufschwung verholfen.
(Horst Deckert)
Streben nach Weltherrschaft, Gier, Perversion - da mag der ein oder andere Leser dieses Blogs denken „Ja und? Ganz normale Papst-Eigenschaften eben.“, aber Innozenz wurde auch auf einem anderen Gebiet zum Meilenstein der pontifikalen Ahnengalerie; er gilt als der erste “Nazi-Papst”, da er den Antisemitismus systematisch und nachdrücklich zum Gesetz der katholischen Agenda machte.
Innozenz III berief das wichtigste Konzil des Mittelalters ein, das 4. Laterankonzil, das durch die Bulle Vineam Domini Sabaoth des Papstes am 19. April 1213 einberufen und im November 1215 im römischen Lateran stattfand.
Seine, in 70 Kanones die niedergelegten Beschlüsse befaßten sich mit der Transsubstantionslehre, also der Lehre von der Wesenswandlung der eucharistischen Gestalten. Sodann wurden die Thesen, die Joachim von Fiore (s.d.) hinsichtlich der Trinität verbreitete, verurteilt und in diesem Zusammenhang erweiterte Vorschriften gegen Ketzerbewegungen erlassen. (Michael Hanst)
Diese 70 Edikte gelten in der katholischen Kirche teilweise bis heute.
Innozenz III ließ in diesem Konzil festschreiben, daß Juden auch optisch von Christen zu unterscheiden sein müßten.
So wurde es 1215 für alle Juden zum Gesetz sich durch einen gelben Fleck - den Vorläufer des Nazi-Judensterns - öffentlich kenntlich zu machen.
Sie hatten dieses Stigma stets gut sichtbar zu tragen.
Doch damit nicht genug der Kirchlichen Perfidie: Außerdem hatten die verhassten Juden einen als besonders lächerlich geltenden spitz zulaufenden „Judenhut“ aufzusetzen.
Innozenz III starb am 16.7. 1216 in Perugia. 1891 wurde sein Leichnam feierlich nach Rom überführt und von Papst Leo XIII. in San Giovanni in Laterano beigesetzt.
Ein anderer Nachfolger, Papst Benedikt XVI., fand es in Israel gestern nicht weiter erwähnenswert seinen unfehlbaren Vorgänger Innozenz III., den Unschuldigen, in irgendeiner Weise zu erwähnen.
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