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Sonntag, 24. August 2008

Bullenreiten - die Sonntagsversion.

Will der Oberkatholik in Rom besonders feierlich und nachdrücklich eine Regelung verkünden, greift er zur litterae apostolicae sub plumbo.
Besser bekannt als BULLE, deren Namen sich vom (Blei-)Siegel (lat. bulla, ital. bolla) ableitet. Neuerdings werden stattdessen lieber blumig klingende Enzykliken heraus gegeben, aber vor einem halben Jahrtausend waren Bullen beim Pontifex schwer in Mode.
So wurden mit Bullen die unfassbaren brutalen Massaker der Kreuzzüge (Quantum praedecessores im Dezember 1145 von Papst Eugen III) gefordert, oder die Perversitäten der Inquisition eingeläutet (Ad Abolendam, im November 1184 von Papst Lucius III).
Bei all dem Rumgestempele mit flüssigen Blei wurde offenbar vom lieben Gott nicht bedacht, daß sein Stellvertreter auf Erden mit einem toxischen Schwermetall hantiert, das zu Enzephalopathie (Schädigungen des Gehirns, die das Gehirn als Ganzes betreffen) und Polyneuropathie (systemisch bedingte Schädigung von peripheren Nerven) führt.
Je mehr Bullen, desto gaga der Papst.

Beispiele:

Der extrem autokratische Nikolaus V., bürgerlich Tommaso Parentucelli, (* 15. November 1397 in Sarzana; † 24. März 1455. Papst von 1447 bis 1455) erließ kurz bevor er seinen Chef traf im Januar 1455 die Bulle Romanus Pontifex.
Darin preist er Heinrich, den Seefahrer und gibt dessen Neffen, dem portugiesischen König Alfons V. das ausschließliche Recht der Schifffahrt in den Gewässern Afrikas sowie das Recht, die Ungläubigen zu matern, zu foltern und zu demütigen.
Heiden, Muslims und alle anderen Menschen, die nicht zur RKK gehörten sollten auf ewig versklavt werden und deren Besitz geraubt werden.
Papst Nikolaus V. gilt heute als besonders humanistisch gebildet, weil er die Vatikanische Bibliothek gründete.

Benedikt XIV (Prospero Lorenzo Lambertini, * 31. März 1675 † 3. Mai 175, Papst von 1740 bis 1758) gilt ebenfalls als gebildet und belesen.
In seiner Bulle Providas romanorum vom 18. Mai 1751 bestätigt die Bulle In eminenti apostolatus specula seines Vorgängers und schießt scharf gegen die Freimaurerei, er verbietet jedem katholischen Christen den Umgang mit Freimaurern, wer sich mit ihnen einließe, habe die Exkommunikation zu fürchten. Die Exkommunikation erfolge ohne weitere Erklärung und hätte bis zum Tode ihre Gültigkeit. Wer sich den aufklärerischen und freiheitlichen Idealen der Freimaurer nähere, müsse vom gesamten Klerus an jedem Platz und jedem Ort mit Inquisition bestraft werden. Die Ketzer sollen festgesetzt werden und man solle ihnen ihr Vermögen entziehen.

Innozenz III erließ am 25.03.1199 die Bulle Vergentis in senium. Darin wurde Ungläubigen die totale Entrechtung zuteil. Druck, Isolation und harte Strafen sollten jene treffen, die ihr „Unrecht“ nicht einsehen wollten und bei der Gelegenheit sollten natürlich auch alle ihre Besitztümer in die Kassen des Vatikans geschüttet werden. In den Gebieten, die unserer weltlichen Rechtsprechung unterworfen sind, ordnen wir die Konfiskation der Güter der Begünstiger, Beherberger, Verteidiger und Anhänger [von Ketzern] an ... Auf diese Weise führt die weltliche Strafe sie zurück, die die kirchliche Disziplin nicht zur Vernunft bringt ... um wie viel mehr müssen dann diejenigen ihrer weltlichen Güter beraubt werden, die durch den Abfall vom rechten Glauben Gottes Sohn Jesus Christus beleidigt haben und [daher] vom Haupt unserer Kirche, das Christus ist, durch kirchliche Strenge getrennt werden.“ (Hagender 1979)

Ad Extirpanda heißt Papst Innozenz IV Bulle vom Mai 1252.
Sie befasst sich mit den Foltermethoden zur Bekämpfung von Ketzern. Ad Extirpanda ist der Erlass, in dem die RKK Folter offiziell als Instrument zur Wahrheitsfindung bei Prozessen gestattet.

Pio Nono, der antisemitische Superpapst (Mit 31 Jahren und 8 Monaten hatte er das längste historisch nachweisbare Pontifikat - seliggesprochen 2000 von JP-II) erließ gleich mehrere Bullen.
In Ineffabilis Deus vom Dezember 1854 legte er fest; "dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch die einzigartige Gnade und Bevorzugung des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes, von jeglichem Makel der Unschuld unversehrt bewahrt wurde“.
Mutter Maria ist also biologische Jungfrau.
Irrtum ausgeschlossen, da er im Juli 1879 in Pastor Aeternus auch noch festlegte, daß Päpste unfehlbar sind.

Q.e.d.

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