TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Freitag, 22. August 2008

Wie man versagt

Elisabeth Heister-Neumann, 53 Jahre, trat bei der letzten niedersächsischen Landtagswahl für die CDU in Salzgitter an und schaffte es trotz desaströser Lage der SPD trotzdem ihrem sozialdemokratischem Gegenkandidaten Stefan Klein zu unterliegen.
Offenbar wußten die Wähler was ihnen blühte - war doch Frau Heister-Neumann Justizministerin.
Sie nicht zu wählen, hat leider nichts genützt - seit dem 26. Februar 2008 ist sie nun Kultusministerin.
Die Vakuum-köpfigen Niedersächsischen Wähler wollten ja dringend WIEDER eine CDU-Regierung.
Kultur, Bildung, Schule, Erziehung,…man weiß ja: Das sind in Deutschland die Loser-Themen.
„Gedöns“. Da kann man gerne irgendeine Pfeife ins Amt setzen.
Glück für die Nord/LB-Aufsichtsrätin, die sich nun nicht mehr mit einem Abgeordnetenmandat rumplagen muß und schön auf einem bequemen Ministersessel hocken darf.
Weniger Glück haben da allerdings die Niedersächsischen Schüler; gerade sind die Ferien zu Ende, die Schule beginnt wieder - aber wer nicht da ist - das sind die Fachlehrer.
Was soll’s? Ist ja auch irgendwie egal, oder? Wozu braucht man schon einigermaßen gebildete Kinder in Deutschland? Wer sollte denn dann auch so dämlich sein und in Zukunft CDU wählen?
Niedersachsen Schüler können ja auch alle Billigjobber oder Hartz-IV’ler werden.
Mit der Wahrheit nimmt es Frau Ministerin auch nicht so genau - so gibt das Kultusministerium offiziell bekannt:
„Weniger Schüler, dafür aber mehr Lehrer. So lässt sich in diesem Jahr das Zahlenwerk überschreiben.“
Lehrer, Oppositionsparteien und GEW reiben sich verwundert die Augen.
Es gibt größere Klassen denn je, die Anzahl der erteilten Unterrichtsstunden sinkt durch Ausfall, innerhalb der nächsten zehn Jahre werden 50% der vollkommen überalterten Lehrerschaft in Pension. Nachwuchs gibt es keinen. Fächer wie Latein, Mathe, Physik und Chemie können halt nicht immer und überall unterrichtet werden.
Insbesondere nicht in ländlichen Gebieten.
Eberhard Brandt, der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft errechnete einen Mehrbedarf von 3000 Fachkräften.
Auch der Philologenverband sieht insbesondere an den Gymnasien ein „ausgeprägtes Problem bei den Mangelfächern“.
Frau Heister-Neumann bezahlt die Lehrer so dermaßen schlecht, daß ein Berufsschullehrer mit Kind inzwischen in Niedersachen zusätzliche Leistungen nach Hartz-IV beantragen kann.
Kein Wunder, daß kaum einer mehr Lehrer an Schulen des zweitgrößten Flächenlandes Deutschlands werden mag.
Ganz toll gemacht CDU!

Nun noch zwei Abschlusswitze:

1.) Klickt man Frau Dingbumsens Homepage an, erfährt man zunächst einmal, daß Justizministerin wäre (was seit 6 Monaten nicht mehr der Fall ist) und stößt dann auf folgende bescheidene Selbstbeschreibung:
"Unser Leben führt uns mit raschen Schritten von der Geburt bis zum Tode. In dieser kurzen Zeitspanne ist es die Bestimmung des Menschen, für das Wohl der Gemeinschaft, deren Mitglied er ist, zu arbeiten." - Friedrich der Große -
Ganz im Sinne dieser Worte möchte ich mich in der Politik für das einsetzen, was ich in dieser Gemeinschaft erleben darf.
Friedrich der Große!
Aber sich noch nicht mal darum kümmern wollen, daß es genügend Lehrer gibt.

2.) Damit nicht zu viel Unterricht ausfällt, hat sich Elisabeth, die Möchtegern-Große etwas Schickes ausgedacht.
Immer getreu ihres Mottos: Bloß nicht nachhaltig und langfristig denken und stattdessen billig billig irgendwie durchwurschteln - ist ja nur unsere Jugend; da kommt es ja nicht so drauf an, ob und von wem die unterrichtet werden.
Statt sich um AUSGEBILDETE Lehrer für die 3000 fehlenden Stellen zu bemühen, sollen nun Physik, Chemie und co aushilfsweise von pensionierten Pastoren unterrichtet werden.
Na bravo - da bemühen sich Amerikas und Hessens Minister darum die Evolution vom Lehrplan zu streichen und Niedersachsen setzt gleich geriatrische Pastoren als Hilfskräfte in den naturwissenschaftlichen Fächern ein.

2 Kommentare:

Po8 hat gesagt…

"Wozu braucht man schon einigermaßen gebildete Kinder in Deutschland? Wer sollte denn dann auch so dämlich sein und in Zukunft CDU wählen?"

Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass der Politik überhaupt nicht an einem selbständig denkenden, mündigen Bürger gelegen ist, müsste dieser sich doch angesichts der größtenteils desaströsen Entscheidungen im Dauerdemonstrationszustand befinden... ;-)

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Deswegen habe ich auch nicht wirklich Angst, daß Hartz grundsätzlich so extrem gekürzt wird, daß es an die Existenzgrundlage geht.
Denn dann würde man riskieren, daß sich die Millionen von ihren Sofas erheben, massiv demonstrieren und Unruhe machen - oder womöglich gar alle WÄHLEN gehen.

Richtig hart werden nur die angefasst, die sich nicht wehren können, weil sie zu schwach sind - also beispielsweise Bewohner in Pflegeheimen, chronisch Kranke, etc.


Das „Prekariat“, oder „die bildungsfernen Schichten“ - wie immer man das despektierlich definiert - werden immer gerade genügend soziale Tranquilizer zugewiesen bekommen, daß sie schön ihre Klappe halten und hübsch segregiert bleiben.
Die ökonomisch toten und hoffnungslosen Flecken Deutschlands werden geschickt ausgeblendet. So wie Merkel derzeit auch nur die mustergültigen Vorzeige-Schulen auf ihrer Bildungsreise besucht.
In den heruntergekommenen Hilfsschulen in Köthen beispielsweise wird man sie kaum antreffen - das wäre nur schlechte PR.
Daß die Wähler sich das gefallen lassen, wird natürlich von dem selbstverschuldeten Eingang in die Verdummung vor den Astro-TV -und Casting-shows gefördert.

Zu viel Bildung bringt da doch nur Aufruhr ins System.
Womöglich würden sich die Schichten wieder vermischen, wie es vor 30 oder 40 Jahren war, als Deutschland noch meritokratischer war.

siehe
http://tammox.blogspot.com/2007/09/meritokratie.html


Das hat man jetzt nicht mehr so gerne und bleibt lieber unter sich.