Offenbar ist nach dem Niedergang einer anderen Volkspartei auch das Ende der CSU-Dominanz in Reichweite. Nachdem Parteichef Huber von einem Fettnapf zum Nächsten mäanderte, ist die Panik vor den Landtagswahlen offenbar so groß geworden, daß nur noch keifen, zetern und geistig entrückte Morbidialvergleiche aus der sogenannten Christenunion zu hören sind.
Drei Phasen lassen sich ausmachen.
Versuch ohne ihn zu regieren:
Nach dem Ende von Stoiber, den man plötzlich so unerträglich in der CSU fand, daß man ihn gegen seinen hartnäckigen Widerstand vom Hof jagte, ging bedauerlicherweise das Regieren von Edes geriatrischen Nachfolgern gründlich schief. Was Huber und Beckstein anfassten, misslang.
Inzwischen ist es sogar soweit, daß Wolfgang Schäuble, dem es genetisch beinahe unmöglich ist die Wahrheit zu sagen, einige richtige Sätze über die CSU sagte (heute in der SZ):
„Der (Strauß - gilt aber auch für Stammel-Ede - t.) war immer ein Cunctator, ein Zauderer.“
Und „Die, die Stoiber loshaben wollen, haben jetzt vergessen, warum sie ihn loshaben wollten. Nun meinen sie, unter ihm wäre alles besser gewesen“
Konzentration auf die nächste Legislatur:
Der Wahlkampf begann und sollte die beiden Bürschchen aus Edes Schatten führen.
Dumm nur, daß ihnen keine eigenen programmatischen Konzepte einfielen und daher die Programme von Oskar Lafontaines LINKEn plagiiert wurden. (Pendlerpauschale, die Huber selbst bekämpft hatte, sollte nun als von Gysi erdachte Wohltat über das CSU-Wahlkreuz wieder kommen.)
Da die CSU-Forderungen inhaltlich nur noch als Lacher taugen, ist es umso bedauerlicher, daß das CSU-Spitzenpersonal auch von der Persönlichkeit her als groteske Witzfiguren erscheinen.
So schrieb die größte bayerische Zeitung SZ über den vollkommen vermurxten Auftritt des CSU-Bosses im ZDF-Sommerinterview:
Die Liste der Vorurteile, mit denen Erwin Huber zu kämpfen hat, ist lang: Er gilt als Mann ohne Charisma, als niederbayerischer Provinzler mit einem breiten, irgendwie quengelnden Dialekt, der weit entfernt ist von dem charmanten Bairisch eines Franz Beckenbauer. Selbst in der eigenen Partei macht man sich schon länger über Huber lustig. Wer für Erwin Huber Medienarbeit macht, müsste das leicht Dumpfbackige an ihm zumindest ein wenig kaschieren, wenn es sich schon nicht aus der Welt schaffen lässt. Beratungsresistent habe Huber diese Tumbheit noch verstärkt, indem er peinlich auf einem Strohballen drapiert verbal debakulierte:
Auch an Hubers Unart, vom durchaus selbstironischen Charmebolzen zum Sprechblasenautomaten zu mutieren, sobald eine Fernsehkamera auf ihn gerichtet ist, haben seine Berater nicht gefeilt. Den Fragen des Moderators Peter Hahne weicht er ungeschickt aus oder beantwortet sie mit peinlichen Polit-Platitüden. Wenn es beim Sommerinterview mit dem CSU-Chef darum gegangen sein sollte, die gängigen Huber-Klischees zu zementieren, ist das Vorhaben auf der ganzen Linie gelungen. Oder jedenfalls fast. Denn das Bild vom armen Bauernbuben Erwin, der sich durch Fleiß nach oben gearbeitet hat, ohne seine Wurzeln jemals zu verleugnen, geht leider daneben: Als Huber den Kühen im Stall medienwirksam eine Portion Futter hinhält, will ihm leider keine aus der Hand fressen.
Flucht in Demagogie und Rabulistik:
Immerhin hat die CSU inzwischen erkannt, daß sie beim Wähler weder mit Personal, noch mit Politik, noch mit Programmatik zu punkten vermag und drischt stattdessen auf den Gegner ein.
Schlammschlachten sind schließlich die alte Stärke der bayerischen Unions-Abart.
Schade für Beckhuber und Co, daß auch das nicht mehr klappt.
So überzogen sie ihre Attacken so sehr in Richtung Absurdistan, daß man nun erst recht nicht mehr CSU wählen kann.
Den vollkommen richtigen und überfälligen Wunsch der Grünen die juristisch kaum haltbaren 60 Millionen Euro, die Bayern jedes Jahr an die Katholische Kirche überweist (so erhält beispielsweise Bischof Marx sein Monatsgehalt von 10.000 Euro nicht etwa aus der Kirchenkassen, sondern vom STAAT) zu überprüfen, pariert Beckstein mit schrillen Untergangsphantasien: Die Grünen planten einen "frontalen Angriff auf die christliche Leitkultur und die gläubigen Christen" in Bayern.
Generalsekretärin Haderthauruck entblödete sich nicht die perfidesten historischen Verdrehungen in die Mikrophone der Journalisten zu lügen: Die SPD werde damit "zum Steigbügelhalter für Kader-Geschwader" und mache sich so, ganz im Sinne Lenins, zu einem "nützlichen Idioten" der Linken.
LOLOL! Der Gipfel der Dreistheit.
Das kommt aus der Union, die gleich zwei Blockparteien der DDR mitsamt Vermögen und Mitgliedern, die zu Mauer und Schießbefehl „Ja“ sagten, wegfusioniert hat.
Während die SPD sich dafür eingesetzt habe, die DDR als Staat völkerrechtlich anzuerkennen, habe Strauß "alles getan, die Trennung zwischen Ost und West zu überwinden", sagte Haderthauer.
LOLOL! Ob sie damit den Milliardenkredit meinte, den Strauß der DDR 1983 verschaffte, damit das SED-Regime nicht vorher zusammenbrach?
Ministerpräsidentendarsteller Beckstein erklärt nun alle Wähler von SPD, Grünen, FDP und Freien Wählergemeinschaften generell für unanständig. In einem Interview der „Passauer Neuen Presse“ polterte er demokratiefeindlich entrückt:
„Ein anständiger Bayer wählt CSU – das streben wir auch in Zukunft an.“
Kabarettistin Kinsehers Replik kann ich nur zustimmen: „Der anständige Bayer mag auch gern mal eine anständige Gaudi und wählt schon allein deshalb diesmal nicht die CSU.“
Der vorerst letzte Klopfer, der Debilen aus der Staatskanzlei sind nun Anleihen bei George W. Bush - was ihm vor die verbale Kloake schwamm, um Kriege zu beginnen, ist nun auch der CSU recht und billig:
Huber werde einen "Kreuzzug gegen die Linke" führen.
Jenen Linken, von denen Huber zuvor seine politische Agenda abgeschrieben hat.
Hubers Hosen müssen gestrichen voll sein, wenn er das quasi kommunistisch überrannte Bayern nun mit mittelalterlicher Brachial-Rhetorik retten muß.
2 Kommentare:
Wenn die CSU in Bayern die Mehrheit verliert, dann wird wahrscheinlich der Untergang des Abendlandes eingeläutet...
Hoffentlich isses bals soweit ;-)
Allerdings wäre EINER richtig glücklich:
Der Ede!
Dann hätte er bei seiner letzten Wahl das Megaergebnis von der 2/3-Mehrheit geholt und anschließend wäre bewiesen, daß die anderen "es eben nicht können".
Ich wette, daß bei unter 50 % CSU in Wolfrathshausen so richtig die Sektkorken kanllen - bzw - wie sagte es eins:
D"ann werde ich mir ein Glas Champagner öffnen!"
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