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Samstag, 27. Dezember 2008

Die Spanier sind ja auch Scheiße - Teil II

Vor einem Jahr beschrieb ich die ultrakonservativ-faschistoide Haltung der katholischen Kirche in Spanien anlässlich der Seligsprechung von gleich 498 Priestern und Mönchen, die im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Rechtsradikalen gegen die Demokraten kämpften.

Seit dem Ende des Franco-Faschismus, in dem es sich die iberischen Katholiken behaglich eingerichtet hatten, wurde kaum hinzu gelernt.
Vom Papst eindringlich unterstützt, schwingen sie die ganz grobe Fundamentalistenkeule.
Dazu gehören durchaus massive Bosartigkeiten, wie das Vertauschen von Opfer- und Täterrolle.
Der Bischof von Teneriffa findet, daß im Falle einer pädophilen Vergewaltigung begangen von einem Priester, das Opfer die Schuld hat:
In einem Interview hatte Bernardo Álvarez Afonso Homosexualität und Päderastie gleichgestellt und behauptet, dass Minderjährige nicht immer schuldlos an sexuellem Missbrauch seien:

"ES GIBT13-JÄHRIGE KNABEN, DIE DAS SOGAR WÜNSCHEN
WENN DU NICHT AUFPASST, PROVOZIEREN SIE DICH."

Die sozialistische Regierung Zapatero, die in vorbildlicher Weise mit den antiliberalen und antihumanistischen Zöpfen aus der braunen Zeit aufräumt, geriet dadurch zum Hassobjekt Nummer Eins der postfrancistischen Christen.

(Auch das kommt vor! Üblicherweise schaudert es mich zu beobachten welche Wahlentscheidungen demokratische Wähler fällen: FÜR Koch, FÜR Merkel, FÜR Berlusconi, FÜR Bush, FÜR Beust, FÜR Stoiber, FÜR Sarkozy, FÜR Kaczyński - einer gruseliger als der Nächste - obwohl es Alternativen gegeben hätte! Die Spanier machen da eine der wenigen löblichen Ausnahmen und haben mit José Luis Rodríguez Zapatero einen guten Mann als Boss erkoren)

Zapateros Regierung hat allerlei Unsinn bereinigt, den sein rechter Vorgänger und Bush-Freund Aznar (GWB nannte ihn allerdings gerne Anzar) vertrat.
Die neue Regierung ist strikt gegen den Irak-Krieg, beendete die blinde Gefolgschaft zu den USA, suchte wieder die Nähe zu Europa, reparierte die Beziehungen zu Marokko, setzt soziale Akzente, führte die gleichgeschlechtlichen Ehe ein, ermöglichte die Erleichterung von Scheidungen, liberalisierte den Aufenthaltsstatus großer Zahlen illegaler Einwanderer und beschnitt die Vollmachten des Zentralstaates.

Die Pädophilie-Versteher des spanischen Episkopats erboste natürlich insbesondere die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe - zwei Menschen, die sich lieben den staatlichen Segen geben - da sei Gott vor!

Morgen soll nun der nächste große Katholenpaukenschlag folgen.
Der Madrider Erzbischof Antonio María Rouco Varela verspricht, daß sich keineswegs weniger als eine Millionen Protestler am Kolumbusplatz einfinden werden, um „für die Familie“ zu protestieren.
Für die Familie“ ist im katholischen Rotwelsch ein Synonym für „Hassattacken auf die Sozialisten, Schwulen, Liberalen, Frauen etc“.
Benedikt XVI goss wie zu Erwarten Öl ins Feuer, indem er den Hardliner Antonio Canizares (Spitzname „Kleiner Ratzinger“) zum Kardinalpräfekten für die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung ernannte.
Der 63-Jährige Kurienkardinal aus Toledo dramatisiert: "Sie versuchen, unsere christlichen Wurzeln auszulöschen".

Canizares schlägt im Moment besonders auf den Magen, daß Zapatero offenbar daran denkt die Zahl der Abtreibungen in Spanien zu senken.
(Ein einberufenes Expertengremium legte just Ratschläge vor).
Mit 112.000 Abtreibungen im Jahr 2007 - das sind elf pro 1000 Frauen - liegt Spanien in Europa extrem überdurchschnittlich.
Der Grund ist ganz eindeutig die von der Katholischen Kirche heftig bekämpfte Sexualaufklärung an den Schulen.
Nach Einführung der Fristenlösung in Deutschland (1996) und der damit verbundenen Aufklärungsmöglichkeiten sank die Zahl der Abtreibungen hierzulande auf sieben pro 1000 Frauen.
In der 80er Jahren allerdings - unter CDU-Regierung und unter dem massiven Einfluss der Kirchen hatte Deutschland genauso hohe Zahlen wie Spanien jetzt.
Erst die Liberalisierung ließ die Zahl kontinuierlich sinken - die katholische Kirche lügt bewußt, wenn sie behauptet nur strengeres Strafrecht und Verbote wirkten gegen Abtreibungen.

Das Gegenteil ist der Fall, wie Pro Familia berichtet:

Der rückläufige Trend der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland setzt sich fort. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden im Jahr 2007 116'871 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet, ein Rückgang um 2,4% gegenüber dem Vorjahr. Auch die Zahl der Abtreibungen an unter-18-Jährigen ist erneut zurückgegangen und zwar um 6%.
Seit 1996, dem ersten Jahr nach Einführung der Fristenregelung, war die Zahl noch nie so tief. Die von Gegnern der Fristenregelung prophezeite massive Zunahme ist nicht eingetreten.

Holland hat eine Rate von zuletzt 8 Abtreibungen pro 1000.

In Polen, wo auf Druck der katholischen Kirche 1993 ein Abtreibungsverbot eingeführt wurde, liegt die Zahl der Abtreibungen bei absolut 200.000 (so schreibt es die FAZ vom 17. April 2007) - also 80.000 mehr als in Deutschland, das eine mehr als doppelt so hohe Bevölkerungszahl hat.
Dieses Jahr nennt die FAZ für Polen eine Zahl von 180.000 Abtreibungen.

Die spanische Regierung hat diese Fakten analysiert und klar erkannt, daß Liberalisierungen und umfassende Aufklärung zu einem Sinken der Abtreibungsrate führt- während das Tabuisieren von Sex und die Drohungen mit der Verbotskeule - wie es der Papst will - genau das Gegenteil bewirkt.

In eben diesem Sinne kämpft das spanische Episkopat FÜR eine möglichst hohe Zahl von Abtreibungen, indem es sich massiv gegen eine verbesserte Aufklärung ausspricht.

Der Chef der Bischofskonferenz Antonio María Kardinal Rouco Varela:
Damit würde eine "Kultur des Todes" geschaffen.

Offensichtlich sind da so einige Synapsen im Hirn des ultrakonservativen Kardinals falsch gepolt.

Es läge nahe den Spaniern den Rat zu erteilen aus der katholischen Kirche auszutreten - nur geht das dort gar nicht.
Zupass kommt der Kirche auch, dass man sich von ihr nicht einfach lossagen kann. Die Kirche kennt in ihrem Recht keinen Austritt, und Spaniens Staat kennt keinen Verwaltungsakt, der dem Kirchenaustritt in Deutschland entsprechen würde.
Hartnäckige Atheisten konnten blieb bisher nur übrig zu ihrer Kirche zu gehen und darum zu bitten ihre persönlichen Daten aus den Kirchenbüchern zu löschen.
Man bleibt dort auf alle Ewigkeit katholisch.

2 Kommentare:

Oolon Coluphid hat gesagt…

Die Kirche ist gegen Abtreibung. Sie will nicht, dass in den Schulen über Sex aufgeklärt wird. Was passiert? Die Jugendlichen, haben Sex, verhüten nicht und das Mädchen wird ungewollt schwanger und treibt ab. Dagegen ist aber die Kirche und der Kreislauft fängt von vorne an....

Was die Kirche hier macht, ist meiner Meinung nach, nicht sehr klug. :mrgreen:

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Lieber Oolon Coluphid!

Was die Kirche hier macht, ist meiner Meinung nach, nicht sehr klug.Das ist mal eine schön euphemistische Formulierung!

Inzwischen kann ich noch mal die Zahlen aktualisieren; seitdem die kath. Kirche beim §218 ihre Linie nicht mehr durchsetzt, sind die Abtreibungszahlen weiter gesunken.


Das statistische Bundesamt gab just folgende Meldung heraus:

Die Zahl der Abtreibungen in Deutschland hat 2008 den niedrigsten Stand seit der gesetzlichen Neuregelung 1996 erreicht.

2004: 129.650
2005: 124.023
2006: 119.710
2007: 116.871
2008: 114.484


LG

T