Rick Warren, ultrakonservativer Pastor der Saddleback Church bepredigt jede Woche Myriaden Menschen. Time listete ihn unter den "15 World Leaders Who Mattered Most in 2004" und den "100 Most Influential People in the World (2005)" auf.
Christianity Today nannte ihn den einflussreichsten Pastor überhaupt, Newsweek schwelgte ihn hoch zu den „15 People Who Make America Great" und so weiter und so fort - devot buckeln die Medien vor seiner ungeheuren Bedeutung.
Marketing ist alles - in der Flut von amerikanischen religiösen Ratgeberbüchern, setzte sich Warrens göttlicher Erguss The Purpose Driven Life (deutsch Leben mit Vision) jahrelang an die Spitze der Bestsellerlisten. Er bietet es inzwischenb praktisch in 4er- 12er- oder 16er Packs an: Irre günstig zum Beispiel: The Purpose Driven Life, Case of 16 Hardback Books für nur 176 Dollar.
Keine ganz einfache Sache in den von religiösen Schreiberlingen heiß umkämpften US-Markt.
Warren aber hat mal ganz was Neues entdeckt - er kann nichts weniger als die ganze Welt retten.
Seine Wunderwaffe gegen Krieg, Hunger und Krankheiten:
Den Herren anbeten und evangelisieren!
Schließlich wissen wir ja alle aus der Bibel, wie es denen ergeht, die Gott loben und lieben, bzw was mit denen geschieht, die Gott nicht tumb und hirnfrei adorieren.
Das ist im Johannes-Evangelium klar gestellt:
Aha, dann habe ich mir DESWEGEN letzte Woche einen Hexenschuss zugezogen - ich bin Jesus gegenüber einfach zu ungehorsam und nun bleibt der Zorn Gottes auf mir.
So läuft das ja wohl in der Bibel: Anweisungen der Sohnes, die man glauben muß und wer sie nicht glaubt, dem reißt der vor Zorn und Sadismus getriebene Papi den Arsch auf.
Da wir gerade Weihnachten haben, hier noch ein bißchen O-Ton des Geburtstagskindes, von dem Rick Warren so angetan ist:
Meiner Ansicht nach ist Jesus tatsächlich recht eindeutig - man soll gefälligst tun was er will, ansonsten geht es ab in die Hölle.
Rick Warren hat das auch genauso erkannt und fasst 2000 Jahre später die Megaprobleme der Welt (Facing the world's five giants!) kurz und knackig zusammen:
Here are the giant problems, as we see them:
Daran mangelt es also der Welt - man hat noch zu wenig von Jesus gehört.
Gut, ich habe da eine leicht andere Auffassung - nachdem die Menschen von Jesus gehört haben, fochten sie 16.000 Kriege aus - die weit überwiegende Mehrzahl aus religiösen Gründen.
Insgesamt hat das Christentum der Menschheit schwer geschadet:
Allein im 30-Jährigen Krieg, dem Mega-Religionskrieg 1618 bis 1648, in dem es lediglich um die Vorherrschaft von zwei verschiedenen christlichen Sekten ging, wurden mehr Homo Sapiens gekillt, als im ersten und zweiten Weltkrieg zusammen.
Ganze Länder wurden komplett entvölkert - in Deutschland überlebte nur ein Drittel der Bewohner.
Es dauerte ein volles Jahrhundert, bis sich Europa einigermaßen wieder aufgrappelt hatte.
Mit Warren kann ich also schon im ersten Punkt so wenig konform gehen, daß ich seine Gigantproblem-Analyse 2 bis 4 gar nicht weiter diskutieren möchte. (lack of servant leaders around the world, poverty, disease, ignorance)
Erst wenn das Christentum überwunden ist und vor allem der missionarische Anspruch, also das Evangelisieren und das sich über andere erheben, überwunden ist, kann die Welt zu einem besseren Ort werden.
Ein nicht ganz unmaßgeblicher Mensch teilt bedauerlicherweise NICHT meine Ansicht:
Barack Obama hat sich den fanatisch gegen Schwule, Lesben und Befürworter der Wahlfreiheit bei Abtreibungen Hetzenden als Prediger für seine Amtseinführung gewünscht.
Warren wird das traditionelle Gebet halten.
So viel zum CHANGE nach 8 Jahren des Einflusses von Evangelikalen auf das Weiße Haus.
2 Kommentare:
Oh, Tammox, Du bist also auch auf die grosse Präsidenten-Wahlshow hereingefallen. Für mich war das Ganze wie ein Wrestling-Match, wo der Sieger schon lange vorher feststand und sich der Verlierer von daher jeden Unsinn und jede Dummheit leisten konnte, nur damit das Publikum am Ende froh ist, den anderen Pappkameraden gewählt zu haben.
Obama ist genauso eine Hure des Establishment wie McCain. Der einzige "Machtwechsel" besteht darin, dass sich jetzt mal wieder eine andere Schar an Grosskonzernen vorrangig an Steuergeldern bereichern wird und die nächsten Kriege anstiftet.
"Den Teufel mit Beelzebub austreiben" wäre die klassische Formulierung.
Der Nordstern.
Nanana . . . also da muß ich mal vorsichtig - allerdings dreifach - widersprechen:
1.) Ich habe Obama nie bejubelt - im Gegenteil, ich habe ihn für allerlei Unklarheiten und dumme Positionen in der Außenpolitik heftigst kritisiert. Er war auch nicht mein Wunschkandidat.
2.) Ich bin NICHT der Meinung, daß es egal ist, wer gewonnen hat. Bei den diesjährigen Alternativen, war das Reaktionisten-Jähzorn-Fundi-Ticket McPain wirklich eine ganze Dimension übler als Obama.
3.) Der Wahlausgang stand keineswegs fest. Im Gegenteil - für McCain sah es lange zeit sehr gut aus. Ihm hat aber die Finanzkrise, die gerade zum richtigen Zeitpunkt für Obama über die USA herein brach den Gar aus gemacht. Dazu noch die desaströse Entscheidung für Palin als Vize und McCain war erledigt. Ohne diese beiden Faktoren hätte es Obama sicherlich nicht geschafft - nicht aus eigener Kraft.
Unterm Strich bin ich über Obama froh, wenn ich mir ausmale, was in Amerika möglich und realistisch ist. Für USA-Verhältnisse ist der denkbar liberalste und am wenigsten arrogante Kandidat gewählt worden,
Wenn ich allerdings meine Phantasie mal schweifen lasse und mir frei aussuchen dürfte, wer US-Präsident werden sollte, bin ich natürlich schwer enttäuscht.
Aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.
LG
T
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