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Mittwoch, 5. Dezember 2007

Von den Freuden der Selbstständigkeit

Jeder kennt das:
Daß es weihnachtet, merkt man vor allem daran, daß der Briefkasten von Bettelbriefen überquillt, die tatsächlich immer noch zu großen Teil von Kirchenorganisationen stammen.
Als ich mich selbstständig machte und auf dem Gewerbeamt die letzten Unterlagen ausfüllte, fragte mich die Dame am Schreibtisch gegenüber, wie denn mein Firmenname lauten solle. Eine Sache, die ich eigenartigerweise noch nicht genau überlegt hatte und mir nebensächlich erschien.
Ich dachte mir aber ad hoc etwas aus, weil ich den Vorgang abschließen wollte und nicht noch einmal zu dem Amt fahren mochte.
Innerhalb weniger Wochen begann es dann, daß ich an eben diesen just meiner Phantasie entsprungenen Namen adressiert Werbebroschüren ohne Ende erhielt. Man ahnt ja gar nicht was es alles gibt! Neben normalen Supermärkten noch die METRO (deren Sinn mir bisher nicht klar geworden ist – der Eintritt dort ist beschränkt, aber dafür sind die Waren deutlich gammeliger als beispielsweise bei Karstadt UND teurer...) und neben OTTO gibt es OTTO-Office, die auch von Keksen über Blaumänner bis zu Kugelschreibern alles anbieten.
Man muß allerdings auch erst mal den Gewerbeschein faxen.
Hier schienen allerdings tatsächlich die Preise ein Stück moderater zu sein, so daß ich gleich ein paar Toner bestellte.
Die Abrechnung war aber ein wenig enttäuschend – denn genau wie die Metro listet OttoOffice die Preise ohne Mehrwertsteuer auf, die dann aber auf der Rechnung doch draufgeschlagen werden.
So’n Toner kostet also 69 € bei Otto. Auch prinzipieller NICHTSMARTSHOPPER fiel mir auf, daß da doch weniger als die 76 € bei Saturn ist, die ich dort zuletzt bezahlte und ließ mich EINMAL IM LEBEN dazu hinreißen aus Preisgründen zuzuschlagen.
69 € + 19 % Merkelsteuer sind dann allerdings am Ende 82,11 Euro - da klingt das Schnäppchen schon nicht mehr ganz so billigheimerisch.
Geschieht mir Recht.
Man soll sich nicht vom Geiz leiten lassen.
(Nicht wahr Herr Dr....? SIE In Berlin wissen schon wer gemeint ist!)
Offenbar bin ich also doof genug mir als Selbstständiger ordentlich Geld abzapfen zu lassen.
Aber – bevor ich jetzt gleich noch zehn Kataloge kriege – es gibt Grenzen!
Die war eindeutig erreicht, als ich auf einem Briefkopf das fromme Haupt von Pater Schalück entdeckte.
Seines Zeichens Misso-Präsident. Auch die Katholiken von heute nutzen also die unergründlichen Datenbörsen, um an die Kohle anderer Leute zu kommen.
Als Leitgedanken geben gibt der Mann mit den tiefen Taschen an:
Als das Internationale Katholische Missionswerk der Kirche in Deutschland sind wir Teil der weltweiten Gemeinschaft der päpstlichen Missionswerke. Wir sind eine Mitgliederbewegung und verwirklichen den missionarischen Grundauftrag der Kirche als Lern-, Gebets- und Solidargemeinschaft: · Wir machen die Vielfalt des christlichen Glaubens in der einen Welt erfahrbar; · wir fördern Kirche als Netzwerk weltkirchlicher Spiritualität; · wir unterstützen partnerschaftlich die Ortskirchen in Afrika, Asien und Ozeanien.

Muß ich das noch kommentieren?
Schlimmer geht’s nimmer!
Nichts ist jemals so anmaßend und schädlich gewesen, wie die Missionare.
Ganze Völker und Kulturen haben sie ausgerottet, krank gemacht und ins Unglück gestürzt. Missionare sind die Ausgeburt der christlichen Anmaßung und der aggressiven Bösartigkeit der Kirche.
Unglaublich, daß es heute noch möglich ist ausgerechnet mit so einer Botschaft zu werben, satt mit gesenktem Haupte und Schande in der Ecke zu stehen und stille zu schweigen.
Sie spekulieren offenbar immer noch darauf, daß man die „Kirche im Kopf“ hat und positiv konnotiert werden.
Statt also zu spenden, rufe ich hiermit alle auf 18,00 Euro für das großartige Buch „Kirche im Kopf“ zu investieren.


Darin legen Carsten Frerk und Michael Schmidt-Salomon dar, wie Begriffe, Komplexe, Redewendungen, die oftmals erst auf den zweiten Blick ihre religiöse Herkunft verraten, in unserer Birne umher spuken.
Das Lexikon erklärt, warum im christlichen Kulturkreis angeblich „alles Gute von oben kommt“, warum insbesondere süddeutsche Artgenossen im Ärger zur „Kreuzigung der Türken“ aufrufen („Kruzitürken!“) und weshalb „Gott immer bei den stärksten Bataillonen ist“ („Heiliges Kanonenrohr!“).
Das Vorwort ist online auf Michael Schmidt-Salomons homepage. Bitte lesen und dann das Buch bestellen!
Achtung! Dieses Lexikon dient der Gehirnwäsche! Doch schrecken Sie nicht gleich zurück! Das böse Wort „Gehirnwäsche“, für viele automatisch mit destruktiver Manipulation oder gar Folter verknüpft, hat seinen schlechten Ruf bei genauerer Betrachtung gar nicht verdient! Denn: Waschen wir uns nicht täglich Arme, Hände, Füße, Gesicht oder Haare? Von Kopf bis Fuß unterziehen wir uns einer gründlichen Reinigung – und ausgerechnet unser wertvollstes Organ (das Gehirn!) soll eine solche Pflege nicht verdient haben?........

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