Dienstag, 18. Dezember 2007
Dummdeutsche
Mal eine genereller Tipp:
Über die Medien und ihre angebliche Verflachung lässt sich trefflich streiten.
Eine gute Methode abgesehen von dem Hintergrundrauschens der allgemeinen Werteverfalljammerei tatsächliche Veränderungen zu beobachten sind die Wiederholungen der Tagesschau, die es täglich auf diversen dritten Programmen gibt.
NDR und WDR zeigen (fast) täglich die Tagesschau von 1987, auf BR-Alpha gibt es eine Version von 1982 und HR zeigt täglich um 4.45 Uhr die Tagesschau von 1977. Daran kann man verschiedene interessante Dinge beobachten – es stimmt zum Beispiel tatsächlich, daß die Politiker der Sozialliberalen Koalition 1977 niemals auch nur annähernd so ein flaches nichtssagendes Geblubbere von sich gaben, wie heute. Die Sätze des Kanzlers hatten immer Hand und Fuß, man weiß immer wo er steht und wie er seine Position begründet. Ganz im Gegensatz zur heutigen Kanzlerin, die schon seit 1998 ständig in der Öffentlichkeit Erklärungen abgibt und man immer noch nicht weiß, was sie eigentlich will. Zugegebenermaßen kann ich das nicht als reines Zeitphänomen erklären.
Helmut Schmidt gibt bis heute niemals diese sinnentleerten Sprechblasen von sich und Merkel ist eben eine besonders rückgratlose Person.
Bizarr und erschreckend ist die Parallelität der Themen:
Staatsverschuldung, Rentenunsicherheit und Arbeitslosigkeit (hat in den 70er die EINE MILLION-Marke durchbrochen, was die CDU als Bankrott der Politik brandmarkt – insbesondere DER Kohl, der später in seiner Kanzlerschaft die Arbeitslosigkeit noch mal verfünffacht). Außenpolitisch sind die Themen der Palästina-Israel-Konflikt, Öl-Preise und Iran.
Wenn Dagmar Berghof nicht so groteske schultergepolsterte grellgrüne Rüschenhemdchen anhätte, würde man meinen, daß man doch in der 2007-Version gelandet ist.
Optiker scheint es allerdings damals noch nicht gegeben zu haben – jedenfalls keine Brillendesigner. Alle Männer tragen kiloschwere XXL-Brillen mit mindestens drei Zentimeter dicken schwarzen Fassungen.
Die Struktur der Sendungen ist aber sehr anders, weil sie verglichen mit heute geradezu monothematisch zu sein scheinen. Bei großen Themen wie einer Bundestagsdebatte kann der Bericht gut und gerne mal zehn Minuten dauern, statt der heute üblichen 20 Sekunden.
Reden werden so ausführlich wiedergegeben, daß man sich sogar tatsächlich einen eigenen Eindruck des Inhalts machen kann und dafür wird eben weggelassen, wie Boris Beckers neue Flamme gerade heißt und der Fußballteil nimmt statt 2/3 der Sendung nur ein paar Sekunden für die Ergebnistabelle ein.
Die heutigen Sekundenschnipsel, in denen simple Themchen wie die Gesundheitsreform, OECD-Studien oder wegweisende Verfassungsgerichtsurteile abgehandelt werden, führen jedoch offenbar nicht dazu, daß die TV-Glotzer heutzutage schneller und umfassender informiert sind.
Ich staunte nicht schlecht, als letzte Woche eine Emnid-Umfrage zur Tagesschau veröffentlicht wurde.
Das eindeutige Ergebnis: Die Zuschauer sind bedauerlicherweise generell zu sehr geistig retardiert, um auch nur Rudimente der Themen zu verstehen:
Redaktionell geprägte Begriffe verursachen SAGENHAFTE Verständnislosigkeit: Die Begriffe „Schutzschrift“ oder „Vorteilsabschöpfung“ konnte KEIN EINZIGER der 1002 Befragten erklären und bei anderen Neologismen sieht es kaum besser aus: Auch "Koalitionsfreiheit" (99 Prozent), "Pflegestützpunkte" (98 Prozent) oder "Basta-Politik" (90 Prozent) seien weitgehend unbekannt, berichtete Emnis. Selbst beim in den vergangenen Wochen dank Bahn-Streik topaktuellen Begriff "Tarifautonomie" mussten 89 Prozent passen.
Ich finde, daß die ARD daraus Konsequenzen ziehen sollte und gleich ein paar Schimpansen moderieren lassen sollte. Die könnten ein bisschen mit Fäkalien werfen und nach zehn Minuten wird die Wetterkarte eingeblendet.
Das dürfte immer noch intellektuell genügend Herausforderung sein – schließlich muß der gemeine tumbe Dumpfdeutsche die vielen verschiedenen Temperaturwerte noch von der Bundesligatabelle und den Lottozahlen unterscheiden – vermutlich ist schon das wieder eine unlösbare Aufgabe für die meisten Zuschauer.
Also vielleicht doch nur Teletubbis zeigen – denn zu mehr reicht es ja bei uns wohl nicht mehr; ein Volk, das sich ehemals mit Dichtern und Denkern gleichsetzte ist nun ins intellektuelle Koma gesendet worden.
Über die Medien und ihre angebliche Verflachung lässt sich trefflich streiten.
Eine gute Methode abgesehen von dem Hintergrundrauschens der allgemeinen Werteverfalljammerei tatsächliche Veränderungen zu beobachten sind die Wiederholungen der Tagesschau, die es täglich auf diversen dritten Programmen gibt.
NDR und WDR zeigen (fast) täglich die Tagesschau von 1987, auf BR-Alpha gibt es eine Version von 1982 und HR zeigt täglich um 4.45 Uhr die Tagesschau von 1977. Daran kann man verschiedene interessante Dinge beobachten – es stimmt zum Beispiel tatsächlich, daß die Politiker der Sozialliberalen Koalition 1977 niemals auch nur annähernd so ein flaches nichtssagendes Geblubbere von sich gaben, wie heute. Die Sätze des Kanzlers hatten immer Hand und Fuß, man weiß immer wo er steht und wie er seine Position begründet. Ganz im Gegensatz zur heutigen Kanzlerin, die schon seit 1998 ständig in der Öffentlichkeit Erklärungen abgibt und man immer noch nicht weiß, was sie eigentlich will. Zugegebenermaßen kann ich das nicht als reines Zeitphänomen erklären.
Helmut Schmidt gibt bis heute niemals diese sinnentleerten Sprechblasen von sich und Merkel ist eben eine besonders rückgratlose Person.
Bizarr und erschreckend ist die Parallelität der Themen:
Staatsverschuldung, Rentenunsicherheit und Arbeitslosigkeit (hat in den 70er die EINE MILLION-Marke durchbrochen, was die CDU als Bankrott der Politik brandmarkt – insbesondere DER Kohl, der später in seiner Kanzlerschaft die Arbeitslosigkeit noch mal verfünffacht). Außenpolitisch sind die Themen der Palästina-Israel-Konflikt, Öl-Preise und Iran.
Wenn Dagmar Berghof nicht so groteske schultergepolsterte grellgrüne Rüschenhemdchen anhätte, würde man meinen, daß man doch in der 2007-Version gelandet ist.
Optiker scheint es allerdings damals noch nicht gegeben zu haben – jedenfalls keine Brillendesigner. Alle Männer tragen kiloschwere XXL-Brillen mit mindestens drei Zentimeter dicken schwarzen Fassungen.
Die Struktur der Sendungen ist aber sehr anders, weil sie verglichen mit heute geradezu monothematisch zu sein scheinen. Bei großen Themen wie einer Bundestagsdebatte kann der Bericht gut und gerne mal zehn Minuten dauern, statt der heute üblichen 20 Sekunden.
Reden werden so ausführlich wiedergegeben, daß man sich sogar tatsächlich einen eigenen Eindruck des Inhalts machen kann und dafür wird eben weggelassen, wie Boris Beckers neue Flamme gerade heißt und der Fußballteil nimmt statt 2/3 der Sendung nur ein paar Sekunden für die Ergebnistabelle ein.
Die heutigen Sekundenschnipsel, in denen simple Themchen wie die Gesundheitsreform, OECD-Studien oder wegweisende Verfassungsgerichtsurteile abgehandelt werden, führen jedoch offenbar nicht dazu, daß die TV-Glotzer heutzutage schneller und umfassender informiert sind.
Ich staunte nicht schlecht, als letzte Woche eine Emnid-Umfrage zur Tagesschau veröffentlicht wurde.
Das eindeutige Ergebnis: Die Zuschauer sind bedauerlicherweise generell zu sehr geistig retardiert, um auch nur Rudimente der Themen zu verstehen:
Redaktionell geprägte Begriffe verursachen SAGENHAFTE Verständnislosigkeit: Die Begriffe „Schutzschrift“ oder „Vorteilsabschöpfung“ konnte KEIN EINZIGER der 1002 Befragten erklären und bei anderen Neologismen sieht es kaum besser aus: Auch "Koalitionsfreiheit" (99 Prozent), "Pflegestützpunkte" (98 Prozent) oder "Basta-Politik" (90 Prozent) seien weitgehend unbekannt, berichtete Emnis. Selbst beim in den vergangenen Wochen dank Bahn-Streik topaktuellen Begriff "Tarifautonomie" mussten 89 Prozent passen.
Ich finde, daß die ARD daraus Konsequenzen ziehen sollte und gleich ein paar Schimpansen moderieren lassen sollte. Die könnten ein bisschen mit Fäkalien werfen und nach zehn Minuten wird die Wetterkarte eingeblendet.
Das dürfte immer noch intellektuell genügend Herausforderung sein – schließlich muß der gemeine tumbe Dumpfdeutsche die vielen verschiedenen Temperaturwerte noch von der Bundesligatabelle und den Lottozahlen unterscheiden – vermutlich ist schon das wieder eine unlösbare Aufgabe für die meisten Zuschauer.
Also vielleicht doch nur Teletubbis zeigen – denn zu mehr reicht es ja bei uns wohl nicht mehr; ein Volk, das sich ehemals mit Dichtern und Denkern gleichsetzte ist nun ins intellektuelle Koma gesendet worden.
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